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Thalatta ! Thalatta !

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Journalistische Kapricen

 

16. Dezember 2017 – Bellarmin an Mephisto

Während dieser Tage konntest Du wieder etwas lernen bei uns im ehemaligen Lande der Dichter und Denker. Du konntest lernen, daß man uns wieder etwas lehren will in Sachen politischer Korrigiertheit.

Donnerstag, 7.12.17, Deutschlandfunk:

Im Nahen Osten droht eine neue Intifada

Die radikal-islamische Hamas rief für morgen zum Aufstand gegen Israel auf. Hamas-Führer Hanija erklärte, die Entscheidung von US-Präsident Trump, Jerusalem als israelische Hauptstadt anzuerkennen, komme einer Kriegserklärung an die Palästinenser gleich. Die palästinensische Autonomiebehörde müsse alle Bemühungen um einen Frieden mit Israel einstellen. – Bei Zusammenstößen mit israelischen Soldaten im Westjordanland wurden heute mehrere Palästinenser verletzt. Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums setzte die Armee Tränengas und Gummigeschosse ein. Ein israelischer Militärsprecher erklärte, Palästinenser hätten Steine auf Soldaten geworfen und Autoreifen angezündet.

Sehen wir einmal davon ab, daß es sich hier um die in Deutschland immer noch grassierende, weil nicht überwundene, typisch links68iger-strukturierte, also palästinenserverklärende und Ursache mit Wirkung vertauschende Berichterstattung über den Nahostkonflikt handelt, à la „Palästinenser sterben bei Messerattacken auf Israelis“ (SPIEGEL Online, 18.10.15), dann sollten wir uns bedanken für die gnädige Horizonterweiterung, denn immerhin erhebt sie uns aus der zugewiesenen Flachköpfigkeit in eine dritte Dimension.

Mutmaßlich.

Bisher wußten wir vorgegebenermaßen, es gäbe „islamisch“ und „islamistisch“. Diese Sprachregelung, diese Begriffsvorgabe, diese Gedankenlenkung sollte uns suggerieren, „islamisch“ stünde für friedlichen Mohammedanismus. Also gewissermaßen einen Mohammedanismus mit friedlichem Jihad und so. Und implizierend: Der friedliche Mohammedanismus wäre nicht einverstanden etwa mit dem Aufruf zur Ermordung Salman Rushdies oder Mina Ahadis und so vieler anderer, und der rechtgläubige Mohammedaner mißbillige, daß man Schulmädchen entführe oder ihnen ins Gesicht schieße.

Und er traue sich nur nicht, das zu sagen…

Während „islamistisch“ uns bedeuten soll, diese Leute, die sogenannten Islamisten, die hätten den Mohammedanismus falsch verstanden. Und es bestünde demnach keine Plicht jedes erwachsenen männlichen Mohammedaners, dem „Haus des Islam“, der höchsten und universalsten aller Religionen, die Nachbarn und Nachbarländer, dieses ganze „Haus des Krieges“, was meint, diese unsäglichen Heiden und die „Völker des Buches“ (Juden, Christen, Parsen…) und jenes ganze Gesocks an „Ungläubigen“, endlich mohammedanischen Regeln und Gesetzen und im Überlebensfall der Kopfsteuer zu unterwerfen.

Und es wäre kein todeswürdiges Verbrechen, den Mohammedanismus zu verlassen.

Das wäre falsch verstanden, so, als meinten solches weder der Koran noch Mohammed noch der Hadith.

Und nun, unermüdlich in Sorge um unser politisch richtiges Denken, eröffnet, erklärt, nein, nennt uns „ein wichtiger Faktor bei der Bildung der öffentlichen Meinung“ (DUDEN), nämlich der deutsche Journalismus, plötzlich eine zusätzliche Kategorie des Mohammedanismus. Nämlich die „radikal-islamische“.

Und das wiederholt. Auffälligerweise aber ausschließlich bezogen auf die Hamas.

„Radikal-islamisch“ – was will man uns denn hier nun wieder signalisieren? Welchen Unterschied sollen wir denn als korrekt empfinden im Hinblick auf „islamisch“ und „islamistisch“?

