A N A B A S I S

Thalatta ! Thalatta !

Monatsarchive: Februar 2015

Mephisto an Bellarmin

 

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Schuster, rät jüdischen Bürgern, in bestimmten Gegenden keine Kippa zu tragen. Er sagte im RBB Hörfunk, sie sollten sich zwar nicht aus Angst verstecken. Die Frage sei aber, ob es angesichts zunehmender antisemitischer Straftaten sinnvoll sei, sich in Wohnvierteln mit einem hohen muslimischen Anteil als Jude zu erkennen zu geben.

Das war eine Nachricht am Donnerstag, dem 26. Februar 2015, im Deutschland des einundzwanzigsten Jahrhunderts! Auf den Tag genau einen Monat nach dem siebzigsten Jahrestag der Eroberung der Lager Auschwitz und Birkenau durch sowjetische Truppen. Welcher ermahnend in bewegender Weise gedacht worden war. Von der besonderen deutschen Verantwortung war die Rede. Und kurz zuvor auch hatten deutsche Politiker und Medienvertreter vereint mutig im Chore getönt: „Wir sind alle Charlie!“

Und nun?

Ich habe gar nichts gehört!

Welche Journalisten haben denn in welchen Print- und Onlinemedien oder auf welchen Sendern über welche der „bestimmten“ Wohnviertel „mit einem hohen  muslimischen Anteil“ von antisemitischen Straftaten berichtet?

Welche Zahlen wurden genannt, damit man sich ein realistisches Bild machen könnte über die Zunahme jener Straftaten und über ihre Dynamik? Und über das Umfeld der Täter!

Um was für Straftaten handelt es sich eigentlich?

Wo befinden sich die „bestimmten“ Wohnviertel, in denen es gefährlich ist für jüdische Mitbürger? Ist es nicht die Pflicht, sie beim Namen zu nennen?

Sollen Kippaträger erst irgendwo anrufen müssen, um sich zu erkundigen?

Wie werden die Täter von den Medien eingeordnet? Zählen sie diese zum sogenannten friedlichen Islam oder zum sogenannten islamistischen Islam?

Gelten sie gar als integrierte Muslime?

Ein neues Problem, urplötzlich aus heiterstem integriertem deutschem Himmel?

Kann es sein, daß das Problem in Wahrheit nicht neu ist?

Wenn ja, welchen Grund hatte es, daß man davon erst aus dem Munde eines Betroffenen hört?

Ist das nicht beschämend?

Wurde nicht letztes Jahr von muslimischer Seite „Juden ins Gas“ auf deutschen Straßen gebrüllt? Wie haben denn unsere, auf ihren Pressekodex stolzen Medien in der Folge sich darum gekümmert und was über den Lifestyle, also die Lebensart jenes antisemitischen Mobs in Erfahrung gebracht? Wäre das nicht mindestens eine abendfüllende Sendung wert im Lande der besonderen Verantwortung?

Es gibt doch nicht etwa eine Tabuisierung muslimischen Antisemitismus‘ in unseren Medien?

Und all die üblichen tapferen Kerlchen und KerlInnenchen, wo sind die permanent Empörten? Die mutigen Charlies vom letzten Monat?

Wo unser Rufer im Streite, pardon, unser Rufer der Anständigen, der gute Gerhard von der Gasanstalt?

Wo unsere omnikompetente Marianne, die berufsempörte Claudia?

Wo unser Freund klarer Worte, der Justizminister?

Die Vögelein schweigen im Walde…

Bellarmin an Mephisto

Heute vor einer Woche startete von Rußland aus erneut eine Flotte von über hundert auffällig weiß gestrichenen Lastkraftwagen in die Ostukraine, und in den Dreizehnuhrnachrichten des Deutschlandfunks fiel darüber der Satz:

Die Ukraine sieht in dem Konvoi erneut eine Verletzung ihrer Souveränität.

Er steht typisch für den gefährlichen Realitätsverlust gegenwärtiger deutscher Nachrichtenberichterstattung mit Folgen bis in die Innen- und Außenpolitik unseres Landes.

