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Thalatta ! Thalatta !

Schlagwort-Archiv: Serapion

Zum Muttertag

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Muttertag, 14. Mai 2023: Serapion an Mephisto

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Ich hörte gerade, es gibt bei Euch in Eurem in eiserner Neugeistigkeit beschränkten Deutschland von den Üblichen, also von den auf staubkornfreie Rechtwinkligkeit pochenden Puritanern, nun auch noch das Verlangen, den Muttertag in Elterntag umzubenennen…

Der HERR rette die Welt vor den Deutschenden!

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Die Tugenden der Deutschen aber sind ein glänzend Übel und nichts weiter; denn Notwerk sind sie nur, aus feiger Angst, mit Sklavenmühe, dem wüsten Herzen abgedrungen, und lassen trostlos jede reine Seele, die von Schönem gern sich nährt, ach! die verwöhnt vom heiligen Zusammenklang in edleren Naturen, den Mißlaut nicht erträgt, der schreiend ist in all der toten Ordnung dieser Menschen.

Ich sage dir: es ist nichts Heiliges, was nicht entheiligt, nicht zum ärmlichen Behelf herabgewürdigt ist bei diesem Volk, und was selbst unter Wilden göttlichrein sich meist erhält, das treiben diese allberechnenden Barbaren, wie man so ein Handwerk treibt, und können es nicht anders, denn wo einmal ein menschlich Wesen abgerichtet ist, da dient es seinem Zweck, da sucht es seinen Nutzen, es schwärmt nicht mehr, bewahre Gott! es bleibt gesetzt, und wenn es feiert und wenn es liebt und wenn es betet und selber, wenn des Frühlings holdes Fest, wenn die Versöhnungszeit der Welt die Sorgen alle löst, und Unschuld zaubert in ein schuldig Herz, wenn von der Sonne warmem Strahle berauscht, der Sklave seine Ketten froh vergißt und von der gottbeseelten Luft besänftiget, die Menschenfeinde friedlich, wie die Kinder, sind – wenn selbst die Raupe sich beflügelt und die Biene schwärmt, so bleibt der Deutsche doch in seinem Fach und kümmert sich nicht viel ums Wetter!

Aber du wirst richten, heilige Natur! Denn, wenn sie nur bescheiden wären, diese Menschen, zum Gesetze nicht sich machten für die Bessern unter ihnen! wenn sie nur nicht lästerten, was sie nicht sind, und möchten sie doch lästern, wenn sie nur das Göttliche nicht höhnten! –

Oder ist nicht göttlich, was ihr höhnt und seellos nennt? Ist besser, denn euer Geschwätz, die Luft nicht, die ihr trinkt? der Sonne Strahlen, sind sie edler nicht, denn all ihr Klugen?

Es ist auf Erden alles unvollkommen, ist das alte Lied der Deutschen. Wenn doch einmal diesen Gottverlaßnen einer sagte, daß bei ihnen nur so unvollkommen alles ist, weil sie nichts Reines unverdorben, nichts Heiliges unbetastet lassen mit den plumpen Händen, daß bei ihnen nichts gedeiht, weil sie die Wurzel des Gedeihns, die göttliche Natur nicht achten, daß bei ihnen eigentlich das Leben schal und sorgenschwer und übervoll von kalter stummer Zwietracht ist, weil sie den Genius verschmähn, der Kraft und Adel in ein menschlich Tun, und Heiterkeit ins Leiden und Lieb und Brüderschaft den Städten und den Häusern bringt.

Friedrich Hölderlin (1770 – 1843): Hyperion oder der Eremit in Griechenland

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MANNHEIM – Sie treten in Altenheimen oder bei Volksfesten auf – das Rheinauer AWO-Ballett. Auf der Mannheimer Bundesgartenschau (Buga) wollten die 17 Seniorinnen (60–86) ihre Show mit dem Titel „Weltreise in einem Traumschiff“ präsentieren. Doch daraus wird nichts. Grund: ein Teil der Kostüme ist für die Buga-Chefs untragbar!

„Wir dürfen sechs unserer insgesamt 14 Kostüme nicht vorführen, die wir mit viel Herzblut teilweise selbst geschneidert haben, weil sie offenbar diskriminierend sind“, so die Gründerin der Truppe Erika S. (75).

Hintergrund: Bei der 25-minütigen Show treten die Seniorinnen u. a. mit mexikanischen Sombrero-Hüten, japanischen Kimonos oder in indischen Gewändern auf. Und diese würden laut Buga-Verantwortlichen deren Maßstäbe hinsichtlich „interkultureller Sensibilität“ untergraben, berichtet der „Mannheimer Morgen“.

