A N A B A S I S

Thalatta ! Thalatta !

Schlagwort-Archiv: Heraklit

Wer oder was ist bekloppt ?

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Samstag, 27. Mai 2023: Der Ritter vom heiligen Geist an Mephisto

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Der Mensch gleicht einem Wesen in einer Art Hamsterrad, das sich selber zwingt, immer schneller zu laufen, um wenigstens auf der Stelle bleiben zu können.

Bis es zugrunde geht, weil es nicht mehr so schnell laufen kann, wie es laufen müßte.

Die Menschheit hat bis heute nicht begriffen, daß „actio = reactio“, Newtons drittes Axiom, nicht allein separat für die Mechanik gilt.

Sondern daß wir es hier zu tun haben mit dem obersten Prinzip unseres Universums überhaupt.

Denn sie hat Heraklit vergessen und kann deshalb den Zusammenhang nicht sehen, daß das Newtonsche Axiom nichts weiter darstellt als eine auf die Mechanik verengte Ableitung aus der mittlerweile 2500 Jahre alten Erkenntnis, daß der „Krieg aller Dinge Vater ist“ „und daß alles durch Streit und Notwendigkeit zum Leben kommt“ in einem dialektischen Kampf von Gegensätzen.

Wobei sie unbewußt mit ihrem über tausende Jahre währenden Unverständnis immerhin eine weitere heraklitische Erkenntnis bestätigt:

Für dies Wort [Weltgesetz] aber, ob es gleich ewig ist, gewinnen die Menschen kein Verständnis, weder ehe sie es vernommen noch sobald sie es vernommen.“

Zur Verdeutlichung:

Nehmen wir einmal an, Max Pfiffig erfindet einen Lastkraftwagen. Das bringt große Freude, und der Max erhält den Nobelpreis. Denn: Mit Hilfe des Lastkraftwagens wird es möglich, sehr viel schneller sehr viel mehr Getreide von den Feldern an die Dreschflegel zu transportieren.

Als mit Pferden!

Und von den Dreschflegeln zu den Mühlen der Welt!

Und das Mehl der Mühlen zu den Bäckern!

Und die Brote der Bäcker zu den Verteilern und Verkäuferinnen!

Wunderbar!

Damit wird es möglich, sehr viel mehr Menschen auf unserem Erdball zu sättigen als zuvor.

Eine vortreffliche Sache!

Mit der Folge: Die Menschen werden satter und gesünder, die Fertilität unserer Gattung steigert sich, die Menschen vermehren sich fleißiger, können noch mehr Lastkraftwagen bauen und können mit noch mehr Lastkraftwagen noch mehr Körner zu den Mühlen fahren, und eines schönen Tages hat sich die Erdbevölkerung von vier Milliarden ungesättigten Erdenbürgern auf acht Milliarden verfettete verdoppelt.

Was für ein Fortschritt!

Einhundert Jahre später jedoch reift die Erkenntnis und stellt die UNO unwiderruflich fest, daß das Fahren von LKWn in unserem begrenzten System unweigerlich zum Erstickungstod nicht nur unserer Gattung führt, und daß man die Katastrophe lediglich noch mittels eines plötzlichen Stops jener Vehikel vermeide.

Da ist guter Rat teuer!

Es existieren nun exakt zwei Möglichkeiten:

Entweder, denn Verzicht ist nicht der Menschen Sache, entweder die heraklitischen Vielen verweigern sich, wie gewöhnlich, der Erkenntnis und scheren sich nicht weiter drum.

Und verfolgen die „Letzte Generation“ als kriminelle Vereinigung.

Bis man es nicht mehr schafft, die Laster ausreichend stillzulegen.

Und die Menschheit geht an ihren Gasen zugrunde.

Oder es gelingt noch rechtzeitig, die Brummis anzuhalten und meinethalben einzustampfen und rückstandslos in Plastikeimer zu rizeikeln nach einem patentierten Verfahren von Max Pfiffig junior.

Oder sie samt ihren schädlichen „Ab“gasen bei Asse in garantiert sicheren unterirdischen Zwischenlagern endzulagern…

Und vier Milliarden Menschen werden verhungern.

Ich prophezeie:

1) Das sogenannte 1,5-Grad-Ziel als Begrenzung der Erderhitzung bis zum Jahr 2100 ist, und das war von Anfang an vorhersehbar, nicht zu halten.

2) Das sogenannte 2-Grad-Ziel als maximale Begrenzung der Erderhitzung bis zum Jahr 2100 ist, und das war von Anfang an vorhersehbar, ebenfalls nicht zu halten.

3) Auch nach dem Jahr 2100 werden, und das wird weltweit von den Politikern selbst noch im Jahre 2023 in keiner Weise eingeplant, auch nach dem Jahr 2100 werden die Temperaturen weiter steigen.

4) Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden die verzweifelten Mahner der „Letzten Generation“ bei den Überlebenden der Klimakatastrophe, und das werden nicht acht Milliarden Menschen sein und schon gar nicht zehn Milliarden, die verzweifelten Mahner der „Letzten Generation“ werden bei den Überlebenden der Klimakatastrophe als Helden gelten!

5) Ihr werdet euch noch wundern!

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Ich finde das völlig bekloppt, sich irgendwie an ein Bild festzukleben oder auf der Straße.

Olaf Scholz, der ansonsten mit dem Vorwurf der Zögerlichkeit bedachte und jedenfalls unter partiellen Gedächtnisstörungen leidende Kanzler der Bundesrepublik Deutschland im Hinblick auf die „Letzte Generation

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Die Letzte Generation stellt eine kriminelle Vereinigung gemäß § 129 StGB dar!“

Das Landeskriminalamt Bayern, das am Mittwoch rund 170 Beamte in sieben Bundesländern zwecks Durchsuchung von 15 Wohnungen und Geschäftsräumen in Bewegung setzte, auf seiner Website in einem später begründungslos gelöschten Zitat

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Berlins Innensenator Geisel, SPD, verurteilte die Angriffe auf Polizisten durch Hausbesetzer. Er sprach im Abgeordnetenhaus von ‚äußerster Brutalität‘ und ‚offenem Gangstertum‘. Bundespräsident Steinmeier bezeichnete die Gewalt als nicht hinnehmbar. Bereits gestern waren 60 Einsatzkräfte bei Auseinandersetzungen mit den Bewohnern verletzt worden.“

Freitag, 18. Juni 2021, Deutschlandfunk über die Gewalttaten der linksextremistischen Hausbesetzer in der Rigaer Straße 91 in Berlin und ihre Unterstützer, die bereits jahrelang auch die Anwohner der Umgegenden terrorisieren, unter anderem mit eingeschlagenen Schaufensterscheiben und durch Brandstiftungen an Müllcontainern und Autos, und gegen die bis heute, trotz „nicht hinnehmbar“er Gewalt mit „äußerster Brutalität“ und „offenem Gangstertum“, kein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Bildung einer kriminellen Vereinigung nach § 129 eingeleitet wurde.

