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Thalatta ! Thalatta !

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Das Bewußtsein bestimmt das Sein

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Samstag, 10. September 2022: Bellarmin an Mephisto

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Die Gesamtheit dieser Produktionsverhältnisse bildet die ökonomische Struktur der Gesellschaft, die reale Basis, worauf sich ein juristischer und politischer Überbau erhebt, und welcher bestimmte gesellschaftliche Bewußtseinsformen entsprechen. Die Produktionsweise des materiellen Lebens bedingt den sozialen, politischen und geistigen Lebensprozeß überhaupt. Es ist nicht das Bewußtsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewußtsein bestimmt. Auf einer gewissen Stufe ihrer Entwicklung geraten die materiellen Produktivkräfte der Gesellschaft in Widerspruch mit den vorhandenen Produktionsverhältnissen oder, was nur ein juristischer Ausdruck dafür ist, mit den Eigentumsverhältnissen, innerhalb deren sie sich bisher bewegt hatten. Aus Entwicklungsformen der Produktivkräfte schlagen diese Verhältnisse in Fesseln derselben um. Es tritt dann eine Epoche sozialer Revolution ein. Mit der Veränderung der ökonomischen Grundlage wälzt sich der ganze ungeheure Überbau langsamer oder rascher um.

Karl Marx: Zur Kritik der politischen Ökonomie

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Die allgemein zitierte Kurzform hierfür lautet unter Marxisten: „Das Sein bestimmt das Bewußtsein.“

Mit dem daraus als Filetstück des Marxismus abgeleiteten dialektischen „Grundwiderspruch“ des „Historischen Materialismus“, der die Entwicklung der Menschheit bestimmend von der „Sklavenhaltergesellschaft“ über die Jahrtausende zur Paradiesverheißung des Kommunismus führe: Der Widerspruch zwischen den Produktivkräften und den Produktionsverhältnissen.

Gemäß jener marxistischen Irrlehre, die beispielsweise an sämtlichen Universitäten und Hochschulen der Deutschen Demokratischen Republik in dem unumgänglichen Pflichtfach „Marxismus / Leninismus“ gelehrt wurde als „einzig wissenschaftliche Weltanschauung“ inklusive erstplazierter Prüfungszensur aller Hochschulabschlußexamina, gemäß jener marxistischen Irrlehre sollte demnach naturgesetzlich im entwickeltesten kapitalistischen Land das „Sein“, nämlich die Produktivkräfte, das „Bewußtsein“, nämlich die gesellschaftlich zurückgebliebenen Produktionsverhältnisse, den gesellschaftlichen Überbau, sprengen und infolge einer proletarischen Revolution hinwegfegen.

In Wahrheit und vollkommen uninterpretiert von den sich im Ostblock tummelnden marxistisch-leninistischen „Gesellschaftswissenschaftlern“ und ihren Lehren war exakt das Gegenteil passiert: Im unterentwickelten, weitgehend agrarisch produzierenden Rußland putschte sich heimtückisch eine Clique von „Berufsrevolutionären“ an die Macht und verwandelte kraft des humanitär skrupellosen Bewußtseins ihrer marxistischen Religion, nämlich der unantastbaren Dogmen ihres unfehlbaren Gottvaters Marx, zwangsweise, nämlich durch historisch beispiellosen gesellschaftlichen Terror, nicht nur das gesellschaftliche Sein Rußlands: Ein Gespenst ging hinfort um in der Welt – das Gespenst des Kommunismus.

Mit den Merkmalen:

  • Erschießung Zehntausender von Geiseln oder ohne Urteil Eingekerkerten und Massaker an Hunderttausenden revoltierender Arbeiter und Bauern zwischen 1918 und 1922
  • Hungersnot von 1922, die den Tod von fünf Millionen Menschen verursachte
  • Liquidierung und Deportation der Donkosaken 1920
  • Ermordung Zehntausender in den Konzentrationslagern zwischen 1918 und 1930
  • Liquidierung von annähernd 690 000 Menschen während der Großen Säuberung 1937/38
  • Deportation von zwei Millionen Kulaken (bzw. Menschen, die als solche bezeichnet wurden) 1930 bis 1932
  • Vernichtung von sechs Millionen Ukrainern durch die absichtlich hervorgerufene und nicht gelinderte Hungersnot von 1932/33
  • Deportation hunderttausender Polen, Ukrainer, Balten, Moldauer, Bessarabier 1939 bis 1941 und nochmals 1944/45
  • Deportation der Wolgadeutschen 1941
  • Verbannung der Krimtataren 1943
  • Verbannung der Tschetschenen 1944
  • Verbannung der Inguschen 1944
  • Deportation/Liquidierung der städtischen Bevölkerung Kambodschas zwischen 1975 und 1978
  • allmähliche Vernichtung der Tibeter durch die Chinesen seit 1950 usw.

(Stéphane Courtois, Nicolas Werth, Jean-Louis Panné, Andrzej Paczkowski, Karel Bartosek, Jean-Louis Margolin: Das Schwarzbuch des Kommunismus)

Und mit einer vorsichtig geschätzten Gesamtbilanz an Opfern:

  • Sowjetunion: 20 Millionen Tote
  • China: 65 Millionen Tote
  • Vietnam: 1 Million Tote
  • Nordkorea: 2 Millionen Tote
  • Kambodscha: 2 Millionen Tote
  • Osteuropa: 1 Millionen Tote
  • Lateinamerika: 150 000 Tote
  • Afrika: 1,7 Millionen Tote
  • Afghanistan: 1,5 Millionen Tote
  • kommunistische Internationale und nicht an der Macht befindliche kommunistische Parteien: etwa 10 000 Tote

(ebenda)

In dem seinerzeit industriell am weitesten entwickelten Land, in dem laut marxistischer Gesellschaftstheorie der „einzig wissenschaftlichen Weltanschauung“ durch eine „Epoche sozialer Revolution“ „der ganze ungeheure Überbau“ mit seinen kapitalistischen Eigentumsverhältnissen hätte naturgesetzlich umgewälzt werden müssen, ist diesen Donnerstag nach siebzigjähriger Regentschaft die Königin gestorben, und ihr Nachfolger wurde heute nach jahrhundertaltem Ritus offiziell inthronisiert.

In Deutschland, an der Berliner Humboldt-Universität, an der vor wenigen Wochen erst der Vortrag einer Biologin mit der Binsenweisheit, daß es wissenschaftlich erwiesen in der Natur nur zwei Geschlechter gebe, abgesagt wurde aus ideologischen Gründen, an der Berliner Humboldt-Universität also mit ihrem einstigen Lehrstuhl für Marxismus-Leninismus prangt in der Eingangshalle an der Wand noch immer demagogisch der Spruch mit dem marxistischen Schwachsinn:

Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert; es kommt aber darauf an, sie zu verändern.“

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Versuch einer Richtigstellung

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29. Januar 2022: Bellarmin an Mephisto

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Am Donnerstag, dem 13. Januar, vermeldete das öffentlich-rechtliche Leitmedium der Bundesrepublik Deutschland, der Deutschlandfunk:

Scholz in den 1980ern jahrelang von der Stasi bespitzelt

Bundeskanzler Scholz ist laut einem Zeitungsbericht in seiner Zeit als Juso-Funktionär in den 1980er Jahren von der DDR-Staatssicherheit bespitzelt worden.

Der Geheimdienst habe jahrelang Informationen über Scholz gesammelt, berichtet die „Bild“-Zeitung unter Verweis auf eine ihr vorliegende Stasi-Akte. Diese beinhaltet demnach sowohl Informationen über Scholz‘ Reisen in die DDR als auch über seine Arbeit als Politiker und Rechtsanwalt in seiner Heimatstadt Hamburg.

Mehrere Stasi-Agenten waren demnach auf Scholz angesetzt. Der Geheimdienst habe ihn damals als Mitglied der marxistisch orientieren „Stamokap“-Bewegung eingestuft und ihn bei seinen Reisen in die DDR bevorzugt behandelt, schreibt „Bild“ weiter. Scholz war demnach als damaliger Vize-Vorsitzender der Jusos unter anderem auf Einladung der DDR-Jugendorganisation FDJ in den Osten gereist.

Und dem dank unserer öffentlich-rechtlichen Medien des 21. Jahrhunderts unbedarften Bundesbürger schauderte es in seinem Bette: Wie damals unser Kanzler Willy! Ein Stasi-Opfer! Der arme Olaf! Jahrelang! Bespitzelt!

Das wollen wir mal ein bißchen hinterfragen.

Zuerst fällt natürlich auf, wenn man bessere, also politisch unkorrigierende Zeiten der Berichterstattung bundesdeutscher Journalistik gewohnt war in deutschen Medien, daß nach dieser doch eigentlich sensationellen Meldung, daß über den derzeitigen Bundeskanzler als demnach in den 1980ern jahrelang von der „Stasi“ bespitzeltem „Stasi“-Opfer, daß auch nicht die geringste weiterführende Meldung, Besprechung, Erörterung, Kommentierung, Fragestellung, Einschätzung erfolgte in unserer pressefreiheitlichen Presse.

Oder gar ein Interview.

Gern auch mehrere.

Von Zeitzeugen, Weggefährten etwa.

Oder gar mit dem Stasi-Opfer persönlich.

Dieses Schweigen ist aber heutzutage schon immerhin ein Zeichen!

Daß es stinkt.

Dabei gäbe es doch so mancherlei an Bemerkenswertem.

Zum Beispiel: Nachrichtenredakteure des öffentlich-rechtlichen Deutschlandfunks bilden Sätze wie: „Der Geheimdienst habe ihn damals als Mitglied der marxistisch orientieren ‚Stamokap‘-Bewegung eingestuft“…

Der arme Olaf! Man stelle sich das vor! Nicht nur daß der Geheimdienst mit dem Kosenamen „Stasi“ ihn bespitzelt hätte. Nein! Die hat ihn obendrein auch noch „eingestuft“!

Also „transparent“, demnach klar, könnte man feststellen und als Journalist es sagen, die deutsche demokratischen Geheimpolizei war sich sicher, daß der arme Olaf Mitglied der „marxistischen Stamokap-Bewegung“ war.

Da kannst Du mal sehen, wozu die „Stasi“ alles fähig war…

Den unbedarften, also den von heutigen öffentlich-rechtlichen Medien politisch korrigierend unterrichteten Bundesbürger(innen wie außen) läuft ein Schauer über den Rücken.

„Stamokap“ ist die Abkürzung für das Ungetüm „Staatsmonopolistischer Kapitalismus“. Und in der „Deutschen Demokratischen Republik“ lehrte man ab der zweiten Hälfte der sechziger Jahre an den Schulen im Rahmen des Staatsbürgerkunde-Unterrichts und in den „FDJ-Studienjahren“ und an den Universitäten in den für Studenten sämtlicher Fachrichtungen obligatorischen Vorlesungsreihen des „WK“, des „Wissenschaftlichen Kommunismus“, daß dieser die letzte Phase des Kapitalismus wäre. So wie Lenin dies schon dem Imperialismus prophezeit hatte in seinem Buch „Der Imperialismus, das höchste und letzte Stadium des Kapitalismus“.

Die Prüfungszensur des für sämtliche Studienrichtungen unabwendbaren Faches „Wissenschaftlicher Kommunismus“ erschien auf den Zeugnissen sämtlicher Staatsexamina aller Fachrichtungen an erster Stelle.

War also für alles weitere der Karrieren unabdingbar.

In der „Deutschen Demokratischen Republik“.

Und da stuft diese verdammte „Stasi“ so mir nichts dir nichts aus Jux und Tollerei und Übermut einfach unseren Kanzler mit seinem verschmitzten Lächeln der marxistisch „orientierten“ Stamokap-Bewegung der SPD und Jusos zu.

Also ich als Olaf, ich hätte ja nun was gesagt zu dieser Ungerechtigkeit.

Die Bild-Zeitung zitierte allerdings einige geheimpolizeilich registrierte Äußerungen Olafs, womit er im Fach „Wissenschaftlicher Kommunismus“ jede Prüfung an der Humboldt-Uni in „Berlin – Hauptstadt der DDR“ mit Bravour bestanden hätte und will deswegen angefragt haben.

Aber das Opfer habe sich nicht äußern mögen.

Und dann berichtete die Bild-Zeitung aus den Akten mit Daten und Fotos von etlichen Reisen des „Stasi“-Opfers mit seinen Juso-Kumpeln in die „Deutsche Demokratische Republik“ und zeigt als Bild-Zeitung auf einem Bild ihn an einem Tische mit dem Honecker-Nachfolger Egon Krenz.

Und zitiert „Stasi“-Anweisungen über Vorzugsbehandlungen ihres einreisenden Opfers.

Das gab es tatsächlich. Daß gewisse Bundesbürger eingeladen wurden, die „Deutsche Demokratische Republik“ zu bereisen unter Vorzugsbedingungen von denen andere als die besagten gewissen Bundesbürger nur träumen konnten.

Und die nicht unbedarften Eingeborenen der „Deutschen Demokratischen Republik“ ebenso.

Und deswegen waren jene gewissen Bundesbürger bei den nicht unbedarften zwangsrekrutierten Staatsbürgern der „Deutschen Demokratischen Republik“ verhaßt.

Zumal wenn diese, beispielsweise im „Zentralorgan der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands“ des Namens „Neues Deutschland“, den zwangsrekrutierten „DDR“-Bürgern die „Deutsche Demokratische Republik“ priesen samt ihrer sozialistischen Schönheit.

Dank „wissenschaftlichem Kommunismus“.

Und die ausbeuterischen Verhältnisse des staatsmonopolistischen Kapitalismus anprangerten mit seinen „Berufsverboten“ für die Genossen der Deutschen Kommunistischen Partei.

Der DKP.

Auch Olaf soll mindestens eine Rede geredet haben in der „Deutschen Demokratischen Republik“.

Er hatte Redeerlaubnis…

Wie die erwähnten gewissen Bundesbürger.

