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Thalatta ! Thalatta !

Schlagwort-Archiv: Franziska Giffey

Öffentlich-rechtliche Rechenkünste

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6. Januar 2023: Der Ritter vom heiligen Geist an Mephisto

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Am 1. Oktober 2014 hatten der seinerzeitige Innenminister de Maiziere und der Chef des Bundeskriminalamtes Ziercke den aktuellen Lagebericht zur organisierten Kriminalität vorgestellt. Die Zahl der Ermittlungsverfahren war gegenüber dem Vorjahr um sieben Prozent, die der Tatverdächtigen um 15 Prozent, nämlich auf mehr als 9.000 gestiegen. Es seien immer mehr kriminelle Banden aktiv, von denen viele aus Polen, Litauen und Albanien gesteuert würden. Vor allem gehe es um Rauschgifthandel, Einbrüche, Autodiebstähle und Geldwäsche. Das Rauschgiftgeschäft in Deutschland sei in albanischer Hand, der Diebstahl von Autos werde häufig von Polen oder Litauen abgespult. Einbrecher und Ladendiebe seien häufig in Organisationen aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion heraus tätig. Ein Großteil der deutschen Verdächtigen gehöre der Rockerszene an. Und aus irgend einem Grund mahnte de Maiziere auch noch eine internationale Zusammenarbeit an.

Diese Informationen hatte ich damals nicht aus dem Bericht, den ich im Deutschlandfunk über die Pressekonferenz hörte, entnehmen können, sondern sie entstammten im wesentlichen der Neuen Osnabrücker Zeitung vom Folgetag. Aus irgendeinem Grund fühlte man sich in dem Blatt noch zu der lobenden Bemerkung hingerissen:

De Maiziere und Ziercke scheuten sich nicht, die Dinge nach Auswertung der Statistik beim Namen zu nennen.“

Dem Bericht des Deutschlandfunks damals entnahm ich allerdings die mir verdächtig vorkommende Rechnung, die Mehrzahl der Verbrechen organisierter Kriminalität werde von Deutschen verübt.

Nämlich vierzig Prozent.

Die übrigen verteilten sich auf andere Nationen…

„Political Correctness“, womit nach meiner Vermutung das im Deutschen klarere Wort „Politische Korrektheit“ verschwammigt werden soll, vereint begrifflich „politisch“ mit „korrekt“. Wobei „korrekt“ etymologisch als Fachwort aus der Druckersprache zurückgeführt werden kann auf „korrigiert“, „berichtigt“, „verbessert“. Was verbessert und berichtigt wird und in welchem Sinn, fixiert das vorangestellte Attribut „politisch“. „Political Correctness“ steht demnach als Hüllwort für „in politischem Sinne verfälscht“. Es handelt sich also bei als „politisch korrekt“ Etikettiertem um jeweilige aus politischen Gründen verfälschte Tatsachen. „Nach Auswertung der Statistik“ um die Welt als Wille und Vorstellung.

Am Sonntag, dem Neujahrstag, meldete der Deutschlandfunk,

Sonntag, 1. Januar 2023, Deutschlandfunk:

Nach zahlreichen Angriffen auf Einsatzkräfte in der Silvesternacht fordert der Berliner Landesverband der Gewerkschaft der Polizei ein weitgehendes Böllerverbot. Der Berliner GdP-Vorsitzende Weh sagte, man habe deutschlandweit gesehen, dass Pyrotechnik ganz gezielt als Waffe gegen Menschen eingesetzt werde. Das müsse ein Ende haben.

Es brauche ein Verkaufsverbot für alle, die nicht beruflich und dementsprechend verantwortungsvoll damit hantierten, betonte der GdP-Landeschef. Viele Baumärkte hätten in diesem Jahr bereits klar Stellung bezogen. Auch die Bevölkerung sei viel weiter, als man denke.

Der erste parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion im Bundestag, Frei, nannte die Angriffe auf Polizei, Feuerwehr und Rettungskräfte verachtenswert. Der CDU-Politiker sprach sich in der „Rheinischen Post“ für eine konsequente Bestrafung, aber gegen ein generelles Feuerwerksverbot aus. Auch die FDP-Politikerin Aschenberg-Dugnus hält ein allgemeines Böllerverbot nicht für zielführend. Berlins Regierende Bürgermeisterin Giffey sagte dem „Tagesspiegel“, sie verurteile die teils massiven Übergriffe auf Polizei und Feuerwehr auf das Schärfste. Man werde Konsequenzen ziehen müssen. Konkret erwähnte sie eine mögliche Ausweitung der bereits bestehenden Böllerverbotszonen.

