A N A B A S I S

Thalatta ! Thalatta !

Nachweis der Berufsunfähigkeit bundesdeutscher Journalisten

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20. November 2021: Bellarmin an Mephisto

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Ich nehme als Beispiel nahezu beliebig die nach heutigen Maßstäben sich wohl als kritischer vom Durchschnitt und damit erst Recht von den politisch korrigierten Niederungen öffentlich-rechtlicher Medien abhebende Berichterstattung des papierenen SPIEGEL Nr. 46/2021.

Sozusagen die Spitze des Eisbergs.

DER SPIEGEL unter dem Motto: „Sagen, was ist“.

Da gibt es beispielsweise einen Artikel unter der Überschrift „Das Netz des Despoten“:

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Das Regime des belarussischen Diktators Lukaschenko hat ein menschenfeindliches Schleusersystem erschaffen: mit Tarnfirmen in Damaskus, Istanbul und Erbil, mit geheimen Geldtransfers und Soldaten als Schleppern.

Mhamad ist aus der Stadt Sulaimanija im Nordirak geflohen, per Flugzeug kam er über Dubai mit seiner Familie nach Minsk, in der Hoffnung, in die EU zu gelangen und dort einen Asylantrag stellen zu können – ohne sein Leben auf dem Mittelmeer riskieren zu müssen. Jetzt sitzt er fest, gefangen an der EU-Außengrenze, mit seiner Frau und drei Kindern, das jüngste keine zwei Jahre alt. Rund 4000 Geflüchtete harren seit Tagen auf der belarussischen Seite des Grenzzauns nahe dem polnischen Ort Kuźnica aus.

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Die Journalisten des SPIEGEL wollen demnach in Erfahrung gebracht haben, daß ein vierzigjähriger Mhamad aus der Stadt Sulaimanija im Nordirak geflohen wäre.

Per Flugzeug über Dubai mit seiner Familie, in der Hoffnung, statt beispielsweise in Dubai auszusteigen, in die EU zu gelangen und dort einen Asylantrag stellen zu können – ohne sein Leben auf dem Mittelmeer riskieren zu müssen.

Das sind so die Geschichten, mit denen die staunenden Einwohner hierzulande, insbesondere seit nunmehr sechs Jahren, bombardiert werden.

Und wie hier seit sechs Jahren unter konstanter Weglassung des Wesentlichen.

Welches nämlich in der erstrangigen Frage bestünde: Warum hat der vierzigjährige Mhamad aus der Stadt Sulaimanija im Nordirak sich denn veranlaßt gesehen, „fliehen“ zu müssen?

Per Flugzeug über Dubai mit seiner Familie?

Das wäre doch die simpelste Frage eines Journalisten!

Und die erste, die Journalisten im zwanzigsten Jahrhundert dem vierzigjährigen Mhamad aus der Stadt Sulaimanija im Nordirak gestellt hätten, da bin ich mir ganz sicher. Im Zusammenhang mit einer Frage Nummer 2: Warum über zig Ländergrenzen hinweg zu den Ungläubigen in die Europäische Union? Im Zusammenhang mit der Frage Nummer 3: In welches Land der Europäischen Union? Im Zusammenhang mit der essentiellen Frage Nummer 4: Warum genau dorthin?

Und ganz sicher wäre einem deutschen Journalisten des zwanzigsten Jahrhunderts die nicht gänzlich unwichtige Frage eingefallen, welche Vorstellungen der vierzigjährigen Mhamad aus der Stadt Sulaimanija im Nordirak, der per Flugzeug über Dubai mit seiner Familie geflüchtet sein will in der Hoffnung, in die EU zu gelangen und dort einen Asylantrag stellen zu können, verbindet mit dem Asylrecht des von bundesdeutschen Journalisten seltsamerweise nicht hinterfragten Landes, in das der vierzigjährigen Mhamad aus der Stadt Sulaimanija im Nordirak strebt. Einem in einem fremden Land um politisches Asyl nachsuchender „Geflüchteter“ würden doch ohne weiteres die Gründe auf der Zunge liegen, mit der er die politische Verfolgung, unter der er in der Stadt Sulaimanija im Nordirak litte, beschriebe.

Um sein Ersuchen um politisches Asyl sachlich zu begründen.

Im selben Artikel wendet sich der SPIEGEL einem Schleuser in der Türkei zu und schreibt:

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Aksaray ist seit vielen Jahren Sammelplatz für Schmuggler und Geflüchtete. Ibrahim sagt, er habe von hier aus Hunderte Menschen in Richtung EU geschleust, fast immer über Griechenland. In den vergangenen Monaten hat sich das Geschäft jedoch geändert. Griechenland hat seine Grenzen zur Türkei abgeriegelt. Es gibt für Geflüchtete kaum noch ein Durchkommen. Stattdessen hat sich die Route über Belarus nach Polen aufgetan.

Es seien vor allem Syrer und Iraker, die sich auf den Weg machten. Zum Teil lebten sie seit mehreren Jahren in der Türkei, zum Teil seien sie gerade erst angekommen.