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Über den Herdentrieb

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Samstag, 6. Mai 2023: Bellarmin an Mephisto

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Ob früher mit Negativfilm in schwarz-weiß, später in Farbe, schließlich digital, es blieb und bleibt immer dasselbe: wenn Onkel Otto und Tante Therese auf einem Photo konterfeit werden, dann sahst und siehst Du auf dem oberen Zweidrittel der Bildfläche nichts als das völlige Einerlei des Graus oder Blaus der öden Himmelsfläche. Und im unteren Teil stehen klein und doof Therese und Otto.

Mit abgeschnittenen Füßen!

Da kannst Du sicher sein.

Die Normalknipser kriegen es nicht fertig, Menschen mit ihren Füßen auf dem Boden abzubilden! Selbst wenn im Hintergrund nicht ein Fernsehturm oder ein Völkerschlachtdenkmal oder eine Liebfrauenkirche oder ein Belvedere oder eine Sphinx mit aufs Bild sollen.

Anderes Beispiel: Seit geraumer Zeit tauchen im Fernsehen ja nun häufiger Videosequenzen auf, die von Privatpersonen aufgenommen wurden.

Ausnahmslos hochkant!

Links und rechts wird krampfartig dann auf den inzwischen gängigen Breitwandbildschirmen, meist leicht abgedunkelt, das Geschehen auf der schmalen eigentlichen Bildfläche umrißartig gespiegelt.

Zwecks Flächenfüllung…

Und Du brennst darauf, vom Geschehen und seinem Umfeld doch ein Gesamtbild zu sehen auf Deinem Breitwandbildschirm!

Das erlebst Du auch in freier Wildbahn. Guck nur hin! Die Leute stehen im Park vor dem Schloß, Kantenlänge zweihundert Meter, und filmen voller Wonne mit ihrem Händi dieses Panorama.

Hochkant!

Und kommen, da kannst Du drauf wetten, nicht im entferntesten auf die simpelste aller Ideen: Nämlich das Händi dabei einfach im Querformat zu halten!

Jetzt feierte man also am Monatsbeginn die Einführung des „Deutschlandtickets“.

Des „Tickets mit einer deutschlandweiten Flättret im Nahverkehr“!

Also, um es in unserer Muttersprache zu sagen, eines Fahrscheins zum deutschlandweiten Pauschalpreis von 49 Euro.

Kann man ja machen.

Wobei betont wurde, daß der Streit um die längerfristige Finanzierung noch nicht beendet wäre.

Apropos Herdentrieb, soweit ich sah und hörte, wurde nicht ein einziges Mal ein Grund genannt in der bisweilen erbitterten Debatte zwischen Bund und Bundesländern um die Finanzierung des Preises, warum letztes Jahr ausgerechnet 9 Euro statt schlicht und einfach 10, warum angedacht dann krumme 19 Euro oder 29 Euro statt 20 oder 30, warum jetzt 49 Euro statt pauschal 50 als „Flättret“ für den bundesweiten Nahverkehr.

Ja, ich hörte noch nicht einmal irgend jemanden irgendwo auch nur die Frage stellen.

Ich vermute sogar bei der allgemein zu beobachtenden Oberflächlichkeit des Planens und Regierens der gegenwärtigen Planer(innen und außen), daß ihnen eine derartige Frage noch nicht einmal in ihren Sinn kam.

Und ich halte es keinesfalls für abwegig, sondern vermute überdies stark aus irgend einem Grund, bei jenen Fraglosen und Flättret-Sagern handelt es sich zugleich um fleißig jendernde Hohmoffis- und Hottspott-Sager(innen und außen). Also um die derzeitigen heraklitischen Vielen. Mit ihrer Realitätswahrnehmung und Lebensart. Die sich allerdings wacker wähnen bei der Volkserziehung zum richtigen Sprechen und gleichgeschalteten Denken.

Ich halte weder das Fehlen der einen Euro Mehreinnahme noch das Fehlen jener Frage für eine Bagatelle.

Sondern für ein beispielhaftes Symptom.

Und ich halte das für erschreckend.

Denn derartige Beispiele häufen sich.

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Es wieder wagen, das Offensichtliche zu sagen

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30. Juli 2022: Hans Christian an Mephisto

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Des Kaisers neue Kleider

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Vor vielen Jahren lebte ein Kaiser, der so ungeheuer viel auf neue Kleider hielt, daß er all‘ sein Geld dafür ausgab, um recht geputzt zu sein. Er kümmerte sich nicht um seine Soldaten, kümmerte sich nicht um Theater, und liebte es nicht, in den Wald zu fahren, außer um seine neuen Kleider zu zeigen. Er hatte einen Rock für jede Stunde des Tages, und ebenso wie man von einem König sagt, er ist im Rat, so sagte man hier immer: „Der Kaiser ist in der Garderobe!“

In der großen Stadt, in welcher er wohnte, ging es sehr munter her. An jedem Tage kamen viele Fremde an, und eines Tages kamen auch zwei Betrüger, die gaben sich für Weber aus und sagten, daß sie das schönste Zeug, was man sich denken könne, zu weben verständen. Die Farben und das Muster seien nicht allein ungewöhnlich schön, sondern die Kleider, die von dem Zeuge genäht wurden, sollten die wunderbare Eigenschaft besitzen, daß sie für jeden Menschen unsichtbar seien, der nicht für sein Amt tauge oder der unverzeihlich dumm sei.

„Das wären ja prächtige Kleider,“ dachte der Kaiser; „wenn ich solche hätte, könnte ich ja dahinter kommen, welche Männer in meinem Reiche zu dem Amte, das sie haben, nicht taugen, ich könnte die Klugen von den Dummen unterscheiden! Ja, das Zeug muß sogleich für mich gewebt werden!“ Er gab den beiden Betrügern viel Handgeld, damit sie ihre Arbeit beginnen sollten.

Sie stellten auch zwei Webstühle auf, thaten, als ob sie arbeiteten, aber sie hatten nicht das Geringste auf dem Stuhle. Trotzdem verlangten sie die feinste Seide und das prächtigste Gold, das steckten sie aber in ihre eigene Tasche und arbeiteten an den leeren Stühlen bis spät in die Nacht hinein.

