
Foto: Erkennungsdienst MfS - MEPHISTO
Vision 1982
Es lastet auf dem Abend eine Schwere.
Die Masse einer dichten Wolkenschicht
Bedroht die Sonne, daß sie sie verzehre,
Und drückt sie immer tiefer mit Gewicht.
Die Sonne schmilzt in schmalen schrägen Strahlen,
Es sind die letzten vor dem Untergang,
Die alle schwachen Farben dunkler malen,
Sie machen aller Dinge Schatten lang.
Sie müssen an den grauen Mützen enden
Und an den roten Fahnen, die man trägt,
Und das wogt her und hin in den Geländen,
Es ist ein Wogen, das die Menge prägt.
Die trist zerbrechlich dünnen Strahlen geben
Die Schimmer einer drüstren Meeresflut,
Auf welcher viele rote Lachen schweben,
Wie dunkles Meer, das fleckig ist von Blut.
Ich steh erhöht und richte in Gedanken
Den Blick hinunter auf den Bebel-Platz.
Durchs Mikro höre ich die Stimme zanken,
Sie hallt, und ich verstehe keinen Satz.
Ich kann noch Humboldts schönen Ginkgo sehen,
Im Garten vor der Universität.
Ich seh die Bibliothek in Mauern stehen,
Vom letzten Krieg mit Narben übersät.
Ich kann noch sehn die Bäume Unter den Linden,
Darunter Fahrzeuge der NVA.
Davor kann ich den König Friedrich finden,
Bedeckt mit roten Fahnen sitzt er da.
Vor seines Pferds versteinertem Geschnaube
Marschiert man kommandiert im gleichen Trott
Und schwenkt im Zug Picassos Friedenstaube.
Ich kann das sehen, ich steh erhöht auf dem Schafott.
Diese Pseudoreferenden haben mich sogar schon bis in meine Träume verfolgt. Deswegen habe ich versucht, sie möglichst zu umgehen, aber habe dennoch jede Menge Haarsträubendes gesehen. Glasurnen, Leute die unter Aufsicht von Soldaten mit Gewehren „abstimmen“, Bewaffnete in Uniformen, die in Häuser eindringen um die Leute zur Teilnahme zu zwingen. In irgendeinem Dorf hatten sie nicht mal Stimmzettel und die Leute mussten den Organisatoren laut sagen, was sie ankreuzen sollten. Am schlimmsten fand ich es, dass sie selbst nicht davor zurückschreckten, Kriegsgefangene „abstimmen“ zu lassen. Und gestern nun kam auch noch die Nachricht, das ein Pärchen spurlos verschwunden ist, weil die beiden sich weigerten, ja zu sagen. Furchtbar sowas. Umso mehr erfüllt mich das Ukrainischlernen. Und eines Tages werde ich dann auch den dazugehörigen Blogeintrag hoffentlich mal schreiben.
Ja! „Haarsträubend!“ Danke für diese Details!
Absolut… Gern geschehen…
Am besten (positiv gesehen) fand ich den Beitrag des ukrainischen Postchefs der kurzerhand einen offiziell aussehenden Brief auf Twitter oder so gepostet hat, in dem er den Kreml zu Eigentum der Ukrainischen Post erklärt… 😉