Die Menschen in Deutschland feierten den Beginn des neuen Jahres mit deutlich mehr Böllern und Raketen als in den vergangenen beiden Jahren, in denen wegen der Corona-Pandemie und zur Entlastung der Krankenhäuser ein Verkaufsverbot galt. Bei der Polizei in Berlin wurden nach bisherigen Erkenntnissen 18 Beamte verletzt. Mehr als 100 Personen wurden während des gesamten Einsatzes festgenommen. Nach Angaben der Berliner Feuerwehr gab es insgesamt 38 Übergriffe, bei denen 15 Einsatzkräfte verletzt wurden.

Auch in anderen Städten gab es ähnliche Vorfälle. So teilte die Feuerwehr in Essen mit, Einsatzkräfte seien in der Silvesternacht immer wieder mit Feuerwerkskörpern beworfen worden. Ähnliche Vorfälle wurden aus Mannheim gemeldet. In Leipzig wurde ein 17-Jähriger während des Hantierens mit Feuerwerk tödlich verletzt.

Wir lenken unsere Aufmerksamkeit erst einmal auf die typische Struktur bundesdeutscher Nachrichtenberichterstattung öffentlich-rechtlicher Medien des 21. Jahrhunderts: Wenn es sich partout nicht mehr vermeiden läßt, neben reinen Sprechblasen-Meldungen, à la der hat dies gesagt und der hat das gesagt, über ein wirklich wahres Geschehnis, einen Vorfall, ein Faktum zu berichten, dann beginnt die Nachricht zwecks Volkserziehung generell statt mit dem Primären zuerst mit kommentierenden Denkrichtungsvorgaben. Damit jeder wisse, wie er richtig zu denken habe.

Und dabei lassen sich auch gezielt Wahrheiten wattieren und verschleiern.

Die Methode wurde übrigens ausgiebig verwendet in der Deutschen Demokratischen Republik beim „Fernsehfunk“ in der halbstündigen „Aktuellen Kamera“ täglich ab 19’30 Uhr.

Es war einmal, da gab es hingegen Zeiten, in denen hätte die Meldung etwa gelautet:

Die Menschen in Deutschland feierten den Beginn des neuen Jahres mit deutlich mehr Böllern und Raketen als in den vergangenen beiden Jahren, in denen wegen der Corona-Pandemie und zur Entlastung der Krankenhäuser ein Verkaufsverbot galt. Bei der Polizei in Berlin wurden nach bisherigen Erkenntnissen 18 Beamte verletzt. Mehr als 100 Personen wurden während des gesamten Einsatzes festgenommen. Nach Angaben der Berliner Feuerwehr gab es insgesamt 38 Übergriffe, bei denen 15 Einsatzkräfte verletzt wurden.

Auch in anderen Städten gab es ähnliche Vorfälle. So teilte die Feuerwehr in Essen mit, Einsatzkräfte seien in der Silvesternacht immer wieder mit Feuerwerkskörpern beworfen worden. Ähnliche Vorfälle wurden aus Mannheim gemeldet.“

Punkt.

Das hätte im wesentlichen zwei Vorteile geboten: Zum einen hätte man vorausgesetzt, daß Landeskinder, die bundesdeutsche Schulen absolvierten, zur Mündigkeit befähigt wurden und demnach selbständig denkend über das mitgeteilte Geschehnis sich ein eigenes Urteil bilden. Und zum anderen hätte sich die erfreuliche Möglichkeit geboten in der Kürze der Zeit einer Nachrichtensendung, sich den wesentlichen Zusammenhängen des Ereignisses zu widmen. Zum Beispiel der auf der Hand liegende Frage, in welchen Stadtteilen wurden denn die 18 Beamten in Berlin verletzt und 100 Personen festgenommen?

Und zu welchem widerlichen Mob gehörten denn diese feigen Angreifer?

