A N A B A S I S

Thalatta ! Thalatta !

Schlagwort-Archiv: Glück

Der teuflischen Tragödie zweiter Teil

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Samstag, 12. November 2022: Mephisto an Serapion

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Zur Erinnerung:

Es kommen härtere Tage oder Der teuflischen Tragödie zweiter Teil

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Es kommt nun eine Zeit, die werden wir nicht lieben.

Die Jahre zogen hin, wir standen voll im Saft,

Da gab’s die Mastercard, die galt es reinzuschieben,

Und prompt kroch durch den Schlitz soziale Marktwirtschaft.

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Du meinst, das sei nicht so, die Jahre waren mager?

Du kamst mal eben hin und lebtest nicht leger?

Dann zieh jetzt Lehren draus, sonst bleibst du ein Versager

Und siehst, welch Glück in jenen Zeiten blüht, erst immer hinterher…

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Was ist Glück?

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Samstag, 22. Oktober 2022: Serapion an Mephisto

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Die Aufhebung der Preisbindung führte bei vielen Lebensmitteln zu drastischen Preisanstiegen. Butter, Rind- und Schweinefleisch, Kartoffeln, Eier und Bier verteuerten sich um bis zu 30 %. Die Hersteller von Margarine verlangten für 1 kg des Speisefetts 2,11 DM, für 1 kg Butter waren 7,30 DM zu bezahlen. Im Angebot waren auch wieder frühere Mangelwaren wie helles Mehl, Zucker und Bohnenkaffee, allerdings zu hohen Preisen. 1 kg Bohnenkaffee kostete 32,50 DM, dafür musste ein Industriearbeiter 18,5 Stunden arbeiten (bei einer wöchentlichen Arbeitszeit von 47,5 Stunden).

Quelle: Harenberg-Kalender „Chronik 2022“ (Redaktionsschluß: 4.11.2020) im Rückblick auf das Jahr 1952

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Mein Lebtag trocken Brot will ich essen, wenn nur die Bombenalarme aufhören!“

Überlieferter Spruch aus nächtlichen Luftschutzkellern der deutschen Reichshauptstadt während der anglo-amerikanischen Luftangriffe

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Was Glück ist

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25. Juni 2022: Serapion an Mephisto

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„Abends, wenn ich im Bett liege und mein Gebet mit den Worten beende: ‚Ich danke dir für all das Gute und Liebe und Schöne‘, dann jubelt es in mir. Dann denke ich an ‚das Gute‘: das Verstecken, meine Gesundheit, mein ganzes Selbst. ‚Das Liebe‘ von Peter, das, was noch klein und empfindlich ist und das wir beide noch nicht zu benennen wagen, die Liebe, die Zukunft, das Glück. ‚Das Schöne‘, das die Welt meint, die Welt, die Natur und die weite Schönheit von allem, allem Schönen zusammen.

Dann denke ich nicht an das Elend, sondern an das Schöne, das noch immer übrig bleibt. Hier liegt zu einem großen Teil der Unterschied zwischen Mutter und mir. Ihr Rat bei Schwermut ist: ‚Denke an all das Elend in der Welt und sei froh, daß Du das nicht erlebst.‘ Mein Rat ist: ‚Geh hinaus in die Felder, die Natur und die Sonne. Geh hinaus und versuche, das Glück in Dir selbst zurückzufinden. Denke an all das Schöne, das noch in Dir und um Dich ist, und sei glücklich!‘

Meiner Meinung nach kann Mutters Satz nicht stimmen, denn was tust Du dann, wenn Du das Elend doch erlebst? Dann bist du verloren. Ich hingegen finde, daß noch bei jedem Kummer etwas Schönes übrigbleibt. Wenn man das betrachtet, entdeckt man immer mehr Freude, und man wird wieder ausgeglichen. Und wer glücklich ist, wird auch andere glücklich machen. Wer Mut und Vertrauen hat, wird im Unglück nicht untergehen!“

Anne Frank (12. Juni 1929 – Ende Februar / Anfang März 1945) am 7. März 1944 im Amsterdamer Versteck vor den Deutschen

