A N A B A S I S

Thalatta ! Thalatta !

Monatsarchive: April 2021

Der Gleichsetzungstrick

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24. April 2021: Bellarmin an Mephisto

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Am 9. Februar jährte sich dieses Jahr zum 205. Mal der Tag, an dem in St. Petersburg sich ein politischer Geheimbund gründete unter dem Namen „Bund der Rettung“. Die Initiative ging aus von dem Offizier Alexander Murawjow, und bei den meisten Mitgliedern handelte es sich um Gardeoffiziere. Das waren Leute, die als russische Armeeangehörige gegen die napoleonische Fremdherrschaft gekämpft hatten und bei dieser Gelegenheit zwangsläufig mit der westlich Rußlands gelegenen Welt in Berührung kommen mußten. Und die, stell Dir das mal vor, beim Kennenlernen der außerrussischen Welt feststellten, Rußland sei im Vergleich zum Westen ein rückständiges, illiberales Land.

Also Zeiten müssen das damals gewesen sein!

Obwohl ja Zar Peter der Große über einhundert Jahre zuvor schon einmal heimlich den Westen bereist hatte, teilweise sogar verkleidet, um beispielsweise in Holland und England den Schiffsbau zu studieren, und damals ebenso eine gewisse Rückständigkeit Rußlands konstatieren mußte. Was sich unter anderem dadurch zeigte beim ersten Empfang nach seiner Rückkehr, daß er den Bojaren und Würdenträgern ihre Bärte abschneiden ließ. Und dabei selber fleißig mitschnippelte. Wie er dann ja auch bei Hinrichtungen gern selber zum Beil griff und ebenso mit Hand anlegte beim Foltern seines aus seinem sicheren westlichen Asyl in Wien, wohin er aus Furcht vor seinem Vater geflohen war, durch den russischen Gesandten nach Rußland zurückgelockten Sohnes. Der dann dort, im modernisierten Rußland, an den Folgen der Folter starb, noch ehe Peter der Große das Todesurteil gegen ihn unterschreiben konnte. Der Thronfolger Alexej Nawalny, nein, der Thronfolger Alexej sei an einer plötzlich aufgetretenen Krankheit verstorben, hatte es laut Ansage vom Kreml künftig zu heißen im modernen Rußland.

Und wehe, Du hältst Dich nicht dran!

Also 98 Jahre später, die Gardeoffiziere des als Freimaurerloge organisierten Geheimbundes, die wollten Rußland retten aus seiner damaligen Rückständigkeit. Zum Beispiel durch Aufhebung der Leibeigenschaft. Leibeigene konnten damals in Rußland noch als Marktware feilgeboten werden. Das ist ja heut nicht mehr. Im modernen Rußland gelten die Leibeigenen nicht mehr als Marktware. Und haben sich dran zu halten!

Wie Heinrich Heine einmal Preußen verglichen hatte mit einem Gemengsel aus Weißbier, Lüge und Sand, so möchte es mich jucken, das modernisierte Rußland zu charakterisieren als eine Mischung aus Wodka, Lüge und Tand. Aus der sich letzte Woche der Auftraggeber in der Manege am Kreml erhob zu seiner alljährlichen Rede an die Nation. Zufälligerweise einmal pompös inszeniert. Als ich im Fernsehen die Gesichter erblickte der in der Halle nach drei PCR-Tests vor dem mit einem ungenannten Impfstoff immunisierten Herrn aller Reußen versammelten Claqueure, fühlte ich wieder meine Vorurteile aufsteigen hinsichtlich der Physiognomien von Hofschranzen.

Ja, was ich Dir eigentlich sagen wollte, die Gedächtnisbegabten erinnern sich sicher an die typische Argumentationsweise von Funktionären der SED und der in PDS umbenannten SED: Also der antifaschistische Schutzwall der Deutschen Demokratischen Republik, die Amis hätten ja auch eine bewachte Grenze zu Mexiko. Und in der Schweiz erhöbe man auch einen Zwangsumtausch für einreisende Ausländer. Und der bundesdeutsche Verfassungsschutz, der sei auch nichts anderes und arbeite genauso wie das Ministerium für Staatssicherheit.

Pferdekacke gleich Apfel.

Also der nicht nur vom Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika für einen Mörder gehaltene und mit einem ungenannten Impfstoff immunisierte oberste Auftraggeber nicht nur des Impfstoffs Sputnik V soll in seiner Rede an die Nation tatsächlich das Ausland bezichtigt haben, sein Land, also das moderne Rußland, zu attackieren und, jetzt paß auf, zu planen, in Weißrußland den Staatschef, nämlich seinen Kumpel Lukaschenko, zu ermorden!

