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Thalatta ! Thalatta !

Schlagwort-Archiv: Bodo Ramelow

Die SPD als zuverlässigstes Sprachrohr der Partei Der Spalter

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Freitag, 3. Februar 2023: Bellarmin an Mephisto

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Der 2019 verstorbene Sigmund Jähn, seines Zeichens Generalmajor der „Nationalen“ „Volks“-Armee Restpreußens und Sachsens und deutscher demokratischer Weltraumpilot, war sicher ein integrer Charakter und insbesondere wohl auch ein erfreulich bescheidener. Indessen, daß er, wie nicht nur die ARD-Tagesschau anläßlich seines Todes sich beflissen zu melden beeilte, in der „DDR“ als Volksheld gegolten haben soll, ist unwahr. Wer, aber das war natürlich nicht das Deutsche-Demokratische-Republik-Volk, wer nicht gerade als SED-Funktionär, Abschnittsbevollmächtigter, Offizier, Zöllner, fanatisierte Pionierleiterin, freiwilliger Grenzhelfer nebst dessen unmündigen Ablegern herumlief oder zu den über 90.000 Geheimpolizisten plus 170.000 „Informellen Mitarbeitern“ jenes totalitären Zwergstaates zählte, durchschaute ohne besondere intellektuelle Anstrengung die Mitnahme eines Bürgers aus dem leibeigenschaftlich eingegrenzten „Volk“ in einer Rakete der ruhmredigen Sowjetunion als Propagandazirkusnummer für Den Doofen Rest, wie die deutsche demokratische vox populi in einem jahrzehntelang kolportierten Witz die Abkürzung des verlogenen Staatsnamens interpretierte.

Trotz jener 1989 über Nacht urplötzlich und restlos verschwundenen Selbstbezichtigung erkannten die Menschen unschwer die mittlerweile üblichen Erdumrundungen einer Sojus-29- oder einer Sojus-31-Rakete durchaus als Agitprop-Inszenierung für die wahrhaft Doofen und Naiven und für die im sozialistischen Bildungswesen zwangsweise indoktrinierten Schulkinder der Klassen 1 bis 4, egal ob da ein „Sowjetmensch“, – die Bezeichnung „Russe“ für „Russen“ war tabu in den von Russen besetzten Staaten des Ostblocks – egal ob da also ein „Sowjetmensch“ einen Tschechen oder einen Mongolen in seine Kapsel gehievt hatte, oder ob er mit einem nun abrupt wieder als Gesamtdeutschen gesehenen „Kosmonauten“ um die Erde schwirrte.

Es war belanglos.

Es war für denkende Menschen unerheblich.

Nie vernahm ich zu „DDR“-Zeiten auch nur irgendein Gespräch, in dem sein Name fiel.

Wie auch, man stelle es sich einmal vor, so ein Gespräch über „DDR“-Kosmonautik unter den Eingeborenen, die nicht zu einer der oben genannten Gruppe gehörten. Die also, zur normalen Bevölkerung zählend, am Fernsehapparat den Kanalwähler nicht ausschließlich auf demselben Kanal zu stehen hatten.

Woher also diese Scheinsensibilität für die konstruierte Befindlichkeit eines gewissermaßen postum postulierten „DDR-Volkes“?

Woher kommt dieses postume „Volks“-„Held“-Geschwafel bundesdeutscher Journalistik 30 Jahre nach dem Zusammenbruch jenes Staates, der seine als Zwangsarbeiter lebenslänglich zwangsrekrutierten Leibeigenen 1961 nicht mehr ohne Mauer und 1989 nicht mehr mit Mauer am Überrennen der unmenschlichen Staatsgrenze mit ihren Selbstschußanlagen und Hundestreifen und Schüssen in den Rücken Unbewaffneter hindern konnte? Einer mörderischen Grenze, über die in der während der glücklicherweise historisch kurzen Zeit des Bestehens dieses historischen Zufalls namens „Deutsche Demokratische Republik“ mehr als ein Sechstel ihrer Einwohnerschaft und oft unter Gefahr für Leib und Leben und unter Zurücklassung von allem Hab und Gut geflohen war aus irgend einem Grund. An Zahl übertreffend alles, was während der letzten Völkerwanderung an Völkerschaften in Europa und Nordafrika die Lande durchzogen hatte!

Von welchem Volk soll hier also sein der bundesdeutschen Journalisten blödsinniges Gerede?

Und in welchem Interesse?

