5. Oktober 2020: Bellarmin an Mephisto
Wer erwartet hatte, daß endlich das Erinnerungsvermögen zurückkehre anläßlich des immerhin dreißigsten Jahrestages der historisch unglaublich glücklichen Wiedervereinigung Deutschlands nach über 56 Jahren totalitärer Diktatur durch Nazi-Barbarei mit anschließender russischer Fremdherrschaft unter einem Marionettenregime deutscher Kommunisten, der hatte unter anderem vergessen, daß im kommenden Jahr Bundestagswahlen stattfinden. Mit einem widerlichen Wettrennen der Parteien um den besten Platz im After ostdeutscher Wähler. Ohne auch nur, wie geruchsnervenverletzt, im entferntesten das geringste zu riechen von dem Mief, den die seit dreißig Jahren unterschwellig dort in der stinkenden Masse fleißig herumrührende Partei Der Spalter aufwühlt, mit dem jahrzehntelangen Erfahrungsschatz ihrer ehemaligen Abteilung für Zersetzung. Beispielsweise im Gerüchtestreuen, beispielsweise in der vom ahnungslosen Westen kritiklos übernommenen Wortwahlvorgabe, beispielsweise mit dem Trick der Gleichsetzung von Ungleichem, beispielsweise dem Verbreiten verlogener Mythen etc. pp.
Denn das Interesse der Partei Der Schamlosen nach ihrer Entmachtung als schicksalbestimmende Herrschaft über die infolge einer zufälligen ostdeutschen Geburt in freiheitsberaubender Leibeigenschaft gehaltenen Untertanen war ja nach deren Befreiung wohl nicht ganz deckungsgleich mit den „Wir sind das Volk“-Rufendenden.
Um es milde auszudrücken.
Ich halte es übrigens für ein äußerst charakteristisches Zeichen des Niedergangs kognitiver Kompetenz unserer gegenwärtigen Journalisten- und Politikerriege und Politikwissenschaftler und Historiker, daß ich nicht eine einzige Stimme fragen hörte in dem allgemeinen Gejammer über vermeintliche Defizite und unterstellte Fehlleistungen im „Prozeß der Wiedervereinigung“ und ähnlicher Selbstbezichtigungen, welche handlungsbestimmenden Interessen die umbenannte Partei nach ihrer totalitären Diktatur wohl leitete und welchen Anteil sie haben könnte am Erzeugen der Wagenburgmentalität ostdeutscher Nichtdenker. Beispielsweise in der Form von Stimmungsmache gegen „Besserwessis“, gegen „Westimporte“ (für die sich in Ostdeutschland Niederlassenden aus westlichen Bundesländern, also für die eigentlich schlichte Normalität des in seinem eben wiedervereinigten Lande von A nach B ziehenden Staatsbürgers).
Das begann zum Beispiel mit dem verlogenen und völlig kritiklos übernommenen Begriff der „Wende“, kreiert ausgerechnet von Egon Krenz, dem Verteidiger des Massakers auf dem „Platz des himmlischen Friedens“ im ebenfalls kommunistisch, demnach totalitär regierten China. „Wende“ für das wahrhaftige Ende der sogenannten Deutschen Demokratischen Republik, die, wie das vorherige Naziregime, alle Merkmale einer totalitären Diktatur in Reinform erfüllte:
Die utopische Ideologie mit Wahrheitsanspruch.
Die von einem Diktator geführte nicht abwählbare Massenpartei.
Die Geheimpolizei unter dem bis heute kritiklos übernommenen Tarnnamen „Staatssicherheit“ (Kosename „Stasi“) zur permanenten Überwachung und Drangsalierung der Einwohnerschaft.
Die totale Gleichschaltung aller Medien und ihre ausnahmslose Nutzung zur ideologischen Unterwanderung und Propaganda.
Die zentrale Steuerung und Überwachung jeglichen Wirtschaftslebens und die Reduzierung jeglichen individuellen Strebens auf die staatliche Ausnutzung der Arbeitskraft der „Werktätigen“.