Ein Schlag ins Gesicht für die rüstigen AWO-Tänzerinnen, denn die Zensur gleicht einem Auftrittsverbot – ohne die Kostüme keine Show!

Erika S. betont: „Unsere Show hat doch nichts mit Rassismus zu tun! In unserer Gruppe sind seit Jahren Frauen aus Russland und der Ukraine. Wir wollten mit den Kostümen keinen diskriminieren oder verletzen, sondern Freude schenken. Doch die wurde uns jetzt genommen.“

Montag, 17. April 2023, Bild

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Die Damen schneidern mit viel Liebe ihre Kostüme, um Freude zu verbreiten. Sie dürfen nicht auftreten, weil sie angeblich „interkulturelle Sensibilität“ untergraben. So etwas macht mich nur sprachlos!

Gabi Roloff, Adorf (Sachsen)

Gut, dass Pierre Brice, Lex Barker und Ralf Wolter diesen Unsinn nicht mehr erleben müssen.

Hans-Joachim List, Köln (NRW)

Lächerlich! Die Buga-Chefs sollten sich in Grund und Boden schämen!

Peter Berndt, München

Das ist nur noch krank, was in den Köpfen der Veranstalter losgeht! Wovor haben die denn Angst – etwa vor der Vielfalt der Welt, oder doch eher vor dem Verlust des gut bezahlten Postens?

Michael Kaps, Aach (Baden-Württemberg)

Deutsche dürfen nur noch als deutsche Gartenzwerge auftreten.

Michael Wrasmann, Berlin

Völliger Blödsinn, dann dürfen auf dem Oktoberfest nur noch nachweislich bayerischstämmige Menschen Lederhosen und Dirndl tragen, oder?

Ulli Hartig, Greiz (Thüringen)

Bei solchen Darstellungen geht es nicht um kulturelle Aneignung oder interkulturelle Sensibilität, es geht um kulturellen Austausch, bunte Vielfalt, Anerkennung anderer Bräuche und Moden.

Kai Kuhlmann, Buchholz (Niedersachsen)

Welches Verbot wird als nächstes folgen – Karnevalverbot, Witzeverbot, Lachverbot? Ihr nervt, ihr Moralapostel! Verkriecht euch doch im Keller!

Leo Woltery, Geilenkirchen (NRW)

Ich fasse es nicht! In was für einem Land leben wir eigentlich? Lasst die Tanzgruppe auftreten! Es wird in Mexiko niemand auf die Straße gehen und sich beschweren!

Andreas Harder, Hamburg

Dienstag, 18. April 2023, Bild aus Leserbriefen zu: Auftrittsverbot für Rentner mit Mexikaner-Hut

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Ba.-Wü.-Ministerpräsident Winfried Kretschmann (74, Grüne) sagte auf BILD-Anfrage, er teile die Sorge vor dem Auftritt mit Sombrero-Hüten nicht.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (67) sowie Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz (60, SPD) wollten sich auf BILD-Anfrage nicht äußern.

Dienstag, 18. April 2023, Bild

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Kultur lebt doch von Austausch und beeinflusst sich gegenseitig, das hat nichts mit Aneignung zu tun!“

„Fiesta Mexicana“- Songtexter Michael Holm (79)

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Wir sind den Menschen und Institutionen dankbar, die daran mitwirken, die echte Vielfalt unserer Kultur in Deutschland zu verbreiten.“

Die mexikanische Botschaft

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Vor 100 Jahren

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Serapion an Mephisto

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Die Welt ist von diesem Frieden noch weit entfernt; auch dieses Weihnachten 1922 ist mehr ein Tag der Mahnung an ihn als seine Erfüllung.

Wilhelm Cuno (1876 – 1933) deutscher Reichskanzler vom 22. November 1922 bis zum 12. August 1923

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Der teuflischen Tragödie zweiter Teil

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Samstag, 12. November 2022: Mephisto an Serapion

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Zur Erinnerung:

Es kommen härtere Tage oder Der teuflischen Tragödie zweiter Teil

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Es kommt nun eine Zeit, die werden wir nicht lieben.

Die Jahre zogen hin, wir standen voll im Saft,

Da gab’s die Mastercard, die galt es reinzuschieben,

Und prompt kroch durch den Schlitz soziale Marktwirtschaft.

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Du meinst, das sei nicht so, die Jahre waren mager?

Du kamst mal eben hin und lebtest nicht leger?

Dann zieh jetzt Lehren draus, sonst bleibst du ein Versager

Und siehst, welch Glück in jenen Zeiten blüht, erst immer hinterher…

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Was ist Glück?

