Nein, man sendet zwei Tage lang als erste Nachricht, daß am dritten Alexander Dobrindt die Pläne für eine Maut vorstellen werde und verbreitet sich in vermeintlicher Objektivität ausführlich über konsequenzlose Sprechblasen xrangiger Politiker jeglicher Couleur zu den noch unvorgestellten Plänen. Die vorhersehbare Halbwertzeit jener Nachrichten über jene Äußerungen über jene noch unvorgestellten Planungen liegt, wenn es hochkommt, im Bereich von Stunden. Alternativ formuliere ich Dir einmal in drei Sätzen eine Meldung, die anstelle des Wieder- und Wiedergekäuten in den öffentlich-rechtlichen Nachrichtenmedien Deutschlands leider keine Erwähnung fand, noch nicht einmal unter „ferner liefen“ vor dem Wetterbericht:
„Die Moskauer Internetzeitung Slon.ru veröffentlichte jetzt einen E-Mail-Verkehr, der belegt, daß in Rußland ein geheimer Stab hoher Regierungsbeamter seit Anfang des Jahres die Annexion der Krim durch russische Sicherheitskräfte vorbereitete. Danach wurden unter anderem über eine Agentur Blogger auf der Krim bezahlt für die Verbreitung von Desinformationen und das Streuen von Gerüchten, beispielsweise zur Diffamierung der europafreundlichen Kiewer Regierung als illegitime faschistische Macht. Der russische Präsident Putin hatte eine Steuerung der Aktionen von russischer Seite geleugnet.“
Das „jetzt“ in der ungemeldeten Meldung meint den wunderschönen Monat Mai, als alle Knospen sprangen.
Die Linsenschleifer der Nation, die öffentlich-rechtlichen Nachrichten- und Berichtserstattungsmedien Deutschlands, die sich vermutlich etwas einbilden auf gediegene Objektivität und Seriosität und Unabhängigkeit, auf Ausgewogenheit und Parteienproporz und, natürlich, auf politische Korrektheit, machen mir Angst. Sie vermitteln ein gefährlich falsches Bild von der Welt, mindestens durch Unterlassung und äußerst fragwürdige Gewichtung. Sie degradieren die Deutschen zu einem Volk, bei dem es tatsächlich als von den Medien(!!!) gefeierte Heldentat gilt, daß einer der zurückgetretenen Verteidigungsminister es „gewagt“ habe, die bereits langjährige „Mission“ der Bundeswehr in Afghanistan als Kampfeinsatz zu bezeichnen… Ein tapferes Kerlchen! Mutige Medien! Kolossal kritisch!
Armes Land! Gefährdetes Land! Denn humorlos hätte man jenes Beispiel ja auch als das werten können, was es in Wahrheit ist, nämlich als ungewolltes (und unbemerktes!) Eingeständnis von Unfähigkeit und einer tendenziösen Nachrichtenberichterstattung mit den Merkmalen: Weglassung, Ausblendung des Wesentlichen, euphemistische Lexik, Nivellierung von Unterschieden oder gar Insuffizienz in ihrem Erkennen, demnach analytisches Unvermögen nebst mangelhafter Durchdringung des Weltgeschehens. Und schließlich und immer wieder: Falschbewertung und -gewichtung mit dem generellen Hang zur teilweise grotesk anmutenden Überbewertung von Nullnachrichten und Nebensächlichkeiten, von Eintagsgeschwätz und von Eintagsfliegen: Tellerrand statt Horizont. Resümee: Verdrängung von Realitäten.
Also sprach Friedrich Nietzsche: Es ist aber nicht unser Los, Fliegenwedel zu sein!
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