Man stelle sich vor, jemand hätte den gegen die SED-Herrschaft Demonstrierenden und den glücklichen Menschen in den Tagen des 9. November 1989 prophezeit, die SED mit ihrem verschwundenen Vermögen würde umbenannt statt aufgelöst und werde sich dann vollkommen unkritisiert anmaßen, als Interessenvertreterin der Ostdeutschen aufzutreten!
Und ausgerechnet Typen wie Gregor Gysi, der als Sohn eines „DDR“-Ministers das deutsche demokratische Leben kennenlernte und als Anwalt in diesem Regime ohne Gewaltenteilung nach dem Ende dieses Staates des Mandantenverrats und der informellen Zuträgerschaft für die Geheimpolizei bezichtigt wurde, und die unvermeidliche Sahra Wagenknecht, eine der linkesten der Linken in der SED-Nachfolgepartei DIE LINKE, würden von westdeutschen Journalisten Jahr um Jahr in Zeitungen, Zeitschriften und Televisionsgesprächsrunden als Kronzeugen für das normale Leben in der Deutschen Demokratischen Republik befragt werden!
Des Staates, von dessen Territorium nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges unter größtenteils lebensbedrohlichen Umständen Millionen Menschen flohen aus irgend einem Grunde und der deswegen unter der verlogenen Bezeichnung „antifaschistischer Schutzwall“ eine Mauer errichtete mit ihrer gegen Ausbruchsversuche gewinkelten Stacheldrahtkrone.
Das waren mehr Menschen als während der gesamten Völkerwanderung Europa durchzogen.
Dabei war ja nicht alles schlecht in der „DDR“! Das Bildungssystem mit der vormilitärischen Ausbildung! Und die Kinderkrippen! Und jede Frau war gleichberechtigt und hatte monatlich einen bezahlten Hausarbeitstag! Für die Erledigung „ihrer Hausarbeiten“. Und der Führer hat ja auch die ganzen Autobahnen gebaut und die Leute in Lohn und Brot gebracht! Es war nicht alles schlecht!
Und das Ampelmännchen!
Und man wühlt ja noch heute akribisch, was alles gut gewesen wäre in der Deutschen Demokratischen Republik!
„Ein Kessel Buntes“!
Doch dann kam buchstäblich über Nacht das Ende der deutschen demokratischen Diktatur.
Eine Wende wäre es gewesen, wenn die realitätsfernen Träume Bärbel Bohleys und ihrer Mitstreiter sich unglücklicherweise erfüllt hätten vom Fortbestand des deutschen Separatstaates mit seinem verlogenen Namen.
Zum Zwecke seiner sozialistischen Verbesserung mit Sinn für alles Gute und Schöne. Etwa auf dem Niveau:
Verfassungsmäßig garantierte Westlöhne und Ostmieten!
Nebst freier Marktwirtschaft mit Arbeitsplatzgarantie!
Im Westen gehörte beispielsweise der narzißtische Oskar Lafontaine zu den vehementen Mitträumern. Das war derjenige, welcher drauf und dran war zu Honeckers Zeiten, eine „DDR“-Staatsbürgerschaft anzuerkennen.
Mit all den fatalen Folgen für künftige „DDR“-Flüchtlinge…
Das entlarvende Kennzeichen war aber das Erschrecken dieser Leute beim Fall der Mauer: Das Fortbestehen der Mauer hätten sie schon noch gebraucht für eine Verbesserung der Deutschen Demokratischen Republik.
Sie hatten nicht begriffen, und manche begreifen es bis heute nicht, und die Partei Der Spalter bestärkt sie in ihrer Begriffsstutzigkeit:
Die „DDR“ war 1961 nicht mehr ohne und 1989 nicht mehr mit Mauer zu retten!
Doch die Mehrheit der deutschen demokratischen Leibeigenen hatte es 1989 glücklicherweise verstanden und 1990 demokratischerweise gewollt: Es sollte keine Wende sein, sondern ein Ende!
