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4. Dezember 2021: Bellarmin an Mephisto
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Die Reagierungszeit Angela Merkels ist nun vorbei nach 16 Jahren (in Worten: sechzehn!). Man vernimmt Elogen. In den öffentlich-rechtlichen Medien. Und aus dem Ausland. Immer fleißig und nett gewesen zu sein. Auch ich will mich da anschließen „mit Fröhlichkeit im Herzen“. Während jener 16 Jahre habe ich diese Frau immer bewundert.
Für ihren Fleiß.
Für das Absolvieren ihres Arbeitspensums.
Hut ab!
Vollkommen ehrlichen Respekt!
Und sie meinte ja auch selber, alles richtig gemacht zu haben. Aber das dürfe sich nicht wiederholen.
Tatsächlich!
Und unhinterfragt.
Allerdings, wenn es unter uns bleibt, muß ich Dir eines gestehen: Ihre Reden! Ich könnte ihr vieles verzeihen, sogar ihre Wagner-Verehrung.
Samt ihren Abendroben.
Aber ihre Reden!
Obwohl man ihr tatsächlich beizubringen vermochte, Körpersprache einzusetzen. Die Lernschritte ließen sich, beginnend mit unmotiviertestem Händeherumgefuchtel, dann auch im einzelnen beobachten. Wenngleich, ich gestehe Dir jetzt noch was.
Ein großes Geheimnis!
Wenn es unter uns bleibt.
Es ist mir nie gelungen während der ganzen sechzehn ausführlichen Jahre, auch nur ein einziges Mal einen einzigen ihrer Diskurse bis zum Ende zuzuhören. Sie hat zwar gesagt, wir schaffen das, aber ich habe das nie ausgehalten.
Allein schon die Intonation! Als wäre sie Ansagerin im „Radio DDR“!
Mit einer Stimme, als spräche sie beständig zu Bekloppten, die ruhigzustellen wären!
Ihre Tongebung bestenfalls noch interpretierbar als Märchenstunde für Kinder im Vorschulalter.
Ich hab das nie geschafft!
Mir ist aber auch nie etwas passiert oder auch nur entfernt aufgefallen, etwas Informatives verpaßt zu haben, um die Weltläufe richtig verstehen und einordnen zu können. Nicht im geringsten!
Mir ging es weiterhin immer gut. Oder sogar besser, als wenn ich wohl zugehört hätte.
Wie sie „unser Mitgefühl gilt den Angehörigen“ vom Blatt abliest.
Oder „das ist total inakzeptabel“.
Heute berichtete man ja wehmütig, Angela Merkel habe ihre letzte Botschaft ins Netz, nein, sie habe ihren letzten Pottkahst ins Internet gestellt.
Es sollen über 600 Pottkahste gewesen sein!
Allein das – was für eine Leistung!
Man möchte meinen, ihr Lebenswerk.
Für die Nachwelt.
Ich weiß gar nicht, wie lange so ein einziger Pottkahst von ihr dauert, aber man stelle sich das einmal vor: 600!
Das sind sicher hintereinander ein paar Tage Lebenszeit!
Allein schon das bloße Anschauen!
Ich versuche mir vorzustellen, wie leer müßte mein Leben sein, wenn ich dafür Zeit zu opfern, für wichtig hielte!
Und wie nervenfrei!
Und wenn ich Journalist wäre, würde ich unbedingt mal, wenn ich jemanden fände, ihn interviewen, was es ihm gebracht habe.
Sich freiwillig solchen Härten auszusetzen.
Ihn fragen nach seinem Gewinn.
An Horizonterweiterung.
Und wie es sein Leben künftig lenkte.
Da ich gerade dabei bin: Also, was hat Merkel bewirkt in den sechzehn Jahren ihrer Reagierungszeit? Worin bestehen ihre sonstigen Meriten?
Also sie war keine Rednerin.
Bisweilen klingt, immerhin zitierend, sogar in unseren Medien an, sie sei auch keine Visionärin.
Und das ist es!
Da liegt der Hase im Pfeffer!
Einmal im Sachverhalt der Aussage liegt der Hase, doch vielleicht noch mehr im lediglich zitierenden Anklingen eines Sachverhalts.
Eines Faktums.
Weil als Beleg: sie hat Deutschland erfolgreich geführt ins politisch korrekte Biedermeier.
Der politisch korrigierenden Faktenvermeidung.
Ein weites Feld.
Beispiel?
Nein, ich will jetzt gar nicht reden über ihre unsäglichen Sommerpressekonferenzen.