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Berufsunfähig

 

29. Juni 2020: Bellarmin an Mephisto

 

Vor nunmehr zwei Wochen, am 15. Juni, erschien hier bei uns in Deutschland in der seltsamen TAGESZEITUNG von einem seltsamen Wesen ein seltsamer Artikel. Das Wesen trägt den Namen Hengameh Yaghoobifarah und wird redaktionsseitig als „Autor_in“, „Redakteur_in“ und „Referent_in“ ausgewiesen, und zwar als Autor_in, Redakteur_in und Referent_in zu Queerness, Feminismus, Antirassismus und Medienästhetik.

In meiner Naivität hatte ich zuerst angenommen, nachdem ich das Bild des seltsamen Wesens neben dem seltsamen Artikel der seltsamen TAGESZEITUNG gesehen hatte, es handele sich um eine Autorin, und war deshalb erstaunt beim Lesen dieser seltsamen Angabe der Autorenschaft. Daß man in der Redaktion der seltsamen TAGESZEITUNG noch nicht einmal zu sagen wisse, ob es sich um eine Autorin oder um einen Autoren handele. Auch hatte ich in mehreren nichtseltsamen vertrauenswürdigen Medien bereits vernommen, daß im Zusammenhang mit dem seltsamen Wesen dezidiert Pronomen wie „sie“ und „die“ Verwendung fanden und von „der“ „Autorin“ die Rede war.

Eine Internetrecherche ergab schließlich: Hengameh Yaghoobifarah identifiziere sich eigenhändig als „nichtbinär“.

Was ich als „unweiblich“ UND zugleich „unmännlich“ verstehe in meinem abgehängten Verstand, der mir zudem noch weiszumachen versucht, daß die Redaktion der seltsamen TAGESZEITUNG wohl aus weißen rassistisch abgehängten Redakteurinnen und Redakteuren bestehen müsse, indem sie das seltsame Wesen, entgegen dessen ausgedrücktem ausdrücklichen Eigensinn, als „männlich“ ODER „weiblich“ klassifiziere, demzufolge diskriminiert als binär.

Du siehst, die Welt ist heute kompliziert bei politisch korrigierenden Richtigdenkern. Und die über Jahrhunderte gewachsene Sprache der Dichter und Denker ist zu armselig, um die Realität dieses sich in Queerness, Feminismus, Antirassismus und Medienästhetik nach Geltung strebenden Wesens zu erfassen in seiner Nichtbinärität.

Zumindest wenn man, in seinem Sprachverständnis minderbemittelt, das grammatikalische Geschlecht („Djenda“ im sprachkorrigierenden Journalistendeutsch) korrigierend gleichsetzt mit dem biologischen.

Um mich keinem Vorwurf dieser rechtgläubig Durchblickenden auszusetzen, werde ich im folgenden also jenes nichtbinäre Wesen nicht, wie die Redaktion der seltsamen TAGESZEITUNG, mit binären Begriffen wie „Autor_in“, „Redakteur_in“ und „Referent_in“ diskriminieren.

Die mutmaßlich binären Eltern des nichtbinären Wesens waren aus dem Iran über mutmaßlich mehr als fünf Ländergrenzen plus einer kontinentalen hinweg statt nach Afghanistan, Armenien, Aserbaidschan, Bahrein, Bangladesch, Bhutan, Brunei, China, Georgien, Indien, Indonesien, dem Irak, Israel, Japan, dem Jemen, Jordanien, Kambodscha, Kasachstan, Katar, Kirgisien, Nordkorea, Südkorea, Kuweit, Laos, dem Libanon, Malaysia, den Malediven, der Mongolei, Myanmar, Nepal, Oman, Ostimor, Pakistan, den Philippinen, Rußland, Saudi Arabien, Singapur, Sri Lanka, Syrien, Tadschikistan, Taiwan, Tailand, der Türkei, Turkmenistan, Usbekistan, den Vereinigten Arabischen Emiraten oder beispielsweise nach Vietnam lieber nach Deutschland gekommen aus irgendwelchen Gründen und hatten dem nichtbinären Wesen bei seiner Geburt in Kiel den Namen Hengameh Yaghoobifarah zugeteilt.