Nun mag das ja herrlich korrekt klingen, oder zumindest halb korrekt, in den Ohren der Vertreter des deutschen Kommunikationsberatergewerbes, diese karriereabsichernde Scheinobjektivität, dieses Sich-selbst-nicht-festlegen, dieses Sich-verstecken hinter den Aussagen Dritter. Immer hübsch, Objektivität heuchelnd, mit dem eigenen Hintern an der Wand entlang. Ein feinsinniger Kabarettist meinte neulich, die „Political Correctness“ unserer Politiker rühre her von ihren Kommunikationsberatern, von denen sie sich darauf trimmen ließen, nirgends anzuecken. Immer schön die Karriere im Blick behaltend.

Und diese gestylten Milchgesichter beherzigen das offensichtlich.

Und das strahlt aus. Die Saat des in „Political Correctness“ umbenannten Opportunismus ist aufgegangen sogar bei Journalisten. Bloß keine störenden Fakten! Und schon gar nicht in Eigenverantwortung!

Man stelle es sich vor, man hätte einem Nachkriegspolitiker, man hätte das Herbert Wehner erzählt oder dem Armen eine moderne Nachrichtensendung vorgespielt. Da möchte man ja plötzlich Franz Josef Strauß küssen!

Es war einmal, da hätte man über die illegale und unkontrollierbare und von russischer Seite zugegebenermaßen in ukrainisches Hoheitsgebiet eindringende russische Fahrzeugkolonne gemeldet: „Damit wird zum wiederholten Mal die Souveränität der Ukraine verletzt. Vermutlich handelt es sich bei der Fracht um Militärgüter zur Unterstützung der sogenannten Separatisten.“

Und vielleicht wären die Außenminister der Europäischen Union sogar auf die naheliegende Idee gekommen, gemeinsam mit der Ukraine öffentlich gegen diese eindeutige Verletzung ihrer Souveränität zu protestieren und hierüber eine Resolution in den UN-Sicherheitsrat einzubringen. Und wahrscheinlich hätten sie damit sogar China zumindest zur Stimmenthaltung gezwungen.

Mephisto an Bellarmin

Ein wohlmeinender, sich weise anhörender, gefährlicher Satz:

„Es wird keine militärische Lösung des Konflikts geben.“ So das Permanenz-Duett Merkel/Steinmeier, unterstützt vom Chor der üblich verdächtigen Sozialdemokraten und am 3. Februar beifallbeklatscht von Gregor Gysi im deutschen Bundestag.

Währenddessen löst Wladimir Putin den sogenannten Konflikt militärisch.

Das Mantra der deutschen Außenpolitik wird trotz stetiger Widerlegung unverdrossen wiederholt seit Beginn der russischen Aggression. Ich vermute, die Einflüsterung stammt ursprünglich von Steinmeier. Ich denke, auf sozialdemokratischer Seite sieht nicht nur er sich unermüdlich in den Fußstapfen Willy Brandts und Egon Bahrs. Während Angela Merkel, ostdeutsch sozialisiert, mit großem Fleiß verinnerlicht hat, der Ost-West-Konflikt lasse sich mit militärischen Mitteln nicht lösen.

Steinmeiers Mantra war edel aber falsch und ist gefährlich. Das fängt schon einmal an mit der Angst, die Dinge beim Namen zu nennen oder sich die Begriffe von der Gegenseite aufdrängen zu lassen oder gar vom eigenen Wunschdenken. Beispielsweise: Es handelt sich nicht um einen Konflikt, sondern um Krieg, es handelt sich nicht um Separatisten, sondern um Söldner, es handelt sich nicht um einen ukrainischen Bürgerkrieg, sondern um eine russische Aggression. Es handelt sich um eine Verkennung der Situation aus fehlerhafter Analyse im Verbund mit mangelhafter Kenntnis russischer Geschichte. Mit letzterer meine ich nicht nur, daß der genialen und in ihrem ersten Teil verdienstvollen sozialdemokratischen Ostpolitik seinerzeit vor allem deshalb Erfolg beschieden war durch eine vollständig andere Situation. Damals ging es der russischen Seite um die Sanktionierung der Grenzen ihres illegitimen Imperiums durch den Westen. Eines menschenverachtenden Imperiums, das sie sich nicht zuletzt durch ihre verlogene Doppelzüngigkeit auf der Konferenz in Jalta erworben hatte, erinnert sei nur an die Zusage der Abhaltung freier Wahlen auf der Grundlage des allgemeinen und geheimen Wahlrechts in allen vom Faschismus befreiten Ländern („Erklärung über das befreite Europa“), beispielsweise in Polen.

