A N A B A S I S

Thalatta ! Thalatta !

Du seist lieb im Herzen mir

 

8. Februar 2019: Serapion an Mephisto

 

Delila

(Richter 16,4-16,21)

 

Einst an dem Bache Sorek

Gewann der Simson lieb

Ein Weib, das hieß Delila,

Mit der vereint er blieb.

 

Doch der Philister Fürsten

Kamen hierauf zu der,

Um insgeheim zu sprechen

Delila von ihrem Begehr.

 

Du sollst ihn überreden

Zu zeigen dir, worin

So scheinbar unermeßlich

Er seine Kraft gewinn‘.

 

Womit wir ihn übermögen,

Auf daß wir binden ihn

Und Simson endlich zwingen,

So er nicht kann entfliehn.

 

Dann wollen wir dir geben,

Es sei uns nicht gering,

Ein jeglicher von uns tausend

Und hundert Silberling.

 

Delila sprach zu Simson:

O Simson sage mir,

Worin die große Kraft sei,

Als deine Pracht und Zier!

 

Und wie man dich binden könnte,

Und wie einer dich bezwäng‘,

So er dich fesseln wollte

Mit Stricken fest und eng?

 

Da sprach der Simson zu ihr:

Wenn einer aus frischem Bast

Mich bände mit sieben Seilen,

Der hätte mich gefaßt!

 

Mit unverdorrten Seilen

Gefesselt siebenfach,

So wär‘ ich wie andere Menschen,

Ich würde matt und schwach.

 

Da brachten ihr die Fürsten

Aus der Philister Land

Aus frischem Bast die Seile,

Womit Delila ihn band.

 

Und rings um ihre Kammer,

Da lauerte man zuhauf,

Den Simson zu bezwingen,

Daß er ihnen nicht entlauf‘.

 

Und wie geheim beredet,

Gemäß der Fürsten Begier,

Delila sprach zu Simson:

„Philister über dir!“

 

Er aber zerriß die Seile,

Wie eine flächsene Schnur

Zerreißt, als röche sie Feuer,

Als wär’s ein Leichtes nur.

 

So blieb er ungebunden

Und unverletzt gesund,

Doch wo seine Kraft herkäme,

Zu wissen ward nicht kund.

 

Da sprach Delila zu Simson:

Siehe, du hast mich getäuscht

Und hast mir gelogen, nun sag‘ doch,

Was ich zum Binden bräucht‘.

 

Gebunden mit neuen Stricken,

Mit denen nie Arbeit geschehn,

Das antwortete ihr da Simson,

So muß meine Kraft vergehn.

 

Mit ungebrauchten Stricken

Gefesselt mannigfach,

So wär‘ ich wie andere Menschen,

Ich würde matt und schwach.

 

Delila nahm neue Stricke,

Mit denen sie Simson band,

Derart er lag in Fesseln,

Die waren fest gespannt.

 

Und rings um ihre Kammer,

Da lauerte man zuhauf,

Den Simson zu bezwingen,

Daß er ihnen nicht entlauf‘.

 

Und wie geheim beredet,

Gemäß der Fürsten Begier,

Delila sprach zu Simson:

„Philister über dir!“

 

Doch er von seinen Armen,

Als gäb’s kein Hindernis,

Wie einen bloßen Faden

Herab all die Stricke zerriß.

 

Delila aber sprach zu ihm:

Bisher hast du mich getäuscht

Und hast mir gelogen, nun sag‘ doch,

Was ich zum Binden bräucht‘.

 

Wenn du mir die sieben Locken,

Die auf dem Haupte mein,

Flöchtest in ein Gewebe

Und schlügst einen Nagel darein.

 

Mit angenagelten Locken

Gebunden mannigfach,

So wär‘ ich wie andere Menschen,

Ich würde matt und schwach.

 

Und wie geheim beredet,

Gemäß der Fürsten Begier,

Delila sprach zu Simson:

„Philister über dir!“

 

Er aber erwachte vom Schlafe

Und machte sich nichts draus,

Er zog die geflochtenen Locken

Im Gewebe samt Nagel heraus.

 

Sie sprach: Wie kannst du sagen,

Du seist lieb im Herzen mir!

Dreimal hast du mir gelogen,

Worin die Kraft in dir!

 

Wie sie ihn aber drängte

Mit Worten Tag um Tag,

Ward todmatt seine Seele

Von all der Qual und Plag‘.

 

Nie ist ein Scherenmesser

Gekommen auf mein Haupt,

Wenn man mich damit schöre

Wär ich der Kraft beraubt.

 

Denn mit geschorenem Haupte,

Das wäre mir Weh und Ach,

So wär‘ ich wie andere Menschen,

Ich würde matt und schwach.

 

Als nun Delila merkte,

Daß er sie nicht länger narrt,

Ließ sie den Fürsten melden,

Er habe sein Herz offenbart.

 

Und wie der Philister Fürsten

Sahn Simsons Geheimnis erkannt,

Sie kamen und brachten die Gelder

Mit sich in ihrer Hand.

 

Nun ließ sie ihn entschlafen,

Selig in ihrem Schoß,

Mit seinem lockichten Haupte

Hüllen- und willenlos.

 

Und also rief sie einem

Und hat sie einem erlaubt,

Daß er Simsons Locken schöre

Und ihn seiner Kraft beraubt.

 

Sie suchte, ihn zu zwingen,

Zu prüfen seine Kraft,

Und siehe da, sie spürte,

Die Kraft war weggerafft.

 

Und wie es dessen sicher

Und sonder Gefahr schien ihr,

Delila sprach zu Simson:

„Philister über dir!“

 

Da er vom Schlaf erwachte,

Wie immer dachte er,

Sich frei wieder loszureißen,

Zu gehen ohne Beschwer.

 

Er dachte frei zu gehen,

Befangen in dem Wahn,

Und hatte doch nicht verstanden,

Daß der HERR ihn nun abgetan.

 

Es griffen ihn die Philister

Und stachen die Augen ihm aus

Und führten hinab ihn gen Gaza,

Sie führten den Simson landaus.

 

Dort banden sie ihn in Ketten,

Mit ehernen Ketten zwei,

Im Kreise zu drehen ein Mühlrad

In elender Schinderei.

 

2 Antworten zu “Du seist lieb im Herzen mir

  1. Gerry Huster 8. Februar 2019 um 20:54

    Ein interessantes Gedicht…

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