Und statt des Politikers Frei und statt der Politikerin Aschenberg-Dugnus und statt der Politikerin Giffey, bei der es noch dazu Anlässe gibt, die Frau für verlogen zu halten, hätte man in Zeiten des RIAS, des Rundfunks im amerikanischen Sektor, hierzu wenigstens einen der verletzten Feuerwehrleute oder Polizisten zitieren können.

Das sind nämlich mündige Bürger mit zwei Augen im Kopf, die doch das Geschehen selbst miterlebt haben und ihre authentischen Einschätzungen, beispielsweise ob es sich in dem der womöglich permanent in Rede stehenden Viertel, gleichgültig ob afghanisch oder syrisch oder mit deutschem Paß, um einen der typisch irrationalen Gewaltexzesse eines eher mohammedanisch sozialisierten Mobs gehandelt haben könnte.

Und, statt zu fordern, daß die Provenienz jener offenbar lynchgierigen Canaille politisch nicht diskutabel zu sein habe (Bundesinnenministerin Faeser, SPD), könnten verantwortungsvolle Politiker und gedächtnisbegabte Journalisten, was bezeichnenderweise bisher noch kein einziges Mal geschah, wenigstens einmal eins und eins zusammenzählen und sich fragen: Hat es in Deutschland nicht schon einmal eine entsetzliche Silvesternacht gegeben?

Und wenn ja, gibt es etwa gemeinsame Merkmale?

Eventuell?

Und wenn ja: Welche?

Mit gemeinsamen Merkmalen sind nicht gemeint das übliche Zerreden des Wesentlichen, wie beispielsweise seinerzeit nach der Kölner Silvesternacht von den üblichen Schwachköpfinnen: Auch deutsche Männer würden Frauen vergewaltigen…

Obwohl sich zuvor und danach kein einziger im Lande fand, der dies bestritten hätte.

Aber es handelt sich hier ja geradezu exemplarisch um den banalsten aller banalen rhetorischen Kniffe, einem nicht selten sogar völlig fiktiven Gegenüber eine nie behauptete Behauptung in den Mund zu legen, gegen die es sich dann trefflich polemisieren läßt.

Zum Beispiel aus triebhaftem Geltungsbedürfnis.

Oder aus Darstellungssucht der eigenen rechtgläubigen Gesinnung.

In jedem Fall aus mangelbehafteter Intelligenz.

Gegenwärtig offenbart sie sich in der Polemik über unmutmaßlich unterstellten Rassismus.

Sobald die Frage der Herkunft der mordlüsternen Horde berührt wird.

Aber um bei der Gelegenheit noch einmal zurückzukommen auf gemeinsame Merkmale zwischen Ereignissen und ihrer politisch-korrigerten „Bewältigung“ durch öffentlich-rechtliche Rechenkünste: Auf der ARD-Webseite stand als Gipfel der offenen Volksverarschung tatsächlich zu lesen:

Im Zusammenhang mit den Krawallen hatte die Polizei 145 Menschen festgenommen [zum Glück keine Tiere, gemeint sind wahrscheinlich Personen] – zunächst hatte sie von 145 Festgenommen berichtet, die Zahl aber später korrigiert. Erstmals machte die Polizei nun auch Angaben zur Herkunft der mutmaßlichen Täter [also der unmutmaßlich aus irgend einem Grund auf frischer Tat Festgenommenen]. Demnach haben sie 18 verschiedene Staatsangehörigkeiten. [Jetzt kommt’s:] Die meisten [sic!] – 45 Tatverdächtige [von 145] – seien Deutsche [also Inhaber eines deutschen Passes]. Danach folgen 27 Verdächtige afghanischer Nationalität [also in Afghanistan existiert, im Gegensatz zu Deutschland, noch Nationalität] und 21 Syrer.“

Also die meisten hatten noch nicht einmal einen deutschen Paß…

Mittwoch, 4. Januar 2023, FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG:

Wer bestimmte Minderheiten kritisch anspricht, wird niedergemacht. Nichts wird dadurch so sehr gehemmt wie eine Debatte über die Konflikte, die Migration nun einmal mit sich bringt. Stattdessen beginnt das große Relativieren. Ja, aber nicht alle Jugendlichen mit Migrationshintergrund seien so. Ja, aber kulturelle Hintergründe spielten keine Rolle. Ja, aber wir wollen keine Sündenböcke. Ja, aber das Thema dürfe nicht instrumentalisiert werden. Ja, aber wir wollen ‚den Rechten‘ nicht in die Hände spielen. Ergebnis dieser Flucht aus der Ursachenforschung in die Tabuzonen der Republik sind Vorschläge wie Böllerverbot oder Verschärfung von Gesetzen.