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Samstag, 22. Oktober 2022: Serapion an Mephisto

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Die Aufhebung der Preisbindung führte bei vielen Lebensmitteln zu drastischen Preisanstiegen. Butter, Rind- und Schweinefleisch, Kartoffeln, Eier und Bier verteuerten sich um bis zu 30 %. Die Hersteller von Margarine verlangten für 1 kg des Speisefetts 2,11 DM, für 1 kg Butter waren 7,30 DM zu bezahlen. Im Angebot waren auch wieder frühere Mangelwaren wie helles Mehl, Zucker und Bohnenkaffee, allerdings zu hohen Preisen. 1 kg Bohnenkaffee kostete 32,50 DM, dafür musste ein Industriearbeiter 18,5 Stunden arbeiten (bei einer wöchentlichen Arbeitszeit von 47,5 Stunden).

Quelle: Harenberg-Kalender „Chronik 2022“ (Redaktionsschluß: 4.11.2020) im Rückblick auf das Jahr 1952

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Mein Lebtag trocken Brot will ich essen, wenn nur die Bombenalarme aufhören!“

Überlieferter Spruch aus nächtlichen Luftschutzkellern der deutschen Reichshauptstadt während der anglo-amerikanischen Luftangriffe

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Die Ausnahme und die Regel

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Samstag, 3. September 2022: Serapion an Mephisto

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Es ist mittlerweile schon einige Jahre her, da wurde in Deutschland selbst von seriösen Medien vermeldet, im internationalen Maßstab habe man eine Umfrage veranstaltet in zahlreichen Ländern über die Frage nach der Beliebtheit der Völker in den Augen der anderen. Und als Ergebnis wurde nun regelrecht frohgemut verkündet, wir, die Deutschen, stünden in der Liste ganz weit oben, ich weiß nicht mehr auf welchem Platz. Gut möglich, daß es sogar der erste war. Auffällig rasant folgte darauf jedoch ein erschrockenes Schweigen, und nie mehr war von jener Hitliste der Völkerbeliebtheit die Rede, kein öffentliches Nachdenken, keinerlei Begründungsversuche, kein Kommentar. Denn urplötzlich muß den verantwortlichen Nachrichtenredakteuren wohl nachträglich die simple Tatsache in ihr Bewußtsein gedrungen sein, daß es bei solcherlei Wahl auch einen Letztplazierten gegeben haben müsse. Und ich glaube mich zu erinnern, bei meiner nachmaligen Recherche auf dem letzten Platz in der Beliebtheit aller anderen Völker dort die Russen gefunden zu haben…

Was ich sagen wollte, daß am 24. Februar insbesondere deutsche Politiker reihenweise aus allen Wolken fielen, war schon enorm erstaunlich.

Denn in Wahrheit ist Rußland und russisches Gebaren unschwer vorausberechenbar. Schon allein aufgrund der beständigen Verwechslung von Quantität mit Qualität: Alles was groß ist und glitzert und glänzt ist gut.

Pompös, pompöser, am pompösesten!

Bis hin zur Idiotie!

Nämlich: Wenn Rußland, diese Mischung aus Wodka, Lüge und Tand, ein großes Land ist, ist Rußland ein gutes Land.

Je größer desto guter.

Bolschoi-Theater und Staatszirkus!

Das schlimmste Ereignis des zwanzigsten Jahrhunderts ist für den aktuell in Rußland herrschenden Auftraggeber von Auftragsmorden die Auflösung der großen ruhmredigen „Sowjetunion“. Und nicht etwa der von Hitlerdeutschland industriell betriebene Massenmord und die in deutschem Namen auch am russischen Volk verübten Verbrechen.

Konrad Adenauer und Kurt Schumacher hatten recht, statt von „Sowjetunion“ unbeirrbar zu sprechen von „Sowjetrußland“.

„Sowjetunion“ hieß ja das verlogene Hüllwort für „russisches Imperium“. Dessen Größe vornehmlich basierte auf Lüge und Heimtücke russischer Politik, seit Iwan der Schreckliche seine berüchtigten Opritschniki „russische Erde sammeln“ ließ.

Verlogenheit: Da fallen mir neben dem Hitler-Stalin-Pakt ein die Potemkinschen Dörfer als treffendstes Sinnbild für Rußland.

Auch beispielsweise unter der unendlichen Anzahl an Lügen über die Jahrhunderte die musterhaft russischen Lüge von Jalta, auf der Grundlage des allgemeinen und geheimen Wahlrechts freie Wahlen in allen von Hitlerdeutschland befreiten Gebieten abhalten zu lassen laut alliierter „Erklärung über das befreite Europa“.

Auf der Grundlage jener Lüge ganz Osteuropa von den Russen unterjocht wurde.

Mit russischer Brutalität, mit Heimtücke, Mord und Totschlag.