„Nun möchte ich doch wissen, wie weit sie mit dem Zeuge sind!“ dachte der Kaiser, aber es war ihm beklommen zu Mute, wenn er daran dachte, daß der, welcher dumm sei oder schlecht zu seinem Amte tauge, es nicht sehen könne. Nun glaubte er zwar, daß er für sich selbst nichts zu fürchten brauche, aber er wollte doch erst einen andern senden, um zu sehen, wie es damit stehe. Alle Menschen in der ganzen Stadt wußten, welche besondere Kraft das Zeuge habe, und alle waren begierig zu sehen, wie schlecht oder dumm ihr Nachbar sei.

„Ich will meinen alten, ehrlichen Minister zu den Webern senden,“ dachte der Kaiser; „er kann am besten beurteilen, wie das Zeug sich ausnimmt, denn er hat Verstand, und keiner versieht sein Amt besser als er!“

Nun ging der alte, gute Minister in den Saal hinein, wo die zwei Betrüger saßen und an den leeren Webstühlen arbeiteten. „Gott behüte uns!“ dachte der alte Minister und riß die Augen auf. „Ich kann ja nichts erblicken!“ Aber das sagte er nicht.

Beide Betrüger baten ihn näher zu treten, und fragten, ob es nicht ein hübsches Muster und schöne Farben seien. Dann zeigten sie auf den leeren Stuhl und der arme, alte Minister fuhr fort die Augen aufzureißen, aber er konnte nichts sehen, denn es war nichts da. „Herr Gott,“ dachte er, „sollte ich dumm sein? Das habe ich nie geglaubt, und das darf kein Mensch wissen! Sollte ich nicht zu meinem Amte taugen? Nein, es geht nicht an, daß ich erzähle, ich könne das Zeug nicht sehen!“

„Nun, Sie sagen nichts dazu?“ fragte der eine von den Webern.

„O, es ist niedlich, ganz allerliebst!“ antwortete der alte Minister und sah durch seine Brille. „Dieses Muster und diese Farben! – Ja, ich werde dem Kaiser sagen, daß es mir sehr gefällt!“

„Nun, das freut uns!“ sagten beide Weber, und darauf benannten sie die Farben mit Namen und erklärten das seltsame Muster. Der alte Minister merkte gut auf, damit er dasselbe sagen könne, wenn er zum Kaiser zurückkomme, und das that er auch.

Nun verlangten die Betrüger mehr Geld, mehr Seide und mehr Gold, um es zum Weben zu gebrauchen. Sie steckten alles in ihre eigenen Taschen, auf den Webstuhl kam kein Faden, aber sie fuhren fort, wie bisher an den leeren Stühlen zu arbeiten.

Der Kaiser sandte bald wieder einen anderen tüchtigen Staatsmann hin, um zu sehen, wie es mit dem Weben stehe und ob das Zeug bald fertig sei; es ging ihm aber gerade wie dem ersten, er sah und sah; weil aber außer dem Webstuhle nichts da war, so konnte er nichts sehen.

„Ist das nicht ein hübsches Stück Zeug?“ fragten die beiden Betrüger und zeigten und erklärten das prächtige Muster, welches gar nicht da war.

„Dumm bin ich nicht,“ dachte der Mann; „es ist also mein gutes Amt, zu dem ich nicht tauge! Das wäre seltsam genug, aber das muß man sich nicht merken lassen!“ Daher lobte er das Zeug, welches er nicht sah, und versicherte ihnen seine Freude über die schönen Farben und das herrliche Muster. „Ja, es ist ganz allerliebst!“ sagte er zum Kaiser.

Alle Menschen in der Stadt sprachen von dem prächtigen Zeuge. Nun wollte der Kaiser es selbst sehen, während es noch auf dem Webstuhl sei. Mit einer ganzen Schar auserwählter Männer, unter welchen auch die beiden ehrlichen Staatsmänner waren, die schon früher dagewesen, ging er zu den beiden listigen Betrügern hin, die nun aus allen Kräften webten, aber ohne Faser oder Faden.

„Ja, ist das nicht prächtig?“ sagten die beiden ehrlichen Staatsmänner. „Wollen Ew. Majestät sehen, welches Muster, welche Farben?“ und dann zeigten sie auf den leeren Webstuhl, denn sie glaubten, daß die andern das Zeug wohl sehen könnten.

„Was!“ dachte der Kaiser; „ich sehe gar nichts! Das ist ja erschrecklich! Bin ich dumm? Tauge ich nicht dazu, Kaiser zu sein? Das wäre das Schrecklichste, was mir begegnen könnte. O, es ist sehr hübsch,“ sagte er; „es hat meinen allerhöchsten Beifall!“ und er nickte zufrieden und betrachtete den leeren Webstuhl; er wollte nicht sagen, daß er nichts sehen könne. Das ganze Gefolge, was er mit sich hatte, sah und sah, aber es bekam nicht mehr heraus, als alle die andern, aber sie sagten gleichwie der Kaiser: „O, das ist hübsch!“ und sie rieten ihm, diese neuen prächtigen Kleider das erste Mal bei dem großen Feste, das bevorstand, zu tragen. „Es ist herrlich, niedlich, ausgezeichnet!“ ging es von Mund zu Mund, und man schien allerseits innig erfreut darüber. Der Kaiser verlieh jedem der Betrüger ein Ritterkreuz, um es in das Knopfloch zu hängen, und den Titel Hofweber.

Die ganze Nacht vor dem Morgen, an dem das Fest statthaben sollte, waren die Betrüger auf und hatten über sechszehn Lichte angezündet. Die Leute konnten sehen, daß sie stark beschäftigt waren, des Kaisers neue Kleider fertig zu machen. Sie thaten, als ob sie das Zeug aus dem Webstuhl nähmen, sie schnitten in die Luft mit großen Scheren, sie nähten mit Nähnadeln ohne Faden und sagten zuletzt: „Sieh, nun sind die Kleider fertig!“

Der Kaiser mit seinen vornehmsten Beamten kam selbst und beide Betrüger hoben den einen Arm in die Höhe, gerade, als ob sie etwas hielten, und sagten: „Seht, hier sind die Beinkleider! hier ist das Kleid! hier der Mantel!“ und so weiter. „Es ist so leicht wie Spinnewebe; man sollte glauben, man habe nichts auf dem Körper, aber das ist gerade die Schönheit dabei!“

„Ja!“ sagten alle Beamte, aber sie konnten nichts sehen, denn es war nichts.