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Die hochgelobte Dreistigkeit des Scheins

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22. Mai 2021: Bellarmin an Mephisto

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Was für eine Woche der unfreiwilligen Demaskierungen in Zeiten des Maskentragens! Die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sah sich wieder einmal gedrängt in all ihrer entsetzlichen Unschuld. Nämlich auf der passenden Plattform der unglaubwürdigsten Partei Deutschlands eine „persönliche“ (!) Erklärung zu veröffentlichen.

Wie feinfühlig, ja geradezu e-mo-ti-o-nal, ihre Erklärung persönlich zu erklären!

Dementsprechend trieft die persönliche Erklärung der Ministerin vor intellektbeleidigenden persönlich inszenierten Irritationen, von denen trotz ihrer plattköpfigen Vordergründigkeit besonders eine treu und kritiklos von den öffentlich-rechtlichen Medien kolportiert wurde und wird: Familienministerin Giffey gebe ihr Amt auf wegen der Diskussionen über ihre Doktorarbeit.

Von welchen Diskussionen „in den letzten Tagen“, wie sie es persönlich in ihrer persönlichen Erklärung erklärt, ist hier die Rede? Wer hat da mit welchen Argumenten wo wie mit wem diskutiert? Und wenn, dann muß es ja derart belanglos gewesen sein, wenn unseren aufmerksamen Medien und der interessierten Öffentlichkeit jene Diskussionen vollkommen entgangen sind, in denen persönlich über unsere Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend mit all ihrer persönlichen Unschuld derart diskutiert worden wäre, daß sie sich deswegen zurückzutreten veranlaßt sähe. Sonst hätten die doch sich todsicher darauf gestürzt, wie ich unsere kritische Presse kenne!

Um die Öffentlichkeit wahrheitsgemäß zu unterrichten.

Und dennoch schmeißt die persönliche Ministerin ihr Amt persönlich hin?

Was soll man sagen?

Soll man sagen, unsere Ministerin mit dem guten Kitagesicht will uns führen hinters Licht?

Und daß gar nicht von Presse und Öffentlichkeit unbemerkte oder gar in betrügerischer Absicht mit gutem Kitagesicht erfundene Diskussionen über ihre Doktorarbeit der Grund sind für die plötzliche Aufgabe ihres Amtes?

Sondern ihre persönliche Doktorarbeit mit unter anderem mindestens 27 Textstellen, die den Tatbestand der vorsätzlichen Täuschung erfüllen?

Das könnte man vermuten, wenn man der unfreiwiligen Demaskierung der Ministerin aus den Reihen ihrer eigenen Partei glauben schenkt.

In treuer Doofheit heroisierend gemeint:

Sie tue das, noch bevor ihr der Doktortitel aberkannt worden sei, sagte Kühnert im Inforadio.“

(Deutschlandfunk, Donnerstag, 20.Mai 2021)

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Donnerstag, 20. Mai 2021

DER SPIEGEL:

Wir sind gerade Zeugen eines bemerkenswerten politischen Zaubertricks. Franziska Giffey hat beim Verfassen ihrer Doktorarbeit zumindest unsauber gearbeitet, wahrscheinlich unredlich geschlampt, womöglich wissentlich betrogen. Und doch hat sie die Chuzpe, sich im Abgang als absolut vertrauenswürdige, integre Politikerin zu inszenieren. … Das muss man Giffey lassen: Die nötige Abgebrühtheit bringt sie mit, für jedes denkbare Amt.

STUTTGARTER NACHRICHTEN:

Sollte ihr Titel astrein sein, wäre der Minister-Rücktritt unnötig gewesen. Ist aber an den Bedenken mehr dran als das blauäugig-verschwiemelt Eingeräumte, darf einer Kandidatin, die Regierende Bürgermeisterin werden will, das rechtlich wie politisch nicht schnuppe sein. Selbst für Berliner Verhältnisse wäre das des Unkonventionellen zu viel.