Woraus man im Zusammenhang mit den russischen Panzern 1953 in Berlin, mit den russischen Panzern 1956 in Ungarn, mit den russischen Panzern 1968 in Prag, mit der Breschnew-Doktrin, mit dem russischen Einmarsch in Afghanistan und im Zusammenhang mit Transnistrien, Tschetschenien, Südossetien, Abchasien, der Ukraine und der Krim und der vom Westen bis heute noch nicht begriffenen Sperrung des Asowschen Meeres doch wertvolle Kenntnisse hätte ableiten können und fürderhin ableiten sollte.

Für die Gegenwart und für die Zukunft.

Und auch der Kampf gegen die dem Russentum von jeher gefährlich erscheinende Lebensart der Westler, der Kampf gegen die Europäisierung Rußlands, ist kein neuer Zug. Rußlands Imperialismus und sein Krieg gegen den Westen, der dauert schon Jahrhunderte!

Doch heute bekriegt der russische Imperialismus expansiv auch die gesamte westliche Zivilisation als solche. Weil man sie für dekadent, schädlich und mit ihrem Hang zum Ideal der Gedankenfreiheit bedrohlich und demgegenüber das Russentum für gesund und überlegen hält.

Rußland als chauvinistisch gegen westliche Kultureinflüsse kämpfender Staat ist semifaschistisch ausgerichtet auf die Entindividualisierung seiner letztendlich als leibeigen betrachteten Bürger.

Rußland kämpft gegen das Individuum!

Darum laßt endlich die Illusionen fahren und wartet nicht auf bessere Zeiten!

Nicht der gegenwärtig in Rußland herrschende Auftraggeber von Auftragsmorden ist die Ausnahme!

Die regelbestätigende Ausnahme war der heute zu Grabe getragene Michail Gorbatschow.

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Die Russen muss man mit der Knute oder mit dem Glauben nehmen.“

Alexander Zipko, ehemaliger Vertrauter Gorbatschows, zitiert im aktuellen DER SPIEGEL

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Ein Gedicht aus Deutschland

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16. Juli 2022: Serapion an Mephisto

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Die unmögliche Tatsache

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Palmström, etwas schon an Jahren,

wird an einer Straßenbeuge

und von einem Kraftfahrzeuge

überfahren.

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Wie war (spricht er, sich erhebend

und entschlossen weiterlebend)

möglich, wie dies Unglück, ja –:

daß es überhaupt geschah?

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Ist die Staatskunst anzuklagen

in Bezug auf Kraftfahrwagen?

Gab die Polizeivorschrift

hier dem Fahrer freie Trift?

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Oder war vielmehr verboten

hier Lebendige zu Toten

umzuwandeln – kurz und schlicht:

Durfte hier der Kutscher nicht –?

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Eingehüllt in feuchte Tücher,

prüft er die Gesetzesbücher

und ist alsobald im klaren:

Wagen durften dort nicht fahren!

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Und er kommt zu dem Ergebnis:

Nur ein Traum war das Erlebnis.

Weil, so schließt er messerscharf,

nicht sein kann, was nicht sein darf.

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Christian Morgenstern (1871 – 1914)

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Was Glück ist

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25. Juni 2022: Serapion an Mephisto

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„Abends, wenn ich im Bett liege und mein Gebet mit den Worten beende: ‚Ich danke dir für all das Gute und Liebe und Schöne‘, dann jubelt es in mir. Dann denke ich an ‚das Gute‘: das Verstecken, meine Gesundheit, mein ganzes Selbst. ‚Das Liebe‘ von Peter, das, was noch klein und empfindlich ist und das wir beide noch nicht zu benennen wagen, die Liebe, die Zukunft, das Glück. ‚Das Schöne‘, das die Welt meint, die Welt, die Natur und die weite Schönheit von allem, allem Schönen zusammen.

Dann denke ich nicht an das Elend, sondern an das Schöne, das noch immer übrig bleibt. Hier liegt zu einem großen Teil der Unterschied zwischen Mutter und mir. Ihr Rat bei Schwermut ist: ‚Denke an all das Elend in der Welt und sei froh, daß Du das nicht erlebst.‘ Mein Rat ist: ‚Geh hinaus in die Felder, die Natur und die Sonne. Geh hinaus und versuche, das Glück in Dir selbst zurückzufinden. Denke an all das Schöne, das noch in Dir und um Dich ist, und sei glücklich!‘

Meiner Meinung nach kann Mutters Satz nicht stimmen, denn was tust Du dann, wenn Du das Elend doch erlebst? Dann bist du verloren. Ich hingegen finde, daß noch bei jedem Kummer etwas Schönes übrigbleibt. Wenn man das betrachtet, entdeckt man immer mehr Freude, und man wird wieder ausgeglichen. Und wer glücklich ist, wird auch andere glücklich machen. Wer Mut und Vertrauen hat, wird im Unglück nicht untergehen!“