Und zwei Jahre später war so gut wie der gesamte zweitaktige Fuhrpark des gesamten Landes, überwiegend zudem mit Lenkradgangschaltung, ausgetauscht.
Ganz Ostberlin hatte gestunken nach diesen knatternden Vehikeln.
Um nur ein Beispiel zu nennen.
Nach dem Fall des antifaschistischen Schutzwalls erfuhr man durch bundesdeutsche Scherzkekse, es hätte sich beim Trabant um ein Kultauto der Ostdeutschen gehandelt, und man drehte Filme um das deutsche demokratische Auto.
Das die Leute nach dem Ende des Staates nicht mehr hatten behalten wollen.
Hier gebe ich Dir schnell ein freilich unvollständiges Potpourri des idiotischen Gejammers, gewissermaßen zur Apotheose an Popanzen gesteigert anläßlich der Feier am dreißigsten Jahrestage des glücklichsten Augenblicks der Deutschen im zwanzigsten Jahrhundert, getreu den verlogenen Thesen der Einflüsterer:
Da ist die Rede von der Behandlung Ostdeutscher als Menschen zweiter Klasse.
Und von ihrem Fühlen als Menschen zweiter Klasse, wegen, tatsächlich, wegen verpaßter Lebenschancen.
Die unvermeidliche Katrin Göring-Eckardt, einstige FDJ-Sekretärin für Agitation und Propaganda: Sie verstehe, daß sich viele (Ostdeutsche) immer noch als Menschen zweiter Klasse fühlen.
Ich nicht.
Ihre Lebensleistung würde nicht gewürdigt.
Ist mir konkret kein einziger Fall bekannt.
Und natürlich Matthias Platzeck (SPD), der banale „gelernte DDR-Bürger“. Jemand, der das deutsche demokratische Denken verinnerlichte und also die Deutsche Demokratische Republik wahrhaft nie begriffen hat. Er gehörte ebenfalls zu denjenigen, die 1989 am liebsten die „DDR“ verbessert hätten und der nun verärgert war über den Fall der Mauer. Der „Wende“ sagt statt „Ende“. Der demzufolge tatsächlich die Wiedervereinigung als „Anschluß“ bezeichnete!
Analog Österreichs sogenanntem Anschluß an Hitlerdeutschland.
Wie ein Wort manchmal die komplette Denkweise eines Menschen offenbart!
Platzeck ist einer, der in seiner Welt- und Geschichtskenntnis offensichtlich von der Geschichte überrannt wurde. Matthias Platzeck also, der die Deutsche Demokratische Republik bis heute nicht verstanden hat, mit dem Lied: Es gäbe zu wenig Ostdeutsche in Führungspositionen.
Ich kenne keinen einzigen Fall, daß ein Ostdeutscher aufgrund seiner ostdeutschen Herkunft von einer Führungsposition ausgeschlossen wurde.
Was gäbe das wohl auch für ein Geschrei!
Apropos, unsere mecklenburg-vorpommerische Bundeskanzlerin:
Sie habe aber auch Verständnis dafür, daß sich manche Menschen in Ostdeutschland als Bürger zweiter Klasse fühlten. Dafür gebe es Auslöser wie etwa verpaßte Lebenschancen. Zugleich würdigte die Kanzlerin die Lebensleistung der Menschen aus der ehemaligen DDR…
(Deutschlandfunk nachrichtlich)
Ich habe kein Verständnis. Und kenne auch keinen einzigen Fall, daß Menschen aus Ostdeutschland als Menschen zweiter Klasse behandelt wurden. Im übrigen ist auch dem letzten Deppen inzwischen klar am dreißigsten Jahrestag der Wiedervereinigung, daß die „DDR“ ehemalig war.
Und es ist nicht zu fassen nach dem Fall der Mauer: Die verpaßten Lebenschancen!