Indessen muß das nichtbinäre Wesen Hengameh Yaghoobifarah unter der elterlichen Ortswahl seiner Geburt sehr gelitten haben. Und mußte hinfort in Deutschland ein hartes Leben führen. Denn nach seinem Abitur und seinem Studium der Medienkulturwissenschaft und Skandinavistik verfaßte es beispielsweise gemeinsam mit einem mutmaßlich allerdings binären Wesen namens Fatma Aydemir das Buch „Eure Heimat ist unser Albtraum“.

Auch betrieb das an Deutschland unsäglich leidende nichtbinäre Wesen Hengameh Yaghoobifarah in Deutschland eine Kolumne in jener seltsamen TAGESZEITUNG, worin das nichtbinäre Wesen Hengameh Yaghoobifarah im Jahre 2017 unter anderem vorgab meinen zu müssen:

Der deutsche Hass auf Muslim_innen und die Paranoia vor einer – was auch immer das sein soll – Islamisierung der deutschen (wortwörtlich) Dreckskultur hält Kartoffeln davon ab, ein schöneres Leben zu führen. Lieber eine Schweinefleisch-Lobby gründen als halal-Fleisch in ihrer Kantine akzeptieren.

Lieber Bremsspuren in der Unterhose und ein erhöhtes Risiko für Geschlechtskrankheiten verteidigen als ein islamisches Klo im Kölner Bürgerhaus zulassen. Lieber einen Tag mehr arbeiten als ein muslimischer Feiertag im Kalender.

Ihr anti-muslimischer Rassismus schadet Muslim_innen und Kanax, aber er geht auch auf ihren eigenen Nacken. Ihre Missgunst ist so riesig, dass sie sich das eigene Leben verderben. So engherzig, trotzig, bitter und kleinlich, das ist deutsche Kultur.

Aber Kartoffeln sind nicht strategisch klug, sie sind ignorant, geschichtsverdrossen und besserwisserisch. Weder aus den Fehlern anderer, noch aus ihren eigenen können und wollen sie lernen. … Sie schaffen sich selber ab. Ich hoffe, sie beeilen sich.

Gemeint sind mit „Kartoffeln“ Angehörige jenes Volkes, zu dem es die Eltern des nichtbinären Wesens Hengameh Yaghoobifarah drängte aus irgendeinem Grund.

Statt zu einem von über 200 anderen.

Wohl wissend, daß bei jenem mißgünstigen Volk, bei dem das nichtbinäre Wesen Hengameh Yaghoobifarah nach seiner Geburt weder eine islamische Toilette noch eine für nichtbinäre Wesen fände während seiner Schul-, Studien- und „Referent_in“-Zeit in „Antirassismus“, und daß sich deshalb Bremsspuren anzusammeln vermöchten in der Unterhose über des Wesens Hintern.

Falls ein Hintern in der Hose steckt auch bei Nichtbinären.

Warum das nichtbinäre Wesen Hengameh Yaghoobifarah sich genötigt fühlte, vor die deutsche „Dreckskultur“ noch ein eingeklammertes „wortwörtlich“ zu setzen, erschließt sich mir aus seinem Text nicht. Vielleicht meint das nichtbinäre Wesen, das sich seinen Lebensunterhalt vermittels des schreibenden Kundtuns seiner Durchblicke verdient, in der Landessprache des mißgünstigen lernunfähigen Volkes damit medienästhetisch eine wortverstärkende Wirkung.

Ich nehme an, die sich politisch korrigiert gebende Redaktion der seltsamen TAGESZEITUNG hatte es damals versäumt sowohl eine Strafanzeige wegen Volksverhetzung gegen das von ihr als Referent_in in Antirassismus ausgewiesene nichtbinäre Wesen zu stellen noch es bei der Antidiskriminierungsstelle des Bundes anzuzeigen. Und mindestens ihm die Plattform, nomen est omen, ihres Mediums zu entziehen. Denn als gäbe es nichts zu lernen und Schlüsse zu ziehen, ließ man den derdiedas Wiederholungstäter ungerührt zu Wiederholungstaten schreiten.

