A N A B A S I S

Thalatta ! Thalatta !

Von der Kultur beleckt

 

18. Oktober 2018: Serapion an Mephisto

 

Die Zunge der Kultur reicht weit

 

Die Zunge der Kultur reicht weit!

Wohin sie sich erstreckt,

da wird der Mensch nebst seiner Zeit

so lang wie hoch und weit und breit

von der Kultur beleckt.

 

Oh, daß sie tausend Zungen hätte!

Noch gibt es Neger ohne Uhr,

und Dörfer ohne Operette,

und Eskimos ohne – Pardon! – Klosette!

Die Zunge raus, Kultur!

 

Noch gibt es Frauen, die den Nabel zeigen

und ohne Kleid und Scham spazieren gehn.

Noch gibt es Männer, die im Dunkeln geigen,

und Leute, die, selbst wenn sie dumm sind, schweigen.

Man kann das kaum verstehn…

 

Denn wir stelln unsre Kinder künstlich her

und unsre Nahrung in Tablettenform.

Das Altern kennen wir nicht mehr.

Bouillon mit Ei gewinnen wir aus Teer.

Kurzum: Es ist enorm!

 

Der Straßenkehrer braucht das Abitur

und muß belesen sein in Schund und Schmutz.

Da denkt man manchmal: Die Kultur,

sie kann uns am -! Sie soll uns nur -!

Sie ist dazu imstand und tut’s.

 

 

Erich Kästner (1899 – 1974) 1928

 

 

haben himmlischen abend mit pünktchen und anton. ich wünschte sie könnten mein kind lachen hören, tausend grüsse und dank.“

Marlene Dietrich Telegramm an Erich Kästner

 

Nichts ist routinierter als die Ironie. Dies ist der Umstand, der dem Fall einige Ähnlichkeit mit dem Fall Heine gibt.“

Walter Benjamin

 

Kästner saß im Café neben dem Tod. Gab es einen Engel oder Teufel, der ihn schützte?“

Wolfgang Koeppen

 

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