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Ausländer, Fremde, sind es meist,

Die unter uns gesät den Geist

Der Rebellion. Dergleichen Sünder,

Gottlob! sind selten Landeskinder.

Heinrich Heine (1797 – 1856): Erinnerung aus Krähwinkels Schreckenstagen

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Wodurch Krieg entstehen kann

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17. April 2021: Bellarmin an Mephisto

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1 Und es begab sich darnach, daß der König der Kinder Ammon starb, und sein Sohn Hanun ward König an seiner Statt.

2 Da sprach David: Ich will Barmherzigkeit tun an Hanun, dem Sohn Nahas, wie sein Vater an mir Barmherzigkeit getan hat. Und sandte hin und ließ ihn trösten durch seine Knechte über seinen Vater. Da nun die Knechte Davids ins Land der Kinder Ammon kamen,

3 sprachen die Gewaltigen der Kinder Ammon zu ihrem Herrn, Hanun: Meinst du, daß David deinen Vater ehren wolle, daß er Tröster zu dir gesandt hat? Meinst du nicht, daß er darum hat seine Knechte zu dir gesandt, daß er die Stadt erforsche und erkunde und umkehre?

4 Da nahm Hanun die Knechte David und schor ihnen den Bart halb und schnitt ihnen die Kleider halb ab bis an den Gürtel und ließ sie gehen.

5 Da das David ward angesagt, sandte er ihnen entgegen; denn die Männer waren sehr geschändet. Und der König ließ ihnen sagen: Bleibt zu Jericho, bis euer Bart gewachsen; so kommt dann wieder.

6 Da aber die Kinder Ammon sahen, daß sie vor David stinkend geworden waren, sandten sie hin und dingten die Syrer des Hauses Rehob und die Syrer zu Zoba, zwanzigtausend Mann Fußvolk, und von dem König Maachas tausend Mann und von Is-Tob zwölftausend Mann.

7 Da das David hörte, sandte er Joab mit dem ganzen Heer der Kriegsleute.

8 Und die Kinder Ammon zogen aus und rüsteten sich zum Streit vor dem Eingang des Tors. Die Syrer aber von Zoba, von Rehob, von Is-Tob und von Maacha waren allein im Felde.

9 Da Joab nun sah, daß der Streit auf ihn gestellt war vorn und hinten, erwählte er aus aller jungen Mannschaft in Israel und stellte sich wider die Syrer.

10 Und das übrige Volk tat er unter die Hand seines Bruders Abisai, daß er sich rüstete wider die Kinder Ammon,

11 und sprach: Werden mir die Syrer überlegen sein, so komm mir zu Hilfe; werden aber die Kinder Ammon dir überlegen sein, so will ich dir zu Hilfe kommen.

12 Sei getrost und laß uns stark sein für unser Volk und für die Städte unsers Gottes; der HERR aber tue, was ihm gefällt.

13 Und Joab machte sich herzu mit dem Volk, das bei ihm war, zu streiten wider die Syrer; und sie flohen vor ihm.

14 Und da die Kinder Ammon sahen, daß die Syrer flohen, flohen sie auch vor Abisai und zogen in die Stadt. Also kehrte Joab um von den Kindern Ammon und kam gen Jerusalem.

15 Und da die Syrer sahen, daß sie geschlagen waren vor Israel, kamen sie zuhauf.

16 Und Hadadeser sandte hin und brachte heraus die Syrer jenseit des Stromes und führte herein ihre Macht; und Sobach, der Feldhauptmann Hadadesers, zog vor ihnen her.

17 Da das David ward angesagt, sammelte er zuhauf das ganze Israel und zog über den Jordan und kam gen Helam. Und die Syrer stellten sich wider David, mit ihm zu streiten.

18 Aber die Syrer flohen vor Israel. Und David verderbte der Syrer siebenhundert Wagen und vierzigtausend Reiter; dazu Sobach, den Feldhauptmann, schlug er, daß er daselbst starb.

19 Da aber die Könige, die unter Hadadeser waren, sahen, daß sie geschlagen waren vor Israel, machten sie Frieden mit Israel und wurden ihnen untertan. Und die Syrer fürchteten sich, den Kindern Ammon mehr zu helfen.

