A N A B A S I S

Thalatta ! Thalatta !

Schlagwort-Archiv: Gomorrha

nomen est omen

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6. November 2021: Bellarmin an Mephisto

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Es gab einmal einen Film, in dem konkurrierten zwei Konzerne. Ich glaube, der eine Konzern hieß Sodom. Der andere hieß Gomorrha. Die Umstände ihres Konflikts sind meinem Gedächtnis entfallen, aber es ging wohl um den Verkauf von Geräten, um Hartwär im heutigen Dummdeutsch. Es ging um den Verkauf von perfekt illusionistischen Fernsehern. Also es ging darum, den Zuschauern, also den Zuschauenden im heutigen Dummdeutsch, es ging demnach darum, den Kundenden beileibe nicht nur simple Bilder mit Schallwellen zu bieten.

I bewahre!

Sondern wenn in einer Filmszene eines Films in dem Film es etwa nach etwas röche, dann sollte auch derdiedas zuschauende Kundende dasselbe ebenfalls riechen! Oder, präziser gesagt, die Illusion geboten bekommen, genau dasselbe zu riechen.

Den weißen, den blauen und den lila Flieder und jeden Furz!

Leif!

Und falls in dem Film des Films jemandenderIn etwas äße, eine männliche oder weibliche oder transsexuelle Forelle vielleicht, dann sollten Kundende nebst allen Diversenden exakt männlichen, weiblichen oder transsexuellen Forellengeschmack spüren auf ihren Zungen.

Und, jetzt paß auf!

Anschließend auch sattsein im Magen!

Obwohl die zuschauenden Kundenden selber keinerlei Forelle zu sich genommen haben müßten!

Sobald der Protagonistende in dem Film des Films gesättigt worden wäre von der transsexuellen Forelle wären die Kundenden sofort selber satt!

Leif!

Und bei diesen Apparaten, also bei der Hartwär im heutigen Dummdeutsch, bei diesen Fernsehern in dem Film mit den furzenden Filmen der konkurrierenden Konzerne Sodom und Gomorrha, also da gab es die reinsten Luxusklassen!

Du mußt Dir das auch nicht vorstellen wie heute, wo Du da vor so einem Bildschirm sitzt, vor einem Displäy ein Meter mal eins fünfzig in Deiner Einzimmerwohnung des Morgens beim furzfreien Frühstücksfernsehen.

Nein!

Noch viel viel schöner!

Da war nichts mehr von einer Mattscheibe. Wie die Hartwär früher hieß im treffenden Volksmund der Landessprache. Sondern, also die Dinger, Du mußt Dir das so vorstellen, die sahen vollkommen aus wie herumliegende Särge.

Total!

Aber paß auf, das war praktisch. Du konntest dieses Hartwärding nämlich auch völlig normal aufklappen wie einen Sarg.

Indem Du den Sargdeckel hochklapptest, und dann konntest Du Dich bequem reinlegen in die Hartwär von Sodom oder Gomorrha.

Drinnen war natürlich alles aufs behaglichste weich gepolstert. Mit gewissen Unterschieden vielleicht hinsichtlich der Stoffe, Muster und Farbgebungen, je nach Preisklasse.

Aber durch die Bank, nein, durch den Sarg komplett gepolstert!

Damit Du auf jeden Fall angenehm lägest.

Denn das Wohl der Kundenden lag sowohl Sodom als auch Gomorrha selbstverständlich am Herzen.

Und drinnen hatte derdiedas Kundende an der Deckelunterseite einen ergonomischen Griff, das war gut durchdacht.

Und je nach Preisklasse vielleicht sogar vergoldet.

Und Du konntest Dich also gemütlich hineinlegen und dann den Sargdeckel bequem von innen schließen.

Und sogar störungsfrei verriegeln.

Und lagst drinnen weich in der Hartwär und konntest alles riechen, schmecken und fühlen.

Wie leif!

Ist doch schön so bequem.

Manche sind sogar verhungert, ohne es zu merken! Die haben den Deckel nie mehr hochgeklappt.

Weil der Film so schön war.

Ein schöner Tod.

Besser kann man wohl auch kaum sterben: vollkommen satt!

Genial!

Nun hat Zuckerbergs Mark seinen Konzern umbenannt. Weil es um die Herstellung eines völlig neuen Produktes ginge. Marinela Potor versuchte am 3. November auf BASIC thinking, es zu beschreiben, das neue Zuckerberg-Produkt:

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Das ist in der Tat nicht ganz so leicht zu fassen– und zwar nicht, weil wir über 3D-Grafiken, VR und erweiterte Realität (AR) sprechen. Das liegt vielmehr daran, dass das Metaverse bislang eher eine Vision ist, die es noch nicht gibt.

