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Thalatta ! Thalatta !

Schlagwort-Archiv: Olaf Scholz

Abbild der Generation WollteMalUndKonnteNicht

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1. August 2021: Bellarmin an Mephisto

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1. August 20121 WELT AM SONNTAG:

In der vergangenen Woche hat sich in Umfragen endlich herauskristallisiert, wen die Deutschen als Kanzler sehen möchten. Sein Name ist ‚Keiner der Kandidaten‘, und er oder sie bekommt fast die Hälfte aller Stimmen. Das ist ein Armutszeugnis für die Kandidaten. Vor allem aber für die Parteien. Die Grünen hätten mit Robert Habeck als Kandidat womöglich über Inhalte statt über Plagiate und Lügen im Lebenslauf reden können. Sie mussten sich aber gegen ihn entscheiden, weil er für die Partei das falsche Geschlecht hat. Die Union könnte womöglich mit Markus Söder besser punkten – er konnte sich aber nicht durchsetzen, weil Gremien anstelle von Mitgliedern über die Kandidatur entschieden. Olaf Scholz könnte der lachende Dritte sein. Und tatsächlich wächst die Zustimmung für den Mann, dessen Sorge davor, selbst eine klare Aussage zu machen, nur noch von der Angst übertroffen wird, dass seine Parteivorsitzende Saskia Esken eine machen könnte. Aber die SPD verharrt um die 15 Prozent auf Platz drei. So torkelt Deutschland einigermaßen desinteressiert nach 16 Jahren Merkel in eine ungewisse Zukunft.

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Glücklich sein, heißt schläfrig sein im Munde der Knechte. Glücklich sein! mir ist, als hätt ich Brei und laues Wasser auf der Zunge, wenn ihr mir sprecht von glücklich sein.

Friedrich Hölderlin (1770 – 1843)

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Die hochgelobte Dreistigkeit des Scheins

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22. Mai 2021: Bellarmin an Mephisto

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Was für eine Woche der unfreiwilligen Demaskierungen in Zeiten des Maskentragens! Die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sah sich wieder einmal gedrängt in all ihrer entsetzlichen Unschuld. Nämlich auf der passenden Plattform der unglaubwürdigsten Partei Deutschlands eine „persönliche“ (!) Erklärung zu veröffentlichen.

Wie feinfühlig, ja geradezu e-mo-ti-o-nal, ihre Erklärung persönlich zu erklären!

Dementsprechend trieft die persönliche Erklärung der Ministerin vor intellektbeleidigenden persönlich inszenierten Irritationen, von denen trotz ihrer plattköpfigen Vordergründigkeit besonders eine treu und kritiklos von den öffentlich-rechtlichen Medien kolportiert wurde und wird: Familienministerin Giffey gebe ihr Amt auf wegen der Diskussionen über ihre Doktorarbeit.

Von welchen Diskussionen „in den letzten Tagen“, wie sie es persönlich in ihrer persönlichen Erklärung erklärt, ist hier die Rede? Wer hat da mit welchen Argumenten wo wie mit wem diskutiert? Und wenn, dann muß es ja derart belanglos gewesen sein, wenn unseren aufmerksamen Medien und der interessierten Öffentlichkeit jene Diskussionen vollkommen entgangen sind, in denen persönlich über unsere Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend mit all ihrer persönlichen Unschuld derart diskutiert worden wäre, daß sie sich deswegen zurückzutreten veranlaßt sähe. Sonst hätten die doch sich todsicher darauf gestürzt, wie ich unsere kritische Presse kenne!

Um die Öffentlichkeit wahrheitsgemäß zu unterrichten.

Und dennoch schmeißt die persönliche Ministerin ihr Amt persönlich hin?

Was soll man sagen?

Soll man sagen, unsere Ministerin mit dem guten Kitagesicht will uns führen hinters Licht?

Und daß gar nicht von Presse und Öffentlichkeit unbemerkte oder gar in betrügerischer Absicht mit gutem Kitagesicht erfundene Diskussionen über ihre Doktorarbeit der Grund sind für die plötzliche Aufgabe ihres Amtes?

Sondern ihre persönliche Doktorarbeit mit unter anderem mindestens 27 Textstellen, die den Tatbestand der vorsätzlichen Täuschung erfüllen?

Das könnte man vermuten, wenn man der unfreiwiligen Demaskierung der Ministerin aus den Reihen ihrer eigenen Partei glauben schenkt.

In treuer Doofheit heroisierend gemeint:

Sie tue das, noch bevor ihr der Doktortitel aberkannt worden sei, sagte Kühnert im Inforadio.“

(Deutschlandfunk, Donnerstag, 20.Mai 2021)

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Donnerstag, 20. Mai 2021

DER SPIEGEL:

Wir sind gerade Zeugen eines bemerkenswerten politischen Zaubertricks. Franziska Giffey hat beim Verfassen ihrer Doktorarbeit zumindest unsauber gearbeitet, wahrscheinlich unredlich geschlampt, womöglich wissentlich betrogen. Und doch hat sie die Chuzpe, sich im Abgang als absolut vertrauenswürdige, integre Politikerin zu inszenieren. … Das muss man Giffey lassen: Die nötige Abgebrühtheit bringt sie mit, für jedes denkbare Amt.

STUTTGARTER NACHRICHTEN:

Sollte ihr Titel astrein sein, wäre der Minister-Rücktritt unnötig gewesen. Ist aber an den Bedenken mehr dran als das blauäugig-verschwiemelt Eingeräumte, darf einer Kandidatin, die Regierende Bürgermeisterin werden will, das rechtlich wie politisch nicht schnuppe sein. Selbst für Berliner Verhältnisse wäre das des Unkonventionellen zu viel.