An den Inhalt der Rede wird er sich aber wohl nicht mehr erinnern können. Er hatte ja auch vor erst gar nicht so langer Zeit erklärt in einem Untersuchungsausschuß, daß er sich selbst nicht mehr erinnern könne an den Inhalt des entscheidenden Gesprächs, das er als Regierungschef von Hamburg führte, und in welchem es sich um einen Betrag in zweistelliger Millionenhöhe handelte, der der Stadtkasse in der Folge des Gesprächs verloren ging.

Aber auch die politisch korrigierten Medien der heutigen Bundesrepublik leiden durchaus zuverlässig unter Amnesie.

Wenn es darauf ankommt.

Und so vergaßen sie hier über allem die doch eigentlich naheliegende Frage aufzuwerfen, geschweige denn ihr nachzugehen, wieso der in der „Deutschen Demokratischen Republik“ Privilegierte und mit Redeerlaubnis Ausgestattete und vom stellvertretenden Vorsitzenden des Staatsrates der „DDR“ Empfangene und sogar aus irgendeinem Grund in die gewiß nicht DDR-kritische „marxistisch orientierte Stamokap-Bewegung“ „Eingestufte“ „jahrelang von der Stasi bespitzelt“ worden war…

Die Frage ist da doch natürlich, was die deutsche demokratische Geheimpolizei beabsichtigte.

Der Olaf war doch kein Staatsfeind.

Der „DDR“.

Nun, es war durchaus üblich bei der deutschen demokratischen Geheimpolizei, gerade auch die gewissen Bundesbürger zu prüfen hinsichtlich der Beständigkeit ihrer Stamokap-Gesinnung.

In der Verfolgung der Möglichkeit einer künftigen Anwerbung.

Als Mitarbeiter(innen wie außen).

Doch beim „eingestuften“ langjärigen „DDR“-Besucher Olaf kam dann offenbar der von den Stamokap-Ideologen unvorhergesehene Fall des „antifaschistischen Schutzwalls“ dazwischen.

So, und hier noch einmal zum erneuten Lesen die vom öffentlich-rechtlichen Flaggschiff einmalig gemeldete Information über das eingestufte „Stasi“-Opfer Olaf:

Scholz in den 1980ern jahrelang von der Stasi bespitzelt

Bundeskanzler Scholz ist laut einem Zeitungsbericht in seiner Zeit als Juso-Funktionär in den 1980er Jahren von der DDR-Staatssicherheit bespitzelt worden.

Der Geheimdienst habe jahrelang Informationen über Scholz gesammelt, berichtet die „Bild“-Zeitung unter Verweis auf eine ihr vorliegende Stasi-Akte. Diese beinhaltet demnach sowohl Informationen über Scholz‘ Reisen in die DDR als auch über seine Arbeit als Politiker und Rechtsanwalt in seiner Heimatstadt Hamburg.

Mehrere Stasi-Agenten waren demnach auf Scholz angesetzt. Der Geheimdienst habe ihn damals als Mitglied der marxistisch orientieren „Stamokap“-Bewegung eingestuft und ihn bei seinen Reisen in die DDR bevorzugt behandelt, schreibt „Bild“ weiter. Scholz war demnach als damaliger Vize-Vorsitzender der Jusos unter anderem auf Einladung der DDR-Jugendorganisation FDJ in den Osten gereist.

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Zur Ursache der Niederlage des Westens im „Krieg gegen den Terror“

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11. September 2021: Serapion an Mephisto

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Die Ursache der Niederlage des Westens im sogenannten „Krieg gegen den Terror“ halte ich vor allem für kognitiv begründet. Der liberale Westen hat völlig offensichtlich Wahrnehmungsschwierigkeiten an sich sowie auch bei der rückhaltlosen Interpretation des Wahrgenommenen. Die Zahl der Beispiele ist unendlich! Da brauchten wir gar nicht erst anzufangen mit Afghanistan und der Tatsache, daß augenscheinlich während all der 20 Jahre des dortigen westlichen Engagements im beschworenen „Krieg gegen den Terror“ es nach meiner Beobachtung nicht ein einziges Mal auch nur ansatzweise eine Rolle gespielt hat in irgendeiner Betrachtung, einer politischen Analyse oder Berichterstattung, daß zum Zeitpunkt des Einmarsches der alliierten Truppen rund 70 Prozent der eingeborenen Völkerschaften Analphabeten waren. Eine Tatsache doch von geradezu elementarer Wichtigkeit! Oder ebenso exemplarisch war die nahezu hysterische Aufregung, die in den deutschen Medien herrschte, als nach bereits langen Jahren der „Verteidigung Deutschlands am Hindukusch“ der seinerzeitige Verteidigungsminister es „gewagt“(!) hatte, von einem „Kampfeinsatz“ zu sprechen!

Man stelle sich das vor: bundesdeutsche Soldaten in einem „Krieg gegen den Terror“ befänden sich in einem Kampfeinsatz!

Sagt plötzlich der Verteidigungsminister!

Und die deutschen Medien fallen aus allen Wolken. Davon haben wir ja gar nichts gewußt!

Eher sollten wir uns zuwenden der schon krampfartig zu nennenden Verschleierung der Realität mittels Begriffskonstruktionen wie „islamistisch“ oder „radikalislamisch“ für schlicht und treffend: „traditioneller Mohammedanismus“.

Und weiter:

Eine typisch westliche Reaktion auf das zum Beispiel im August 2017 in Barcelona von Mohammedanern verübte typische Attentat:

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Sonntag, 20. August 2017, EL PERIODICO DE CATALUNYA aus Barcelona:

Anders als in manchen Fällen in anderen europäischen Ländern haben wir es nicht einfach mit einem Problem zu tun, das von außen an uns herangetragen worden ist. Vielmehr geht es um Jugendliche, die unsere Schulen besucht haben und damit theoretisch auch unsere Werte kennen gelernt haben müssten. Aber irgendwann haben sie sich radikalisiert. Das darf in uns keine islamfeindlichen Gefühle wecken. Statt vorschneller Verurteilungen sollten wir daher unsere muslimische Gemeinschaft für den Kampf gegen den Terror gewinnen.

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Wenn wir einmal davon absehen, daß eventuelle Verurteilungen kaum noch vorschnell genannt werden können in Betracht allein des Zeitraums seit dem 11. September 2001 zum 17. August 2017 und angesichts der zivilisatorischen Singularität einer Ideologie, die das grauenvolle Abschlachten heimtückisch überwältigter und damit vollkommen wehrloser Menschen, als Zufallsopfer, zur beglückenden Heldentat stilisiert, könnten wir uns endlich einer nüchternen Tatsache stellen: Die beschworene mohammedanische Gemeinschaft ist selbst angesichts der entsetzlichsten Morde in all den Jahren nicht in den „Kampf gegen den Terror“ eingetreten.

Und ich wage die Prognose: Die mohammedanische Gemeinschaft wird trotz der homöopathisch vereinzelten Tapferen, der wahren Helden, die wir endlich erleben durften und für ihren Mut bewundern müssen, und die wir hoffentlich vor ihren Glaubensgenossen schützen können, die mohammedanische Gemeinschaft wird weder im wesentlichen noch überhaupt nur im entfernt erforderlichen Ausmaß in den „Kampf gegen den Terror“ eintreten.

Das wird nicht sein.

Aber jene hilflosen Wenigen zeigen uns, dem jammernden, dem die Welt nicht mehr verstehenden Westen eines:

Den „Kampf gegen den Terror“, was meint den Kampf beispielsweise gegen den sogenannten „sogenannten Islamischen Staat“, also den Kampf gegen sogenannte Islamisten, also gegen diese unzähligen Gruppierungen unter unzähligen Namen, was meint also, auf den Punkt gebracht, den Kampf gegen mohammedanischen Terror zur (Wieder-)Einführung der mohammedanischen Tradition, diesen Kampf kann der attackierte Westen nur ideologisch gewinnen.

Hierfür sollte insbesondere seine vielbesungene vorurteilsfreie Presse sich endlich selbst befreien von einigen linksideologischen Scheuklappen.

Beispielsweise in Gestalt der ritualisierten Selbstbezichtigungen:

„Es ist unsere Schuld, wir haben die Muslime nicht integriert.“

Oder

„Es ist unsere Schuld, wir bieten Muslimen keine Perspektive.“

Oder

„Die Terroristen sind Opfer schlimmer sozialer Verhältnisse in unserem Staate.“

Der Westen muß den Kampf ideologisch führen und kann ihn nur ideologisch gewinnen! Aber auf diesem Felde könnte er ihn tatsächlich gewinnen, und dies ist die positive Botschaft.

Hierzu sollte man sich klar werden über den eigentlich selbstverständlichen aber politisch korrigiert ausgeblendeten Umstand, daß es Menschen gibt, die durchaus aus persönlichen Gründen dauerhaft scheitern.

Statt aus gesellschaftlichen Gründen.

Daß demnach ihr sozialer Abstieg und ihre mehrheitsgesellschaftliche Abseitigkeit etwas zu tun haben kann mit persönlicher Schuld statt mit gesellschaftlicher. Auch wenn gerade diese Menschen, aus naheliegenden Gründen, den Hang verspüren, ihre Situation und ihr beständiges Scheitern und sich selbst als Opfer böser gesellschaftlicher Umstände zu interpretieren.

Ein Schulabbrecher der achten Klasse wird selten eingestehen: „Ich bin zu dumm.“ Sondern er wird die Schuld eher den dubiosesten Bewandtnissen und gesellschaftlichen Faktoren und staatlichen Zuständen zuschreiben und der „klaffenden Schere zwischen Arm und Reich“.

In den heutzutage entwickelten Staaten muß demnach so genannte Bildungsferne nicht immer die Folge sozialer Unterschiede sein, sondern soziale Unterschiede sind dort eher die Folge von „Bildungsferne“.

Also in vernünftigem Deutsch Martin Luthers und der Gebrüder Grimm: von Dummheit.

Die auch bestehen oder gepaart sein kann aus oder mit sogenannter Beratungsresistenz.

Man sollte doch endlich wieder die elementare Tatsache zur Kenntnis nehmen, daß es auch dumme und weiterbildungsunfähige Menschen gibt auf Erden.

Denn gar nicht so wenige sind ihres Unglückes Schmied.

Zumindest sollte man dies in Betracht ziehen und könnte es vielleicht sogar öffentlich erörtern oder wenigstens thematisieren in einer freien, demnach auch vorurteilsfreien Presse.

Das gliche im heutigen Deutschland mittlerweile der Entdeckung eines neuen Kontinents.

Dass es ohne Verschulden der Gesellschaft und der staatlichen Zustände Menschen gibt, die mitunter, selbst generationenweise, in schlechteren sozialen Umständen leben als andere.

Und RTL 2 goutieren statt ARTE.

Auch wage ich die Behauptung, daß in den entwickelten westlichen Staaten Kriminalität, insbesondere auch Kleinkriminalität, im allgemeinen nicht die Folge sozialer Not, sondern soziale Not die Folge von Kriminalität ist.

Und somit die Folge von Mentalität.

Statt von Sozialität.

Was nach meiner Erfahrung Kriminelle und Kommunisten so gut wie ausnahmslos anders sehen.

Nicht selten besitzen mohammedanische Attentäter nachweislich kriminelle Karrieren und stilisieren sich als Opfer.

Der Westen muß offensiv den mohammedanischen Märtyrerbegriff angreifen!

Und hierüber offensiv und stets aufs neue mohammedanische Autoritäten, insbesondere Theologen, öffentlich zur Stellungnahme herausfordern. Nach jeder Untat und auch dazwischen! Unermüdlich aufs neue! Man kann und muß sie auch einzeln namentlich ansprechen!

Es ist nicht zuviel verlangt, eine Stellungnahme abzuverlangen von mohammedanischen Autoritäten, wenn am Flughafen von Kabul vollkommen wehrlose, verzweifelt hilfesuchende Menschen hinterhältig auf grausame Weise umgebracht werden, Kinder, Frauen, Männer, zufällig versammelte Menschen.

Auch wenn es noch so trivial erscheint, gerade deswegen muß überhaupt und immer wieder klar ausgesprochen werden, daß es von erbärmlicher Feigheit und Heimtücke zeugt, wehrlose Menschen zu töten.

Daß es u n e h r e n h a f t ist!

Die Unehrenhaftigkeit dieser im Westen tatsächlich als „Kämpfer“ titulierten Verbrecher muß permanent benannt, ihre menschenfeindliche Primitivität muß fortlaufend thematisiert werden!

Diese Mordtaten müssen mental entwürdigt werden. „Terrorist“ muß werden ein Synonym für „elender Versager“, für „feiger Idiot“.

„Terror“ ist ein zu abstrakter Begriff, dessen Schändlichkeit muß der Westen mit seinen als mutig geltenden Medien unermüdlich konkretisieren!

Beim mohammedanischen Terrorismus als Glaubenskrieg, wenn nicht als „Kampf der Kulturen“, handelt es sich übrigens in jedem Fall um eine der zahlreichen Widerlegungen jener marxschen Grundthese, daß das Sein das Bewußtsein bestimme, und beweist uns an einem aktuellen und sehr konkreten Beispiel die schmerzhafte Richtigkeit der Antithese.

Es gab übrigens einmal Zeiten mit bildungsnäheren Politikern!

Die noch andere Wörter kannten als „inakzeptabel“ für Massenmord.