„Belieben Ew. kaiserliche Majestät Ihre Kleider abzulegen,“ sagten die Betrüger, „so wollen wir Ihnen die neuen hier vor dem großen Spiegel anziehen!“

Der Kaiser legte seine Kleider ab, und die Betrüger stellten sich, als ob sie ihm ein jedes Stück der neuen Kleider anzögen, welche fertig genäht sein sollten, und der Kaiser wendete und drehte sich vor dem Spiegel.

„Ei, wie gut sie kleiden, wie herrlich sie sitzen!“ sagten alle. „Welches Muster! welche Farben! Das ist ein kostbarer Anzug!“ –

„Draußen stehen sie mit dem Thronhimmel, welche über Ew. Majestät getragen werden soll!“ meldete der Oberceremonienmeister.

„Seht, ich bin ja fertig!“ sagte der Kaiser. „Sitzt es nicht gut?“ und dann wendete er sich nochmals zu dem Spiegel; denn es sollte scheinen, als ob er seine Kleider recht betrachte.

Die Kammerherren, welche die Schleppe tragen sollten, griffen mit den Händen gegen den Fußboden, als ob sie die Schleppe aufhöben, sie gingen und thaten, als hielten sie etwas in der Luft; sie wagten es nicht, es sich merken zu lassen, daß sie nichts sehen konnten.

So ging der Kaiser unter dem prächtigen Thronhimmel, und alle Menschen auf der Straße und in den Fenstern sprachen: „Wie sind des Kaisers neue Kleider unvergleichlich! Welche Schleppe er am Kleide hat! Wie schön sie sitzt!“ Keiner wollte es sich merken lassen, daß er nichts sah; denn dann hätte er ja nicht zu seinem Amte getaugt, oder wäre sehr dumm gewesen. Keine Kleider des Kaisers hatten solches Glück gemacht als diese.

„Aber er hat ja gar nichts an!“ sagte endlich ein kleines Kind. „Hört die Stimme der Unschuld!“ sagte der Vater; und der eine zischelte dem andern zu, was das Kind gesagt hatte.

„Aber er hat ja gar nichts an!“ rief zuletzt das ganze Volk. Das ergriff den Kaiser, denn das Volk schien ihm recht zu haben, aber er dachte bei sich: „Nun muß ich aushalten.“ Und die Kammerherren gingen und trugen die Schleppe, die gar nicht da war.

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Hans Christian Andersen (1805 -1875)

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Eigensinn

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1. April 2022: Serapion an Mephisto

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[Video 1’03“]

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Die meisten Menschen folgen nicht dem Logos, sondern ihrem Eigensinn.

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Denn des Menschen Sinn hat keine Einsichten.

Heraklit (um 550 v. Chr. – um 480 v. Chr.)

Sternstunden der Volksverarschung

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5. Februar 2022: Bellarmin an Mephisto

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Noch ein weiteres Beispiel für „Political Correctness“, also der politischen Korrektur unangenehmer Wahrheit zur politischen Gefälligkeit gefällig?

Okay, sollst Du haben:

Am 1. Oktober 2014 hatten der seinerzeitige Innenminister de Maiziere und der Chef des Bundeskriminalamtes Ziercke den aktuellen Lagebericht zur organisierten Kriminalität vorgestellt. Die Zahl der Ermittlungsverfahren war gegenüber dem Vorjahr um sieben Prozent, die der Tatverdächtigen um 15 Prozent, nämlich auf mehr als 9.000 gestiegen. Es seien immer mehr kriminelle Banden aktiv, von denen viele aus Polen, Litauen und Albanien gesteuert würden. Vor allem gehe es um Rauschgifthandel, Einbrüche, Autodiebstähle und Geldwäsche. Das Rauschgiftgeschäft in Deutschland sei in albanischer Hand, der Diebstahl von Autos werde häufig von Polen oder Litauen abgespult. Einbrecher und Ladendiebe seien häufig in Organisationen aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion heraus tätig. Ein Großteil der deutschen Verdächtigen gehöre der Rockerszene an. Und aus irgend einem Grund mahnte de Maiziere auch noch eine internationale Zusammenarbeit an.

Diese Informationen waren nicht etwa aus dem Bericht, den der Deutschlandfunk über jene Pressekonferenz sendete, zu entnehmen, sondern sie entstammten im wesentlichen der Neuen Osnabrücker Zeitung vom Folgetag. Aus irgendeinem Grund fühlte man sich in dem Blatt noch hingerissen zu der lobenden Bemerkung:

De Maiziere und Ziercke scheuten sich nicht, die Dinge nach Auswertung der Statistik beim Namen zu nennen.

Dem Bericht des Deutschlandfunks entstammte allerdings die verdächtig vorkommende Rechnung, die Mehrzahl der Verbrechen organisierter Kriminalität werde von Deutschen verübt.

Nämlich vierzig Prozent.

DENN die übrigen Prozent verteilten sich auf andere Nationen…

Und um 20 Uhr während der Tagesschau der ARD am selben Abend keine Meldung über den Lagebericht und seine Präsentation!

Aus irgend einem Grund.

Wie immer.

Aktuell lieferte am Donnerstag einen ebenso schönen Eiertanz auch wieder der Deutschlandfunk. Dort kam es anläßlich der nachrichtlichen Darstellung der Ergebnisse eines Untersuchungsberichts des Robert Koch-Instituts über die Impfbereitschaft Zugewanderter wieder zu den verbogensten Verdrehungen:

Der Migrationshintergrund von Menschen spielt einer aktuellen Studie des Robert Koch-Instituts zufolge für die Bereitschaft, sich gegen Corona impfen zu lassen, nur eine untergeordnete Rolle.“

Ach?

DENN:

Das Herkunftsland sei nicht entscheidend…“

Ach so…

Um nach der Verdrehung völlig unverdrossen im weiteren auszuführen:

Der Studie zufolge gibt es bei Menschen mit Migrationsgeschichte häufig mehr Unsicherheit und Falschwissen als bei den anderen Personen.“

Ach?

Sprachbarrieren spielen nach Ansicht von Wulkotte eine große Rolle: ‚Je besser die Deutschkenntnisse eingeschätzt werden, umso höher ist die Impfquote.‘

Ach?

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Das Denken ist der größte Vorzug, und die Weisheit besteht darin, die Wahrheit zu sagen…“

Heraklit (um 550 – um 480 v. Chr.)

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Zwischen Feuer und Wasser

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18. Juli 2021: Panta Rei an Mephisto

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Erstes Postulat:

Der Planet Erde samt all seinen Oberflächenmikroben ist kein raumzeitlich ausgezeichneter Punkt des Universums.