Am 15. Juni also unter der Überschrift:

Abschaffung der Polizei: All cops are berufsunfähig

Zu deutsch: Alle Bullen sind berufsunfähig.

In einem Land, in dem seine Kulturschaffenden unter dem Motto „Neit of Leit“ wichtige Gebäude unter Rotlicht anstrahlen lassen, statt unter dem Motto „Nacht des Lichts“ vielleicht, und ausnahmslos die Rede ist von „Lockdaun“ und „Schattdaun“ statt von „Schließung“ oder „Stillstand“, kann man kaum erwarten, daß ein als Autor_in und Redakteur_in bezeichnetes nichtbinäres Wesen deutsch spräche, noch dazu vor den von ihm als Kartoffeln verachteten Landeskindern.

Ich hingegen frage mich: Wenn die Polizei abgeschafft wird, der Kapitalismus jedoch nicht, in welche Branchen kann man Ex-Cops dann überhaupt noch reinlassen? Schließlich ist der Anteil an autoritären Persönlichkeiten und solchen mit Fascho-Mindset in dieser Berufsgruppe überdurchschnittlich hoch. Oder haben Sie schon mal von einem Terrornetzwerk in der Backshop-Community gehört? Ich nämlich auch nicht.

Wohin also mit den über 250.000 Menschen, die dann keine Jobs mehr haben?

Wenn die Polizei abgeschafft wird, der Kapitalismus jedoch nicht…

Aus den Prämissen „Polizei abgeschafft“, „Kapitalismus jedoch nicht“, folgt dem nichtbinären Wesen Hengameh Yaghoobifarah daraus die Konklusion: „in welche Branchen kann man Ex-Cops dann überhaupt noch reinlassen?“

Ich glaube, in der Psychopathologie spricht man von „verschroben“…

Ich glaube im Hinblick auf gewisse schlußfolgernde Gedankengänge von Paranoikern…

Aber vielleicht liegt es einfach an meinem abgehängten Verstand, daß ich der Logik des nichtbinären medienästhetischen Wesens Hengameh Yaghoobifarah nicht zu folgen vermag.

Das Wort „Backshop“ habe ich übrigens nicht gefunden in meinen deutschen oder englischen Wörterbüchern. Auch „Mindset“ fand ich nicht. Vielleicht meint das Wesen „faschistische Gesinnung“ und kennt nur nicht die richtigen Wörter unter uns Kartoffeln. Und mit „Backshop-Community“ wird das nichtbinäre Wesen Hengameh Yaghoobifarah wohl Bäckereien meinen im Lande der die ein erhöhtes Risiko von Geschlechtskrankheiten verteidigenden Kartoffeln.

Soziale Arbeit schon mal nicht. Das Problem löst sich nicht dadurch, dass ein Cop Uniform gegen Birkenstocks und Leinenhosen umtauscht. Ob Behörden, Lehrer_innen, Justiz, Politik, Ärzt_innen oder Sicherheitskräfte: Machtpositionen gegenüber anderen Menschen kommen nicht infrage. Streng genommen möchte man sie nicht einmal in die Nähe von Tieren lassen. Bitte nicht noch mehr Chicos erziehen!

Streng genommen… Bullen noch nicht mal in die Nähe von Tieren lassen…

Auch der Dienstleistungsbereich sieht schwierig aus. Post ausliefern lassen? Niemals. Zwischen Büchersendung und Schuhbestellung passt immer eine Briefbombe.

Das ist richtig.

Alles, was an menschlichen Körpern stattfindet – etwa Tattoos oder Frisuren –, ist ebenfalls zu riskant. Ich würde mir nicht mal eine Pediküre von ihnen geben lassen. Eine Nagelfeile ist eine Waffe.