Ibrahim hat unter falschem Namen eine Reihe von Facebook- und Telegram-Accounts angelegt, in denen er sich als Migrant ausgibt und von der Reise über die belarussische Hauptstadt Minsk in die EU schwärmt. „Der einfachste Weg nach Deutschland“, heißt es auf einer Seite. „In fünf Tagen nach Berlin“, auf einer anderen.

Was kostet die Reise? Wann kann es losgehen? Und von wo? Wenn alles glattläuft, vermittelt Ibrahim seine Kunden gegen eine Provision an eine als „Reisebüro“ getarnte Firma in Istanbul, die wiederum mit ähnlichen „Reisebüros“ in Minsk kooperiert.

Ibrahim sagt, die türkischen Behörden wüssten sehr genau von dem Geschäft, würden es jedoch tolerieren. Denn zum einen schmiere die Mafia die Polizei, und zum anderen wolle die Regierung unter Präsident Recep Tayyip Erdoğan die Migration in die EU fördern, um den Druck auf die Europäer aufrechtzuerhalten. Tatsächlich hat Erdoğan bereits im Frühjahr 2020 versucht, die EU zu Zugeständnissen im Syrienkonflikt zu drängen, indem er Migrantinnen und Migranten an die Grenze zu Griechenland schaffen ließ. Lukaschenko ahmt das Manöver nun nach.

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Einem Journalisten des zwanzigsten Jahrhunderts, gerade aus Deutschland, wäre sicher verwundert aufgefallen, daß ihre deutschen Kollegen des einundzwanzigsten Jahrhunderts skrupellos alle Migranten, also Zuwanderer in der Landessprache, gleichsetzen mit Flüchtlingen.

Übrigens neuerdings neigt man urplötzlich, wie auf Kommando gleichgeschaltet vom Reichspromi, in bundesdeutschen Medien sprachlich zu „Geflüchteten“.

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Das Regime von Lukaschenko will offenbar sicherstellen, ausreichend an dem Menschenschmuggel zu verdienen. Die Gebühr für ein Visum sei seither von 1200 bis 1700 Dollar auf bis zu 2500 Dollar gestiegen, sagen Schmuggler und Geflüchtete, hinzu kämen die Kosten für das Flugticket, die mit Turkish Airlines von Istanbul nach Minsk bis zu 1000 Dollar betragen.

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Pro Person.

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Eigentlich wollte Shimal mit seiner Familie längst in Deutschland sein. So hatten es ihm die Schlepper in seiner Heimat versprochen. Doch nun sitzen er, seine Frau und die Kinder auf der Straße in Minsk – ohne gültiges Visum und ohne Obdach.

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Ach?

Deutschland?

Besagter Shimal ist ein anderer „Geflüchteter“ im selben Artikel. Und über besagtem, mit seiner Frau und den Kindern auf der Straße in Minsk sitzenden „Geflüchteten“, hat der SPIEGEL herausrecherchiert, daß der mit Frau und Kindern längst in Deutschland hat sein wollen statt auf der Straße in Minsk. „Warum über zig Ländergrenzen des Erdballs hinweg nach Deutschland?“ hätten hier deutsche Journalisten des zwanzigsten Jahrhunderts die doch zwangsläufig naheliegendste Frage gestellt. Die deutschen Journalisten des einundzwanzigsten Jahrhunderts nicht ein einziges Mal in den Sinn gekommen zu sein scheint.

In den letzten sechs Jahren.

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Der Iraker Shimal hat in einem „Reisebüro“ in Dohuk insgesamt 14000 Dollar für sich und seine Familie für den Flug von Istanbul nach Minsk, Visa und Hotel bezahlt. Den Kontakt habe ihm ein Freund vermittelt. Fast alle seine Ersparnisse und das Geld aus dem Verkauf seines Minibusses habe er dafür ausgegeben.

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Fast.

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Im fünften Stock des Einkaufszentrums Galleria in Minsk ist die Stimmung unter den Geflüchteten angespannt. Ältere Männer laufen mit Mobiltelefonen umher, einer trägt ein T-Shirt mit der Aufschrift »Deutschland«.

Viele Menschen stecken tagelang im Grenzgebiet fest, irren umher, bis sie wieder nach Minsk finden. Oft müssen die Geflüchteten belarussischen Beamten Hunderte Dollar bezahlen, damit diese sie passieren lassen.

Shimal hat nach langem Zögern über die Internationale Organisation für Migration (IOM) die Rückreise in sein Heimatland beantragt. Er fliegt schließlich am Donnerstag über Dubai nach Erbil zurück.

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Also der aus Erbil Geflüchtete flüchtet nun über Dubai zurück nach Erbil!

Das berichten bundesdeutsche Berichterstatter, ohne mit der Wimper zu zucken und ohne den geringsten Anschein, daß ihnen auch nur entfernt klar wäre, was sie damit sagen…

Ich behaupte, diese seit Jahren vor politischer Korrektur strotzende Berichterstattung trägt eine Mitschuld, wenn Menschen im Mittelmeer und an europäischen Grenzen sterben.

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