Aus diesem und aus all den über Jahrhunderte fleißig gesammelten Beobachtungsdaten kann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gefolgert werden: In unserer Galaxie mit ihren Milliarden Fixsternen und ebenso in den mit ihr zusammen aus dem selben Urknall entstandenen Milliarden Galaxien des Alls existieren aber und aber Milliarden erdähnliche Himmelskörper.

Zweites Postulat:

Aus dem dialektischen Wechselspiel zwischen Wirkungen und zwangsläufigen Nebenwirkungen des universellen Gegensatzes von Chaos und Ordnung hat sich infolge der einseitigen Zeitrichtung im gesamten All nicht alleinig auf einem einzigen der unzählig befähigten Planeten ein evolutionärer Prozeß entwickelt mit einem bevorzugten Überwiegen hin zu höherer Systemkomplexität.

Das dritte newtonsche Axiom, actio gleich reactio, und die darwinsche Theorie der Evolution über natürliche Selektion und Zuchtwahl offenbaren hier speziell physikalische und biologische Ausprägungen übergeordneter allgemeinerer Naturgesetze. Und beispielsweise die Evolution an sich wäre bereits ein hinlänglicher Beweis einer Zunahme an Komplexität der sich aus dem Chaos bildenden Systeme höherer Ordnung.

Welche infolge einseitiger Richtung des kosmischen Zeitstrahls derart tendenziöse Genese nicht beschränkt sein wird auf einen ausgewählten Punkt des Weltalls.

Kant spräche von einer Naturabsicht.

Drittes Postulat:

Die Entstehung körperlicher Lebewesen, die Entwicklung von belebten Körpern, demnach von hochkomplexen Systemen als Träger von Intelligenz, ist Ausdruck der allgemeinen Evolution des Universums, des Auf- und Ausbaus tendenziös höherer Systemkomplexität und auch allein demzufolge nicht auf einen einzigen bevorzugten Punkt des Weltalls beschränkt.

Das heißt, es ist eher auszugehen von einer unzähligen Menge an intelligenzbewohnten Planeten im Universum als von einem einzigen intelligenzbewohnten Planeten im Universum.

Es ist auszugehen von Himmelskörpern, auf denen überall die Gesetze der Evolution per natürlicher Selektion und Zuchtwahl in Richtung der Bildung höherer Systemkomplexitäten regieren, einer Selektion und Zuchtwahl, aus denen die intelligenzbehafteten Lebewesen in Richtung des Zeitstrahls einst selber hervorgingen.

Konklusion:

Wenn anerkanntermaßen aber die Evolution universell herrscht, werden analog zu den Tierarten des Planeten Erde natürlicherweise etliche intelligente Lebensformen, nennen wir sie ruhig planetare Zivilisationen, auf ihrem eben natürlichen, also überlebenswichtigen Wege zu zwangsläufig höhergestalteten Ordnungen, beispielsweise der Staatenbildung, auch zugrunde gehen, also aussterben. Und zwar sehr wahrscheinlich, wie ein Blick auf das begrenzte System Erde veranschaulichen könnte, mit je höherem „zivilisatorischen“ Niveau in ihrem begrenzten Lebensraum eher durch Selbstvernichtung statt durch zufällige externe Einflüsse, wenn sie es nicht schaffen, höhere Ordnungen, beispielsweise eine Weltregierung, zu bilden, die dem dialektischen Zurückschlagen des Chaos die nötige durchsetzungsfähige Intelligenz entgegenzusetzen vermag.

Anmerkung:

Die gegenwärtig anscheinend ungenügende Intelligenz unserer Zivilisation offenbart sich kennzeichnenderweise allein schon dadurch, daß niemand darüber spricht, was im Jahr 2101 passiert, selbst wenn wir, was nicht sein wird, das 1,5-Grad-Ziel einer Begrenzung der Erderwärmung erreichen bis zum Jahr 2100. Das 1,5-Grad Ziel klingt wie ein Märchen aus zweitausendeinhundertundeiner Nacht, zumal wir noch nicht einmal das 2-Grad-Ziel einer Begrenzung der Erderwärmung erreichen werden. Es spricht niemand darüber, obwohl sicher ist, daß auch bei Zielerreichung im Jahr 2101 und den folgenden Jahren die Erderwärmung weiterhin ansteigen wird beispielsweise durch die bisherigen Abgase unserer Zivilisation.

Ebenso spricht niemand darüber, obwohl es auch hier höchste Zeit wäre, wann im wahrscheinlicheren Fall der Zielverfehlung endlich mit dem Ausbau unterirdischer Wohnstätten und ihrer Versorgungseinrichtungen zu beginnen wäre, um für einen möglichst großen Teil irdischer Intelligenz das Überleben zu sichern auf unserem Wüstenplaneten.

In den USA wurde vergangene Woche eine Temperatur von 56° Celsius gemessen. Derartige Tatsachen werden in Deutschland nachrichtlich, wenn überhaupt, als letztes nebenbei vor dem Wetterbericht gemeldet.

Statt intelligenterweise erkannt als wichtigste Meldung zuerst.

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Trümmern möchte der Natur Gesetze Menschenfreiheit

Friedrich Hölderlin (1770 – 1843)

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Alles Vergängliche ist nur ein GLEICHES

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15. Mai 2021: Serapion an Mephisto

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Der gebildete aber grausame assyrische Herrscher Tiglatpileser schwelgte vor 3000 Jahren: Das Blut der Erschlagenen sei geflossen „in Strömen zu Tal“, und die abgeschlagenen Köpfe seiner Feinde hätten sich getürmt „wie Getreidehaufen“.

Etwa 300 Jahre später ließ König Sargon II. sich darstellen im Gerichtssaal seines Palastes der assyrischen Hauptstadt Ninive, wie er Abtrünnigen ihre Augen aussticht.

Der Kampf gegen die Ungläubigen, also der Andersgläubigen, und ihre Bestrafung galt Assyrern als wohlgefälliger Gottesdienst.

Je grausamer um so wohlgefälliger.

Jeder Ungläubige gehöre ausgelöscht!

Ihrem Gotte stünde die Weltherrschaft zu.

Ganze Stadtstaaten und Völker der Ungläubigen, also der Andersgläubigen, wurden zwangsdeportiert.

Und somit gerechterweise versklavt.

Und die Sklaven gottgefällig geschunden.

Und die Frauen mißachtet.

Der Ehebruch einer Frau wurde mit dem Tode bestraft.

Dann, nach der Eroberung 46 jüdischer Festungen war Sanherib, der Sohn Sargons II., wider die Hauptstadt Judäas gezogen, um sie einzuschließen „wie ein Vogel im Käfig“.