Gedankengänge eines nichtbinären paranoiden Wesens über seine Pediküre…

Keine Baumärkte, Tankstellen oder Kfz-Werkstätten. Eigentlich nichts, woraus man Bomben oder Brandsätze bauen kann. Technik generell eher nein. Keine Gastronomie wegen Vergiftungsgefahr.

Briefbombe, Nagelfeile, Brandsätze, Vergiftungsgefahr…

Über (Bio-)Bauernhöfe brauchen wir gar nicht erst zu sprechen, die sind jetzt schon zu Szenejobs für Neonazis avanciert.

Brauchen wir nicht zu besprechen: alles Nazis…

Und wenn man sie einfach Keramik bemalen ließe? Nein. Zu naheliegend, dass sie unter der Hand Hakenkreuz-Teeservice herstellen und sich mit den Einnahmen das nächste Terrornetzwerk querfinanzieren.

Terrornetzwerke…

Spontan fällt mir nur eine geeignete Option ein: die Mülldeponie. Nicht als Müllmenschen mit Schlüsseln zu Häusern, sondern auf der Halde, wo sie wirklich nur von Abfall umgeben sind. Unter ihresgleichen fühlen sie sich bestimmt auch selber am wohlsten.

(Hervorhebung von mir)

Ich prophezeie:

1.) Das nichtbinäre Wesen Hengameh Yaghoobifarah wird nicht glücklich werden!

Weil 2.): Die Welt wird sich nicht der typisch linksparanoiden Sicht eines berufsunfähigen Wesens vom Schlage Hengameh Yaghoobifarahs anpassen!

 

„… denn das wäre der Welt Ende, wenn man euch gehorchte.“

Friedrich Hölderlin (1770 – 1843)

 

Der schlechteste Dolmetscher der Wahrheit

 

18. Mai 2020: Serapion an Mephisto

 

Deshalb haben wir auf nichts mehr zu achten, als daß wir nicht nach Art des Viehes der Schar der
Vorangehenden folgen! Fortwandernd nicht, wohin man gehen sollte, sondern weil von andern
wohin gegangen wird…
Denn nichts verwickelt uns in größere Übel, als daß wir uns nach dem Gerede der Leute richten!
Indem wir das für das Beste halten, was mit großer Zustimmung angenommen ist und wovon wir
viele Beispiele haben. So daß wir statt nach Vernunftgründen, nach Beispielen leben. Daher rührt
nämlich jene gewaltige Zusammenhäufung von Leuten, die einer über den andern hinfallen. Was
eben bei einem großen Menschengedränge passiert, wo das Volk sich selbst drückt: Da fällt
niemand, ohne noch einen andern sich nachzuziehen, und die Vordersten werden den Folgenden
verderblich!
Dieses kannst du im ganzen Leben sich ereignen sehen: Niemand irrt nur für sich allein, sondern er
ist auch Grund und Urheber fremden Irrtums.
Darum es ist schädlich, sich den Vorangehenden anzuschließen.
Und während ein jeder lieber glauben, als nachdenken will, so wird über das Leben nie
nachgedacht. Denn immer glaubt man nur andern. Und ein von Hand zu Hand fortgepflanzter Irrtum lenkt uns und stürzt uns in’s Verderben.
Durch fremde Beispiele gehen wir zu Grunde.
Wir werden geheilt werden, sobald wir uns nur vom großen Haufen absondern!
Denn der Volkshaufe, der Verteidiger seines eigenen Verderbens, steht der Vernunft feindlich
gegenüber.
Und so geht es denn zu, wenn sich die wandelbare Volksgunst gedreht hat, wie in den
Wahlversammlungen, wo sich dieselben Leute, die ihn selbst dazu gemacht haben, darüber
verwundern, daß einer Prätor geworden!
Eben dasselbe billigen, eben dasselbe tadeln wir: das ist der Ausgang eines jeden Gerichtes, bei dem
nach der Mehrzahl entschieden wird.
Wenn es sich um Fragen nach einem glückseliges Leben handelt, darfst du mir also nicht mit jener
Äußerung bei Senatsabstimmungen antworten: »Dieser Teil scheint der größere zu sein«….
Denn eben deshalb ist er der Schlimmere!
Es steht mit der Sache der Menschheit leider nicht so gut, daß das Bessere der Mehrzahl gefalle: Ein
großer Haufe ist ein Beweis vom Schlechtesten.
Laß uns daher fragen, nicht was am gewöhnlichsten geschehe, sondern was am Besten zu tun sei
und was uns in den Besitz eines ewigen Glücks setze. Und nicht was dem großen Haufen, dem
schlechtesten Dolmetscher der Wahrheit, genehm sei.