STRAUBINGER TAGBLATT:

Giffey mit einer

…Mischung aus Zaudern, gespielter Naivität und Realitätsverlust…

DIE RHEINPFALZ:

Karl-Theodor zu Guttenberg und Annette Schavan wurden ebenfalls des Täuschens und der Schlamperei in ihren Doktorarbeiten überführt – auch sie zogen Konsequenzen wie Giffey. Das war folgerichtig und hat nichts mit menschlicher ‚Größe‘ zu tun, wie dies etwa von SPD-Fraktionschef Mützenich im Fall Giffey behauptet wird.

HANDELSBLATT:

Ein gutes Vierteljahr vor der Bundestagswahl muss Scholz nun erklären, warum Giffey für das Bundeskabinett nicht mehr infrage kommt, aber eine vorzügliche Regierende Bürgermeisterin abgeben würde.

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Über Diebstahl und andere Kleinigkeiten

 

14. November 2020: Bellarmin an Mephisto

 

Hubertus Heil, seines Zeichens Arbeitsminister der Bundesrepublik Deutschland, wolle Gnade walten lassen, wie die Medien berichten. Er sei nämlich bereit, von seinen „Plänen“, einen Rechtsanspruch auf 24 Tage im Jahr Heimarbeit (auf Dummdeutsch: „Hohmoffis“) zu schaffen, abzurücken. Nein: von „zurückzustellen“ ist die Rede. Stattdessen solle den Beschäftigten das Recht auf ein Gespräch mit dem Arbeitgeber über die Möglichkeit von Hohmoffis eingeräumt werden…

Denn Hubertus Heil hatte, wie üblich als stellvertretender Bundesvorsitzender der populistischsten Partei Deutschlands, zwecks Rekrutierung potentieller Wählerstimmen Umfrage-Ergebnisse ausschlachten wollen, nach denen ein Großteil der Beschäftigten, die Möglichkeit zu Hause arbeiten zu können infolge der Seucheneindämmung, doch eher als recht vorteilhaft empfunden habe.

Im Kern sollten Beschäftigte das „Recht auf ein ernstzunehmendes Gespräch“ mit ihrem Arbeitgeber bekommen, in dem die Möglichkeiten von Homeoffice geklärt werden könnten – einen „Erörterungsanspruch“, wie er es nannte. Es gehe ihm darum, bei dem Thema weiterzukommen, betonte Heil. Zudem sei es notwendig, Regeln zum Arbeitsschutz für das mobile Arbeiten zu schaffen.
Heil verzichtet damit auf ein Projekt, das nicht nur in der Unionsfraktion im Bundestag, sondern auch in Handwerk und Industrie auf Kritik gestoßen war. Das Bundeskanzleramt lehnte es ab, seinen Gesetzentwurf in die Ressortabstimmung zwischen den einzelnen Ministerien weiterzuleiten. Unions-Abgeordnete und Verbände pochten darauf, dass das Thema Homeoffice zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern geregelt werden müsse und nicht vom Staat „gelenkt“ werden dürfe.

(Deutschlandfunk, 14. November 2020)

Nun zu einer anderen Blüte dieser Tage.

Franziska Giffey, ihres Zeichens Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, habe erklärt, zwar auf ihren Doktortitel zu verzichten, aber im Amt zu bleiben.

Auch an ihrer Kandidatur für den Berliner Landesvorsitz wolle sie weiter festhalten, erklärte die SPD-Politikerin. Sie habe der Freien Universität mitgeteilt, den Doktortitel ab sofort nicht mehr zu führen. Die FU Berlin hatte angekündigt, das Plagiatsverfahren um die Doktorarbeit Giffeys neu aufzurollen. … Giffey gilt auch als Anwärterin auf die SPD-Spitzenkandidatur bei der Berliner Abgeordnetenhauswahl im kommenden Herbst.