Anne Frank (12. Juni 1929 – Ende Februar / Anfang März 1945) am 7. März 1944 im Amsterdamer Versteck vor den Deutschen

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Sonntagmorgen

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22. Mai 2022: Serapion an Mephisto

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Sonntagmorgen

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Am Sonntagmorgen, wenn die Deppen schlafen,

Wenn sie nicht saufen und nicht brüllen: „Tor!“

Wenn sie mich nicht mit ihrem Anblick strafen

Und ihrem schenkelklatschenden Humor,

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Wenn schwer sie schnaufen unter Federbetten,

Ermattet von des Samstagabends Last,

Und Ruh einkehrt in Dörfern und in Städten,

Wenn neue Harmonie das Land erfaßt,

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Dann blühe ich empor im Glanz des Stillen,

Dann kenn ich keine Pflicht und keinen Trott,

Dann fühle ich des Universums Willen,

Dann hüpft mein Heidenherz bis hoch zu Gott.

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Die Irrer, die uns führen

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8. April 2022: Mephisto an Serapion

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Da gibt es den Matthias Platzeck (SPD, Partei des Gasverkäufers).

All die Jahre jedes Mal, wenn ich den Durchblicker also die gängige russische Propaganda widerkäuen hörte, erinnerte mich das an die Menschen, die man in der „Deutschen Demokratischen Republik“ zu einem Auslandsstudium in die ruhmredige „Sowjetunion“ „delegiert“ hatte. Zu „sowjetischen“ Zeiten war man in Rußland sehr interessiert, Studenten aus bestimmten Ländern zu holen, vor allem aus den ehemaligen Kolonien Afrikas und aus den russisch besetzten Ländern Osteuropas. In der „Deutschen Demokratischen Republik“ konnten Schüler eine Prüfung absolvieren, und nach deren Bestehen und natürlich bei Erfüllung gewisser nichtfachlicher Voraussetzungen ging es ab.

Nach ihren Studienerfolgen erlebte man in der ostdeutschen Arbeitswelt dann die Rückkehrer…

Meist nur männliche Exemplare, allerdings nicht selten mit russischem Ehegespons. Dieses meist mit phantastischen, russisch-bombastischen Berufsbezeichnungen. Für die sich keine Entsprechung fand im Rest der Welt. Aber wenigstens klangen sie ehrfurchteinflößend in den Ohren schlichterer Gemüter. Wie als würde der Giftmörder Wladimir Wladimirowitsch gerade durch fünfzehn Meter hohe Türen schreiten. Bis sich nach etlichem Geziere mit beleidigt hochgeschobener Unterlippe herausstellte, daß es sich bei den studierten Berufen doch eigentlich um eher irdische Arbeiten und Tätigkeitsfelder handelte.

Im Bereich einer Chemielaborantin etwa.

Die ehemaligen Auslandsstudenten aber waren inzwischen zu unabdingbaren „Sowjetunion“-Apologeten mutiert. Man konnte nur staunen. Am besten schweigend, denn jedes, selbst das kleinste kritische Wort über „unsere sowjetischen Freunde“ und das „ruhmreiche Sowjetland“ war sinnlos. Ganz zu schweigen von einer kritischen Durchleuchtung russischer Gigantomanie, also russischer Kultur, Geschichte oder Politik. Die abseitigsten Abseitigkeiten fanden ihre Versteher.

Und vor allem ihre vehementen Verteidiger.

Alles „Sowjetische“ war gut und richtig, also heilig.

Wie Gottvater Wladimir Iljitsch Lenin.

Diese Großhirnamputierten wurden dann bevorzugt bei Gehaltssteigerungen und Karrieresprüngen und fanden sich bald wieder in gewissen strategisch nicht unwichtigen Funktionen und Schaltstellen ihrer jeweiligen Branchen und Länder.

Und wirkten dort in ewiger Dankbarkeit und Begeisterung!

In Ostdeutschland natürlich auch nach dem Fall des antifaschistischen Schutzwalls.

Bis heute…

Im Osten, damals noch konkurrenzlos, vornehmlich in der Partei Der Spalter.

Daß der Aufbau Fünfter Kolonnen zur Einflußnahme und zur Beherrschung anderer Länder das A und O russischer Auslandspolitik, also Unterwerfungsstrategie ist, gilt gewiß nicht erst seit Lenin und Stalin und der KOMINTERN und der KOMINFORM.

Apropos Fünfte Kolonne.

Da wäre, zum Beispiel, die Manuela Schwesig (SPD, Partei des Gasverkäufers).

