Das Pariser Klimaschutzabkommen war neben manchem anderen insofern ein Fortschritt, weil es, soweit ich sehe erstmals, zumindest implizit einräumte, daß zwei Grad Erderwärmung bereits zuviel sind für unseren Planeten. Hinzu kommt, daß in den uns nun mittlerweile noch kümmerlichen weniger als 83 verbleibenden Jahren des dahinschmelzenden 21. Jahrhunderts nicht einmal eine Limitierung der Erderwärmung auf „maximal“(!) zwei Grad bis zum Jahre 2100 als realistisch erscheint.
Realismus statt Wunschdenken ist aber genau das, was die Menschheit nötiger braucht denn je. Denn nicht nur die existenziell obligate Nahrungsmittelproduktion für sieben Milliarden Menschen ist gefährdet.
Gelinde gesprochen.
Und deutlicher gesagt: Es geht um das Überleben der Gattung.
Fliegen beispielweise, denen man die Möglichkeit verschafft, in einem begrenzten Lebensraum sich unbegrenzt zu vermehren, werden schließlich an den eigenen Exkrementen ersticken.
Auf unserem Planeten summiert sich die Biomasse aus Menschen und ihren Nutztieren mittlerweile auf neunzig Prozent aller Säugetiere.
Notwendig – aber natürlich nicht hinreichend: Wenn die Menschheit es nicht schafft, eine regulierende durchsetzungsfähige Weltmacht zu etablieren, wird sie als ungebremst expandierende Art in dem begrenzten System Erde an den von ihr verursachten Problemen zugrunde gehen.
Zu solcher Weltmacht, als Grundaufgabe menschlicher Evolution, wird es aber, wenn überhaupt, erst kommen, wenn der Leidensdruck das Ausmaß menschlicher Individual- und Eigensucht übersteigt.
Das kann also, wie der 1. Juni 2017 zeigte, noch dauern.
Auch bis es zu spät ist.
Dieweil müssen wir endlich ins Auge fassen und darüber nachzudenken beginnen, was zu tun ist, wenn wir das Zwei-Grad-Ziel, was ja bedeutet zwei Grad planetarer Erwärmung bis zum Jahr 2100, nicht erreichen.
2100, das ist übrigens das Jahr vor der Temperaturmessung im Jahr 2101,
Und 2101 wird sein das Jahr der Temperaturmessung vor den folgenden Jahren. Bis unser Planet Erde aussehen wird wie der Mars.
Nur eben etwas heißer.
Michael Braungart, wissenschaftlicher Leiter des Hamburger Umweltinstituts, gestern im Deutschlandfunk:
Wir tun so als ob, eine Art Ökologismus. … Denn an bestimmten Punkten … zerstört sich der Planet dann selber, denn je wärmer es wird, desto wärmer wird es dann werden, desto mehr Wasserdampf kommt in die Atmosphäre, desto mehr wird Boden zerstört und abgewaschen durch Unwetter, die dann umso höher auftreten. … Wir denken, wir würden die Umwelt schützen, wenn wir ein bisschen weniger Schweinereien machen. Schütz die Umwelt, fahr weniger Auto, schütz die Umwelt, mach weniger Müll. Das ist alles kein Schutz, das ist nur weniger Zerstörung. Das wäre so, wie wenn ich sagen würde, … schützen Sie Ihr Kind, schlagen Sie es nur fünfmal anstatt zehnmal. … Wir sind im Moment schlimmer darin, weil wir weltweit überall Müllverbrennungsanlagen exportieren und das noch als Entwicklungshilfe machen. Selbst die Stadt Shanghai hat als deutsche Entwicklungshilfe eine Müllverbrennungsanlage bekommen. Wenn wir den Müll verbrennen, dann schaffen wir das Recycling ja nicht. Das heißt, bei der Neuproduktion entsteht das ganze Kohlendioxid wieder. Das heißt, wir verstehen es als Umweltschutz, wenn wir Müll verbrennen. Das ist völlig absurd, denn dann sind alle Dinge, die in den Kreislauf müssen, weg. Verstehen Sie? Es gibt Entwicklungshilfe für den Bau von Müllverbrennungsanlagen. Zum Beispiel in Mumbai steht eine Anlage, da waren früher 10.000 Leute beschäftigt mit Müll sortieren. Jetzt steht dort eine große Verbrennungsanlage und der Müll brennt gar nicht, man muss bis zu 80 Tonnen Heizöl am Tag dazugeben. Das heißt, die Autos sind nur der kleine Popanz …
Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch, sagt Hölderlin. Und Ben Gurion meinte, wer nicht an Wunder glaube, sei kein Realist.
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