Jerusalem, die „Stadt Davids“.

Von den Juden errichtet nach ihrer Wanderung durch die Wüste Sinai in das Land Kanaan.

Welches damals war umgeben von feindlichen Stämmen.

Wie seinerzeit den Philistern.

9 Und es kam ein Gerücht von Thirhaka, der Mohren König, sagend: Er ist ausgezogen, wider dich zu streiten.

10 Da er nun solches hörte, sandte er Boten zu Hiskia und ließ ihm sagen: Sagt Hiskia, dem König Juda’s, also: Laß dich deinen Gott nicht betrügen, auf den du dich verläßt und sprichst: Jerusalem wird nicht in die Hand des Königs von Assyrien gegeben werden.

11 Siehe, du hast gehört, was die Könige von Assyrien getan haben allen Landen und sie verbannt; und du solltest errettet werden?

12 Haben auch die Götter der Heiden die Lande errettet, welche meine Väter verderbt haben, als Gosan, Haran, Rezeph und die Kinder Edens zu Thelassar?

13 Wo ist der König zu Hamath und der König zu Arpad und der König der Stadt Sepharvaim, Hena und Iwa?

14 Und da Hiskia den Brief von den Boten empfangen und gelesen hatte, ging er hinauf in das Haus des HERRN und breitete ihn aus vor dem HERRN.

15 Und Hiskia betete zum HERR und sprach:

16 HERR Zebaoth, du Gott Israels, der du allein über dem Cherubim sitzest, du bist allein Gott über alle Königreiche auf Erden, du hast Himmel und Erde gemacht.

17 HERR neige deine Ohren und höre doch; HERR, tue deine Augen auf und siehe doch; höre doch alle die Worte Sanheribs, die er gesandt hat, zu schmähen den lebendigen Gott.

18 Wahr ist es, HERR, die Könige von Assyrien haben wüst gemacht alle Königreiche samt ihren Landen

19 und haben ihre Götter ins Feuer geworfen; denn sie waren nicht Götter, sondern Werk von Menschenhänden, Holz und Stein. Die sind vertilgt.

20 Nun aber, HERR, unser Gott, hilf uns von seiner Hand, auf daß alle Königreiche auf Erden erfahren, daß du der HERR seist allein.

21 Das sandte Jesaja, der Sohn des Amoz, zu Hiskia und ließ ihm sagen: So spricht der HERR, der Gott Israels: Was du mich gebeten hast des Königs Sanherib halben von Assyrien,

22 so ist es das, was der HERR von ihm redet: Die Jungfrau Tochter Zion verachtet dich und spottet dein, und die Tochter Jerusalem schüttelt das Haupt dir nach.

23 Wen hast du geschmäht und gelästert? Über wen hast du die Stimme erhoben? Du hebst deine Augen empor wider den Heiligen in Israel.

24 Durch deine Knechte hast du den HERRN geschändet und sprichst: »Ich bin durch die Menge meiner Wagen heraufgezogen auf die Höhe der Berge, den innersten Libanon, und habe seine hohen Zedern abgehauen samt seinen auserwählten Tannen und bin bis zu seiner äußersten Höhe gekommen, an den Wald seines Baumgartens.

25 Ich habe gegraben und getrunken die Wasser und werde mit meinen Fußsohlen austrocknen alle Flüsse Ägyptens.«

26 Hast du aber nicht gehört, daß ich solches lange zuvor getan habe und von Anfang habe ich’s bereitet? Jetzt aber habe ich’s kommen lassen, daß feste Städte zerstört werden zu Steinhaufen

27 und ihre Einwohner schwach und zaghaft werden und mit Schanden bestehen und werden wie das Feldgras und wie das grüne Kraut, wie Gras auf den Dächern, welches verdorrt, ehe es denn reif wird.

28 Ich kenne aber deine Wohnung, deinen Auszug und Einzug und dein Toben wider mich.

29 Weil du denn wider mich tobst und dein Stolz herauf vor meine Ohren gekommen ist, will ich dir einen Ring an die Nase legen und ein Gebiß in dein Maul und will dich des Weges wieder heimführen, den du gekommen bist.

30 Das sei dir aber ein Zeichen: Iß dies Jahr, was von selber wächst; das andere Jahr, was noch aus den Wurzeln wächst; im dritten Jahr säet und erntet, pflanzt Weinberge und esset ihre Früchte.

31 Denn die Erretteten vom Hause Juda und die übrigbleiben, werden noch wiederum unter sich wurzeln und über sich Frucht tragen.

32 Denn von Jerusalem werden noch ausgehen, die übriggeblieben sind, und die Erretteten von Berge Zion. Solches wird tun der Eifer des HERRN Zebaoth.

33 Darum spricht der HERR also vom König von Assyrien: Er soll nicht kommen in diese Stadt und soll auch keinen Pfeil dahin schießen und mit keinem Schilde davor kommen und soll keinen Wall um sie schütten;

34 sondern des Weges, den er gekommen ist, soll er wieder heimkehren, daß er in diese Stadt nicht komme, spricht der HERR.

35 Denn ich will diese Stadt schützen, daß ich ihr aushelfe um meinetwillen und um meines Dieners David willen.

36 Da fuhr aus der Engel des HERRN und schlug im assyrischen Lager hundertfünfundachtzigtausend Mann. Und da sie sich des Morgens früh aufmachten, siehe, da lag’s alles eitel tote Leichname.

37 Und der König von Assyrien, Sanherib, brach auf zog weg und kehrte wieder heim und blieb zu Ninive.

38 Und es begab sich auch, da er anbetete im Hause Nisrochs, seines Gottes, erschlugen ihn seine Söhne Adrammelech und Sarezer mit dem Schwert, und sie flohen ins Land Ararat. Und sein Sohn Asar-Haddon ward König an seiner Statt.

Jes 37, 9 ff.

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Die Pest aber hatte gewütet im Heere Sanheribs und ihn also gezwungen zum Rückzug.

Es ist ein großer Irrtum zu glauben, Geschichte wiederhole sich nicht. Im Gegenteil! Alles Vergängliche ist nur ein GLEICHES, möchte man sagen, vielleicht auf verschiedenem Niveau. Geschichte spiegelt, mehr als es uns bewußt ist, in Variationen beständig den Kampf ähnlicher Ideologien wider.

Zwar ist wahr, daß man nie im selben Flusse bade, aber wahr ist auch, daß seine Wasser Dich heute so nässen wie morgen. Und wie es von Weisheit zeugen mag, im Strom der Zeit ein Verschiedenes zu suchen, so fördert wahrscheinlich noch mehr es unsere Erkenntnis, Analogien zu bemerken.