Im SPIEGEL Nr. 4 anno 2021 findest Du auf Seite 66 ein idyllisches Foto: Da stehen in trauter Runde, hier sogar physisch maskiert, die Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern Schwesig mit ihrem Gemahl zusammen mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden des staatlich gelenkten russischen Konzerns Rosneft. Selbiger Gasmann Händchen haltend mit seiner jüngsten Lebensabschnittspartnerin.

Alle in Ausgehgarderobe.

Das Bild sei aufgenommen am 12. September 2020 während des Usedomer Musikfestivals.

Wozu DER SPIEGEL schrieb (und aus irgend einem Grund unter dem seltsamen Titel „Russisches U-Boot“):

Glaubt man dem von der Staatskanzlei dementierten Flurfunk in Schweriner Ministerien, wurde am Rande des Konzerts vorbereitet, was inzwischen in Berlin und anderswo zu Unruhe und Empörung führt: die Gründung der angeblich am Gemeinwohl orientierten „Stiftung Klima- und Umweltschutz MV“. Eine Organisation, die Schwesig ohne vorherige Beratung in den zuständigen Landtagsausschüssen per Kabinettsbeschluss auf den Weg brachte.

Und

Während die Staatskanzlei jede Beteiligung Schröders zurückweist, will sich der Altkanzler auf Anfrage nicht äußern.

Und

Die Nord Stream 2 AG, ein Anhängsel des russischen Energieriesen Gazprom, hat zugesagt, 20 Millionen Euro zum Stiftungsvermögen beizutragen, die Landesregierung will 200000 Euro dazugeben. Allem Anschein nach, so erzählt man sich in Schwerin, seien auch Struktur und Satzung made in Moskau.

In der Stiftung können die Russen weitreichend mitbestimmen. In der Satzung heißt es, „der erste sachverständige Geschäftsführer wird auf Vorschlag der Nord Stream 2 AG vom Stiftungsrat für drei Jahre berufen und gegebenenfalls abberufen“. Die „Geschäftsgrundsätze“ des Stiftungs-Unternehmens seien „im Benehmen mit der Nord Stream 2 AG“ zu gestalten. Via Nord Stream 2 hat Gazprom außerdem zwei Sitze im Kuratorium, dem Beratungsgremium der Stiftung.

Die Umweltverbände BUND, Nabu und WWF verweigerten jegliche Zusammenarbeit mit der Stiftung. Die Deutsche Umwelthilfe kündigte eine Klage an. In dieser Woche erklärte die FridaysforFuture-Aktivistin Theresia Crone den Rücktritt als Vorsitzende des von Schwesig initiierten Rats für Umwelt und Nachhaltigkeit. Es ist eine symbolische Distanzierung, aber eine, die Schwesig politisch schadet. Crone sagt: „Eine Klimaschutzstiftung, die klimaschädliche Infrastruktur schaffen soll, kann ich in keinster Art und Weise mittragen oder legitimieren.“

Ach ja, und hier fällt mir noch ein bei der offensichtlichen Verwendung von Steuergeldern für Nord Stream 2 zum Beispiel der Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD, Partei des Gasverkäufers). Der noch in diesem, gerade einmal einem Vierteljahr jungen 2022 auf offener Bühne in Paris der staunenden Welt, ohne zu blinzeln, in ihr Gesicht log, bei Nord Stream 2 handele es sich um ein rein privatwirtschaftliches Projekt!

Was?

Hat sich halt geirrt, unser Bundeskanzler Olaf Scholz?

Aus der Partei des Gasverkäufers?

Hätten wir eine Presse wie früher, hätte die ihn und seine Genossen aus der Partei des Gasverkäufers allerdings mit der doch naheliegendsten aller naheliegenden Fragen konfrontieren können: Wie kann, obwohl doch die ganze Welt schon besser Bescheid wußte, es zu solch grandiosem Irrtum all der das ehemalige Land der Dichter und Denker Regierenden kommen?

Wie zum Beispiel, mein Gott Walter, bei Frank-Walter Steinmeier (SPD, Partei des Gasverkäufers)?

Jenem unermüdliche Warner des Westens vor „lautem Säbelrasseln“.

