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Samstag, 9. September 2023: Bellarmin an Mephisto
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Eine Krankheit greift um sich. Symptom: Manifeste selektive Erinnerungsstörung. Vermutlich einstufbar als Berufskrankheit.
Denn anscheinend werden vornehmlich Politiker befallen.
Aktuell betreffen die spektakulärsten Fälle den deutschen Bundeskanzler und den bayerischen Wirtschaftsminister. Ersteren, weiter nördlich geboren, haben seine Eltern in Osnabrück Olaf genannt, letzterem, weiter südlich geboren, gaben seine Eltern in Egoldsbach den Namen Hubert.
Dem Olaf genannten jetzigen Regierungschef der größten Wirtschaftsmacht Europas wird vorgeworfen, im vergangenen Jahrzehnt als Erster Bürgermeister in Hamburg Einfluß genommen zu haben zugunsten der privaten Warburg-Bank. Also zu Ungunsten der Stadt Hamburg. Der dadurch ein Verlust an Steuermitteln im mittleren zweistelligen Millionenbereich drohte im sogenannten „Cum Ex“-Skandal.
Und an das entscheidende Zusammentreffen mit jenen Bankleuten, er allein mit den Bankleuten („Bänker“ im journalistischen Dummdeutsch), zu Ungunsten seiner Stadt, da kann er sich nicht mehr dran erinnern!
Da hat der Olaf genannte damalige Erste Bürgermeister des Stadtstaates Hamburg und heutige Kanzler der Bundesrepublik Deutschland einen permanenten Totalausfall („Bläckaut“ im journalistischen Dummdeutsch). Augenscheinlich mangelt es dem gelernten Advokaten und heutigen Kanzler der Bundesrepublik Deutschland auch an kompetenten Beratern auf den Fachgebieten Erinnerungstechniken und Methoden des Gedächtnistrainings.
Vielleicht sind die Fachkräfte abgewandert!
Das Land soll sich ja im Niedergang befinden unter der Regierung des im Advokatenmetier geschulten Kanzlers der Bundesrepublik Deutschland.
Man muß nur aufpassen, daß die Krankheit nicht fortschreite! Manche Leute verdächtigen ihn bereits, daß er schon das Regieren vergesse.
Auch bei seinen Reden und Erklärungen (also seinen „Stätments“ nach journalistischem Dummdeutsch), da kann man sich nicht selten des Eindrucks erwehren, er, der gelernte Olaf, er lebe in einer anderen, in einer rosigen Realität.
La vie en rose.
Immer nur lächelnd und immer vergnügt…
Was man über den Hubert Geheißenen definitiv nicht sagen kann. Bei dieser Trachtenfigur wird es noch bizarrer.
Und es ergeben sich sogar Hinweise auf eine genetische Disposition der Krankheit!
Oder eine Ansteckungsgefahr.
Weil, sogar sein Bruder, der ja kein Politiker ist, sondern Waffenhändler, gewisse Symptome zeigt. Das Syndrom äußert sich bei den Gebrüdern dergestalt, daß der heutig waffenhändlerische Bruder nach eigenem Bekunden als Gymnasiast sich Ende der achtziger Jahre veranlaßt sah, enorme Energie und Zeit aufzubringen aus irgendeinem Antrieb, um sich an eine Schreibmaschine zu setzen und, vermutlich im Zweifingersystem, jedenfalls nachweisbar akribisch tippfehlerfrei und in einer nicht erinnerlichen Anzahl von Exemplaren, ein grauenhaftes Pamphlet zu verfassen.
Mit widerlichem Schwelgen zu Mordaufrufen in nationalsozialistischen Vernichtungslagern.
Das kann nicht jeder.
Das kriegt nicht jeder hin.
Ob das bereits ein Vorbote war des Krankhaften?
Und der Hubert nun, der ist jedenfalls nachweislich erwischt worden mit einer nicht erinnerlichen Anzahl Exemplaren der nicht erinnerlichen Gesamtzahl des Blattes in seiner Schultasche.
Soweit zu den Fakten.
Doch jetzt kommt’s: Trotz der beachtenswerten Singularität des Vorfalls im Leben eines Heranwachsenden, der Hubert kann sich beileibe nicht erinnern, ob es also mehrere Exemplare waren in seiner Schultasche oder nur ein einziges. Und ob er sie verbreitet hätte auf den Schulklos oder ob er sie einsammelte von den Schulklos. Also ob es ihm darum gegangen war, seinen Bruder zu bewahren vor den Auswirkungen seiner Abnormität. Oder ob er seinen Bruder unterstützen wollte bei seiner Abnormität.
Ja mehr noch, auch Huberts Bruder kann sich nicht erinnern. Ob Hubert austeilte. Oder einsammelte. Und aus welchem Grund. Und wieviele er austeilte. Oder einsammelte.
etc. pp.