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Lale Akgün, Publizistin aus Köln, im SPIEGEL 34/2017 vom 19. August 2017 (Hervorhebung von Serapion):

Für mich ist es ganz klar, dass wir in Deutschland mittlerweile ein massives Problem mit einem fundamentalistischen Islam haben. Durch ihn werden Attentäter wie in Berlin oder zuletzt in Hamburg radikalisiert. Schuld sind die Imame, die ihre Gemeinden abschotten und den Gläubigen eintrichtern, dass alle Nichtmuslime auf dem falschen Weg seien – sogar jene, die nur einer anderen Strömung ihrer eigenen Glaubensrichtung angehören. Diesen Imamen müsste doch klar sein, wie das wirken kann, nicht nur auf psychisch Kranke. Sie sind es, die den einfachen Gläubigen die Feindbilder einpflanzen und sich nicht von den problematischen Suren im Koran distanzieren, die zur Gewalt aufrufen. Wenn der sogenannte Islamische Staat seine menschenverachtende Politik mit Koransuren rechtfertigt, dann ist das Terror im Namen des Islam. Und dann reicht es eben nicht aus, als Reaktion darauf ständig zu wiederholen, der Islam habe mit Terror nichts zu tun. Auch dem konservativsten Islamvertreter müsste mittlerweile klar sein, dass den Terroristen die theologische Grundlage entzogen werden müsste. Wir brauchen dringend eine Reformation des Islam und eine viel größere und schonungslosere Debatte. Solange nur eine kleine Minderheit der Muslime bereit ist, sich kritisch mit ihrer Religion auseinanderzusetzen, werden wir das Terrorproblem nicht lösen können. Im Gegenteil, es wird größer werden.

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Und im Abgrund wohnt die Wahrheit.

Friedrich Schiller (1759 – 1805)

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Es steht im Koran geschrieben!

 

17. Oktober 2020: Bellarmin an Mephisto

 

Der Terror der Gewalttäter von Paris, der die Welt entsetzt, entspricht koranischem Gebot. In Sure 8, Vers 60 verlangt Allah von den Muslimen, alle Mittel einzusetzen, „um die Feinde Allahs, die auch eure Feinde sind, zu terrorisieren“. Damit der Islam in den Augen von Nichtmuslimen akzeptabel erscheint, werden in europäischen Koranübersetzungen für „terrorisieren“ gefälligere Vokabeln wie „einschüchtern“ oder „erschrecken“ verwendet (und unwissend nachgeplappert). Doch das im Koran verwendete Verbum lautet „turhibûna“, was korrekt nur als „terrorisieren“ wiedergegeben werden kann und auch heutzutage in diesem Sinn gebraucht wird. Was die Verbrechen angeht, die im sogenannten „Islamischen Staat“ an der Tagesordnung sind, dient der Koran, Sure 5, Vers 33, ebenso als Handlungsanleitung: „Jedoch der Lohn derer, die gegen Allah und seine Gesandten Krieg führen und Verderben im Land zu erregen trachten, soll sein, dass sie getötet und gekreuzigt werden oder dass ihre Hände oder Füße wechselseitig abgeschlagen werden oder dass sie aus dem Land vertrieben werden.“

Von Muslimen wie jetzt in Paris beziehungsweise von islamophiler Seite wird stattdessen regelmäßig beteuert, dass im Koran stehe: „Wenn einer einen Menschen tötet, dann ist es, als ob er alle Menschen getötet hätte.“ Soll heißen, dass ein Mörder nichts mit dem Islam zu tun haben könne. Doch Sure 5, Vers 32 auf diese Weise zu zitieren ist eine grobe Irreführung, wenn nicht bewusste Täuschung. Die gebildeten Muslime wissen das. Der Vers lautet vollständig: „Aus diesem Grund haben wir den Kindern Israels geboten, dass, wenn jemand einen Menschen tötet – es sei denn für einen Mord an einem anderen oder für im Land angerichtetes Unheil –, es so sein soll, als hätte er die ganze Menschheit getötet.“ Der Vers schließt also Tötungen nicht kategorisch aus, wie das unzulässig abgemilderte Kurzzitat suggerieren möchte, sondern gestattet (verlangt?) selbstverständlich die Tötung eines Menschen als Vergeltung für Mord und als Strafe für Aufrührer. Aber noch wichtiger ist: Allah wendet sich hier nicht an die Muslime, sondern an die Juden; diese sind es, die den Satz „Wenn einer einen Menschen tötet …“ beachten sollen. Arabische Korangelehrte räumen ein, wie der Satz aktuell zu verstehen ist, nämlich: „Wenn ein Jude (beziehungsweise Nichtmuslim) einen Muslim tötet, dann ist es, als ob er alle Menschen getötet hätte.“ Das ist das Gegenteil dessen, was mit der (immer unvollständigen) Zitierung des Satzes bei gutgläubigen Menschen bewirkt werden soll. Was Allah von den Muslimen gegen diejenigen, die sich dem Islam widersetzen, verlangt, folgt direkt im nächsten Vers, den ich oben zitiert habe: tötet und kreuzigt, schlagt Hände und Füße ab. Der Islam ist eine nie revidierte Gewaltideologie, die im Gewand einer Religion daherkommt. Sie wurde und wird stärker, je mehr sie hofiert und gefördert wird. Wer den Islam schönredet, muss wissen, dass er als geistiger Brandstifter agiert und sich mitschuldig macht.

Nachweislich wahr ist: Solange der Islam nicht aus der Welt ist, wird es in ihr keinen Frieden geben. Das wusste (neben anderen wie Voltaire, Schopenhauer, Heinrich Heine, Winston Churchill oder Elias Canetti) schon Karl Marx: „Der Islam ächtet die Nation der Ungläubigen und schafft einen Zustand permanenter Feindschaft zwischen Muselmanen und Ungläubigen“ (Marx-Engels-Werke, Bd. 10, Ost-Berlin 1961, S. 170).

 

(Hervorhebung von Bellarmin)

Die hier im Grunde so einfach die die Sicht verkleisternde politische Korrektur korrigierende Tatsachenrichtigstellung stammt nicht von einem Journalisten!

Sondern es handelt sich um einen Leserbrief!

Wir sollten dem Verfasser des obigen Textes, Dr. Ekkehart Rotter, Bad Vilbel, und der FRANKFURTER ALLGEMEINEN ZEITUNG für dessen Abdruck sehr dankbar sein für das, was dem bundesdeutschen Journalismus offensichtlich ebenso fehlt wie dem Mohammedanismus: Mut zur Aufklärung!

Das bemerkenswerte Zitat stand in der F.A.Z. vom Montag, dem 7. Dezember 2015 auf Seite 18 in der Rubrik „Briefe an die Herausgeber“ unter der Überschrift „Es steht im Koran geschrieben“, und es bezieht sich auf die Berichterstattung nach den Anschlägen in Paris am 13. November 2015 und auf die Meldung „Merkel: Wir sind stärker als der Terrorismus“ in der F.A.Z. vom 16. November 2015. Es bezieht sich also auf die Massenmorde in Paris vor den Massenmorden in Brüssel. Es ist demnach geschrieben noch vor der Silvesternacht von Köln („Justiz und Polizei bis zur Lähmung überfordert“) und vor den Anschlägen und Terror- und Fahndungsmeldungen, die das folgende Osterfest dominierten.

Und leider könnte man wetten, der Artikel wird noch aktuell sein, wenn die Zeitung vergilbt ist.

Denn wo sind die religiösen Führer eines titulierten friedlichen Islam, die das heimtückische Ermorden friedlicher Menschen bei all den unmenschlichen Anschlägen mindestens ebenso vehement anprangern wie das Zeichnen von Mohammed-Karikaturen?

Wo sind ihre empörten Massen?

Denn wenn es eine friedliche Religion gäbe auf unserem Planeten, in deren Namen ein Mörder, wie beispielsweise in Frankreich geschehen, dem friedlichen 84jährigen Priester einer anderen Religion die Kehle durchschnitte im Namen seines Gottes oder, wie gestern geschehen, einem Geschichtslehrer, weil er im Unterricht über Mohammed-Karikaturen und Meinungsfreiheit diskutierte, den Kopf abhackte im Namen seines Gottes, so wäre ich gewiß, die führenden Geistlichen jener friedlichen Religion erhöben weltweit vernehmbar ihre Stimme und sprächen die Verdammnis aus über das mörderische Schänden ihres friedlichen Glaubens.

Laut und deutlich wie Donnerhall!

Daß man sie bis in den letzten Winkel der Welt und ihrer Glaubensstätten vernähme und fürderhin berufbar mit Namen kennte, jene Autoritäten und Exegeten jener friedlichen Religion.

Denn nehmen wir an, es existierte eine Religion auf unserem Planeten, die für ihre Ausbreitung den Krieg für ein gutes Werk hielte, eine Religion, in der es als beste Theologie gälte, Gott mit dem Schwerte zu dienen, eine Religion, in der es hieße, zwischen dem Gläubigen und seinem direkten Eingang ins Paradies stünde nur der Ungläubige, dann unterschiede sie sich doch in ihrem Wesen und Wirken von den anderen Weltreligionen.

Was ein vertrauenswürdiger Journalismus, falls es eine solche Religion gäbe, auch aussprechen sollte, ja unbedingt aussprechen und thematisieren müßte.

Wo also bleibt in bundesdeutschen Medien bis heute eine auch nur annähernd faktenbasierte Auseinandersetzung mit dem Mohammedanismus?

Denn der von den Medien krampfhaft herangezogene liebenswürdige mohammedanische Gemüsehändler an der Ecke ist kein Beweis für die Friedfertigkeit des Mohammedanismus. Sondern, da er und seinesgleichen als Beispiel gelten für den sogenannten „friedlichen Islam“, ist er als Beispiel genommen eher ein Beispiel für das mangelnde analytische Denkvermögen, beispielsweise des heutigen Journalismus. Die fehlende Abstraktionsfähigkeit zum Schluß von n auf n+1 ist bei der berichtenden und kommentierenden Zunft leider endgültig unter die Räder der politischen Korrektur geraten.

Zumindest in Deutschland.

Da zählt noch der inflationäre Gebrauch der Mutmaßlichkeit zum harmlosesten: Nachdem er seinen Kleintransporter in London in die Menge der vollkommen wehr- und ahnungslosen Passanten gesteuert hatte, habe „der mutmaßliche Attentäter mit einem Messer mehrmals auf einen Polizisten eingestochen“, hörte ich damals nicht nur einen Korrespondenten berichten. Hinzu kommen inzwischen zahllose, und in früheren und besseren journalistischen Zeiten schmerzlos entbehrte andere Mutmaßlichkeiten.

Die Angst vor den Fakten, die Angst, die Dinge beim Namen zu nennen, die Angst, „politisch nicht korrekt“ zu sein, durchzieht jedoch beileibe nicht nur lähmend die Lexik, sondern auch die Gewichtung der Nachrichten. Und, mit am schlimmsten, sie bestimmt die Themensetzungen für öffentliche Debatten.

Gemeint sind natürlich die fehlenden Themensetzungen.

Die von den Politikern unbehandelten, die unbequemen Themen muß eine sich als frei verstehende Presse als ihre ureigenste Aufgabe unbedingt aufgreifen und auf die öffentliche Tagesordnung setzen. Sonst darf sie sich nicht wundern über den Ruf „Lügenpresse“ von diesen verdammten unstudierten abstiegsverängstigten Abgehängten.

Lüge entsteht ja immer auch durch Lücke, durch das Weglassen ungefälliger Informationen und durch das tendenziöse Überbetonen gefälliger Nachrichten.

Wie jeder politisch Korrigierte an allen gegenwärtigen totalitären Regimen studieren sollte, selbst in den als „lupenrein demokratisch“ etikettierten. Empfehlenswert und lehrreich auch im Nachhinein beispielsweise anhand der so genannten Deutschen Demokratischen Republik und ihrer politisch korrekten Berichterstattung hinter dem „antifaschistischen Schutzwall“.

Der „Zentralrat der Ex-Muslime“ hat in Deutschland etwa 800 Mitglieder. Die meisten Mitglieder sehen sich jedoch gezwungen, anonym zu bleiben: „Denn nach der allgemeingültigen islamischen Rechtsauffassung wird das Abfallen vom Islam mit dem Tode bestraft.“

So muß die Gründerin, die tapfere Iranerin Mina Ahadi, selbst in Deutschland(!) um ihr Leben fürchten. Unter mehreren Todesarten wird ihr, die sich gegen mohammedanische Steinigungen einsetzte, sogar mit Steinigung gedroht.

Steinigung!

Das sollten Politiker wie etwa der seinerzeitige Spitzenkandidat der SPD Martin Schulz bedenken, wenn sie aus durchschaubaren niederen Beweggründen im Wahlkampf absurderweise behaupten, der Mohammedanismus, Pardon, der Islam gehöre zu Deutschland. Sie sollten eher laut und deutlich die These vertreten, daß eine Religion, welche die sich von ihr Abwendenden mit dem Tode bedroht, deren Geistliche „Ehrenmorde“ rechtfertigen und sogar selbst zu Haß und Mord aufrufen und Hunderttausende wutbrüllend auf die Straßen hetzen, weil jemand satanische Verse schreibt oder Mohammed-Karrikaturen zeichnet oder in Satire-Zeitschriften veröffentlicht, während gleichzeitig ihre Priesterschaft und Schriftgelehrten angesichts der wahnsinnigsten Morde an „Ungläubigen“, bestialisch an wahllosen Opfern, und selbst an Kindern, schweigen, daß eine solche Religion weder zu Deutschland noch sonst wo zur zivilisierten Welt gehört.

Und nicht als friedlich gelten kann.

Und das ist nur ein Beispiel aus einer sehr langen Liste, dessen ausgiebige öffentliche Erörterung der heutige Journalismus unbedingt befördern müßte.

Anstatt hochnäsig die, die sich darüber aufregen, als ängstliche Abgehängte, hier nie als mutmaßliche, zu diffamieren.

 

Bolschoi Theater

 

15. August 2020: Bellarmin an Mephisto

 

Den zeitlichen Gipfel des russischen Imperiums setze ich an auf die Dauer von 4310 Tagen und datiere diese beginnend mit dem 4. Oktober 1957, dem Start des sowjetischen Sputniks 1, und endend am 21. Juli 1969 um 3 Uhr 56 MEZ, als Neil A. Armstrong, ein freier Mensch aus dem freien Teil der Erde, zum ersten Mal seinen Fuß auf den Mondboden setzte. Sogar in der sogenannten Deutschen Demokratischen Republik kam man nicht umhin, sich mit dem Adlershofer „Fernsehfunk“ der Direktübertragung des Ereignisses dem Westfernsehen anzuschließen. Zum Trost der Machthaber mitten in der Nacht vom Sonntag zum Montag… Im Reich der Lüge, in Sowjet-Rußland, erwähnte und übertrug man indessen nichts im Fernsehen und teilte in den Zeitungen lediglich mit, versteckt auf den hinteren Seiten, die Amerikaner würden melden „Kocmonawti na lune“.