(Deutschlandfunk, 13. November 2020)

Sie habe der Freien Universität mitgeteilt, den Doktortitel ab sofort nicht mehr zu führen.“

Welches Verhalten der Bundesministerin aus der unglaubwürdigsten Partei Deutschlands an das kleinkindliche Verhalten erinnert, sich die Augen zuzuhalten in der Meinung, hinfort nicht mehr gesehen zu werden. Wohl auch ein gewisses Maß ihrer Hoffnung setzend auf die faktenarme Berichterstattung der SPD-freundlichen ARD-Medien. Denen es bei seriöser Berichterstattung ein Leichtes gewesen wäre, bei der Gelegenheit zu erinnern an das nicht unerhebliche Faktum, daß die Ministerin aus der unglaubwürdigsten Partei Deutschlands noch im vorigen Jahr erklärt hatte, im Falle der Aberkennung ihres Doktortitels auf ihr Ministeramt „verzichten“ zu wollen.

Demnach war nicht die Rede von einem anstandsgebietenden „Niederlegen“, sondern von einem ähnlichen Gnadenakt wie der ihres Parteigenossen Hubertus Heil, der bereit wäre, seine offensichtlich nicht durchsetzbaren Ansinnen „zurückzustellen“.

Sie „verzichte“.

Großmütigerweise.

Statt auf ihr Amt „verzichte“ sie eben, hinfort ihren Doktortitel „zu führen“.

Was eine völlige Privatsache und juristisch absolut unerheblich ist.

Ebenfalls vergaßen die Medien der ARD zu erwähnen aus irgend einem Grund den Grund für das neue „Aufrollen“ des Plagiatsverfahrens an der Freien Universität Berlin.

Es war unserer Ministerin nämlich seltsamerweise durch die von der Erstgutachterin, der Doktormutter ihrer Dissertation (!), ausgewählten Mitglieder des Überprüfungsgremiums der Plagiatsvorwürfe lediglich eine Rüge erteilt worden. Ein Problem dabei ist: Nach Vorwürfen und Kritik daran sah man sich seitens der Freien Universität endlich doch veranlaßt, ein Rechtsgutachten über das Erteilen einer Rüge zu erstellen und am 6. November als dessen Ergebnis zu erklären, daß eine Rüge allenfalls in einem minderschweren Fall zulässig wäre.

Die kritischen Stimmen außerhalb der Überprüfungskommission bezweifeln unter anderem, daß die Dissertation Giffeys einen Beitrag zur politikwissenschaftlichen Forschung leiste und es ist gar die Rede von „simulierter Wissenschaft“ und von einem „geschenkten Doktortitel“.

Und von einer „auffälligen Summation erheblicher Rechtsverstöße“.

Und für das Aussprechen einer Rüge gebe es nach dem Berliner Hochschulgesetz überhaupt keine Rechtsgrundlage.

Und auch das Überprüfungsgremium wäre unzuständig gewesen.

Und darum mußte das Plagiatsverfahren „neu aufgerollt“ werden.

Obwohl Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller, ebenfalls aus der unglaubwürdigsten Partei Deutschlands, in seiner Personalunion als Hochschulsenator des Stadtstaates vor zwei Monaten erst entschieden hatte, daß eine neuerliche Überprüfung nicht stattfinden solle.

Schon die Rüge war übrigens erteilt worden von dem wohlwollenden Gremium, weil unter anderem mindestens 27 Textstellen der Dissertation Franziska Giffeys den Tatbestand der vorsätzlichen Täuschung erfüllten. Beispielsweise durch verheimlichte Übernahmen von Texten anderer Autoren.

In Worten: Siebenundzwanzig.

Also wegen mindestens siebenundzwanzigfachen geistigen Diebstahls.

 

Sonnabend, 14. November 2020, MÄRKISCHE ODERZEITUNG:

In ihrer Erklärung gibt Giffey dem Präsidium der Freien Universität Berlin die Schuld. Nicht, weil die Uni-Chefs sie vor einem Jahr mit einer Rüge für wissenschaftliche Unsauberkeiten in Giffeys Dissertation davonkommen ließen, sondern weil das Verfahren wieder aufgenommen werden sollte. Unerwähnt bleibt in dem Schreiben, dass der Uni kaum eine andere Wahl blieb, nachdem ein seriöses Gutachten den Plagiatsvorwurf erhärtet hatte. Nun, so scheint die Sozialdemokratin zu denken, muss sie den angekündigten Rücktritt vom Ministeramt nicht vollziehen, weil nicht die Uni ihr den Doktorhut weggenommen hat.

Sonnabend, 14. November 2020, OLDENBURGISCHE VOLKSZEITUNG:

Wer betrügt, kann weder Ministerium noch Landesregierung führen.