Und anzuerkennen.

Dieses mag der rettenden Voraussicht besser dienen als der Glaube, Geschichte wiederhole sich nicht.

Den Krieg des Islamischen Staates beispielsweise empfinde ich nicht nur wegen seiner entsetzlichen Massaker als einen archaischen. Sondern vor allem, weil er tatsächlich derselbe ist seit Jahrtausenden. Die Menschen bleiben immer die gleichen, nur die Namen ihrer Götter wechseln. Was früher Aschschur war, kann heute Allah heißen. Die gottesdienstliche Abschlachtung der Ungläubigen aber war unter Tiglatpileser und Sargon dieselbe wie unter Abu Bakr al-Baghdadi. Dieselbe Gegend, die gleichen kreisläufigen Geschichten. Gerade im Nahen Osten leider nichts Neues. Ein Déjàvu bis auf die Tatsache, daß die Einschläge immer näher kommen.

Vielleicht erinnerst Du Dich auch, wenngleich es eines Eingehens nicht für würdig befunden worden war in deutschen Medien, daß die „radikalislamische“ Hamas jeden Israeli zum „legitimen Ziel“ erklärte. Also zur Ausrottung aller Israelis aufrief. Oder daß PLO-Chef Mahmud Abbas die palästinensischen „Messerattacken“ auf Juden nicht verurteilte. Und nie aussprach, daß es sich bei den Attentätern keineswegs um Märtyrer handelt. Sondern in ihrer feigen Heimtücke um besonders widerliche Mörder.

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Dass einst aus ihrem Viertel Schimon Ha-Tzadik in Jerusalem vertriebene Juden ihr Eigentum zurückbekommen sollen, passt nicht in das antiisraelische Stereotyp von ‚Besatzung‘ und ‚Siedlern‘. Ebenso wenig wie die komplette Zerstörung des Jüdischen Viertels in der Altstadt Jerusalems samt seiner Synagogen durch Araber und die Vertreibung von einer Millionen Juden aus den arabischen Ländern nach 1948. Genau das schwebt aber auch heute noch Organisationen wie der Hamas in Gaza vor: ein ‚judenreines‘ Jerusalem eben.

Mittwoch, 12. Mai 2021, NORDWEST-ZEITUNG

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Mene mene tekel u-parsin

 

10. August 2019: Kassandra an Mephisto

 

Mene mene tekel u-parsin: Wenn es der Menschheit nicht gelingt, eine durchsetzungsfähige Institution zu schaffen, die für den einzelnen Staat das ist, was der Staat ist für den Einzelnen, wird mit einer zum Übermaß anwachsenden Wahrscheinlichkeit unsere Gattung zu Grunde gehen oder auf einsame Exemplare dezimiert werden. Bereits heute handelt es sich kaum mehr um eine Frage des Ob. Das Dilemma dabei ist, daß einzig ein sich ins monströse steigerndes Elend noch geeignet sein könnte, den erforderlichen Druck aufzubauen zur Schaffung jener Weltregierung, der sich souveräne Staaten unterwürfen. Wenn wir Menschen am eigenen Leibe keine handlungserzwingende Pein spüren, degenerieren wir. Not war und ist Voraussetzung unserer Existenz und Entwicklung und brachte und bringt gleichzeitig uns immer wieder in tödliche Gefahr. Mensch und Paradies schließen sich naturgegeben aus, der Krieg ist der Vater aller Dinge. Unser Planet steht nicht im Zentrum des Universums und ist darin erwiesenermaßen auch mitnichten ein bevorzugter Punkt. Kein Hahn oder Gott wird nach uns krähen, wenn wir ausstürben im Kosmos wie irgendeine der Species auf unserer Kugel. Mit Sicherheit gibt es im All unzählige Lebensformen, von denen genügend es schaffen werden, nicht schon an denselben Problemen zu scheitern wie die hiesigen Herrentiere linnéscher Ordnung.

 

Der russische Krieg

 

15. März 2018: Mephisto an Bellarmin

Als die Russen im Osten der Ukraine ihren Krieg um einen Landkorridor zur der von ihnen eroberten Krim begonnen hatten, den Krieg, den deutsche Medien, getreu der steinmeierschen Diktion, ohne nachzudenken noch heute oft als „Konflikt“ bagatellisieren, vor nun also mehr als drei Jahren schrieb mir Serapion am 11. Juli 2014 (=> Der Hauptfeind Moskaus):

„Was aber die beiden Kriege anbelangt, nach denen Du mich fragtest, so liegen sie durchaus im Bereich meiner Wahrnehmung. Obwohl der Krieg des ISIS der grausamere zu sein scheint und der allgemeingefährlichere, glaube ich, den russischen für den bedenkenswerteren halten zu müssen. Den Krieg des ISIS empfinde ich nicht nur wegen seiner entsetzlichen Massaker als einen archaischen. Sondern vor allem, weil er tatsächlich derselbe ist seit Jahrtausenden. Die Menschen bleiben immer die gleichen, nur die Namen ihrer Götter wechseln. Was früher Aschschur war, heißt heute Allah. Die gottesdienstliche Abschlachtung der Ungläubigen aber ist unter Tiglatpileser und Sargon dieselbe wie unter Abu Bakr al-Baghdadi. Dieselbe Gegend, die gleichen kreisläufigen Geschichten. Im Nahen Osten leider nichts Neues. Ein Déjàvu bis auf die Tatsache, daß die Gefahr eines sich ausbreitenden Flächenbrandes selten derart groß war wie in heutigen Tagen. Und die Einschläge kommen immer näher.

Es ist ein großer Irrtum zu glauben, Geschichte wiederhole sich nicht. Im Gegenteil! Alles Vergängliche ist nur ein GLEICHES, möchte man sagen, vielleicht auf verschiedenem Niveau. Geschichte spiegelt, und Du wirst das bestimmt nicht für Vulgärmarxismus halten, Geschichte spiegelt, mehr als es uns bewußt ist, in Variationen beständig den Kampf der Antagonismen, bemäntelt von nahezu beliebig wandelbaren, ja sogar vom Austausch selbst gegensätzlicher Ideologien.

Zwar ist wahr, daß man nie im selben Flusse bade, aber wahr ist auch, daß seine Wasser mich heute so nässen wie morgen, und wie es von Weisheit zeugen mag, im Strom der Zeit ein Verschiedenes zu suchen, so fördert wahrscheinlich noch mehr es unsere Erkenntnis, Analogien zu bemerken und anzuerkennen, und dieses mag der rettenden Voraussicht besser dienen als der Glaube, Geschichte wiederhole sich nicht.