Da nirgendwo begründet oder gar diskutiert werde ich jetzt einmal, nun ja, bin ich gewissermaßen sogar gezwungen zu mutmaßen… Und aus diesem und jenem und so manchem vorherigen mutmaße ich schlicht, „radikal-islamisch“ soll stehen aus bestimmten Gründen und glauben machen an zwar nicht ganz so friedliche Mohammedaner wie den richtiggläubigen „islamischen“ Gemüsehändler, der an der sprichwörtlichen Ecke stets angeführt wird als Beispiel für die Friedlichkeit des Mohammedanismus. Doch vor allem, und Gott bewahre, soll „radikal-islamisch“ nicht etwa „islamistisch“ heißen und unkorrekt denken lassen an die unrichtigen Mohammedaner des sogenannten „sogenannten Islamischen Staates“.

Beispielsweise.

Stammtischhaft mutmaße ich jedoch, der Begriff „radikal-islamisch“ verunklart auffällige Gemeinsamkeiten.

Denn, um nur ein Beispiel aus jüngerer Zeit zu nennen, hat die unermüdlich Haß säende Hamas lange vor der aktuellen Aufregung über Donald Trump jeden Israeli zum lebenden Ziel erklärt und somit zur Ermordung sämtlicher Juden aufgerufen.

Und deshalb halte ich allein schon mit diesem Grunde „radikal“ zur Kennzeichnung jener Verbrecherbande als das absolut falsche Wort.

Wohingegen „islamisch“ offensichtlich stimmt.

Samstag, 7.12.17

PFORZHEIMER ZEITUNG:

Weder macht die Anerkennung Jerusalems als israelische Hauptstadt den Friedensprozess unmöglich, noch entscheidet der Sitz der US-Vertretung über die Zukunft der Muslime im Nahen Osten. Trumps „frischer Wind“ kann zu einem heftigen Unwetter führen. Aber der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Königshaus, hat Recht: „Man kann die Politik nicht immer daran orientieren, dass mit Gewalt gedroht wird und diese Drohung dann erfolgreich ist“.

NORDWEST-ZEITUNG:

Israel ist ein zuverlässiger Partner und teilt westliche Grundüberzeugungen. Das kann man weder vom Großteil der islamisch-arabischen Staatenwelt noch von der zwischen korrupt und antisemitisch-eliminatorisch schwankenden palästinensischen Führung behaupten. Welche Hauptstadt Israels würde denn etwa die Hamas akzeptieren? Die Antwort: keine, jemals.

Sonntag, 8.12.17

TAGESSPIEGEL:

Noch immer können die Palästinenser ihren eigenen Staat bekommen, noch immer können sie einen Teil Jerusalems auch zu ihrer Hauptstadt machen. Zwar toben die Palästinenser erst mal, aber weil sie besser wissen als viele ihrer Sympathisanten, dass sich auch für sie nichts ändert, werden sich die Gemüter wohl bald wieder beruhigen. Alarmismus ist ebenso verfehlt wie Triumphalismus. Trotzdem werden die Alarmglocken mit viel Nachhall geläutet. Das Ende des Friedensprozesses! Als hätte es in den vergangenen Jahren einen irgendwie funktionierenden Friedensprozess gegeben.

FRANKFURTER RUNDSCHAU:

Wer von Israel als einem Apartheid-Staat redet, kann nicht einem Massenmörder wie Baschar al-Assad huldigen, dem Umgang des türkischen Despoten Recep Tayyip Erdogan mit der kurdischen Minderheit applaudieren, die Hungerblockade der Saudis gegen die Jemeniten oder die brutale Unterdrückung aller Andersdenkenden durch den ägyptischen Diktator Abdel Fattah al-Sisi als Kampf gegen den Terror preisen. Ganz zu schweigen von dem zivilisatorischen Bankrott durch den „Islamischen Staat“, dessen blutige Spur von Terror und Verwüstung sich durch fast alle arabischen Staaten zieht.

DIE WELT:

Es ist Zeit, die Realität anzuerkennen. Auch in Europa. Je deutlicher den Arabern klargemacht wird, dass der Westen hinter Israel steht, desto eher wird man auch in Ramallah und Gaza die Realität anzuerkennen bereit sein.

Klarheit schafft Wahrheit!