Vor inzwischen mehr als sieben Jahren, am 3. August 2014, hatte ich Dir geschrieben:

Im übrigen aber bin ich der Meinung, daß seit Beginn der russischen Anmutungen gegen die Ukraine der Publikumsliebling Frank-Walter Steinmeier mit seiner gut gemeinten, also schlechten Außenpolitik kontinuierlich und jeweils vorhersagbar scheiterte. Aus Gründen der Inadäquatheit. Das bezieht sich nicht nur auf die unsägliche Zeit, während der er im Vierundzwanzigstunden-Rhythmus den Westen (!) davor warnte, der russischen Seite wehzutun. Und es vergrößert sich wieder die Gefahr, daß er Putin und Lawrow doch noch auf ihren russischen Leim latscht und in der Ostukraine die transnistrieschen Zustände verewigt werden wie auch in Südossetien und Abchasien, wo Russen auf einem Fünftel georgischen Territoriums die geraubten Gebiete mit dem Ausbau von Grenzbefestigungen und mit provokativen Militärübungen absichern und gegen jedes Völkerrecht den georgischen Luftraum drohend mit ihren Kampfjets durchpfeifen.

Der Konflikt sei nicht mit militärischen Mitteln zu lösen, lautet das Mantra deutscher Außenpolitik, dessen Verabsolutierung jeglicher Aggression die Landesgrenzen öffnen würde.

Und ihr zum Siege verhülfe wie Hitler das Münchner Abkommen.

Wie Vergangenheit und Gegenwart aber lehren, gibt es auch Konflikte, die allen Hoffens und Wünschens zum Trotz sich nicht unmilitärisch lösen lassen.

Solange man im Westen nicht begreift, daß der Kreml unter dem gestirnten Himmel immer nach anderen Regeln spielt als nach denen der aristotelischen Logik und des kantschen Moralprinzips, wird man, wie gehabt, alle paar Jahre staunend aus den Wolken plumpsen. Wie so oft schon die deutsche Wirtschaft in ihrem unermüdlichen Bemühen um den ach so vielversprechenden russischen Markt. Da kommt mir nicht nur das Heulen und Zähneklappern anläßlich des Röhrenembargos in den Sinn. Schon mit bescheidenen Geschichtskenntnissen kann man tatsächlich zu treffenderen Entwicklungsprognosen gelangen als mit Eliteabschlüssen in Wirtschaftswissenschaften! Jüngst, im März, E.on-Chef Johannes Theyssen auf die Frage, ob er nach der Verschärfung der Ukraine-Krise Angst habe um seine Investitionen. Antwort: „Nein, dazu gibt es keinen Anlaß.“

Rußland ist kein Partner, und das hätte man ohne viel Mühe im voraus wissen können und wissen müssen.

Zurück zum Speziellen: Wäre es nicht endlich an der Zeit, die sogenannten Separatisten als camouflierte Söldner Rußlands zu klassifizieren? (In Donezk mußten die „Aufständischen“, deren Uhren übrigens Moskauer Zeit statt mitteleuropäische Zeit anzeigen, sich bei der Besetzung der Stadt von deren Einwohnern den Weg zum zentralen Lenin-Platz erklären lassen.) Wenn die Antwort lautet JA, darf man diese Soldateska nicht, wie von Rußland gefordert aus irgend einem Grund (aber mit welchem Recht?), zu gleichberechtigten Verhandlungspartnern aufwerten und ihr womöglich nach russischer Interessenlage noch Zugeständnisse hinsichtlich der Verfassungsstruktur des Landes zubilligen. Rußland hat in ukrainischen Verfassungsfragen nicht mit am Tisch zu sitzen. Auch nicht indirekt.

Wenn es also kein Volksaufstand armer unterdrückter Russen ist, könnte man dann nicht umgekehrt schlußfolgern, daß es eher seitens der Ukraine sich um einen Befreiungskampf handelt?

Unsere ausgewogenen öffentlich-rechtlichen Medien haben es nicht einmal fertig gebracht, unempört über das angebliche „Verbot der russischen Sprache“ zu berichten. Natürlich sollte in der Ukraine nicht die russische Sprache verboten, sondern Russisch als zweite Amtssprache abgeschafft werden, und zwar als eine der ersten Gesetzeshandlungen der neuen, endlich Handlungsfähigkeit gewinnenden Regierung. Allein wenn ich diese Tatsache hörte, würde ich sie, ungeachtet ihrer politischen Klugheit oder Unklugheit oder politischen Korrektheit, als eklatanten Hinweis auf einen Unabhängigkeitskampf, als Bestandteil eines Befreiungsversuchs von langjähriger Bevormundung werten. Statt, wie von russischer Propaganda gewünscht, als Knechtung einer Minderheit. Die Abschaffung dieser zweiten Amtssprache war ihnen ja nicht aus Jux und Tollerei so wichtig!

Und war der Sturm auf die Bastille politisch korrekt?