Also nicht „Kosmonauten auf dem Mond“, sondern „Kosmonauten auf dem Mond“ hätten die Amerikaner gemeldet…

Ich halte es übrigens für sehr wahrscheinlich, daß die sogenannte Verschwörungstheorie, also die These, die Amerikaner wären gar nicht auf dem Mond gelandet, sondern hätten das alles nur gefilmt in ihren Trickfilmstudios Hollywoods, ihren Ursprung findet in Schädeln des russischen Geheimdienstes.

Zeitgleich zu Apollo 11 hatte man in idiotischer Verzweiflung extra die unbemannte Sonde Luna 15 gestartet. Sie sollte offensichtlich schnell auf dem Mond Bodenproben automatisch zusammenklauben und à la Wettlauf zwischen Hase und Igel noch vor der Rückkehr der Amerikaner triumphierend in der ruhmredigen Sowjetunion abladen.

Ein die Intelligenz selbst wohlwollender Beobachter unterschätzendes, also typisch russisches Propagandamanöver.

Obwohl lehrreich leider heute völlig vergessen.

In der Endphase des Wettlaufs zum Mond hatten die Russen plötzlich begonnen, so zu tun, als hätten sie nie daran gedacht, einen Menschen auf den Mond chauffieren zu wollen, und schon immer auf ihre vermeintlich überlegene Technik gesetzt. „Kybernetik!“ posaunte die Propaganda. Und: „Sowjetische Wissenschaft“!

Vor der amerikanischen Mondlandung hatte man anfänglich in Zeitschriftenartikeln glasklar analysiert, daß das Apollo-Programm nicht funktionieren könne. Weil: zu kompliziert mit vorheriger Mondumlaufbahn und Abkopplung und Ankopplung und dergleichen riskanten Manövern im Vergleich zu sowjet-russischen Direktflügen.

Was hatte man nicht auch gespottet und Propagandalieder getextet über die „Spätniks“ der Amis. Und kraft der „einzig wissenschaftlichen Weltanschauung“ marxistisch-leninistisch bewiesen, es könne auch naturgesetzlich nicht klappen mit der amerikanischen Raumfahrt. Weil im Kapitalismus all die Bauteilhersteller und Zulieferbetriebe, die schufteten ja gegeneinander in profitorientierter Konkurrenz! Während in der ruhmredigen Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken alle Arbeiter planmäßig schöpferisch Hand in Hand arbeiteten…

Luna 15 zerschellte.

Von nun an ging’s bergab mit dem russischen Imperium unter dem Feigenblatt der kommunistischen Religion.

Die friedliebenden Russen verkündeten 1969 noch schnell, bis zum Jahr 1980 die „materiell-technische Basis des Kommunismus“ errichtet zu haben, welche lehrreiche Verkündigung heute ebenfalls leider vergessen ist, und marschierten bis 1980 ein in Afghanistan. Nämlich am zweiten Weihnachtsfeiertag 1979.

Man hatte immer noch nicht begriffen, was der erste kleine Schritt Neil Armstrongs auf die Mondoberfläche irdisch bedeutet hatte: Am 21. Juli 1969 um 3 Uhr und 56 Minuten mitteleuropäischer Zeit wurde der Kommunismus besiegt.

Statt der „materiell-technischen Basis des Kommunismus“, von der 1980 kein Sterbenswörtchen mehr zu hören war, hatte man in Polen 1980 die Lebensmittelpreise erhöht. Das ließen sich die Arbeiter indessen nicht mehr gefallen. Es kam zu Streiks, und genau gestern vor 40 Jahren, am 14. August 1980 traten auch die 17.000 Werftarbeiter der Danziger „Lenin-Werft“ in den Ausstand.

Ich werde den Polen und der katholischen Kirche und Johannes Paul II. immer dankbar sein!

Am 31. August 1980 konnte Lech Wałesa verkünden: „Wir haben endlich unabhängige, selbständige Gewerkschaften. Wir haben das Streikrecht.“

Und bereits zwei Monate später hatte die „Solidarnosc“ 10 Millionen Mitglieder!

Allein das!

Allein das war eine Abstimmung mit den Füßen gegen das durch den gewöhnlichen Imperialismus Rußlands fremden Völkern mit Gewalt, Heimtücke und Lüge aufgezwungene System.

Wir Großrussen haben uns immer roh gegen unterworfene Völker benommen. Das einzige, was wir gekonnt haben, war, sie zu unterdrücken.“ (Lenin)

Eine bemerkenswerte Selbsterkenntnis dreier großrussischer Merkmale über die Jahrhunderte großrussischer Geschichte: Das schmarotzende Nichtkönnen, eine menschenverachtende Rohheit und die Unterdrückung fremder Völker.

Fehlen nur noch Potemkinsche Dörfer.

Und?

Großes Theater!

Der Sputnik!

Diese Woche also verkündete im Kreml der wohlbekannte Auftraggeber aller Großrussen in aller großrussischen Bescheidenheit die großrussische Zulassung eines großrussischen Impfstoffes gegen den Erreger der Corona-Pandemie!

Und aus irgendeinem großrussischen Grund erhielt das Medikament die Bezeichnung „Sputnik V“.

Mittwoch, 12. August, LE FIGARO:

Das Medikament wurde ‚Sputnik V‘ getauft –, was an die Sternstunden sowjetischer Wissenschaft während des Kalten Krieges erinnert. Doch indem Präsident Putin einen Impfstoff zulässt, bevor die unverzichtbaren Testphasen abgeschlossen sind, setzt er seine Bevölkerung einem Produkt aus, das sich als ineffizient oder sogar als gefährlich erweisen könnte. Putin hätte daran denken sollen, dass Sputnik Moskau zwar einen ersten Sieg bei der Eroberung des Weltraums brachte, die Sowjets aber am Ende das Rennen verloren und es niemals geschafft haben, einen Fuß auf den Mond zu setzen.

Mittwoch, 12. August, EL PERIODICO DE CATALUNYA:

Es scheint, als gehe es dem russischen Präsidenten vor allem darum, mit seinem Produkt den internationalen Wettlauf um einen Impfstoff zu gewinnen. Doch ein Medikament ist kein Werkzeug, um global an Einfluss zu gewinnen oder das Renommee eines Präsidenten zu steigern.

Mittwoch, 12. August, MOSKOWSKI KOMSOMOLEZ:

Natürlich ist es eine Sache des Prestiges. Doch selbst bekannte russische Virologen erklären offen, dass sie sich selbst keinen ‚rohen‘ Impfstoff spritzen lassen und auch nicht zulassen wollen, dass ihre Familien geimpft werden.

Mittwoch, 12. August, CUMHURIYET:

Ein Impfstoff ist nicht nur eine Prestigeangelegenheit, es geht auch um internationalen Einfluss. Das hat Putin in einem Nebensatz erkennen lassen. Und um deutlich zu machen, wie effektiv der Impfstoff sei, wies er darauf hin, dass auch eine seiner Töchter damit geimpft wurde.

Dieser typische, sich vor Plumpheit eigentlich immer wieder selbst entlarvende russische Propagandaprotz für primitive Gemüter!

Seine Tochter hat der Auftraggeber impfen lassen.

Nur sich selbst, den auftraggebendsten kostbarsten großrussischsten Oberrussen, den hat er nicht impfen lassen…

 

Von Empörung zu Empörung: Beschreibung eines Phänotyps

 

10. Juli 2020: Bellarmin an Mephisto

 

 

Wilhelm Busch (1832 – 1908):

 

Seine Meinung ist die rechte,

Wenn er spricht, müßt ihr verstummen,

Sonst erklärt er euch für Schlechte,

Oder nennt euch gar die Dummen.“

 

Oder verängstigt oder abgehängt oder modernisierungsskeptisch oder fremdenfeindlich oder islamfeindlich oder rassistisch…

Ich ergänze meine vorigen Ausführungen:

Ich weiß nicht, ob Du es mitbekamst, letzte Woche geschah wieder etwas Charakteristisches für unseren derzeitigen Journalismus!

Nachdem unser Innenminister Horst Seehofer geäußert hatte, er erwäge Strafanzeige zu stellen gegen das von ihm und den Medien als Autorin bezeichnete nichtbinäre Wesen Hengameh Yaghoobifarah, prompt fiel man geeint über den Mann her, er verginge sich gegen die Pressefreiheit!!

Und keiner sprach mehr über den Inhalt des nachträglich als Satire deklarierten Artikels des antirassistischen nichtbinären Wesens Hengameh Yaghoobifarah und seine Geisteswelt und die seiner Anhänger und Geldgeber für sein niveauloses Gewäsch.

Ich ergänze des weiteren:

Nach meiner Beobachtung handelt es sich bei nicht wenigen Menschen, wie der sich für Queerness, Feminismus und, in Deutschland gegenwärtig besonders hoch in Mode stehend bei geltungssüchtigen Trittbrettfahrerinnen, in Antirassismus sielenden Hengameh Yaghoobifarah weniger um einen politischen Typus als um einen psychologischen. Der sich je nach Zeitumständen manifestiert als Pharisäertum, katholische Inquisition, protestantische Bigotterie, doppelplusgutes Neusprech, kommunistische Parteilinie, sozialistisches Bewußtsein oder politische Korrektur.

Die Farbe ihrer Fahne ist sekundär.

Die Hauptsache ist das Psychogramm der Rechtgläubigkeit.

Sich manifestierend im sich hervortuenden Verurteilen.

Wenn Du Dir ihre sich ewig durch die Zeiten ziehenden quälenden Querelen vor Augen führst.

Seinerzeit wohl auch vielfach puritanisch strenggläubig schippernd über den Ozean und konzentriert sich ansiedelnd auf dem Gebiet der heutigen USA.

Drüben heute vehement kämpfend gegen die Pflicht zur Krankenversicherung und für die Freiheit des uneingeschränkten Waffenbesitzes.

Auf der einen Seite.

Und eben auf der anderen Seite für „Political Correctness“.

In Deutschland kämpfend für die wirklich wahrste rechtwinkligste Linksgläubigkeit.

In der Antifa.

Beispielsweise.

Denn man sieht ja klar seit Moses und Mohammed und Marx und Mao.

Die Geschichte ist die Geschichte von Klassenkämpfen!

Gegen die Ungläubigen!

Es ist ja so erhebend, zu bellen mit der Meute der Rechtgläubigen.

Im Rudel der Anständigen.

Ich bin am reinsten antirassistisch!

Ich bin der antifaschistischste!

Auf der richtigen Seite der Barrikade!

Dem „antifaschistischen Schutzwall“!

Es heißt nicht „Mauer“! Es heißt „antifaschistischer Schutzwall“!

Es heißt nicht „Russe“! Es heißt „Sowjetmensch“!

Sonst kein Abitur!

Gott ist ja auf unserer Seite!

Und für Kaiser Wilhelm!

Rechtgläubig, rechtgläubiger, am rechtgläubigsten!

Parteilich, parteilicher, am parteilichsten!

Parteilehrjahr.

Mit Abzeichen für gutes Wissen!

Sonst bist Du ein Fall für die Parteikontrollkommission!

Unterschieden hiervon ist natürlich der derzeit in den USA aus jüngst wieder gegebenen Anlässen wohlbegründete Kampf gegen den dort obwaltenden Rassismus.

Beispielsweise.

Oder der Aufstand der tapferen und von der sogenannten Europäischen Union und Deutschland schmählich im Stich gelassenen Helden in Hongkong.

Beispielsweise.

Unseren Typus aber erkennst Du leicht: Das sind die Leute, die, gekennzeichnet von Dauerempörung, permanent von Feind zu Feind eilen.

Von Feindbild zu Feindbild.

Sie sind es in Wahrheit, die immer einen Feind brauchen!

Schubladendenkend von Empörung zu Empörung!

Selbstverständlich kannst Du mit denen auch reden. Falls Du gleicher Gesinnung bist.

Sonst wird jedes Gespräch unerquicklich.

Denn sie hassen den Abweichler, den Revisionisten, den Ketzer.

Und der Witz ist: Dabei halten sie sich für tolerant!

Das Interesse oder gar das Vergnügen an einer anderen Meinung geht ihnen aber vollkommen ab. Gespräche enden so gut wie immer in ideologischen Ausrichtungsversuchen zur linkesten Rechtgläubigkeit.

Sie wissen gar nicht, was das ist: ein schönes freisinniges, sich gegenseitig befruchtendes Gespräch.

Ihr Hauptfeind ist gar nicht der Nazi.

Ihr Hauptfeind ist der Zweifler.

Den sie hassen.

Wenn er beispielsweise bezweifelt, daß eine Ungleichbehandlung von Ungleichem diskriminierend ist.

 

Das ist der ganze Jammer: Die Dummen sind so sicher und die Gescheiten so voller Zweifel.“

Bertrand Arthur William Russel (1872 – 1970)

 

 

Donnerstag, 9. Januar, Deutschlandradio:

Absage von Tellkamp-Lesung: Debatte um Meinungsfreiheit in Dresden

Der Förderverein Lingnerschloss hat in Dresden eine Veranstaltungsreihe der Zeitschrift „Tumult“ abgesagt, betroffen ist auch eine Lesung von Uwe Tellkamp. Der Intendant des Staatsschauspiels Dresden, Joachim Klement analysiert die darum rankende Debatte.

Der Verein Lingnerschloss in Dresden hat eine rechtskonservative Veranstaltungsreihe abgesagt, der Schriftsteller Uwe Tellkamp sollte zum Auftakt dort Auszüge aus seinem neuen Roman vorstellen. Veranstalter der Reihe war die Zeitschrift „Tumult“, die sich im rechten Bereich bewegt.