In seiner Keynote hat Mark Zuckerberg sich darum auch darauf konzentriert, diese Vision greifbarer zu machen. Wir haben in verschiedenen Simulationen gesehen, wie Influencer virtuelle Fanpartys planen und eine Frau aus Japan plötzlich in Form ihres Avatars mitten auf einem Konzert in den USA tanzte.

Eine VR-Expertin hat uns erklärt, wie unsere Avatare im Metaverse unsere Gesichtsausdrücke nahezu in Echtzeit nachahmen werden. Und ein AR-Fachmann hat gezeigt, wie er mit einem Team Hardware entwickelt, die die Bewegung unserer Hände so exakt nachahmen kann, dass wir in der VR-Welt eine realistische physische Erfahrung haben.

Im Kern geht es also im Metaverse darum, eine virtuelle Zweitwelt zu erschaffen, die sich einerseits so echt anfühlt wie unsere physische Realität, uns andererseits aber auch neue Möglichkeiten bringt.

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Genial!

Das stillt ja genau wieder unsere Sehnsucht, von der wir bisher selbst noch nichts ahnten. Und das ist es, was unser Planet jetzt braucht! Und da sollen diese Aktivistenden noch mal kommen von wegen, wir hätten nur eine Erde!

Der Zuckerberg schenkt uns, um zum besseren Verständnis es auch ohne dieses lange Herumgeeiere einmal in der von unseren Politikenden stets im Munde geführten Transparenz auszudrücken, der Zuckerberg in seiner ganzen Großherzigkeit schenkt uns eine virtuelle Welt. Oder, falls Du es immer noch nicht begriffen hast, „virtuelle Welt“, klar ausgedrückt in der Sprache unseres Volkes, in unserer Volkssprache, die auch die Sprache Luthers und Lessings, Goethes, Schillers, Hölderlins, Heines, Tucholskys und Kästners war: Es geht um eine Scheinwelt.

Was für ein prägnantes, treffendes, einfaches, klares, deutliches, deutsches Wort für das, worum es „im Kern geht“.

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22.4.17 Bellarmin an Mephisto

 

Wie es nun heißt, ist also ein Mann, ein 28jähriger, auf die Idee gekommen, eine Fußballmannschaft, ca. 20 Leute, in die Luft zu sprengen. Weil die Mannschaft börsennotiert ist und ihm das Spekulationsgewinne hätte verschaffen können von einigen hunderttausend Euro. Vielleicht hatte er sich auch mehr vorgestellt. Nehmen wir an, seine Tat wäre „geglückt“, und er hätte netto eine Millionen „verdient“. Jan Ullrich, der dopingdreiste Radsportler, erinnerst Du Dich? Der soll gerade nach Mallorca wollen und deshalb einen Käufer suchen für seine Zehnzimmervilla „mit Seeblick“ auf den Bodensee, Wohnfläche 430 qm.

Für lumpige 2 990 000.- Euro.

Demnach für den Seeblick hätte die Sprengung von gerade mal 20 Mann gar nicht gereicht! Da hätte der Sergej noch etwas rühriger sein müssen. Da hätte er, für Ullrichs Villa mit Seeblick, hochgerechnet, knapp 40 Leute mehr sprengen müssen.

Hinterher ist man immer schlauer.

Aber das Motiv und die Idee an sich…

Da muß man erst mal drauf kommen.

Die Motive wandeln sich allerdings mit den Zeiten.

Am 3. Dezember 1947 wußte der Berliner „Telegraf“ über die Verhandlung der dortigen Schwurgerichtskammer gegen einen 43jährigen Angeklagten zu vermelden:

„Ich hatte Hunger, da ist alles so gekommen“, sagte der Angeklagte. Seit Tagen hatte er nichts als einige Scheiben trockenen Brotes zu essen. NN hatte seine Lebensmittelkarten bei sich, er hatte auch noch Vesperbrot im Rucksack! Sie standen im Keller bei ihrer Arbeitsstelle, NN, mit Kohlenpacken beschäftigt, bückte sich, da erschlug ihn XN von hinten mit einer schnell ergriffenen Eisenstange. Mit beiden blutbesudelten Händen riß er das Brot aus dem Rucksack und verschlang es. Dann nahm er dem Toten die Brieftasche ab, schleifte ihn in einen Nebenkeller, verschloß die Tür und warf die Schlüssel fort. Im nächsten Restaurant verzehrte er, was er auf die Marken bekommen konnte, und hielt sich auch am folgenden Tag nur in Eßlokalen auf. Schon am Abend erfolgte seine Verhaftung.

Kohlenarbeiter, das war der Traumjob, damals, als trotz härtester Maßnahmen und Strafen beispielweise allein in Bremen lediglich an einem einzigen Tag 5000 Zentner von den Kohlezügen gestohlen wurden. Der Berliner Kohlenarbeiter hatte seinen gleichaltrigen Arbeitskameraden im Februar dieses Winters aber erschlagen, weil er dessen Marken der Brot- und Lebensmittelkarten begehrte.