Allerdings, wenn man etwa davon träumte, freiwilliger Grenzhelfer zu werden oder einer aus dem stehenden Heer der über 90000 hauptamtlichen Mitarbeiter der Geheimpolizei, hat man tatsächlich etwas verpaßt.
Statt gewonnen.
Der Bundespräsident: Die Ostdeutschen fühlten sich benachteiligt.
Sie sind es doch aber nachweislich nicht, würde ich mindestens hinzufügen.
Der Fraktionsvorsitzende der CDU und normalerweise rational denkende Brinkhaus: Ostdeutsche litten unter dem „Verlust der eigenen Biografie“. Was ebenfalls seit Jahren eine Arie ist der Partei Der Spalter. Im übrigen haben Biografien erstens die Eigenschaft eigen und zweitens unverlierbar zu sein.
Ebenso ist die Rede vom „Verlust der Legitimation der eigenen Identitäten“…
Usw. usf.
Du siehst: „vom Osten kann man viel lernen“…
„OST
Respekt. Würde.
Anerkennung.
DIE LINKE“
(Wahlplakat)
Das sollte, im vorherigen Landtagswahlkampf(!) für DIE LINKE(!) in Brandenburg(!) und Sachsen(!), höchstwahrscheinlich bedeuten und dieser Partei Stimmen bringen: Irgend jemand, nämlich ein Feind, versage OST die Anerkennung von Respekt und Würde…
Unausgesprochen.
Und unausgesprochen: wer.
Jedenfalls jemand, der Frau oder Herrn oder Diversem OST Respekt und Würde versage!
Der Wessi!
Dieses Schwein!
Dieser Wessi, der hat die ganzen „DDR“-Biografien „entwertet“!
Die ganzen deutschen demokratischen Biografien!
Der Wessi erkennt die Lebensleistung von OST nicht an!
Der Wessi hat keine Ahnung von der „DDR“!
Und ihren gelernten Bürgern!
Der Wessi interessiert sich nicht für die „DDR“!
Der Wessi war noch nie im Osten!
Der Wessi besetzt im Osten alle Führungspositionen!
Als „Westimport“!
Deutschlandfunk:
Weiter erklärte Ramelow, wenn man den Osten wie eine Kolonie betrachte, baue sich ein risikoreiches Spannungsfeld auf.
Wie eine Kolonie!
Man!
WENN MAN einmal unterstellte, ein Ministerpräsident sage solchen Satz nicht nur aus Jux und Tollerei, sondern meint, wenn er „WENN MAN betrachte“ sage, in Wahrheit „MAN betrachte“, dann muß MAN allerdings zugestehen, daß Ministerpräsident Ramelow (DIE LINKE), selbst ein „Westimport“, höflich ist und ebenfalls keinen Namen nennt für jemanden, der den Osten als Kolonie betrachtet!
Obwohl eine derart perverse Haltung gewiß namentlich an den öffentlichen Pranger gehörte!
Aber laß mich raten:
Der Wessi!
Und das Schwein hat noch nie Thüringen besucht!
Denn der Wessi interessiert sich nicht für die ostdeutschen Länder!
Dietmar Bartsch (DIE LINKE):
„Die Treuhand hat aus dem Osten einen Ein-Euro-Laden gemacht.“
Björn Höcke (Alternative für Deutschland):
„Die Verelendung und Heimatzerstörung hier bei uns hat einen Namen. Dieser Name lautet Treuhand.“
Ein Euro!
Verelendung!
Zerstörung!
Die Wessis, die Schweine, die haben die ostdeutsche Heimat zerstört!
Samt den beliebten Kultautos, diesen heimatlich riechenden Zweitaktern!
„Alle Deutschen sind frei, und deutscher Boden duldet keine Knechtschaft.“
Jacob Grimm, 1848
„Die Ungeübten sind nicht fähig, frei zu sein … Man wird frei im Gebrauch der Freiheit.“
Ludwig Marcuse (1894 – 1971)