Tellkamp darf nicht lesen – das hat in Dresden für einen Neuaufguss einer im Grunde alten Debatte gesorgt. Denn Rechtskonservative sehen sich oft in der Opferrolle und betrachten den herrschenden Diskurs als linksgesteuert, in dem keine anderen Meinungen zulässig sind.

Der Schriftsteller Uwe Tellkamp befindet sich erneut im Zentrum einer Debatte um die Meinungsfreiheit.

Der Intendant des Staatsschauspiels Dresden, Joachim Klement, äußert Verständnis für die Absage – denn es sei eben nicht nur um eine Tellkamp-Lesung gegangen. Sondern um eine Reihe von Veranstaltungen, bei der unter anderem auch ein Historiker habe auftreten sollen, der die deutsche Flüchtlingspolitik als „Staatsstreich“ abgetan und kirchliche Würdenträger und Medien als „Lügner“ bezeichnet habe, die „Widersacher der Meinungsfreiheit“ seien. Da sei man im Umfeld von Verschwörungstheorien und rechtsradikaler Propaganda, betont er.

 

Mittwoch, 8. Juli, Deutschlandfunk:

Ein offener Brief macht aktuell in den USA und darüber hinaus die Runde. Ein Brief, der gleich zu Beginn anerkennt, dass gerade eine sehr wichtige Diskussion über Rassismus geführt wird, Demonstrationen für Gerechtigkeit stattfinden und überfällige Reformen erfolgen müssen. Dieser Brief geht vor allem mit dem Aber weiter: Der Diskussion mangele es an Toleranz, Kritik werde nicht zugelassen, abweichende Meinungen würden verschmäht und klein gemacht.

Unterzeichnet wurde er von rund 150 bekannten Schriftstellern und Schriftstellerinnen wie Margret Atwood oder J.K. Rowling, von Journalisten und Journalistinnen und Intellektuellen – vor allem aus den USA. Einer davon ist Yascha Mounk, Politikwissenschaftler, Autor und Professor an der Johns Hopkins University.

„Gegen die Kultur eines echten Meinungsaustauschs“

So seien der beste Beweis für die kritisierte Einengung von Meinungen die Reaktionen auf den Brief selbst, sagt Yascha Mounk. Innerhalb von nur wenigen Stunden sei versucht worden, einen Unterzeichner beruflich zu schädigen. „Das illustriert das Problem, um das es uns in diesem Brief geht besser, als alles, was davor passiert ist.“

 

Mittwoch, 8. Juli, Deutschlandfunk:

Dutzende Künstler, Schriftsteller und Wissenschaftler sorgen sich in einem offenen Brief um den freien Austausch von Informationen und Ideen. Das Klima sei tatsächlich rauer und bornierter geworden, sagte Regula Venske, Präsidentin des Deutschen PEN, im Dlf. Dabei benötige man die offene Diskussion.

„Ich denke, dass wir dieses Problem hier auch haben“, sagte die Autorin Regula Venske im Deutschlandfunk. Die Vorsitzende des Deutschen PEN-Zentrums reagierte damit auf einen offenen Brief von rund 150 Kolleginnen und Kollegen aus dem englischsprachigen Raum. Unterzeichnet hatten ihn namhafte Autorinnen und Autoren – unter ihnen Margaret Atwood, Louis Begley, Jeffrey Eugenides, Noam Chomsky, Joanne K. Rowling, Gloria Steinem, Francis Fukuyama und der in New York lebende deutsch-österreichische Schriftsteller Daniel Kehlmann.

Ideologische Konformität

Sie alle bekennen sich zu den notwendigen aktuellen Debatten etwa über Rassismus, Geschlechtergerechtigkeit, Kolonialismus, LGBTQ-Themen, beschreiben aber innerhalb dieser Diskussionen auch, dass sich moralische Vorgaben und der Drang nach politischer Eindeutigkeit verstärkt habe. Toleranz, so die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner, werde zugunsten ideologischer Konformität geschwächt. Der freie Austausch von Informationen und Gedanken, die Grundfesten einer liberalen Gesellschaft, würden eingeengt; konkret wird von Zensur gesprochen.

Ambivalenzen aushalten

Diese Entwicklung sei auch in Deutschland festzustellen, so Regula Venske im Deutschlandfunk. Es gehe in Richtung Selbstzensur, weil man zum Beispiel Angst vor einem Shitstorm in den Sozialen Medien habe. „Da kann man, glaube ich, schon sagen, dass bestimmte Milieus, zu denen ich mich selber durchaus auch rechnen muss, vielleich vor lauter Angst, als rassistisch zu gelten, sich auch manche Kritik oder manche kritische Auseinandersetzung verboten haben.“ Solche Denkverbote, so die Autorin weiter, nützten letztlich aber nur denjenigen, die tatsächlich rassistisch damit umgingen.

Ambivalenzen müsse man aushalten. Natürlich möchte man Verletzungen vermeiden. Aber, so Venske: „Wenn man Aufklärung betreibt, dann muss man mal die Gefühle des Klerus oder der Politiker oder aber der Männer oder aber der Frauen oder wer auch immer gerade sozusagen auf dem Prüfstand steht – deren Gefühle wird man mal verletzten müssen.“ Man brauche eine breite Mitte, in der vieles diskutiert werden kann, „ohne dass man immer gleich dem anderen etwas Schreckliches unterstellt“.

 

Was tun gegen den Haß?

 

15. März 2020: Solon an Mephisto

 

Ihr klagt in Eurer Gesellschaft über eine erschreckende Zunahme von Haß und Gewalt?

Wenn es unter uns bleibt: Kurz vor Weihnachten klingelte in der Hose mein Händi, und auf dem Schirm, dem Displä, erkannte ich die mir von Barack Obama übermittelte Nummer Eurer Kanzlerin. In meiner Eigenschaft als Meister vom Stuhl der Geheimloge „Archon Eponymos“ lud sie mich eigenhändig ein nach Berlin ins Kanzleramt. Zu einer wegen ihrer strengen Vertraulichkeit von jeglicher Presse abgeschirmten Kabinettssitzung. Es ginge um das Thema Haßbekämpfung. Ich hege eine Hochachtung vor dieser Frau mit ihrer exorbitanten Arbeitsleistung und hatte zugestimmt unter der Bedingung, daß sämtliche Händis und Eifons der Anwesenden zuvor eingesammelt und in einem Nebenraum überprüfbar ausgeschaltet auf einem Extratisch und zugreifbar für Stichproben versammelt lägen. Wie ich mich dort gerade über die Gerätschaft Eures Verkehrsministers beugte, trat auch schon die Kanzlerin aus einer Tapetentür und stürzte sich auf mich, um mir beide Wangen zu küssen, daß es nur so widerschallte, und geleitete mich zu den Versammelten. Und ich kann sagen, sie, diese rhetorische Schlaftablette, die gewöhnlich Sätze wie „Das ist total inakzeptabel“ oder „Unser Mitgefühl gilt den Opfern“ vom Blatt abliest, redete in diesem Kreise völlig ungezwungen.

Wenngleich natürlich in ihren ordinären Platitüden.

Ach ja, die Angela, die meint, es immer gut zu meinen und vor allem richtig. Was sich aber nicht wiederholen dürfe.

Welch tragische Figur im klassischen Sinn!

Nur eben mit deutscher demokratischer, also ungenügender Schulbildung in humanistischen Fächern.

Dafür verbildet im Geschichtsunterricht mit der Vermittlung einer marxistischen Geschichtsauffassung: Geschichte reduziert als „Geschichte von Klassenkämpfen“. Fortgesetzt in den „Studienjahren der Freien Deutschen Jugend“ mit der obligatorischen „Erziehung zum Klassenhaß“ und dem nach einer bestandenen Abschlußprüfung gekrönten Erwerb des „Abzeichen für gutes Wissen“. Getragen auch vor der stolzen Brust als Aufnäher für die blaue Bluse.

Übrigens, unter uns Pastorentöchtern, da fällt mir ein: Man mußte in der sogenannten Deutschen Demokratischen Republik nicht Sekretärin für Agitation und Propaganda sein, um Doktorin werden zu können. Du wirst Dir ja solchen Quatsch sowieso nicht einreden lassen.

Das Verbum „müssen“ bewahrt in den Mündern der sogenannten „gelernten DDR-Bürger“ nach der sogenannten Wende, ihrem Hüllwort für den Zusammenbruch, nämlich dem endlichen Ende der Deutschen Demokratischen Republik, das Wort „müssen“ offenbart in Mündern diverser Ostdeutscher bis heute eine etwas bizarre Semantik.

Man war selbst als Pastorentochter nicht gezwungen, Sekretärin für Agitation und Propaganda zu sein und marxistische Vorträge zu halten und Andersdenkende atheistisch zu agitieren. Zumal wenn man glauben machen will, das System durchschaut zu haben. Zu dem Posten gehörte schon entweder eine beträchtliche Portion Überzeugung für das im übrigen ja ausgemacht kirchenfeindlich zu Propagierende und das die zu Überzeugenden Agitierende oder aber ein ausgemachtes Maß an verlogener Opportunität und orwellschen Zwiedenkens. Daran muß ich auch immer denken, wenn mir, zwischenzeitlich nun fast täglich präsent im Fernsehen, jene andere Pastorentochter dezidiertest die Welt erklärt als ehemalige Sekretärin für Agitation und Propaganda. Und, Du könntest mich schlagen, ich kann nichts dagegen tun, ich sehe die Katrin Göring-Ekkart dann stets in blauer Bluse mit dem aufgenähten „Abzeichen für gutes Wissen“, und geradezu zwanghaft drängt das Bild sich mir auf, die Gutste, sie spräche gerade wieder vor einer FDJ-Versammlung.

Ja, so ist das.

Übersetzer braucht das Land!

Im Hinblick auf die vereinbarte Vertraulichkeit kann ich natürlich zu den Einzelheiten der Besprechung und insbesondere zu den Äußerungen der Beteiligten mich nur zurückhalten und lediglich einseitig meine vorgetragene Auffassung repetieren, wie man denn in Deutschland den um sich greifenden Haß besiege.

Hier sind meine Punkte:

Spart Euch die Hälfte des vorgesehenen Geldes für die Digitalisierung der Schulen. Ihr müßt nicht jedem Kind ein Täbblet kaufen und seine Lehrer in ein ohnehin aussichtsloses Hinterherrennen hinter gewinnorientierten Innovationen der Digitalindustrie zwingen. Steckt die andere Hälfte lieber in gesundes Schulessen und gepflegte Toiletten. Denn den richtigen Umgang mit modernen Medien könnt Ihr völlig ohne Rechner lehren!

Und insbesondere den ausufernden Haß besiegen:

1) Für sämtliche Schulformen und -klassen gilt Rückkehr zum Frontalunterricht!

2) Ab erster Schulklasse Einführung eines Schulfaches „Spielen“. Darin ausschließlich computerfreies Spielen. Spiele: Malefiz, Go, Dame, Skat, Doppelkopf und Schach. Auch mit Wettbewerben und Olympiaden, aber nur sekundär. Es geht nicht um Beförderung des Ehrgeizes, sondern ums  S p i e l e n!  Um Freude am  S p i e l e r i s c h e n  im Zusammensein mit anderen Menschen. Lernziel unter anderem: Verlieren lernen. Konzentration. Geduld. Standhalten in scheinbar ausweglosen Situationen. Umgang mit „Gegnern“. Verinnerlichung von Verhaltensweisen: Unterscheidung zwischen Spiel und Ernst. Es ist ein Spiel! Ich befinde mich im Spiel! Der Gegner ist und bleibt mein Freund.

Was ja heute nicht mehr selbstverständlich ist.

Und es geht um Entwicklung von Kreativität unter Bedingungen des regelbasierten Handelns.

Schwerpunkt Schach! Trotz seiner Komplexität: Für alle! Unbedingt!

Erkennen von Situationen. Entwicklung von Strategien.

Stillsitzen.

3) Von der ersten bis zur letzten Klasse und auch zu Lasten anderen Unterrichts mindestens zwei Wochenstunden Dialektik. Als Haupt- und Prüfungsfach. Darin über die Schuljahre verteilt: Philosophie, vornehmlich abendländische.

Abendländische Ethik, Geschichte der abendländischen Ethik, Kynismus, Stoa, Epikureismus.

Logik, logische Schlußweisen, Denkfehler, abstrahieren, Deduktion und Induktion, definieren, Problemlösungsdialektik versus Überzeugungstransfer (aber beides gleichermaßen). Und wie in alten Zeiten der sieben Künste: Rhetorik. Kritisieren, argumentieren, debattieren, moderieren, reden, Reden halten.

Sokrateische Mäeutik: ich weiß, daß ich nichts weiß.

Quellenkritik!

Und nicht zuletzt: Analytik!

Beispielsweise anhand von Filmanalysen!

4) Für jedes Schuljahr gilt: Die Anzahl der Mathestunden hat die Anzahl der Stunden des Musikunterrichts nicht zu überschreiten. Es ist zu bedenken, daß vermutlich über 90 Prozent der Menschen glücklich durchs Leben kommen, obwohl sie vergessen haben und gar nicht zu wissen brauchen, was ein Logarithmus ist.

Aber: Wichtig sind Grundzüge der mathematischen Logik!

Beispielsweise für das Erkennen von Äquivalenzen.

Und für jedes Schuljahr gilt ebenso: Es ist zu bedenken, daß vermutlich über 90 Prozent der Menschen skrupellos in die Straßenbahn steigen, obwohl sie nicht wissen, wie ein Elektromotor funktioniert. Demnach hat die Anzahl der Physikstunden die Anzahl der Stunden des Unterrichts in Kunst und Poesie nicht zu überschreiten. Kunst, Literatur, Poetiken! Lesen! Und nicht zu unterschätzen: Sinnvolles Nacherzählen von Gelesenem! Textverständnis. Ganz wichtig: Effektives Nacherzählen auch umfangreicherer Lesestoffe. Also Schulung des Vermögens, das Wesentliche vom Unwesentlichen trennen zu können. Das erscheint mir bei erstaunlich vielen Menschen unterentwickelt. Und also haben sie mühsam und beladen zu kämpfen im Leben und wundern sich über die stete Widrigkeit der Verhältnisse.