Also, um sich das ganze Ausmaß der geistigen Beeinträchtigung durch diese Krankheit einmal vor Augen zu führen: Beide Brüder, die angesichts des gegenwärtigen Skandals sich ja zusammensetzen können oder miteinander telefonieren können oder im Netz sich austauschen können („Netzwerk“ im journalistischen Dummdeutsch), die kriegen es beim besten Willen nicht mehr zusammen, was einmal war.
Sie wissen eben nur noch, aber dies todsicher, daß der Verfasser der Bruder war vom Hubert.
Zum Glück für Hubert.
Auf einem Schülerfoto im SPIEGEL aus der nämlichen Zeit ist ausgerechnet der Hubert zu sehen, als trüge er ein Bärtchen wie Hitler unter seinem Gesichtserker. Und offenbar vom Erinnerungslücken-Syndrom verschont gebliebene Mitschüler besinnen sich auf Hitlergrüße des Hubert beim Betreten des Klassenzimmers und auf Hitlers „Mein Kampf“ in Huberts Schultasche.
Ganz anders erscheint da der geistige Habitus des bayrischen Landesherrn. Der stellte sich vor die Presse und verkündete, und daß noch bevor der Fragenkatalog überhaupt ausgearbeitet war, es werden dem Hubert nicht 23 Fragen gestellt oder 28 Fragen gestellt, nein, nein, dem Hubert werden definitiv 25 Fragen gestellt!
Die der Hubert zeitnah zu beantworten habe.
Welch vorauseilendes Zahlengedächtnis!
Die SPD kommt bei der Ankündigung von Programmen vorauseilend nur immer auf 10 Punkte.
In der bayerischen Landesregierung zumindest scheint das Syndrom also wahrscheinlich noch nicht weiter um sich gegriffen zu haben. Aber es mehren sich Hinweise, daß es überspränge auf Journalistinnen, Journalisten und journalistende Diverse etc. pp.! Zum Beispiel jüngst in der 20-Uhr-Tagesschau, bei der man in den letzten Jahren zunehmend bei gewissen, also bei bestimmten Themen gewisse bestimmte Ausfälle beobachten konnte im Meldungsspektrum. Auffällig beispielsweise, zumindest bis zum russischen Überfall auf die Ukraine, im Hinblick auf das russisches Gebaren hinsichtlich russischer Gasleitungen („Gaspeipleins“ im journalistischen Dummdeutsch) und das Ausmaß der Kritik daran innerhalb der sogenannten Europäischen Union. Aber auch hinsichtlich gewisser bestimmter anderer Themen. Jüngst demnach sogar im Zusammenhang mit dem unheimlich heimeligen Hubert, dem nun, unbeschadet seiner gewissen bestimmten Geisteslücken, die Herzen trachtentragender Schulterklopfer zentnerweise zuzufliegen scheinen in bayerischen Bierzelten.
Das ist Deutschland, wie es stinkt und kracht.
Was die 20-Uhr-Tagesschau, die am selben Abend zwar über den Skandal um Hubert berichtete, aber zu berichten vergaß, nämlich das Wesentliche:
Der gedächtnisgestörte Hubert hatte die Präsidentin der israelitschen Kultusgemeinde München und Oberbayern und ehemalige Vizepräsidentin des Jüdischen Weltkongresses, nämlich die Charlotte Knobloch angerufen. Um sich publikumswirksam bei ihr zu entschuldigen.
Für was eigentlich?
Jetzt werde ich schon selber gedächtnisgestört!
Ach ja, für das, was er ganz fest weiß. Für das von ihm ja nicht verfaßte Flugblatt.
Und nun stell Dir vor: Die Charlotte Knobloch hat sich nicht für das bayerisch geplante ekelerregende Schmierenstück hergegeben!
Sie hat dem widerlichen Hubert die Annahme der Entschuldigung verweigert!
Hat sie gut gemacht, die Charlotte Knobloch!
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Sonntag, 3. September 2023, Die WELT AM SONNTAG:
Hubert Aiwanger möchte die Angelegenheit nicht in Ordnung bringen. Er möchte nicht sagen, warum er als 17-Jähriger Flugblätter mit sich herumtrug, die das Andenken an die Opfer der nationalsozialistischen Vernichtungslager verhöhnten. Er will sich nicht erinnern, ob er diese verteilt hat. Oder, im Gegenteil, eingesammelt. Er verlangt weiterhin, ihm zu glauben, er sei nicht der Verfasser, sondern sein Bruder. Über dessen damalige Weltanschauung will er aber auch nicht sprechen. Erst stritt Aiwanger alles ab. Dann sagte er einige Tage gar nichts. Dann bestand er darauf, ‚als Erwachsener‘ kein Antisemit gewesen zu sein. Später korrigierte er, ‚nie‘ Antisemit gewesen zu sein. Er sieht nicht die Opfer. Er sieht sich als Opfer. Das allein ist bestürzend. Schlimmer noch: Aiwanger scheint dieses Gefühl jetzt politisch vermarkten zu wollen: auf den Marktplätzen und in den Festzelten des bayerischen Landtagswahlkampfs. Das ist brandgefährlich und völlig verantwortungslos.
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