Diese russischen Lügen feierten letzte Woche am 11. Februar ihr siebzigjähriges Jubiläum. In der Nacht auf den 12. Februar verkündete die BBC in westlich naiver Freude das Verhandlungsergebnis:

„Die gegenwärtige provisorische Regierung in Polen (sie war von den Russen als Gegenregierung zur Londoner Exilregierung etabliert worden) soll durch den Eintritt anderer demokratischer Führer aus Polen oder dem Exil auf eine breitere Basis gestellt werden. Es werden so bald wie möglich freie Wahlen auf der Grundlage des allgemeinen und geheimen Wahlrechts ausgeschrieben werden.“

Und dann fiel man auf westlicher Seite wieder einmal angewidert aus allen Wolken.

Im Gegensatz zu den Zeiten der neuen Ostpolitik geht es der russischen Seite aber heute nicht um Bewahrung, sondern um eine imperialistische Verschiebung von Grenzen zu Lasten souveräner Staaten. Nicht um Bestätigung, sondern um Veränderung des Status quo.

Der Satz, es werde keine militärische Lösung geben, ist verhängnisvoll falsch. Nach der Annexion der Krim führt Rußland den staunenden Augen der friedliebenden Europäischen Union innerhalb eines Jahres zum zweiten Mal die militärische Lösung vor. Ein weiterer großer und wichtiger Landesteil wird der Ukraine mit militärischen Mitteln entzogen. Der gegenwärtige Führer des ordinären russischen Chauvinismus hat sein weiteres Etappenziel erreicht.

 

Mephisto an Bellarmin

Warum wollte Griechenland in die Eurozone, und wie kam es hinein?

Auf dem Schlachtfeld vor dem skäischen Tore Trojas begegnen sich der griechische Held Diomedes und auf trojanischer Seite der Recke Glaukos im Kampfe, wie Homer uns im sechsten Gesang der Ilias in vossischer Übersetzung berichtet:

Glaukos nun, des Hippolochos Sohn, und der Held Diomedes

Kamen hervor aus den Heeren gerannt in Begierde des Kampfes.

Als sie nunmehr sich genaht, die Eilenden, gegeneinander,

Redete also zuerst der Rufer im Streit Diomedes:

Wer doch bist du, Edler, der sterblichen Erdenbewohner?

Nie ersah ich ja dich in männerehrender Feldschlacht

Vormals, aber anjetzt erhebst du dich weit vor den andern,

Kühnes Muts, da du meiner gewaltigen Lanze dich darstellst.

Meiner Kraft begegnen nur Söhn‘ unglücklicher Eltern! …

Wenn du ein Sterblicher bist und genährt von Früchten des Feldes,

Komm dann heran, daß du eilig das Ziel des Todes erreichest.

Ihm antwortete drauf Hippolochos‘ edler Erzeugter:

Tydeus‘ mutiger Sohn, was fragst du nach meinem Geschlechte?

Gleich wie Blätter im Walde, so sind die Geschlechter der Menschen,

Einige streut der Wind auf die Erd hin, andere wieder

Treibt der knospende Wald, erzeugt in des Frühlinges Wärme;

So der Menschen Geschlecht; dies wächst und jenes verschwindet. …

Aber Hippolochos zeugete mich, ihn rühm ich als Vater.

Dieser sandt in Troja mich her und ermahnte mich sorgsam,

Immer der erste zu sein und vorzustreben vor andern,

Daß ich der Väter Geschlecht nicht schändete, welches die ersten

Männer in Ephyra zeugt‘ und im weiten Lykierlande.

Sieh, aus solchem Geschlecht und Blute dir rühm ich mich jetzo.

Sprachs, doch freudig vernahm es der Rufer im Streit Diomedes.

Eilend steckt‘ er die Lanz in die nahrungsprossende Erde,

Und mit freundlicher Rede zum Völkerhirten begann er:

Wahrlich, so bist du Gast aus Väterzeiten schon vormals! …

Also bin ich nunmehr dein Gastfreund mitten in Argos,

Du in Lykia mir, wann jenes Land ich besuche;

Drum mit unseren Lanzen vermeiden wir uns im Getümmel. …

Aber die Rüstungen beide vertauschen wir, daß auch die andern

Schaun, wie wir Gäste zu sein aus Väterzeiten uns rühmen.