Nacherzählen von Geschehnissen, Unterscheidung von Wahrnehmung und Realität.

5) Und jetzt komme ich zum Knaller, wenn Ihr den Haß besiegen wollt: GESCHICHTE!

Der Geschichtsunterricht hat nicht abgewählt werden zu können! Von keinem Schüler und niemals! Der Geschichtsunterricht hat nicht verquickt zu werden mit anderen Fächern wie Gemeinschaftskunde. Das ist ungeheuerlich!! Der Geschichtsunterricht hat sich nicht zu beschränken auf politische Geschichte. Der ausführliche Geschichtsunterricht ist keine Nebensache sondern unabwendbares Haupt- und Prüfungsfach für jeden Schüler! Insbesondere auch vergleichende Geschichtsbetrachtung. Insbesondere altgriechische Geschichte mit allem Drum und Dran. Und hier böte sich zum Beispiel an ein Vergleich der Verhältnisse Altgriechenlands mit dem jüngeren und aktuellen Europa.

Geschichte! Geschichte! Geschichte!

 

Erwäge beständig, daß alles wie es jetzt ist, auch ehemals war, und daß es immer so sein wird. … Überall dasselbe Schauspiel, nur von anderen Personen aufgeführt.

Marc Aurel (121-180)

 

Von nun an ging’s bergab

 

20. Juli 2019: Bellarmin an Mephisto

 

Den zeitlichen Gipfel des russischen Imperiums setze ich an auf die Dauer von 4310 Tagen und datiere diese beginnend mit dem 4. Oktober 1957, dem Start des sowjetischen Sputniks 1, und endend am 21. Juli 1969 um 3 Uhr 56 MEZ, als Neil A. Armstrong, ein freier Mensch aus dem freien Teil der Erde, zum ersten Mal seinen Fuß auf den Mondboden setzte. Sogar in der sogenannten Deutschen Demokratischen Republik kam man nicht umhin, sich mit dem Adlershofer „Fernsehfunk“ der Direktübertragung des Ereignisses dem Westfernsehen anzuschließen. Zum Trost der Machthaber mitten in der Nacht vom Sonntag zum Montag… Im Reich der Lüge, in Rußland, erwähnte und übertrug man indessen nichts im Fernsehen und teilte in den Zeitungen lediglich mit, versteckt auf den hinteren Seiten, die Amerikaner würden melden „Kocmonawti na lune“.

Ich halte es übrigens für sehr wahrscheinlich, daß die sogenannte Verschwörungstheorie, also die These, die Amerikaner wären gar nicht auf dem Mond gelandet, sondern hätten das alles nur gefilmt in ihren Spieltrickfilmstudios Hollywoods, ihren Ursprung findet in Schädeln des russischen Geheimdienstes.

Zeitgleich zu Apollo 11 hatte man in idiotischer Verzweiflung extra die unbemannte Sonde Luna 15 gestartet. Sie sollte offensichtlich schnell auf dem Mond Bodenproben automatisch zusammenklauben und à la Wettlauf zwischen Hase und Igel noch vor der Rückkehr der Amerikaner triumphierend in der ruhmredigen Sowjetunion abladen. Ein die Intelligenz selbst wohlwollender Beobachter unterschätzendes Propagandamanöver.

Leider heute völlig vergessen.

Die Russen hatten plötzlich begonnen, so zu tun, als hätten sie nie daran gedacht, einen Menschen auf den Mond chauffieren zu wollen, und schon immer auf ihre vermeintlich überlegene Technik gesetzt. „Kybernetik!“ posaunte die Propaganda. Und: „Sowjetische Wissenschaft“! Vor der amerikanischen Mondlandung hatte man in Zeitschriftenartikeln glasklar analysiert, daß das Apollo-Programm nicht funktionieren könne. Weil: zu kompliziert mit vorheriger Mondumlaufbahn und Abkopplung und Ankopplung und dergleichen riskanten Manövern im Vergleich zu sowjetischen Direktflügen. Was hatte man nicht auch gespottet und Propagandalieder getextet über die „Spätniks“ der Amis. Und kraft der „einzig wissenschaftlichen Weltanschauung“ marxistisch-leninistisch bewiesen, es könne auch naturgesetzlich nicht klappen mit der amerikanischen Raumfahrt, weil im Kapitalismus all die Bauteilhersteller und Zulieferbetriebe, die schufteten ja gegeneinander in profitorientierter Konkurrenz! Während in der ruhmredigen Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken alle Arbeiter planmäßig schöpferisch Hand in Hand arbeiteten…

Luna 15 zerschellte.

Von nun an ging’s bergab.

Die friedliebenden Russen verkündeten 1969 noch schnell, bis zum Jahr 1980 die „materiell-technische Basis des Kommunismus“ errichtet zu haben, welche lehrreiche Verkündigung heute ebenfalls leider vergessen ist, und marschierten bis 1980 ein in Afghanistan. Nämlich am zweiten Weihnachtsfeiertag 1979. Was die Amerikaner mit dem Stop der Lieferung von 17 Millionen Tonnen Weizen an die UdSSR sanktionierten. Infolge der Bewirtschaftung des Landes nach der „einzig wissenschaftlichen Weltanschauung“ per Kolchosen und Rinderoffenställen war Rußland vom einstigen Getreideexporteur inzwischen herabgesunken zum Getreideimporteur. Außerdem wurde die Sowjetunion belegt mit einem Einfuhrembargo moderner, also westlicher Technologien für die Erdölförderung.

Worauf die deutsche Industrie überrascht aus allen Wolken fiel. Die schönen Geschäfte! Was für ein Markt! Und Handel diene dem Frieden.

Gestern jährte sich übrigens auch der Tag, an dem 1980 in Moskau die olympischen Sommerspiele eröffnet wurden. Wegen der Okkupation in Afghanistan allerdings boykottiert von 50 Staaten. „Die unpolitischen Spiele!“, tönte es vorwurfsvoll aus Moskau und von Seiten bundesdeutscher Sportverbände und des olympischen Komitees. Welche Argumentation mich seltsamerweise an die friedlichen olympischen Spiele in Berlin 1936 erinnerte.

Am 19. Juli 1980, zur Eröffnungsfeier, bildeten im Moskauer Stadion 1600 Soldaten farblich Hammer und Sichel, die damaligen Insignien des ordinären russischen Imperialismus.

Man hatte immer noch nicht begriffen, was der erste kleine Schritt Neil Armstrongs auf die Mondoberfläche irdisch bedeutete:

Am 21. Juli 1969 um 3 Uhr und 56 Minuten mitteleuropäischer Zeit wurde der Kommunismus besiegt.

 

Was kann denn das nur sein?

 

14. Juli 2019: Bellarmin an Mephisto

 

Stell Dir das mal vor, im Radio hörte ich heute, ein Sprecher des Journalistenverbandes, ich glaube, es handelt sich sogar um den Vorsitzenden, der soll behauptet haben, es gäbe in den Medien eine, wörtlich, „Tendenz zur Selbstzensur“!

Tatsächlich!

Und zwar: Weil Journalisten heikle Themen bewußt umgingen. Auch sollen Kollegen berichtet haben, sie seien in den jeweiligen Medien vom Management unter Druck gesetzt worden, wörtlich, „bestimmte Geschichten nicht zu berichten oder ihre Berichterstattung zu verwässern“. Und es gäbe Umfragen, die zeigten, daß diese Einschätzung einer „schrumpfenden Pressefreiheit“ neben den Medienschaffenden auch von den Mediennutzern geteilt werde!

Was sagst Du?

Du hast Dich jüngst erst wieder gewundert, warum zum Beispiel bei dem sogenannten „Kosmos Chemnitz“-Festival Anfang des Monats unsere öffentlich-rechtlichen Medien in breitester Länge und längster Breite und noch einmal von hinten und dann noch mal von vorn von der Begeisterung der begeisterten Anständigen berichteten und die Bürgermeisterin sprechen ließen in ausführlichen Ausführlichkeiten?

Tenor der Berichte:

Am Abend spielen hier Herbert Gröneymeyer [sic!] und die Hamburger Band Tocotronic. Direkt vor dem Karl-Marx-Kopf rappt das Berliner Hip-Hop-Duo Zugezogen Maskulin. Und vor dem Dönerladen, vor dem Daniel H. im Sommer erstochen wurde, legen DJs auf.“?

Und keinen einzigen zu Wort kommen ließen oder, angebrachterweise, einmal jemanden ausführlich interviewten aus der nicht unbeträchtlichen Anzahl der Nichtbegeisterten?

Der Unanständigen?

Von den nicht wenigen nicht einen einzigen, sagst Du?

Um nur ein winziges Beispiel zu nennen aus der Menge der unzähligen?

Was sagst Du? Du hast Dich erinnert gefühlt an die Berichterstattung im DDR-Fernsehfunk über irgendeine der ordinären Propaganda-Festival-Veranstaltungen der Freien Deutschen Jugend?

Oder daß Anfang Juli vor einem Jahr unserer Kanzlerin bei ihrer Rückkehr von ihrer hastigen Brüsselfahrt in Sachen gemeinsamer europäischer Flüchtlingspolitik zum ersten Mal seit Beginn der sogenannten Flüchtlingskrise die Wörter „illegale Migration“ und dann sogleich noch das Wort „Sekundärmigration“ aus ihrem persönlichen Mund gefallen waren, was es nicht alles geben soll, und dann auch noch, daß beides zu bekämpfen wäre?

Und was es dergleichen nicht plötzlich alles gegeben haben sollte?

Zitierend wäre sogar einmal gesprochen worden von „Identitätsverweigerern“?

Wovon die öffentlich-rechtlichen Medien nichts ahnten bis dato?

Und warum sie sich nun nicht aufgemacht hätten und wären ausgeschwärmt? Und hätten illegale und sekundäre Migranten mal aufgespürt und einmal einen Bericht verfaßt und im Radio darüber gesprochen oder im Fernsehen gefilmt oder erörtert?

Hätten wenigstens einmal von den Handwerkern die Toiletten-Installateure zu Wort kommen lassen in den öffentlich korrekten Medien, wie oft diese in den letzten Jahren in die Erstaufnahmeeinrichtungen sausen mußten wegen verstopfter Abflußleitungen der Klosetts?

Infolge aufgequollener Papierfetzen zerrissener Identitätsnachweise?

Um detailliert aktualisierte Fakten und Zahlen zu präsentieren, in aller Klarheit, pardon, in aller Transparenz?

Zahlen und Prozente illegaler Migration?

Über Sekundärmigration?

Über Identitätsverweigerer?

Über abgelehnte Asylbewerber in Deutschland und Europa?

Über Ausreisepflichtige?

Im Verhältnis zu Ausgereisten?

Fakten, Fakten, Fakten?

Und wie die Kanzlerin das ganze Jahr dagegen kämpfte?

Damit diese abstiegsverängstigten, modernisierungsskeptischen, fremdenfeindlichen, islamophoben, rassistischen Abgehängten endlich merken, daß es gar nicht so ist, wie sie immer denken, und nicht immer wieder aufs neue hereinfallen auf diese ganzen Feknjus?

Ja bist Du denn bescheuert? Um Gottes Willen! Der Journalistenverband mit jener Tendenz zur Selbstzensur in den Medien, von dem ich im Radio hörte, das ist doch der Journalistenverband in Hongkong! Das ist doch nicht hier! Wie leben doch in Deutschland!

Wie kommst nur auf die Idee, es handelte sich um unsere Medien?

Hier herrscht doch Pressefreiheit!

 

Meinungsvielfalt in deutschen Medien bedroht

Der frühere Intendant des Westdeutschen Rundfunks, Pleitgen, sieht die Meinungsvielfalt in den deutschen Medien bedroht.

Bei vielen Themen von Griechenland bis Brexit, von Russland bis Trump, gebe es homogene Berichterstattung. Das sei der schleichende Tod der Demokratie, sagte Pleitgen dem „Handelsblatt“. In vielen wichtigen Fragen marschierten alle Redaktionen in eine Richtung, nicht selten im Einklang mit der vorherrschenden Meinung in der Politik. Das sei bedenklich und eine Abkehr vom Richtungsstreit früherer Jahre.

Deutschlandfunk, 11. Juli 2019

 

Das Sein und das Bewußtsein

 

10. Januar 2019: Bellarmin an Mephisto

 

Der typische Knallkörperkäuferkopf zählt nach meiner Beobachtung zu den runden, ist als Vertreter männlichen Jenders schlecht rasiert und in seiner nördlichen Hälfte verhüllt von einer umgeschlagenen Wollmütze. Das Beinkleid des klassischen Knallkörperkäufers besteht aus einer Trainingshose, pardon, aus einer mit den unabdingbaren weißen Seitenstreifen gezierten „Jogginghose“. Die nicht dazugehörige Jacke ist dünn und wird schlenkrig offen getragen, so daß man sich vor dem Schwenkbereich des Knallkörperkäufers hüten sollte. Zumal in den Momenten, wenn der zur Gedrungenheit neigende Knallkörperkäuferkörper mit langstielig pyrotechnischen Knallkörpern in Händen sich von der Verkaufsauslage aufrichtet und, sei es aus voller Glückseligkeit, sei es aus tiefem Mißmut, in jedem Fall jedoch mit nicht zu vernachlässigendem Drehmoment in hastiger Plötzlichkeit und unbedacht jeglicher Wirkung auf Menschen in seinem unmittelbaren Schwenkbereich zu rotieren anfängt.