Und um die Büchse der Pandora auch nicht allzuweit zu öffnen, sonst kriegen wir den Deckel überhaupt nicht mehr zu: Wie der Deutschlandfunk heute vermeldete, in Frankreich formieren sich gerade die Kandidaten der hierzulande immer noch als seriös eingestuften Konservativen für den kommenden Präsidentschaftswahlkampf. Also nicht etwa Marine Le Pen, nicht die Rassemblement National. Doch sie, die also sogar deutschen Journalisten öffentlich-rechtlicher Medien als seriös geltenden Kandidaten der Konservativen betrachten es einhellig als ihre erstrangige Aufgabe, die illegale Einwanderung zu bekämpfen aus irgend einem Grund.
Genau wie Marine Le Pen, wie die Rassemblement National.
Siehst Du, und genau das ist nun ein Meritum unserer Reagierungschefin: In Deutschland gab es all die merkelschen Jahre keine illegale Einwanderung!
Oder, und das ist ein weiteres merkelsches Meritum, oder hast Du etwas darüber vernommen in unseren öffentlich-rechtlichen Medien?
Was?
Einmal wäre sogar die Rede gewesen von „Identitätverweigerern“?
Ja, aber in sechzehn Jahren einmal und dann nie wieder!
Und unsere Reagierungschefin hat neulich erst erklärt, wir haben das geschafft.
Okay, zuletzt gab es ein paar. Wegen dieses weißrussischen Despoten. Mit dem unsere Reagierungschefin aber fleißig telefoniert hat über die Köpfe unserer in Abwehr für unsere Reagierungschefin stehenden polnischen Nachbarn hinweg.
Und bei der Gelegenheit ein weiteres Verdienst: Sie wird sicher dabei versucht haben, mit dem Weißrussen einen Kompromiß auszuhandeln. Denn Kompromiß, das ist in Deutschland endgültig gleichgeworden während ihrer Reagierungszeit mit Lösung.
Kompromiß = Lösung.
Eine Lösung ohne Kompromiß, das kann man sich hierzulande überhaupt nicht mehr vorstellen!
Sogar als diese blöde Seuche auftauchte, hat man sich fleißig bemüht, einen Kompromiß auszuhandeln. Zwischen „geimpft“ und „ungeimpft“.
Und sogar schon einen Friedomm Dä verkündet für das Frühjahr.
Nun gut, aber was unserer Reagierenden fehlte an politisch vorausschauender Gestaltungskraft, das hat sie immerhin zu kompensieren versucht mit werkelndem, nein mit merkelndem Fleiß.
Unermüdlich.
Als Konzeptionsersatz.
Um reagierend Deutschland zu verwalten.
Und immer fleißig bemüht, einen Worstkäs zu verhindern.
Quotenregelung!
Mittels erfolgreicher Abschaffung des Konjunktivs II.
Die anderen europäischen Länder „müssen“.
Die haben aber nicht gemußt.
Die „sollten“.
Womit wir wieder angelangt wären bei der biedermeierlichen Rolle der Medien unter Merkel.
Doch hier machen wir es heute wie diese, nämlich schnell den Deckel drauf auf die Büchse.
Merkel ade!
Bleibt nur anzumerken als Auffälligkeit, daß plötzlich niemand mehr behauptet, wir würden uns noch nach unserer Reagierungschefin zurücksehnen.
Sondern anscheinend tragen, nun bei ihrem Scheiden, alle, wie sie es selbst zuletzt wünschte, Fröhlichkeit im Herzen…
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Samstag, 4. Dezember 2021, Deutschlandfunk:
Zum Abschluss noch ein Blick aus Aserbaidschan auf das Ende der Ära Merkel – in der Zeitung MÜSAVAT aus Baku heißt es dazu: „Vor 39 Jahren hieß der deutsche Regierungschef Helmut Kohl, ein strenger Mann. Er blieb 16 Jahre lang Bundeskanzler. 2005 zog Angela Merkel als erste Frau ins Bundeskanzleramt ein. Und sie blieb 16 Jahre Regierungschefin. Das zeigt, dass die Deutschen mit der Regierungsweise ihrer Spitzenpolitiker zufrieden sind. Und dass die deutschen Politiker lange regieren, hat damit zu tun, dass sie nicht gleich nach ihrem Amtsantritt versuchen, Millionenvillen für sich zu bauen und Vermögen anzulegen. Die Merkel-Regierung hat gut gearbeitet. Merkel selbst war als Regierungschefin eine ehrliche, gewissenhafte und prinzipientreue Frau. Sie wohnte eher bescheiden und erledigte ihre Einkäufe selbst. Jetzt wurde sie mit Zapfenstreich und Orchester aus ihrem Amt entlassen. Der Weltpolitik wird diese Frau fehlen, aber eine neue Merkel wird es nicht geben.“ Davon ist die aserbaidschanische Zeitung MÜSAVAT überzeugt.
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