STRAUBINGER TAGBLATT:

Giffey mit einer

…Mischung aus Zaudern, gespielter Naivität und Realitätsverlust…

DIE RHEINPFALZ:

Karl-Theodor zu Guttenberg und Annette Schavan wurden ebenfalls des Täuschens und der Schlamperei in ihren Doktorarbeiten überführt – auch sie zogen Konsequenzen wie Giffey. Das war folgerichtig und hat nichts mit menschlicher ‚Größe‘ zu tun, wie dies etwa von SPD-Fraktionschef Mützenich im Fall Giffey behauptet wird.

HANDELSBLATT:

Ein gutes Vierteljahr vor der Bundestagswahl muss Scholz nun erklären, warum Giffey für das Bundeskabinett nicht mehr infrage kommt, aber eine vorzügliche Regierende Bürgermeisterin abgeben würde.

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Abgesang auf die unglaubwürdigste Partei Deutschlands

 

3.November 2018: Bellarmin an Mephisto

 

Das im wahrsten Wortsinn stupideste Wahlplakat, das anläßlich der Wahl am letzten Sonntag in Hessen zu entdecken war, trumpfte auf mit einem singulären Spruch:

„Zukunft jetzt machen“.

Du darfst raten von welcher Partei.

Ja, für die Erfindung solch mitreißender Sprüche darf man keine Wahlkampfkosten scheuen. Der Schwung der Erneuerung blies den Wählern heiß ins Antlitz und riß sie elektrisiert vom Hocker.

Nun gut, ich sehe Dich grinsen. Du weißt Bescheid. Dir kann man auch nichts verbergen: Die arme Pappe „Zukunft jetzt machen“ trug in einer Unterzeile den Namen „Thorsten Schäfer-Gümbel“.

Und über „Zukunft jetzt machen“ stand zu lesen in verschmitztem Rot „SPD“…

Da bleibt kein Auge trocken und man staunt, daß die Wahlverluste für die Partei der „jetztzumachenden“ Zukunft lediglich 11 Prozentpunkte „ausmachten“.

Ich höre gerade, Thorsten Schäfer-Gümbel wäre bereit, in der „jetztzumachenden“ Zukunft auch als Juniorpartner „mitzumachen“. In einer Ampelkoalition.

Ich höre gerade, SPD-Vizeparteichef Thorsten Schäfer-Gümbel fordere seine Partei auf, jetzt klare Positionen zu beziehen!!

Denn die Menschen wüßten nicht mehr, wofür die SPD stünde!!

Ja, so was!

Und, fügt er gleich forsch hinzu, deshalb solle die Erbschaftssteuer reformiert werden!

Wouw!

Ich höre gerade aus Berlin, Olaf Scholz (SPD), seines Zeichens Finanzminister, lehne die Erhöhung des Mindestlohnes von 8 Euro 84 auf 9 Euro19 ab.

Nachdem er ihr im Kabinett zugestimmt hatte…

Oh Bebel, Wels, Schumacher, Brandt, Schmidt – was haben sie „gemacht“ aus eurer Partei?

Eine Partei der Schröder, Schulz und Scholz…

Und Stegner!

Ach ja, und dann war ja da noch die Andrea Ypsilanti….

Mittenmang mit anderen dazwischen.

Aus der SPD ist eine Partei gemacht worden, die krampfhaft, womöglich mittels Berater- und Werbefirmen, nach Wahlkampfthemen sucht…

Mehr zu wissen ist nicht nötig.

Die älteste Partei Deutschlands hat ihre Daseinsberechtigung verloren!

Die älteste Partei Deutschlands hat ihre Zukunft verspielt!

Die älteste Partei Deutschlands ist überflüssig!

Und das liegt beileibe nicht an der Agenda 2010.

Das Wort „Unglaubwürdigkeit“ fällt übrigens so gut wie nie bei der angestrengten Ursachensuche.

Auch ist nie die Rede von prinzipienloser Kompromißbereitschaft zwecks Regierungsbeteiligung um jeden Preis. Von skrupelloser Politikausrichtung nach Umfrageergebnissen. Von stetiger Unterschätzung der Intelligenz des umworbenen Wählers. Von dümmlicher, typisch spdämlicher, also durchsichtigster Effekthascherei aus augenscheinlich niederen Beweggründen, um Stimmen zu fischen.

Von Sozialklempnerei statt Sozialdemokratie.

Irgendwie erscheint die europäische Sozialdemokratie entlarvt, und die Menschen sind heute zu intelligent für ihr Eiapopeia und durchschauen es als bloßen Vorwand für den Machterhalt.

Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts existierte einmal der Begriff „Geschäftssozialisten“. Die Lily Braun wurde einst damit bedacht.

Der unversöhnliche Riß durch die Gesellschaft wird hinfort wohl nicht mehr verlaufen zwischen der SPD und dem bürgerlichen Lager, das ist ja schon lange vorbei, sondern zwischen den Grünen und der AfD…

 

»Jenosse«, sahre ick, »woso wählst du eijentlich SPD –?« Ick dachte, der Mann kippt mir vom Stuhl! »Donnerwetter«, sacht er, »nu wähl ick schon ssweiunsswanssich Jahre lang diese Pachtei«, sacht er, »aber warum det ick det dhue, det hak ma noch nie iebalecht

Kurt Tucholsky (1890 – 1935)