Also redeten jen‘, und herab von den Wagen sich schwingend,

Faßten sie beid einander die Händ‘ und gelobten sich Freundschaft.

Doch den Glaukos erregete Zeus, daß er ohne Besinnung

Gegen den Held Diomedes die Rüstungen, goldne mit ehrnen,

Wechselte, hundert Farren sie wert, neun Farren die andern.

Und noch vor dem „Rufer im Streit“ Diomedes gilt seit Zeiten des trojanischen Krieges den Griechen der „listenreiche Odysseus“ als ihr Nationalheld. Wobei es zum einen bei der Auslöschung Trojas wohl eher gegen einen konkurrierenden Handel und Wandel gegangen sein dürfte statt um die Rückführung der schöne Helena in Menelaos Bett, und zum andern Odysseus beim Tricksen und Täuschen durchaus nicht zimperlich war. Erinnert sei etwa an die Aussetzung des unheilbar verwundeten Philoktetes „an der wüsten und unbewohnbaren Küste der Insel Lemnos“ durch den „verschlagenen Odysseus“, weil Philoktetes ewig eiternde Wunde ihnen zu sehr stank und sein Wehklagen die gen Troja segelnden Krieger nervte. „Der schlaue Odysseus“ vollführte „diesen hinterlistigen Anschlag“, indem er den schlafenden Helden am Strand ablegte mit „so viel Kleidungsstücken und Lebensmittel“, „als zur kümmerlichen Fristung seines Lebens für die nächsten Tage nötig waren“, wie uns Gustav Schwab in den „Sagen des klassischen Altertums“ zu berichten wußte. Doch hatten die achäischen Recken sich insofern verrechnet, als ihnen im neunten Jahre der vergeblichen Belagerung der trojanischen Feste ihr Seher Kalchas verkünden mußte, sie könnten sich ewig im sieglosen Streite gegen diese Stadt abmühen, solange sie nicht Philoktetes mit seinen unwiderstehlichen herakleidischen Pfeilen von der Insel Lemnos herbeischafften.

Zwecks dessen Entführung schifften der „kluge Odysseus“ mit dem „tapferen Jüngling Neoptolemos“ zurück nach „der unbetretenen, unbewohnten Küste der wüsten Insel Lemnos“. „Das erste, was sie taten, war, daß ein Diener auf die Lauer ausgesandt wurde, damit der Kranke sie nicht überraschen könnte“, während sie sich berieten, „denn nur durch Täuschung können wir uns seiner bemächtigen“, meinte der Sage nach Odysseus. Denn man hatte natürlich Angst vor Philoktetes „unbesiegbaren Geschossen“, weswegen: „ohne List bekommen wir den Mann und die Pfeile nicht“. Neoptolemos plädiert für kämpferische Überwältigung, Odysseus hingegen für arglistige Täuschung. Sein Plan ist derart heimtückisch, daß Neoptolemos sich wehrt, „eine Tat, die ich ohne Abscheu nicht hören kann, vermag ich auch nicht zu tun; weder ich noch mein Vater sind zu so böser Kunst geboren worden. Gern bin ich bereit, den Mann mit Gewalt zu fangen; nur erlaß mir die Arglist!“

Odysseus erwidert, auch er sei „in der Jugend mit der Zunge langsam und rasch mit der Hand“ gewesen. „Erst die Erfahrung mußte mich belehren, daß die Welt weniger durch Taten als durch Worte gelenkt wird.“

Wie wir wissen, gelang Odysseus Plan, und die Welt kennt seiner listigen Worte Ergebnis. Troja lag in Trümmern und Helena im Bett des alten Gatten.