Gravitätisch warnt der Außenminister vor einem neuen kalten Krieg. Bitte um Kenntnisnahme: Rußland führt heißen Krieg! Und der wird nicht enden durch appellierendes Abwarten auf Vernunfteinkehr. Sondern eher durch Etablierung der Russen in Neurußland, wie der vormalige Leiter des „Zentrums für konservative Forschung“ an der Staatlichen Moskauer Universität, der einflußreiche Alexander Dukin, die Ostukraine (mindestens!) bezeichnet. Etablierung der Russen vielleicht sogar mittels der durch Sergej Lawrow geforderten russischen Friedenstruppen, unter Absegnung des Westens und getarnt als OSZE-Friedensmission. Oder durch direkte Intervention russischer Truppen zum Schutz der unterdrückten russischen Bevölkerung.

Oder indem es der schwachen Ukraine gelingt, ihre russische Grenze freizukämpfen.

Nun, reichlich sieben unsägliche Jahre später, nach dem erneuten Überfall Rußlands auf eines seiner unglücklichen Nachbarländer am 24. Februar 2022, sah sich, wozu ihn freilich der ukrainische Botschafter erst in den Hintern hatte treten müssen, unser auf Selbstvorschlag wiedergewählter Bundespräsident am Montag, dem 4. April 2022, also am Tag 39 der russischen Invasion, veranlaßt zu behaupten: „Ich leide sehr mit den Menschen in der Ukraine mit. Nach Anfang 2014 hat kein anderes Land meine Arbeit so geprägt.“

Fast möchte man Schreikrämpfe kriegen: „Leider!“

Leider die Arbeit eines notorisch Inkompetenten!

Eines in brandtscher Ostpolitk Dilettierenden.

Statt eines Adenauers.

Denn, jetzt halte Dich wirklich fest, wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, Steinmeier, hier:

Mein Festhalten an Nord Stream 2, das war eindeutig ein Fehler. Wir haben an Brücken festgehalten, an die Rußland nicht mehr geglaubt hat und vor denen unsere Partner uns gewarnt haben.“!

Abgesehen von einer Art Pluralis Majestatis in einer individuellen Entschuldigung, dann der Gipfel: „…an die Rußland nicht mehr geglaubt hat…“!!!

Tut der nur so oder ist der so doof?

Der Mann hat immer noch nichts begriffen!

Der Mann und nicht „Wir“ ist in Deutschland hauptverantwortlich für das Ergebnis seiner Fehler!

Er hat, mindestens in geschichtsvergessener Ignoranz, maßgeblich nicht nur sein Land in eine miserable Abhängigkeit von einem faschistischen Aggressor getrieben!

Und damit Deutschland eklatant geschadet!

Der Mann hat sich, außer zum gravitätischen Setzen rhetorischer Redepausen, bei denen man allerdings davonlaufen möchte, als unfähig erwiesen!

Was für große Worte macht heut mancher Mann und lindert damit keine Not“, hatte in Anlehnung an einen Text von Bob Dylan Marlene Dietrich einst gesungen.

Im morgigen gedruckten SPIEGEL läßt der besungene Mann sich tatsächlich zitieren mit dem Satz: „Wir müssen jetzt natürlich genau aufarbeiten, wo wir Fehler gemacht haben.“

natürlich

genau

arbeiten

auf

wo

Mein Gott Walter!

Frag mich!

Es ist nicht zu fassen!

Im selben Interview, O-Ton steinmeiernd:

Ich zähle mich zu denjenigen, die ein politisches Leben lang dafür gearbeitet haben, dass der Krieg nie mehr nach Europa zurückkehrt. Das ist nicht gelungen. Waren deshalb die Ziele falsch? War es falsch, dafür zu arbeiten? Das ist die Debatte, die ich, die wir jetzt führen müssen.“

Tapferes Kerlchen!

Ob die Ziele falsch waren, ob es falsch war, dafür zu arbeiten, das ist „natürlich“ „genau“ die Debatte, um die es „jetzt“ nicht geht! Sondern es geht darum, ob es nicht endlich an der Zeit wäre, unseren Bundespräsidenten beim Amt für Arbeit, Pardon, bei der Agentur für Arbeit anzumelden als „Kunde“ für einen Umschulungslehrgang im Fach „Nebelkerzenanzünder“.

Und ihn nach erfolgreicher Absolvierung umgehend in die Ukraine an die Front zu expedieren: Das könnte die Russen nachhaltig verwirren!

Wir werden von Irrern regiert!

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„…das wäre der Welt Ende, wenn man euch gehorchte.“

Friedrich Hölderlin (1770 – 1843)

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Eigensinn

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1. April 2022: Serapion an Mephisto

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[Video 1’03“]

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Die meisten Menschen folgen nicht dem Logos, sondern ihrem Eigensinn.

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Denn des Menschen Sinn hat keine Einsichten.

Heraklit (um 550 v. Chr. – um 480 v. Chr.)