 

9.6.17 Mephisto an Bellarmin

 

Der liebenswürdige mohammedanische Gemüsehändler an der Ecke ist kein Beweis für die Friedfertigkeit des Mohammedanismus. Sondern, da er und seinesgleichen oft als Beispiel herangezogen werden für den sogenannten „friedlichen Islam“, ist er als Beispiel genommen eher ein Beispiel für das mangelnde analytische Denkvermögen, beispielweise des heutigen Journalismus. Die fehlende Abstraktionsfähigkeit zum Schluß von n auf n+1 ist bei der berichtenden und kommentierenden Zunft wohl endgültig unter die Räder der politischen Korrektur, pardon, der Political Correctness geraten.

Zumindest in Deutschland.

Da zählt noch der inflationäre Gebrauch der Mutmaßlichkeit zum harmlosesten: Nachdem er seinen Kleintransporter in London in die Menge der vollkommen wehr- und ahnungslosen Passanten gesteuert hatte, habe „der mutmaßliche Attentäter mit einem Messer mehrmals auf einen Polizisten eingestochen“, hörte ich nicht nur einen Korrespondenten berichten. Hinzu kommen inzwischen zahllose, und in früheren und besseren journalistischen Zeiten schmerzlos entbehrte andere Mutmaßlichkeiten.

Die Angst vor den Fakten, die Angst, die Dinge beim Namen zu nennen, die Angst, „politisch nicht korrekt“ zu sein, durchzieht jedoch beileibe nicht nur lähmend die Lexik, sondern auch die Gewichtung der Nachrichten. Und, mit am schlimmsten, sie bestimmt die Themensetzungen für öffentliche Debatten.

Gemeint sind natürlich die fehlenden Themensetzungen.

Die von den Politikern unbehandelten, die unbequemen Themen muß eine sich als frei verstehende Presse als ihre ureigenste Aufgabe unbedingt aufgreifen und auf die öffentliche Tagesordnung setzen. Sonst darf sie sich nicht wundern über den Ruf „Lügenpresse“ von diesen verdammten unstudierten abstiegsverängstigten Abgehängten.

Lüge entsteht ja immer auch durch Lücke, durch das Weglassen ungefälliger Informationen, durch das tendenziöse Überbetonen gefälliger Nachrichten.

Wie jeder politisch Korrigierte in allen gegenwärtigen totalitären Regimen studieren sollte, selbst in den als „lupenrein demokratisch“ etikettierten. Empfehlenswert und lehrreich auch im nachhinein beispielweise anhand der sogenannten Deutschen Demokratischen Republik und ihrer politisch korrekten Berichterstattung hinter dem antifaschistischen Schutzwall.

Der „Zentralrat der Ex-Muslime“ hat in Deutschland etwa 800 Mitglieder. Die meisten Mitglieder sehen sich jedoch gezwungen, anonym zu bleiben: „Denn nach der allgemeingültigen islamischen Rechtsauffassung wird das Abfallen vom Islam mit dem Tode bestraft.“

So muß die Gründerin, die tapfere Iranerin Mina Ahadi, selbst in Deutschland um ihr Leben fürchten. Unter mehreren Todesarten wird ihr, die sich gegen Steinigungen einsetzte, sogar mit Steinigung gedroht.

Steinigung!

Das sollten Politiker wie Martin Schulz bedenken, wenn sie aus durchschaubaren niederen Beweggründen im Wahlkampf absurderweise behaupten, der Mohammedanismus, pardon, der Islam gehöre zu Deutschland. Der Gerechtigkeitslückenbekämpfer sollte eher laut und deutlich die These vertreten, daß eine Religion, welche die sich von ihr Abwendenden mit dem Tod bedroht, deren Geistliche „Ehrenmorde“ rechtfertigen und sogar selbst zu Haß und Mord aufrufen und Hunderttausende wutbrüllend auf die Straßen hetzen, weil jemand satanische Verse schreibt oder Mohammed-Karrikaturen zeichnet oder in Satire-Zeitschriften veröffentlicht, während gleichzeitig ihre Priesterschaft und Schriftgelehrten angesichts der wahnsinnigsten Morde an „Ungläubigen“, bestialisch an wahllosen Opfern, und selbst an Kindern, schweigen, daß eine solche Religion weder zu Deutschland noch sonstwo zur zivilisierten Welt gehört.

Und nicht als friedlich gelten kann.

Und das ist nur ein Beispiel aus einer sehr langen Liste, dessen ausgiebige öffentliche Erörterung der heutige Journalismus unbedingt befördern müßte.

Anstatt hochnäsig die, die sich darüber aufregen, als ängstliche Abgehängte, hier nicht als mutmaßliche, zu diffamieren.