Eine etwas andere Qualität in der Variation des ewig Gleichen fällt allerdings auf beim aktuellen Konflikt im Osten Europas. Trotz der ja ebenfalls nicht neuen, wenn auch mittlerweile semifaschistisch gesteigerten Russentümelei. Und die nationalsozialistische „Russische-Erde“-Rückgewinnungspolitik (da ist sie wieder, die „Blut und Boden“-Ideologie, aber schon vor den Zeiten Iwan des Schrecklichen vermerkten die fleißigen Chronisten, daß die Moskauer Großfürsten „die russische Erde sammelten“), die „Russische-Erde“-Rückgewinnungspolitik paßt ebenso fugenfrei in die Reihe jenes jahrhundertlangen Kampfes des Altrussentums gegen das Westlertum. Wobei den Moskauern der Westen in seiner Verderbtheit fast unmittelbar südlich anfing. Denke nur an die erbitterten Abwehrkämpfe gegen jegliche Reformversuche des Patriarchen Nikon. Beispielsweise gegen die Wiederherstellung der ursprünglichen griechisch-orthodoxen Liturgie inklusive der Ausmerzung von offensichtlichen Rechtschreibfehlern in den liturgischen Texten. Da sei Gott vor! Man kämpfte, daß Jesu weiter Jssus statt Jissus geschrieben werde, am Weißen Meer verteidigte ein Kloster sein Njet! gegen diese westlichen Neuerungen acht Jahre lang mit Kanonen. Die Ideen des Westens waren den russischen Altgläubigen, dem „Raskol“, abartig. Da haben wir noch nicht einmal über den polnischen Katholizismus geredet, die römische Westkirche mit ihrem verdammten polnischen Papst, der sich nicht beseitigen ließ. Der Westen mit seinen protestantischen Ideen hat uns das sowjetische Imperium zertrümmert. Apropos Protestantismus und französische Revolution: Je westlicher desto entsetzlicher.

Der Hauptfeind Moskaus war und ist bis heute der eigenmächtig denkende Mensch.

Oder erinnere Dich nur an den Aufstand der Strelitzen und und und. Sehr sehr vieles gäbe es zu sagen. Doch allein schon die jüngste Chronik zeigt wieder, keine noch so durchsichtig verlogene Idiotologie scheint zu plump, um Menschen zu verhetzen. Es heißt, 61 Prozent der Russen fänden es toll, daß in der Ostukraine Söldner aus Rußland kämpfen. Und es wäre gefährlich, sich darin zu täuschen: Unsere Zeit steht keinesfalls auf einer höheren zivilisatorischen Stufe, nur weil wir seit vierzehn Jahren in einem neuen Jahrtausend leben und vom Juli 1914 hundert Jahre entfernt zu sein scheinen.

In der Welt waltete und waltet immer noch eine andere Kraft als die Vernunft, und damit meine ich nicht nur ihr Gegenteil.

Jene neue Qualität aber ist wohl manchem bis jetzt noch nicht zur Gänze und mit all ihrer Konsequenz ins Bewußtsein vorgedrungen, und daß es kein Zurück mehr geben wird. Der durch Rußland ausgelöste Krieg zwischen zwei Staaten ist nur die unterste Ebene des Konflikts. Gleichzeitig handelt es sich, obwohl die Ukraine nicht dazugehört, um den Beginn der offenen Aggression Rußlands gegen die Europäische Union. Ein Staat kämpft gegen eine im mühsamen Aufbau befindliche überstaatliche Ordnung, kämpft gegen einen Staatenbund, um ihn zu zerstören. Der neue Zar im Kreml will die Europäische Union, die beispielsweise, entgegen aller Wunschvorstellungen (oder Befürchtungen), eben noch nicht einmal über eine gemeinsame Außenpolitik verfügt, zerstören.

Und, auf der obersten Ebene, und damit ist gemeint jene faschistische Dimension des Konflikts, bekriegt Rußland jetzt expansiv die westliche Zivilisation als solche. Weil man sie für dekadent, schädlich und bedrohlich und demgegenüber das Russentum für gesund und überlegen hält.

Wie gesagt, an und für sich ist die Furcht vor ihr und der Kampf gegen die Lebensart der Westler, der Kampf gegen die Europäisierung Rußlands, durch die Jahrhunderte kein neuer Zug. Doch handelte es sich bisher um einen Kampf für die Reinhaltung des Inneren. Das ist jetzt anders geworden in der Weltgeschichte.

Und der dahinterstehende wesentliche Antagonismus ist letztendlich der zwischen Individuum und Staat: Rußland kämpft gegen das Individuum.

 

3.2.17 Mephisto an Bellarmin

 

Über das Böse

Neben ein paar lustigen Piraten entdeckte ich kürzlich noch ein anderes dem heutigen, vor allem dem heutigen deutschen Zeitgeist ebenso angemessenes Kinderspiel, in welchem die Aufgabe der beiden mitspielenden Parteien, verkörpert durch zwei frohgemute Ritter, darin besteht, den Drachen zu besiegen.

Den Drachen sieht man derweil oben von einem Berge sympathisch herunterlächeln…

Das Böse läßt sich nicht verbannen, weder durch Verniedlichung noch durch Tabu. Es ist und bleibt dem Menschen allgegenwärtig. Das Böse, die teuflische Antithese, die nihilistische Verneinung, gehört zur Natur wie Chaos und Ordnung, also auch zur Natur des Menschen. Das Böse gehört zu unserer Gattung wie der aufrechte Gang.

Den wir erwarben durch das Böse.

Dennoch müssen wir natürlich immer und ewig das Böse bekämpfen. Nur das Gegenhalten hat unsere Gattung hervorgebracht und, bis heute jedenfalls, ihr Überleben gesichert. Es hat unser Menschsein, unser Menschentum, begründet.

Denn seit der Schlange im Garten Eden bedrohte und bedroht das Böse unsere Existenz.

Dabei können wir das Böse nicht vernichten. Aber es kann uns, den Menschen und die Menschheit, vernichten. Jederzeit Dich, mich, uns, im Kleinen wie im Großen.

Doch gegen das Böse entwickelte und fand der Mensch immer wieder Gegenmittel, bisher.

Wie die Not die Mutter der Intelligenz ist (Baudelaire), ist der Krieg gegen das Böse der Vater unserer Zivilisation. Und jener Krieg ist endlos.

Denn ohne das Böse wären wir nicht.

Das ist die ganze Geschichte.

 

„Da ging der Satan aus von dem HERRN.“

(Hiob 1,12)