 

Lucius Annaeus Seneca (etwa 4 v. Chr. – 65 n. Chr.) in seiner De vita beata, welchen Teil ich Dir
für den heutigen Tag mit dem Ziel einer augenfälligeren Lesbarkeit syntaktisch etwas aufbereitete.
Für den heutigen Tag und immer darüber hinaus: denn es ist wichtig.

 

Vergangen, vergessen, vorüber

 

23. November 2019: Bellarmin an Mephisto

 

Gegenwärtig grassiert bei uns in Deutschland in den öffentlich-rechtlichen Nachrichten unter zahlreichen anderen die Unsitte, die Faktenarmut der Meldungen, die Furcht vor dem Melden des Faktischen, nicht mehr bloß zu kaschieren durch Sprechblasen der Regierungsparteipolitiker und durch Halbtagsfliegen in Form von Ankündigungen wohlmeinender Absichten auf Aussichten in kommenden segensreichen Jahren, also die moderne Form der seit alters her bewährten Hofberichterstattung. Fast hundertprozentig sogar als erste Meldung! Sondern immer beliebter werden auch als erste Meldungen überfallartig verlesen die Ergebnisse von Statistiken und Umfragen irgendwelcher Institute zu irgendwelchen Themen. Praktisch für den modernen Journalismus: So lassen sich über die Umfrageergebnisse wieder brandneue Meldungen generieren von Sprechblasen der Regierungsparteipolitiker.

Mit halbtäglicher Halbwertzeit.

Alle paar Tage wird jetzt eine neue Umfragesau übers Land getrieben. Oder auch eine alte. Ich warte schon immer auf die sich in steigernder Frequenz verkürzende Wiederkehr der Untersuchung, wie immer weiter „die Schere in Deutschland auseinander klaffe“ zwischen arm und reich.

Oder wie die armen sogenannten Bildungsfernen derart benachteiligt wären in ihrem Hunger auf Bildungserwerb.

Ja, ja, ja, ja!

Da kannst Du was lernen!

Kürzlich gab es nun wieder den „Glücksatlas“. Wie sich die glücklichen Menschen statistisch verteilen in deutschen Landen. Danach sind die Schleswig-Holsteinerinnen und Schleswig-Holsteiner nebst ihre Diversinnen und Diversen am glücklichsten. Und die Restpreußinnen und Restpreußen nebst deren Diversinnen und Diversen in Brandenburg sind am unglücklichsten mit ihrem ganzen Dasein. Ebenso die Eingeborenen der übrigen ostdeutschen Länder, in denen unterirdisch die Partei Der Spalter rumort.

Und für alles Übel einen Namen nennt.

Ich habe mich gewundert, daß, soweit ich sah mit Ausnahme der Bild-Zeitung, daß, wie es früher in bildungsnäheren Zeiten ganz sicher geschehen wäre, daß aus unserer feuilletonistischen Journalisten-Riege nicht einmal im Ansatz die Frage erörtert wurde, was denn eigentlich ein glückliches Leben ausmache. Keiner fragte, ob wenigstens die Fragesteller der Meinungsforschungsinstitute sich darüber im klaren wären, wonach sie überhaupt fragten. Ob nach dem brechtschen Mackie-Messer-Glück „Dann löst sich ganz von selbst das Glücksproblem: Nur wer im Wohlstand lebt, lebt angenehm!“ oder nach Eudämonie. Und ob den Befragten aus der Fragestellung der Unterschied überhaupt ersichtlich werden konnte: „Viele Menschen meinen, Glückseligkeit und Glück haben sei dasselbe“ (Aristoteles). Keiner erinnerte sich, auch nicht die Bild-Zeitung, keiner erinnerte sich auch nur Ansatzweise daran, was denn schon die Antike Wertvolles darüber wußte. Weder an den Kynismus: „Zivilisation macht krank“, noch an die Stoa: „Glück ist Tugend“. Und an Seneca beispielsweise.