Wie ich Manfred Overeschs und Friedrich Wilhelm Saals Geschichtskalendarium „Droste Geschichtskalendarium. Chronik deutscher Zeitgeschichte. Politik – Wirtschaft – Kultur“ (Düsseldorf 1982 – 1986) entnehmen kann, sang man Heiligabend hundert Jahre vor unserer Spezies des gegenwärtigen Knallkörperkäufers das Lied „O Tannenbaum, o Tannenbaum, der Kaiser hat in d’n Sack gehauen!“ In München wurde die Schließung sämtlicher Betriebe bis hinter den Jahreswechsel verordnet. Wegen Knappheit an Kohlen. In Berlin besetzen Arbeiter einen Tag nach Heiligabend die Redaktion des SPD-Blattes „Vorwärts“ und veranlassen gewaltsam das Veröffentlichen eines „Roten Vorwärts“.

Selbigen Tages in Magdeburg gründet sich als Bund der Frontsoldaten der „Stahlhelm“.

Am 28. Dezember, also exakt hundert Jahre vor dem diesjährigen ersten Tag des Knallkörperverkaufs, marschierten die erste Freiwilligenverbände durch Berlin. Währenddessen nimmt der preußische Kultusminister den erst am 29. November 1918 verkündeten Erlaß über die Freiwilligkeit einer Teilnahme am Religionsunterrichts zurück. Wegen massiver Proteste seitens der Kirchen. Einen Tag später, es ist Sonntag, kommt es in Berlin vor dem Reichstag zu einer großen Kundgebung der SPD vereint mit den Linksliberalen gegen die „Blutdiktatur des Spartakus“. Schon im Monat davor hatten in Berlin die Soldatenräte verkündet, sämtliche Spartakisten „vor die Türe zu setzen“. Als Grund wurde angegeben: Wegen ständiger „Quertreiberei“. Und die deutsche Regierung hatte sich veranlaßt gesehen, die russische Forderung, in Berlin eine Regierung Liebknecht zu bilden, als unberechtigte Einmischung in deutsche Verhältnisse zurückzuweisen.

Hinzu kommt, am Nikolaustag 1918 hatte Adolf Abramowitsch Joffe, seines Zeichens sowjetischer Exdiplomat in Berlin, sogar erklärt, „finanzielle Kontakte“ zu USPD-Politikern geknüpft zu haben. Mit dem Zweck einer „Waffenbeschaffung“. Woraufhin der Vorwurf sein züngelndes Haupt erhob, die deutsche Revolution sei vermittels russischer Gelder befördert worden…

Denn, behauptet Nietzsche, wo das Vertrauen fehle, spräche der Verdacht.

Und warum sollten allein die Deutschen fähig sein, sich Revolutionen zu kaufen?

Jedenfalls einen Tag vor dem Jahreswechsel 1918/1919 treffen sich in Berlin Delegierte der spartakistischen Vereinigungen unter Teilnahme einer sowjetischen Delegation, zu deren Mitgliedern Karl Bernhardowitsch Radek zählt, und gründen die Kommunistische Arbeiterpartei Deutschlands.

Und lehnen bei der Gelegenheit jegliche Beteiligung an Wahlen zur Nationalversammlung ab.

Am Tag nach Neujahr protestiert die deutsche Regierung in Moskau gegen die illegale Einreise Radeks. Der ja erst 1917 im plombierten Wagen mit Lenin nach Rußland expediert worden war. Und der nach 1920, als Mitglied des Zentralkomitees der Bolschewisten, innerhalb der Komintern für den Ausbau und die Anleitung der Kommunistischen Partei in Deutschland verantwortlich zeichnen wird. Also der nämlichen KPD, die infolge russischer Anleitung und Vorgabe unter Thälmann die Sozialdemokraten zum Hauptfeind erklären und gemeinsam mit den Nationalsozialisten gegen die verhaßte Weimarer Republik streiken und marschieren sollte.

Silvester treten die Dadaisten George Grosz und die Gebrüder John Heartfield und Wieland Herzfelde der neuen kommunistischen Partei bei.

Am 5. Januar nehmen sich die Kommunisten prompt die Absetzung des Berliner Polizeipräsidenten Emil Eichhorn aus der USPD durch den preußischen Innenminister Eugen Ernst aus der SPD zum Vorwand für den „Ausbruch“ des sogenannten Spartakusaufstandes in Berlin, zur Beförderung der von den Bolschewisten herbeigesehnten „Weltrevolution“. Spontan werden schlagartig große Zeitungshäuser besetzt. Der „Vorwärts“ wird gezwungen, am 6. Januar als „Organ der revolutionären Arbeiterschaft von Groß-Berlin“ zu erscheinen, und ein „Revolutionsausschuß“ von „revolutionären Obleuten“ des Spartakusbundes und der USPD, unter ihnen Liebknecht, ruft auf zum Sturz der Regierung. Gleichzeitig stürmen Regierungstruppen jedoch das zwischenzeitlich von „Spartakisten“ besetzte Wolffsche Telegraphenbüro, während der Berliner Vollzugsrat die Absetzung des Polizeipräsidenten mit großer Mehrheit bestätigt.

In München gründet sich, als Vorgängerin der NSDAP, die Deutsche Arbeiterpartei und, es gibt tatsächlich Zufälle in der Geschichte, in Berlin beschwört der Dichter Dehmel vermittels einer pathetischen Rede seinen Glauben an ein „drittes Reich“.

Am 7. Januar besetzen „Spartakisten“ in Braunschweig, Dortmund, Düsseldorf, Halle, Nürnberg und Zwickau ebenso spontan wie in Berlin die Zeitungsredaktionen, richten eine Zensur ein und zwingen die „Düsseldorfer Nachrichten“ als „Rote Fahne vom Niederrhein“ zu erscheinen.

Wogegen zu ihrer Überraschung sämtliche Drucker Düsseldorfs in Streik treten…

Der Historiker Ernst Piper in seiner Biographie Rosa Luxemburgs („Rosa Luxemburg – ein Leben“) kommt zu dem richtigen Schluß:

„Die Massenbasis für ihre soziale Utopie war nicht vorhanden.“

Was ja wohl heißt: Die Menschen wollten das nicht.

Und gerade auch der Sieg der sogenannten Oktoberrevolution in Rußland ist, wenn man einmal undogmatisiert nachzudenken sich bemühen wollte, die exakte Widerlegung der marxschen These, daß das Sein das Bewußtsein bestimme: Hier triumphierte nämlich das ideologisierte Bewußtsein einer diszipliniert putschenden Parteiclique über das Sein eines nicht nur industriell rückständigen Landes.

In welchem das materielle Sein eben nicht revolutionsreif gewesen wäre im Gegensatz zu England.

Nach marxschem Sinnen.

Übrigens, am selben Tage, als die „Spartakisten“ in Braunschweig, Dortmund, Düsseldorf, Halle, Nürnberg und Zwickau ausgerechnet die Zeitungszentralen unter Zensur stellen wollen mit der offensichtlichen Absicht einer Bewußtseinsmanipulation, wird das gesellschaftliche Sein in Sachsen bestimmt an jenem 7. Januar 1918 durch das unter Strafandrohung stehende Verbot jeglichen Beheizens von öffentlichen Veranstaltungsräumen, Kinos, Kirchen und Theatern.

Wegen Kohlenknappheit.

Was mich natürlich an die Jahreswende in dem extremen Winter 1946/47, ein Kriegsende später, denken läßt.

So ist über den Heiligabend 1946 und die Folgetage in der Chronik beispielsweise zu lesen:

 

24. Dezember 1946, Dienstag

„Die Nachttemperaturen in Berlin betragen 15-20° minus.“

„General McNarney verkündet in Frankfurt/Main die Amnestie für nur nominelle Nationalsozialisten.“

„Die Berliner Bevölkerung erhält von den Militärregierungen Weihnachtssonderzuteilungen. Die Russen stellen 900000 Flaschen Wodka sowie größere Mengen Zucker und Mehl zur Verfügung; die Engländer liefern Süßigkeiten, die Amerikaner Trockenobst, Früchtekonserven, Fruchtsäfte und die Franzosen 100000 Flaschen deutschen Sekt und 3000 l Moselwein. Die Verteilung soll ohne Rücksicht auf die Sektorengrenzen erfolgen.“

„Die Enttrümmerung Berlins wird nach Ansicht von Fachleuten 25 Jahre dauern und 2,7 Mrd. RM kosten.“

„In Saarbrücken hebt die französische Militärregierung die Sperrzeiten auf.“

„Die gesamte Schiffahrt auf dem westdeutschen Kanalnetz ist durch den strengen Frost der letzten Tage zum Stillstand gekommen.“

„Das Treibeis auf dem Rhein nimmt zu, und verschiedentlich ist der Fluß schon bis zur Hälfte zugefroren. Von dem Stillstand des Schiffsverkehrs werden vor allem Lieferungen von Lebensmitteln, Kohlen und Düngemitteln betroffen.“

„In Leipzig wird eine Filiale der internationalen Buchzentrale in Moskau eröffnet, über die russische Literatur für die sowjetische Zone bezogen werden kann.“

 

27. Dezember 1946, Freitag

„Die amerikanische Militärregierung genehmigt die Sendung von Care-Paketen jetzt auch für die sowjetische Zone.“

 

28. Dezember 1946, Samstag

„In Hamburg werden z. Z. durchschnittlich pro Tag 20-30 Schwarzhändler verhaftet.“

 

31. Dezember 1946, Dienstag

„Um 18.00 Uhr tritt das vom amerikanischen Präsidenten Truman proklamierte offizielle Ende des Zweiten Weltkrieges in Kraft.“

„Josef Kardinal Frings predigt im Kölner Dom über das Gebot ‚Du darfst nicht stehlen‘. Er führt aus: ‚Wir leben in Zeiten, da in der Not auch der einzelne das wird nehmen dürfen, was er zur Erhaltung seines Lebens und seiner Gesundheit notwendig hat, wenn er es auf andere Weise durch seine Arbeit oder durch Bitten nicht erlangen kann.‘ Nach dieser Predigt macht das Wort ‚fringsen‘ als Ausdruck für ein unrechtmäßiges Aneignen von fremdem Eigentum seine Runde.“

„Von 9598952 Heimatvertriebenen in den vier Zonen und Berlin stehen 25,4% im Alter bis zu 14 und 10% zwischen 14 und 20 Jahren. In den Westzonen werden 5,5 Mill. Kinder und Jugendliche gezählt, die durch den Krieg ihr Elternhaus verloren haben. 4,75 Mill. davon stammen aus dem Osten. Aus den deutschen Ostgebieten, die unter polnischer Verwaltung stehen, sind in diesem Jahr 1635627 Deutsche ausgesiedelt worden. Seit Beginn der Aktion erfaßte die Aussiedlung 2091949 Deutsche. Beispiele der Aufnahme: Bayern hat in diesem Jahr 544100 Ostflüchtlinge und 1089860 Ausgewiesene aus der Tschechoslowakei aufgenommen.“

„Der Oberbefehlshaber der britischen Zone, Luftmarschall Sir Sholto Douglas, hat eine zeitweilige Unterbrechung in der Umsiedlung der deutschen Bevölkerung aus den polnisch verwalteten Gebieten in die britische Zone verfügt und begründet diese Unterbrechung mit der außerordentlichen Kälte in Mitteleuropa.“

„In der amerikanischen Zone sind in diesem Jahr durch deutsche Gerichte 419600 Personen und durch Militärgerichte 859536 Personen abgeurteilt worden.“

„Die drei westlichen Zonen haben über 30% ihrer Produktion von 1938 wieder erreicht (zum Vergleich: andere westeuropäische Staaten 90%).“

„Das Volkswagen-Werk hat im vergangenen Jahr 10020 VW hergestellt.“

„In Bayern werden 1946 2917 Radiogeräte gebaut. 630 wurden an politisch Verfolgte, 114 an die Militärregierung, 488 an andere Länder der amerikanischen Zone, 603 an Blinde und Schwerstversehrte, 437 an die Presse und Behörden verteilt. 645 verblieben bei den Firmen zum Tausch gegen Materialien.“

„Die aus der sowjetischen Zone gelieferten Briketts tragen die aufgeprägten Texte: ‚UdSSR 30 Jahre Säule des Friedens‘ oder ‚Arbeiter und Bauern der UdSSR bauen eine neue Welt‘.“

„Trotz aller Anstrengungen der Wohltätigkeitsorganisationen kommt in diesem Jahr in den Westzonen einschließlich Berlins nur ein Care-Paket auf 146 Personen. Durchschnittlich können 0,62 kg Lebensmittel pro Person ausgegeben werden.“

„Nach amtlichen Statistiken stehen jedem Deutschen an Wohnraum zu: In der britischen Zone 6,2 qm, in der amerikanischen 7,6 qm, in der französischen 9,4 qm. Über die sowjetische Zone liegen keine Angaben vor.“

Einer Tabelle ist zu entnehmen: Die Wochenlöhne der Industriearbeiter betrugen 1946 in der britischen Zone für Männer an die 40 RM und für Frauen um die 20 RM.