2. Buch Samuel 10

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Ein Krieg könnte ebenso dadurch entstehen, wenn eine hinreichende Anzahl Russen sich wieder einmal sehnte nach einem Landkorridor von Lugansk über Mariupol hinreichend zur wieder einmal eroberten Krim und die hinreichende Anzahl Russen einen im Auftraggeben hinreichend versierten Auftraggeber dafür fände.

Auch könnte ein Krieg im Anschluß entstehen an den Anschluß der Krim über besagten Landkorridor an das ruhmredige Rußland infolge einer hinreichenden russischen Sehnsucht nach einem Landkorridor hinreichend über Odessa bis nach Transnistrien.

Ein Krieg könnte selbst dann schon entstehen, wenn die hinreichenden Russen das Asowsche Meer weiterhin hinreichend dreist in hinreichender Brutalität für den internationalen und insbesondere ukrainischen Schiffsverkehr nach dem ukrainischen Mariupol sperrten noch bevor der hinreichend beispielsweise im Auftraggeben von Auftragsmorden versierte Auftraggeber den Auftrag für die Landnahme des Landkorridors von Lugansk über Mariupol hinreichend bis zur wieder einmal eroberten Krim erteilt hätte. Das wäre trotz des Münchner, nein, trotz des Minsker Abkommens gar nicht so schwer, zumal es sogar im Westen einer hinreichenden Anzahl von Politikern nun doch langsam langsam langsam zu dämmern anfängt, daß eine hinreichende Anzahl Russen samt ihrem hinreichend versierten Auftraggeber sich hinreichend danach sehnen, das Asowsche Meer möge endlich als russisches Hoheitsgebiet zur wieder einmal eroberten Krim und zum noch zu erobernden Mariupol hinreichen.

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Freitag, 16. April 2021, Deutschlandfunk:

Die NATO verlangt von Russland eine freie Durchfahrt durch das Schwarze Meer zu den Häfen der Ukraine.

Moskau werde dazu aufgerufen, umgehend zu deeskalieren und seine internationalen Verpflichtungen einzuhalten, teilte das Militärbündnis mit. Russland hat angekündigt ab dem 24. April bis Ende Oktober die Durchfahrt ausländischer Militärschiffe durch drei Wasserstraßen in der Nähe der Krim-Halbinsel einzuschränken, um ein Manöver abhalten zu können. Die Ukraine wirft Russland vor, zu [sic!] eine Eskalation im Meer herbeizuführen. Moskau hatte die Krim 2014 annektiert.

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Seit gestern Nacht

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10. April 2021: Mephisto an Serapion

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Vorfrühling

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Es läuft der Frühlingswind

Durch kahle Alleen,

Seltsame Dinge sind

In seinem Wehn.

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Er hat sich gewiegt,

Wo Weinen war,

Und hat sich geschmiegt

In zerrüttetes Haar.

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Er schüttelte nieder

Akazienblüten

Und kühlte die Glieder,

Die atmend glühten.

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Lippen im Lachen

Hat er berührt,

Die weichen und wachen

Fluren durchspürt.

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Er glitt durch die Flöte

Als schluchzender Schrei,

An dämmernder Röte

Flog er vorbei.

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Er flog mit Schweigen

Durch flüsternde Zimmer

Und löschte im Neigen

Der Ampel Schimmer.

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Es läuft der Frühlingswind

Durch kahle Alleen,

Seltsame Dinge sind

In seinem Wehn.

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Durch die glatten

Kahlen Alleen

Treibt sein Wehn

Blasse Schatten.

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Und den Duft,

Den er gebracht,

Von wo er gekommen

Seit gestern Nacht.

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Hugo von Hofmannsthal (1874 – 1929)

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Und verstehe die Freiheit

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Ostern 2021: Serapion an Mephisto

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Lebenslauf

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Größers wolltest auch du, aber die Liebe zwingt

All uns nieder, das Leid beuget gewaltiger,

Doch es kehret umsonst nicht

Unser Bogen, woher er kommt.

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Aufwärts oder hinab! herrschet in heilger Nacht,

Wo die stumme Natur werdende Tage sinnt,

Herrscht im schiefesten Orkus

Nicht ein Grades, ein Recht noch auch?

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Dies erfuhr ich. Denn nie, sterblichen Meistern gleich,

Habt ihr Himmlischen, ihr Alleserhaltenden,

Daß ich wüßte, mit Vorsicht

Mich des ebenen Pfads geführt.

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Alles prüfe der Mensch, sagen die Himmlischen,

Daß er, kräftig genährt, danken für Alles lern,

Und verstehe die Freiheit,

Aufzubrechen, wohin er will.

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Friedrich Hölderlin (1770 – 1843)

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