 

Wenn ich mit intellektuellen Freunden spreche, festigt sich in mir die Überzeugung, vollkommenes Glück sei ein unerreichbarer Wunschtraum. Spreche ich dagegen mit meinem Gärtner, bin ich vom Gegenteil überzeugt.“

Bertrand Russel (1872 – 1970)

 

Wo alles sich durch Glück beweist

 

17. August 2018: Serapion an Mephisto

 

Einsamer nie –

 

Einsamer nie als im August:

Erfüllungsstunde – im Gelände

die roten und die goldenen Brände

doch wo ist deiner Gärten Lust?

 

Die Seen hell, die Himmel weich,

die Äcker rein und glänzen leise,

doch wo sind Sieg und Siegsbeweise

aus dem von dir vertretenen Reich?

 

Wo alles sich durch Glück beweist

und tauscht den Blick und tauscht die Ringe

im Weingeruch, im Rausch der Dinge –

dienst du dem Gegenglück, dem Geist.

 

 

Gottfried Benn (1886 – 1956)

 

Mephisto an Serapion

 

Es kommen härtere Tage oder Der teuflischen Tragödie zweiter Teil

 

Es kommt nun eine Zeit, die werden wir nicht lieben.

Die Jahre zogen hin, wir standen voll im Saft,

Da gab’s die Mastercard, die galt es reinzuschieben,

Und prompt kroch durch den Schlitz soziale Marktwirtschaft.

 

Du meinst, das sei nicht so, die Jahre waren mager?

Du kamst mal eben hin und lebtest nicht leger?

Dann zieh jetzt Lehren draus, sonst bleibst du ein Versager

Und siehst, welch Glück in jenen Zeiten blüht, erst immer hinterher…

 

Mephisto an Serapion

Ehe ich mit Dir hier weiterhetze, klären wir erst einmal

 

 

D i e  F r e i h e i t s f r e u d e

 

Ohne Freiheit kein Gedeihen!

Freiheit ist ein köstlich Ding,

Kann sie Flügel doch verleihen:

Raupe wird zum Schmetterling!

O welch tapfres Freiheitsstreben!

Vorwärts! Und die Mauer bricht!

Was für Wunder wir erleben!

Freut euch der Freiheit und fürchtet sie nicht!

 

Nur der verdient sich Freiheit wie das Leben,

Der täglich sie erobern muß.

 

Früchte tragen wird die Freiheit:

Sät den Samen nur ins Land!

Einigkeit und Recht und Freiheit

Sind des Glückes Unterpfand –

Menschen wollen Glück auf Erden!

Keine Knechtschaft! Keine Verzicht!

Freie Menschen laßt uns werden!

Freut euch der Freiheit und fürchtet sie nicht!

 

Nur der verdient sich Freiheit wie das Leben,

Der täglich sie erobern muß.

 

Freien Sinns das Glück erschauend,

Aussichten wie nie zuvor,

Und der eignen Kraft vertrauend,

Steigt ein frei Geschlecht empor.

Freiheit ist das Brot des Geistes,

Freiheit schenkt der Seele Licht,

Jede Tyrannei beweist es:

Freut euch der Freiheit und fürchtet sie nicht!

 

Serapion an Mephisto

 

Glückliche Zeiten

 

Welch Glück, es gibt keine Traurigkeit mehr!

Im betonierten Kreuz und Quer,

Da findest du nirgendwo Traurigkeit mehr,

Ist jede Traurigkeit verschwunden!

Nur selten noch wird Wut empfunden,

Doch kaum gerät ein Fall akuter.

Die andern sind häppi und spielen Kompjuter!