Und

„Im letzten Sommersemester waren etwa 73000 Studierende eingeschrieben, im ersten Nachkriegsjahr 1919 waren es 89160. Mit 6300 Studenten weist die Universität München die größte Hörerzahl auf. Etwa die zehnfache Anzahl von Abiturienten ist wegen des bestehenden Numerus clausus und der Entnazifizierungsbestimmungen nicht zugelassen worden.“

„In Berlin und der sowjetischen Zone erscheinen 81 Tageszeitungen (89 Wochenzeitungen und Zeitschriften), in der amerikanischen 65, in der britischen 159 und in der französischen 88. 1932 gab es in Deutschland 4705 Tageszeitungen mit 120 unterschiedlichen Richtungsangaben.“

„Die Anzahl der ortsfesten Kinotheater in den Westzonen und in West-Berlin beläuft sich auf 2125. In diesem Jahr wurden 300 Mill. Eintrittskarten verkauft, was einer jährlichen Besucherfrequenz von 6,5 pro Kopf der Bevölkerung entspricht.“

 

1. Januar 1947, Mittwoch

„Jakob Kaiser schreibt in der ›Neuen Zeit‹ den Leitartikel ‚Deutscher Weg 1947‘. ‚Wenn nicht alle Zeichen trügen, stehen wir am Beginn des Jahres, das Deutschland eine neue Einheit gibt.’“

„Adenauer erklärt in seinem Aufruf an seine Partei, kein christlich-demokratischer Politiker werde einen Friedensvertrag unterschreiben, in dem die Oder/Neisse-Linie anerkannt wird.“

„2,37 Mill. deutsche Gefangene befinden sich noch in alliiertem Gewahrsam, je zur Hälfte in westlichen und östlichen Lagern.“

„Die SED richtet Kreisparteischulen des Marxismus- Leninismus ein.“

„In Berlin brennen von den ehemals 86000 Gaslaternen wieder 12000.“

„In der französischen Zone wird das nächtliche Ausgehverbot aufgehoben. Deutsche Kraftwagen dürfen jedoch zwischen 22.00 und 05.00 Uhr nicht verkehren.“

 

2. Januar 1947, Donnerstag

„Aufgrund zunehmender Überfälle werden Fußgänger in Potsdam in den Abendstunden mit Polizeischutz begleitet. An bestimmten Sammelstellen und Straßenbahnhaltestellen versammeln sich Fußgänger, um in Polizeibegleitung entfernter gelegene Vororte zu erreichen.“

„Auf Anordnung der britischen Militärregierung richtet der Krupp-Konzern eine eigene ‚Abbruchs-Abteilung‘ ein.“

„Wegen Kohlenmangels werden die Weihnachtsschulferien in Bremen und Hamburg bis zum 14. Januar verlängert.“

 

4. Januar 1947, Samstag

„In Oslo wird mit der Versendung norwegischer Truppen nach Deutschland begonnen.“

„In Hamburg erscheint erstmalig die Zeitschrift ‚Diese Woche‘, konzipiert als deutsches Pendant der britischen ‚News Review‘. Die britischen Presseoffiziere fordern von dem Blatt: ‚Objektive Nachrichten, um der besseren Lesbarkeit willen mit Ursache, Ablauf und Wirkung.’“ ! ! !

 

5. Januar 1947, Sonntag

„In Nürnberg werden verstärkte Stromabschaltungen notwendig. Wechselweise im nördlichen und südlichen Stadtgebiet wird von 7.30 bis 11.30 Uhr und 13.00 bis 18.00 Uhr der Strom abgeschaltet.“

 

6. Januar 1947, Montag

„Erstmalig dürfen auf einer Pressekonferenz der amerikanischen Militärregierung im OMGUS-Gebäude in Berlin wieder deutsche Pressevertreter teilnehmen.“

„Das VW-Werk in Wolfsburg muß wegen Kohlenmangels stillgelegt werden; die Arbeitspause reicht bis zum 10. März 1947.“

 

Und natürlich ist auch eine Reminiszenz an die wichtige Jahreswende vor 70 Jahren wertvoll:

 

24. Dezember 1948, Freitag

„Nach Angaben des Internationalen Roten Kreuzes befinden sich in Frankreich und Nordafrika noch 24140 deutsche Kriegsgefangene, in Polen noch 40000, in Albanien etwa 1000.“

„Nach Angaben der Zeitung ‚Neues Deutschland‘ dienen mindestens 40000 ehemalige deutsche Soldaten als Fremdenlegionäre in Indochina.“

„Nach Angaben des Vorsitzenden der SED, Otto Grotewohl, befinden sich noch etwa 300000 Kriegsgefangene in der Sowjetunion. Nach Angaben des bayerischen Roten Kreuzes muß sich die Zahl der Kriegsgefangenen und Vermißten in der Sowjetunion jedoch auf mindestens 1,5 Mill. belaufen.“

„Viele Werke teilen Weihnachtsgratifikationen aus. Die Belegschaft der Kölner Klöckner-AG erhält als Weihnachtsgabe u.a. 3352,5 kg Fett und 19800 Tafeln Schokolade. Im Herbst 1948 beschaffte das Werk 34000 Ztr. Einkellerungskartoffeln für die Belegschaft, die zu 5,70 DM/je Ztr. verrechnet wurden. Der Preis lag damit um 60 Pf unter dem festgesetzten amtlichen Preis.“

 

25. Dezember 1948, Samstag

„Das Leipziger ›Börsenblatt‹ ehrt in einem mehrspaltigen Artikel in Stalin den ‚Wissenschaftler und Schriftsteller‘.“

 

26. Dezember 1948, Sonntag

„Während der bisherigen 6monatigen Luftbrücke wurden 96640 Flüge nach Berlin durchgeführt. In dieser Zeit konnten 700172 t Ware nach Berlin gebracht werden. Insgesamt gingen neun Flugzeuge durch Absturz verloren, dabei waren 26 Todesopfer zu beklagen.“

 

29. Dezember 1948, Mittwoch

„Im ‚Neuen Deutschland‘ stellt Walter Ulbricht den ‚Übergang zur Volksdemokratie in der sowjetisch besetzten Zone‘ in Abrede.

Ulbricht erklärt ferner im ‚Neuen Deutschland‘: In der Westpresse wird ‚behauptet, auf der Halleschen Kreiskonferenz der Bauern sei von der Kollektivierung der deutschen Landwirtschaft gesprochen worden. Diese Meldung ist von Anfang bis Ende erlogen. Niemand wird gegen die Großbauern vorgehen.’“

 

31. Dezember 1948, Freitag

„In seiner Silvesteransprache im NWDR erklärt Ernst Reuter über die Lage in Berlin u.a.: ‚Dunkel sind die Abende, kalt sind die Wohnungen, und was das Allerschlimmste ist, wir sind abgeschnitten von jeder Berührung mit der Außenwelt.’“

„Das Evangelische Hilfswerk für Kriegsgefangene und Internierte hat im vergangenen Jahr mehr als 210000 Briefe, Pakete und Bahnsendungen an deutsche Kriegsgefangene in aller Welt verschickt. In mehr als 1600 Fällen konnte das Hilfswerk die Angehörigen von in Kriegsgefangenschaft verstorbenen Deutschen benachrichtigen. Nach britischen Berichten hat sich der durchschnittliche Gesundheitszustand der aus der Sowjetunion heimkehrenden deutschen Kriegsgefangenen in den letzten Monaten verschlechtert.“

„Nach britischen Angaben sind bei Kriegsende 3730995 deutsche Kriegsgefangene in der Sowjetunion gewesen. Diese Aussagen beruhen auf in London gesammelten russischen Heeresberichten. Nach den Akten des Viermächtekomitees in Berlin sind bis zum 1. März 1948 erst 252395 deutsche Kriegsgefangene aus der Sowjetunion heimgekehrt; daraus ergibt sich, daß gegenwärtig 3478600 deutsche Soldaten aus der Sowjetunion noch nicht zurückgekehrt sind; die meisten sind jedoch zu diesem Zeitpunkt vermißt oder verstorben. Seit März 1946 bis zum Jahresende 1948 sind über 104000 ehemalige Kriegsgefangene nach Berlin (West) zurückgekehrt. Wie das Hauptsozialamt des Magistrats mitteilt, kamen davon 43259 aus dem Osten.“

„Während der FDGB am 1. Mai 1948 in Großberlin etwa 600000 Mitglieder hatte, sind es Ende 1948 nur noch 403000. Die ausgetretenen Mitglieder haben sich überwiegend in der UGO zusammengeschlossen, obwohl sie im Sowjetsektor Berlins nicht zugelassen ist.“

„Im Jahre 1948 flüchteten etwa 150000 Menschen aus der sowjetischen Zone nach Westdeutschland.“

„In Berlin gibt es 113000 Arbeitslose und 67000 Kurzarbeiter. Aufgrund der Blockade mußten von 62500 Betrieben 5712 stillgelegt und 10480 auf Kurzarbeit umgestellt werden.“

„Der Vollhauer-Durchschnittslohn im Ruhrbergbau beträgt im Jahresdurchschnitt 10,96 DM/je Schicht.“

„Im VWG erhält der Normalverbraucher 1800 Kal. pro Tag; davon werden 1100 durch die Inlandsproduktion gedeckt (1947: 700 – 800 Kal.). 300 – 400 Kal. werden als zusätzliche Erwerbsmöglichkeit pro Kopf und Tag geschätzt.“

„1 US-Dollar kostet 3,70 DM, 1 Paar Damenstrümpfe 10,- DM. Die Berliner Wechselstuben verkaufen 1 DM (West) für 3,50 DM (Ost).“

„Die Realeinkommen der Industriearbeiter der Bizone liegen bei 67% des Standes von 1938.“

„1948 ist das Rekordjahr der Scheidungswelle. In den drei Westzonen kommen auf 100000 Einwohner 186 Scheidungen; noch 1950 werden nur etwa 60% der gesamten bundesdeutschen Bevölkerung in ‚vollständigen Familien‘ leben.“

„In den Westzonen erhöht sich die Zahl der Kinotheater im Laufe des Jahres auf 2975. Die jährliche Besuchsfrequenz erreichte 9,1 pro Kopf der Bevölkerung. In den Westzonen Deutschlands werden im Laufe des Kalenderjahres 23 Filme uraufgeführt.“

„Die Besucherzahl der Kinos in der sowjetischen Zone ist 1948 gegenüber den Vorjahren gesunken. Vor allem der russische Film hat bei einem Besucherdurchschnitt von 30-40% bei Jahresanfang einen Stand von 10-15% am Jahresende erreicht. Lediglich politisch untendenziöse Filme wie ›Steinerne Blume‹ oder ›Wolfsblut‹ sind erfolgreich.“

„In Deutschland waren Ende 1948 bei den einzelnen Oberpostdirektionen rd. 9,8 Mill. Rundfunkhörer angemeldet. In der britischen Zone sind es 3550000, in der amerikanischen 2435000, in der französischen 600000 und in der sowjetischen 2500000. Berlin hat 730000 Hörer.“

 

1. Januar 1949, Samstag

„Der Urlaub für Bergarbeiter wird um 60% erhöht.“

„Jeder Erwerbstätige im Raum der drei westlichen Zonen wird im Jahr 1949 etwa 200 DM für die Deckung der Besatzungskosten zahlen.“

„Für den Monat Januar beträgt die Ration für Normalverbraucher: 11000 g Brot, 1625 g Nährmittel, 500 g Fleisch, 800 g Fisch, 625 g Fett, 125 g Käse und 1500 g Zucker.“

„Die Post eröffnet den Fernsprechdienst mit Finnland. Im Laufe des Jahres wird der Sprechdienst mit weiteren 46 Staaten der Welt (am 23. Dezember 1949 zuletzt mit den Philippinen) wieder aufgenommen.“

„Zur Aufhebung von kriegsbedingten Beleuchtungsvorschriften dürfen in der Bizone Kraftfahrzeuge nur noch mit 2 funktionierenden Scheinwerfern und roten Rückleuchten fahren, Motorräder müssen mindestens 1 Scheinwerfer und 1 Rücklicht haben, Pferdefuhrwerke müssen mindestens zwei weiße Lampen vorn und 1 rote Lampe hinten haben.“

„Das seit 19. Dezember 1947 geplante ‚Forschungsinstitut für den wissenschaftlichen Sozialismus‘ der SED nimmt seine Arbeit auf.“

 

3. Januar 1949, Montag

„Ernst Reuter, Oberbürgermeister von Berlin (West), fordert vor der SPD die Eingliederung Berlins in den vorgesehenen westdeutschen Staat.“

„In Berlin nimmt die ‚Zentrale für politische Ostzonenflüchtlinge‘ ihre Arbeit auf.“

„Die organisatorische Trennung der KPD der drei Westzonen von der SED findet statt. Die zuvor, am 27. April 1948, beschlossene Umbenennung der KPD in ‚Sozialistische Volkspartei Deutschlands‘ wird von den Militärregierungen in den Westzonen nicht genehmigt. Die offizielle Lösung der KPD von der SED findet in Frankfurt/Main statt.“

„Der Parteivorstand der KPD gibt in Düsseldorf seine organisatorische Trennung von der SED bekannt, um die ‚besonderen Kampfbedingungen in Bizonien‘ besser erfüllen zu können.“

„Auf Befehl der SMAD muß der Landesvorstand Brandenburg der Sowjetzonen-CDU allen Angestellten kündigen, die in einem der Berliner Westsektoren wohnen.“

„Der erste Fruchtdampfer seit 1939 ist im Hamburger Hafen mit 41600 Kisten Zitronen und Apfelsinen eingetroffen.“

 

4. Januar1949, Dienstag

„Über 150 Flüchtlinge aus der sowjetischen Zone melden sich bei der Eröffnung einer vom verfassungsmäßigen Berliner Magistrat eingerichteten ‚Ostzonenflüchtlingsfürsorgestelle‘.“

„Auf sowjetischen Befehl werden alle im Postamt 17 im Sowjetsektor Berlins eingetroffenen Auslandspakete für Westberliner Empfänger beschlagnahmt. Personen, die ihre Sendung bereits erhalten haben und sich noch im Schalterraum aufhalten, müssen ihre Sendung wieder zurückgeben. Ein Angestellter des Postamtes erklärt, daß Pakete an Westberliner nicht mehr ausgeliefert werden.“

 

5. Januar1949, Mittwoch

„Im RIAS starten die ‚Insulaner‘ ihre bekanntgewordenen Funkkabarett-Sendungen. Das Leitmotiv ihrer Programme ist: ‚Der Insulaner verliert die Ruhe nicht‘.“

 

8. Januar 1949, Samstag

„200. Tag der Berliner Luftbrücke. Vom 14. Dezember bis zum 4. Januar 1949 wurden täglich im Durchschnitt 1626 t Lebensmittel nach Berlin geflogen. Im November waren es im Tagesdurchschnitt 1128 t. Die Gesamtmenge der über die Luftbrücke nach Berlin beförderten Lebensmittel betrug zwischen dem 28. Juni 1948 und dem 4. Januar 1949 227314 t.“

 

Also, gesundes neues Jahr!