Etliche Jahre später verbrannten die historischen Griechen das persische Schiffslager bei Mykale. Und schlossen zur Vorsorge gegen künftige persische Angriffsgelüste den Delischen Verteidigungsbund. Für den Ausbau von Befestigungen, den Unterhalt der Kriegsflotte und Zurüstungen wurden die von den souveränen Stadtstaaten aufgebrachten finanziellen Mittel im Schatzamt des Bundes gehortet in einem Tempel auf der Insel Delos, hier traten die Abgeordneten der Bundesmitglieder regelmäßig zusammen. Bis auf das Betreiben des Perikles der delische Schatz nach Athen, sagen wir einmal, listenreich „verlegt“ wurde. Um nicht von Heimtücke zu sprechen. Hinsichtlich ihrer Beiträge wurden die ehemaligen Bundesgenossen hinfort tributpflichtig, und ihre Eulen wanderten fleißig nach Athen. Was nun begann, war die klassische Ära. Phidias und Iktinos wurden mit dem Wiederaufbau der durch die Perser zerstörten Akropolis von Athen beauftragt. Als Krönung schmückte die Akropolis der Parthenon, das Haus der Jungfrau, der Tempel der Athene aus reinstem weißen Marmor. Darin die Cella, die Wohnung der Göttin mit ihrem zwölf Meter hohen Standbild aus Gold und Elfenbein. Als Eingang zur Akropolis die Propyläen, die auch zur Beherbergung von Weihegeschenken und als Kultstätten dienten. Die ganze Bergoberfläche wurde in eine von der Heiligen Straße durchschnittenen ebene Terrasse verwandelt, hinauf führte die imposante Treppe. Perikles ließ auch den Hafen von Piräus ausbauen, die langen Mauern errichten und auch das Odeion. Voilà, Athen stand in schönster Blüte.

Das nötige Kleingeld der griechischen Klassik, für all ihre feinen Bauten und Kunstwerke, ließ Perikles der Kasse des Delischen Bundes, sagen wir einmal, listenreich „entnehmen“.

Während all jener berühmten perikleidischen Prachtjahre der griechischen Klassik verkam Athen im Dreck. Zu jeder Tages- und Nachtzeit wurden die Abfälle durchs Fenster auf die meist ungepflasterten Straßen geworfen. Ekelerregend stanken während der Sommerhitze die Müllhaufen vor den Häusern. Es gab keinerlei Sanitäranlagen, und wenn es regnete, versank man knöcheltief im Morast. Aufgeräumt wurde nur vor Festumzügen und Paraden. In der ganzen Stadt existierte nicht ein einziges prunkvolles Haus! Je reicher man war, um so höher die Steuern, also stellte man doch seine Habe nicht listenarm zur Schau…

Denn Handel und Gewerbe blühten. In Athen wimmelte es vor Gerbern, Lampenmachern, Müllern, Bäckern, Kleiderfabrikanten, Eisengießern, Goldschmieden, Steinmetzen, Zimmerern, Anstreichern, Metallarbeitern, Bergarbeitern, Sägemüllern, Ziegelmachern, Dachdeckern, Bildhauern, Maurern, Bauunternehmern, Schneidern, Spinnern, Webern, Wollbereitern, Färbern, Stickerinnen, Krankenschwestern, Winzern, Wagenbauern, Seilern, Flachsarbeitern, Lederzurichtern, Straßenbauern und Kaufleuten, Kaufleuten, Kaufleuten. Exportiert wurden Weine, Öle, Wolle, Marmor und an Kunstgegenständen nicht nur die überall begehrten attischen Vasen.

Perikles starb, kaum von der Pestseuche genesen, an der Pockenseuche.

Was fällt mir noch ein?

Am 24. Oktober 1862, also mehr als zwei Jahrtausende später, wurde der Griechenkönig Otto durch einen Militärputsch zur Abdankung und zum Verlassen des Landes gezwungen. Der Wittelsbacher war dreißig Jahre zuvor, nach dem griechischen Befreiungskampf gegen die türkische Fremdherrschaft, von der griechischen Nationalversammlung zum König gewählt worden. Hauptgründe für seine Vertreibung: Er hatte deutsche Architekten, Beamte, Gelehrte, Lehrer, Offiziere in das Land geholt und die Vorrechte der mächtigen Familienclans nicht respektieren wollen.

Also, wie ich letzte Woche mitbekam, denkt man jetzt, im siebten Jahr der Krise, tatsächlich schon daran, daß man in Griechenland Steuern nicht nur erheben, sondern sogar eintreiben müsse. Es geht voran!