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19. Juni 2022: Sehmann an Mephisto
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Sprachliche Begrifflichkeit ist die Brille, durch die wir die Welt sehen. Und mehr noch, mittels jener Begrifflichkeit schenkt uns ja einzig die „Sprache, die für dich dichtet und denkt“ (Schiller) überhaupt erst das Vermögen zu denken. Die Begriffe sind es, die die Möglichkeiten und die Richtung unseres Denkens vorherbestimmen.
Nun soll kommende Woche auf Vorschlag von Bündnis 90/Die Grünen die(?) Politolog(?)in(?) Ferda Ataman zur Leiter(?)in der Antidiskriminierungsstelle der Bundesrepublik Deutschland ernannt werden. In der heute abgerufenen Wikipedia ist über die(?) Frau(?) Ataman zu lesen [um Himmels Willen, ich will der Antidiskriminierungsbeaftragten in spe natürlich nicht zu nahe treten und er sie es und so weiter diskriminieren, nehme mir aber, wie andere auch, die Freiheit heraus, das weibliche Geschlecht anzunehmen!]:
Im Juni 2018 schrieb Ataman für eine Publikation der Amadeu Antonio Stiftung: „Politiker, die derzeit über Heimat reden, suchen in der Regel eine Antwort auf die grassierende ‚Fremdenangst‘. Doch das ist brandgefährlich. Denn in diesem Kontext kann Heimat nur bedeuten, dass es um Blut und Boden geht: Deutschland als Heimat der Menschen, die zuerst hier waren.“ Ein Heimatministerium sei vor allem „Symbolpolitik für potenzielle rechte Wähler“.
Horst Seehofer sagte daraufhin als erster Bundesinnenminister seine Teilnahme am Integrationsgipfel ab. Er wolle nicht teilnehmen, wenn mit Ataman „eine Teilnehmerin meine Strategie für Heimat in einem Artikel […] mit dem Heimat-Begriff der Nationalsozialisten in Verbindung bringt“.
Der ehemalige ARD-Korrespondent Werner Sonne, der gemeinsam mit Ataman den Mediendienst Integration aufgebaut hatte, kritisierte im Spiegel, es sei zwar„Unfug“, ihr die Absage Seehofers „in die Schuhe zu schieben“, doch habe sie „den Streit mit Angela Merkel immer weiter“ eskaliert und verlange die Abschaffung des Begriffs Migrationshintergrund, weil Menschen mit diesem Hintergrund in Deutschland „doch längst in der Mehrheit“ seien. Diese Behauptung Atamans würde „ausdrücklich die vielen Millionen Vertriebenen und Flüchtlinge“ einbeziehen, „die als Folge des Zweiten Weltkriegs ihre alte Heimat verlassen mussten“. Dies sei ein absurder Versuch, „diese Menschen mit Zuwanderern gleichzusetzen, die unbestreitbar aus anderen Kulturkreisen nach Deutschland gekommen sind“ und sei „Wasser auf die Mühlen derjenigen, die dieses Land spalten wollen“.
Ataman hatte mit einer Spiegel-Kolumne 2020 für Debatten gesorgt, als sie die Bezeichnung „Kartoffel“ für Deutsche ohne Migrationshintergrund verteidigte. Als Reaktion auf diese Aussage wurde ihr vorgeworfen, sie würde selbst einen angeblich diskriminierenden Jargon verwenden.
Der Autor Ahmad Mansour wirft Ferda Ataman vor, es gehe ihr um „Ideologie und wenig um den Abbau von Rassismus oder Diskriminierung“, und beklagt sich über ihr „abstruses Weltbild“, das impliziere: „Rassist ist, wer alt, weiß und männlich ist“.
Dem bliebe Mannigfaltiges und noch einiges mehr hinzuzufügen und Ergänzendes zu sagen, und der Eintrag an sich ist natürlich eine wahre Fundgrube. Aber Zeit ist kostbar, und darum will ich mich hier nur pars pro toto beschränken. Dafür sei zur Verdeutlichung noch zitiert aus einer Meldung des Deutschlandfunks von gestern:
Die Debatte über die geplante Ernennung der Publizistin und Politologin Ferda Ataman zur Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes hat sich fortgesetzt.
…
Der Politologin werden unter anderem verbale Ausfälle gegenüber Menschen ohne Migrationshintergrund vorgeworfen.
Also in der sich fortgesetzt habenden Debatte werden der in Deutschland wahrscheinlich schwer unter Diskriminierung gelitten habenden Politologin(?), die(?) Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt Moderner vorderer Orient und Migration an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und dem Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin studiert und das Studium 2005 mit dem Diplom abgeschlossen hatte, „verbale Ausfälle gegenüber Menschen ohne Migrationshintergrund vorgeworfen“.
Die merken gar nichts mehr!
„Menschen ohne Migrationshintergrund“…
Was für eine verschrobene Verrenkung!
Könnte es sein, daß der politisch korrigierte Journalismus dieses Landes damit Menschen meint, die nicht zugewandert sind?
Um zu sprechen in der Landessprache?
Um klar und deutlich deutsch zu reden?
Und könnte es sogar sein, daß „Menschen ohne Migrationshintergund“ dieses Landes Deutsche sind?
Wie in Frankreich Franzosen, in Spanien Spanier, in Italien Italiener und in der Ukraine Ukrainer?
Könnte es sein, daß der Satz in der Landessprache hieße:
„Der Politologin werden unter anderem verbale Ausfälle gegenüber Deutschen vorgeworfen.“?
Könnte es also sein, daß neben der „Bevölkerung“ hierzulande mit einer wunderschönen Sprache sogar ein Volk existiert?
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„Kopf gut schütteln vor Gebrauch!“
Erich Kästner (1899 – 1974)
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