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18. September 2021: Bellarmin an Mephisto
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Es gab einmal Zeiten, da stand auf Wahlplakaten der SPD zu lesen:
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Das will die SPD:
Entspannung im gesicherten Gleichgewicht. Gegenseitige Rüstungskontrolle und Abrüstung.
Soziale Sicherheit. Garantierte Altersversorgung.
Vollbeschäftigung durch aktiven Staat. Sicherung der Mitbestimmung.
Unsere DM als eine der härtesten Währungen.
Sichere Energieversorgung durch internationale Partnerschaft.
Vorrang durch heimische Kohle. Kernenergie, soweit wie nötig.
Gesamtverantwortlich weiter die Umwelt schützen. Mehr Lebensqualität.
Staatlich geförderten Wohnungsbau und eine Verbesserung der Wohnumwelt.
Leistungen für die Familie.
Innere Sicherheit im freien und selbstbewußten Rechtsstaat.
Bundeskanzler Helmut Schmidt.
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Das will die SPD auf keinen Fall:
Konfrontation, militärische Abenteuer und ungebremste Aufrüstung.
Soziale Demontage. Angstpropaganda auf Kosten der Rentner.
Arbeitslosigkeit – gewollt oder hingenommen. Mit Tricks gegen Arbeitnehmerrechte.
Angstmacherei auf Kosten der Sparer.
Versorgungskrisen durch militärische Einsätze. Energiepolitik einfach von oben diktiert.
Kohle vernachlässigen und Kernenergie um jeden Preis.
Die Umwelt allein dem Markt überlassen. Lebenswerte Umwelt nur für Privilegierte.
Den sozialen Wohnungsbau abschaffen. Abbau des Mieterschutzes.
Unbezahlbare Versprechungen.
Erdrückte Freiheit durch Terrorismus und Angststaat.
F. J. Strauß.
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Richtig, derartige Wahlplakate, das ist lange her!
Das war 1980…
Tja, also…
Also was soll man sagen?
Tja…
Über das bemüht spitzfindig so benannte zweite „Triell“ sagte am Montag nach jenem Sonntagabend die Wochenzeitung CICERO:
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Sagen wir es so: Wenn eine mit der deutschen Politik nicht vertraute Person diese Sendung gesehen hätte, würde er oder sie sich zwangsläufig fragen: Warum treten Scholz, Laschet und Baerbock überhaupt gegeneinander an? Die scheinen doch, bis auf ein paar Details, alle einer Meinung zu sein. Es wurde jedenfalls so deutlich wie nie, dass diese Form des Triells komplett an der gesellschaftlichen Wirklichkeit des Landes vorbeigeht.
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Oder die SCHWÄBISCHE ZEITUNG aus Ravensburg sagte am selben Tage:
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Jetzt wäre also die Stunde der Diskussion, der Bewertung von Argumenten, der klaren Hinweise, was denn nun in naher Zukunft geschehen soll. Doch die Debatten zünden nicht. Es werden oberflächlich die Phrasen aus den Schubladen der Kommunikationsprofis geholt, aber eine klare Antwort etwa auf die deutsche Außenpolitik nach dem Afghanistan-Desaster gibt es nicht. Früher war nicht alles besser, auch nicht der Wahlkampf. Aber dieser Austausch von Belanglosigkeiten, der stößt dennoch sauer auf.
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Derweil wurden wir konfrontiert mit einem der zahlreichen härteren Belange im Staate Deutschlands anno 2021. Eine „rechtsextreme“ Splitterpartei namens „III. Reich“, nein, eine faschistoide Partei unter dem Tarnnamen „III. Weg“ hat finanzielle Mittel investiert und sich ausgerechnet, damit Wählerstimmen zu gewinnen mit also druckkostenbezahlten Wahlplakaten, auf denen zu lesen steht: „Hängt die Grünen“!
Du lasest richtig!
Doch es kommt noch härter!
Während in Bayern sämtliche Polizeipräsidien durch das Innenministerium angewiesen wurden, diese eindeutige Mordhetze zu entfernen, verfügte, zufälligerweise im Osten „der gesellschaftlichen Wirklichkeit des Landes“, das Verwaltungsgericht Chemnitz, daß diese eindeutigen Aufrufe zu Morden an Andersdenkenden nicht entfernt werden dürften!
So, und hier käme, bei Vorhandensein, menschliches Format ins Spiel.
Beispielsweise auf Seiten der ordinären in diesem „Wahlkampf“ für hohe politische Ämter kandidierenden Maulaufreißer und Maulaufreißerinnen.
Aber sie haben die Chance auf menschliche Größe verpaßt.
Was wäre das für eine Geste gewesen eines derzeitigen Spitzenpolitikers bei diesem Thema von Belang „der gesellschaftlichen Wirklichkeit des Landes“, was wäre das für eine essentielle Geste gewesen zum Beispiel für einen Politiker aus den Reihen der stärksten Oppositionspartei des Bundestages, stehenden Fußes sämtliche anderen demokratischen Parteien zu einer geschlossenen Allianz, jawohl, zu einer Einheitsfront der Demokraten gegen die Mordhetze dieser Nazis aufzurufen!
Was wäre das für eine Gelegenheit gewesen!
Wenn man Format gehabt hätte…
Aber!
Ich fürchte aber: jener augenblicklich doch naheliegendste Gedanke ist keinem gekommen.
Oder vielleicht sogar schlimmer: er wurde verworfen!
Aus Gründen parteipolitischer Opportunität!
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„Eine große Epoche hat das Jahrhundert geboren,
Aber der große Moment findet ein kleines Geschlecht.“
(GOETHE / SCHILLER Xenien Der Zeitpunkt)
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