Und das ist erst ein Menschalter her! Da wurden selbst frommste Gebete umformuliert, im Umlauf hielt sich beispielsweise:

 

„Lieber Jesus, sei unser Gast,

aber nur, wenn du Marken hast,

wenn du keine hast, bleib ferne,

denn wir essen selber gerne!“

 

In Bayern bestand die tägliche Markenration für einen Normalverbraucher aus 21,4g Fleisch, 7,1g Fett, 2,2g Käse, 214g Brot, 429g Kartoffeln, 21,4g Nährmittel, 17,8g Zucker, 4,5g Kaffee-Ersatz und 0,1 Liter Milch.

Die Publizistin Ruth Andrea-Friedrich schrieb im selben Februar über eine Bahnfahrt von Hamburg nach Berlin:

Anderthalb Stunden vor Abfahrt am Kopfbahnhof. Durchs Fenster in den Zug. Zwischen Kisten und Kartoffelsäcken eingeklemmt sechs Stunden im unbeleuchteten Gang. Man kann es nur aushalten, wenn man sich Gedichte aufsagt … Es riecht nach Zwiebeln, Fisch und ungewaschenen Menschen. Eine Wohltat, wenn sich hin und wieder in diesen Mief der beizende Geruch einer ‚Homemade‘-Zigarette mischt. In der Toilette quetschen sich vier Leute. Und dann der sog. Brothusten. Diese furchtbare Auswirkung schlecht verdaulicher Ernährung, die heute die Luft in jedem öffentlichen Verkehrsmittel vergiftet. – Maschinendefekt. Halten auf schneeverwehter Strecke. Als der Zug um 3 Uhr nachts in Hannover eintrifft, ist der Militärzug nach Berlin vor einer Stunde abgefahren. „Das passiert hier öfters“, sagt der Mann mit roter Mütze ungerührt. „Der nächste Zug geht morgen nacht um 1“ – Zweiundzwanzig Stunden Wartezeit. Bei 15 Grad Kälte.

Ich ertappe mich dabei, bei all dem irgendwie Verständnis zu entwickeln für die kommunistische Naivität und Menschenunkenntnis jener These der „einzig wissenschaftlichen Weltanschauung“, daß mit dem Verschwinden sozialer Not und Ungerechtigkeit sich zwangsläufig auch jegliche Motivation für Verbrechen und damit die Kriminalität an sich verlöre.

Eine Welt ohne Verbrecher!

Als ich von den am Dortmunder Tatort gefundenen drei sogenannten Bekennerschreiben erfuhr, hatte ich vermutet, es handele sich bei dem nach kommunistischer Ideologie regelwidrigen Verbrechen vielleicht um Nazis, die mit dem Anschlag auf die populäre Mannschaft in besonders perfider Weise Haß auf Ausländer, insonderheit auf Mohammedaner, hätten schüren wollen.

Stattdessen soll es sich also um einen mit seinen Eltern vor 14 Jahren aus Tscheljabinsk eingereisten Russen handeln. Und man hält es für möglich, daß dem Elektriker das 70 Millionen mal verkaufte Computerspiel „GTA V“ als Vorbild diente. Worin ein Spieler die Aktienkurse eines Unternehmens dadurch manipulieren könne, indem er einen Anschlag auf den Firmenchef der Konkurrenz verübe.

Es heißt, Facebook und ähnliche Weltbeglücker sollen gerade daran arbeiten, ihre Scheinwelten, pardon, ihre virtuellen Welten mit der wirklich wahren, der realen, täuschend echt zu verknüpfen. Dann könne man gewissermaßen endgültig eintauchen und mittels seines sogenannten Avatars mit sogenannten Freunden aus aller Welt in der Scheinwelt, pardon, in der virtuellen Realität, wie mit echten Freunden, Spiele spielen…

Schöne neue Welt.

Mir fällt ein, ich habe mal einen Film gesehen, der stammte wohl aus der zweiten Hälfte der sechziger Jahre, und da bekämpften sich in einer Welt der Zukunft zwei Unternehmen namens Sodom und Gomorrha. In meiner Erinnerung stellte das eine Unternehmen, um das andere auszustechen, derart täuschend echte Filme her – also der Zuschauer der Zukunft brauchte sich dafür nur in einen sargähnlichen Kasten zu legen, ganz bequem und gepolstert, und dann wurde der Deckel zugeklappt, und er konnte dann im Film nicht nur alles täuschend echt und räumlich sehen, sondern alles in den Filminhalten Verduftete auch riechen und Servierte schmecken. Wie als wäre es echt!

Derart echt und richtig drin in der Filmwelt, pardon, in der virtuellen Realität, daß die Leute aus ihrem Kasten gar nicht mehr rauswollten.

Und in der wirklich richtigen Welt, in der echten und wahren, in der Nichtscheinwelt, also verhungerten.