Wer 2019 indessen erwartet hatte, daß endlich das Erinnerungsvermögen zurückkehre anläßlich des immerhin dreißigsten Jahrestages der historisch unglaublich glücklichen Wiedervereinigung Deutschlands nach über 56 Jahren totalitärer Diktatur durch Nazi-Barbarei mit anschließender russischer Fremdherrschaft unter einem Marionettenregime deutscher Kommunisten, der hatte unter anderem vergessen, daß demnächst wieder Bundestagswahlen stattfinden sollten. Mit einem widerlichen Wettrennen der Parteien um den besten Platz im After ostdeutscher Wähler. Ohne auch nur, wie geruchsnervenverletzt, im entferntesten das geringste zu riechen von dem Mief, den die seit dreißig Jahren unterschwellig dort fleißig herumrührende Partei Der Spalter aufwühlte, mit dem jahrzehntelangen Erfahrungsschatz ihrer ehemaligen Abteilung für Zersetzung. Beispielsweise im Gerüchtestreuen, beispielsweise in der vom ahnungslosen Westen kritiklos übernommenen Vorgabe von Begriffen, beispielsweise mit dem Trick der Gleichsetzung von Ungleichem, beispielsweise dem Verbreiten verlogener Mythen etc. pp.

Denn das Interesse der Partei Der Schamlosen nach ihrer Entmachtung als schicksalbestimmende Herrschaft über die infolge einer zufälligen ostdeutschen Geburt in freiheitsberaubender Leibeigenschaft gehaltenen Untertanen war ja nach deren Befreiung wohl nicht ganz deckungsgleich mit den „Wir sind das Volk!“- und „Wir sind EIN Volk!“-Rufenden.

Um es milde auszudrücken.

Ich halte es übrigens für ein äußerst charakteristisches Zeichen des Niedergangs kognitiver Kompetenz unserer gegenwärtigen Journalisten- und Politikerriege und Politikwissenschaftler und Historiker, daß ich nicht eine einzige Stimme fragen hörte in dem stetigen allgemeinen Gejammer über vermeintliche Defizite und unterstellte Fehlleistungen im „Prozeß der Wiedervereinigung“ und ähnlicher Selbstbezichtigungen, welche handlungsbestimmenden Interessen die umbenannte Partei nach ihrer totalitären Diktatur wohl leitete und welchen Anteil sie haben könnte am Erzeugen der Wagenburgmentalität ostdeutscher Nichtdenker. Beispielsweise in der Form unterschwelliger Stimmungsmache gegen „Besserwessis“, gegen „Westimporte“ für die eigentlich schlichte Normalität des in seinem wiedervereinigten Lande von A nach B ziehenden Staatsbürgers.

Das begann zum Beispiel mit dem verlogenen und völlig kritiklos übernommenen Begriff der „Wende“, kreiert ausgerechnet von Egon Krenz, dem Verteidiger des Massakers auf dem „Platz des himmlischen Friedens“ im ebenfalls kommunistisch, demnach totalitär regierten China.

„Wende“ für das wahrhaftige Ende der so genannten Deutschen Demokratischen Republik, die, wie das vorherige Naziregime, in nahezu idealer Anlehnung an das Totalitarismus-Modell von Friedrich/Brzeziński alle Merkmale einer totalitären Diktatur in Reinform erfüllte:

Die utopische Ideologie mit Wahrheitsanspruch.

Die von einem Diktator geführte nicht abwählbare Massenpartei.

Die Geheimpolizei unter dem bis heute kritiklos übernommenen Tarnnamen „Staatssicherheit“ (Kosename „Stasi“) zur permanenten Überwachung und Drangsalierung der Einwohnerschaft.

Die totale Gleichschaltung aller Medien und ihre ausnahmslose Nutzung zur ideologischen Unterwanderung und Propaganda.

Die zentrale Steuerung und Überwachung jeglichen Wirtschaftslebens und die Reduzierung jeglichen individuellen Strebens auf die staatliche Ausnutzung der Arbeitskraft der „Werktätigen“.

Man stelle sich vor, jemand hätte den gegen die SED-Herrschaft Demonstrierenden und den glücklichen Menschen in den Tagen des 9. November 1989 prophezeit, die SED mit ihrem verschwundenen Vermögen würde umbenannt statt aufgelöst und werde sich dann vollkommen unkritisiert anmaßen, als Interessenvertreterin der Ostdeutschen aufzutreten!

Und ausgerechnet Typen wie Gregor Gysi, der als Sohn eines „DDR“-Ministers das deutsche demokratische Leben kennenlernte und als Anwalt in diesem Regime ohne Gewaltenteilung nach dem Ende dieses Staates des Mandantenverrats und der informellen Zuträgerschaft für die Geheimpolizei bezichtigt wurde aus irgendwelchen Gründen, und die unvermeidliche Sahra Wagenknecht, eine der linkesten der Linken in der SED-Nachfolgepartei DIE LINKE, würden von westdeutschen Journalisten Jahr um Jahr Woche um Woche in Zeitungen, Zeitschriften und Televisionsgesprächsrunden als Kronzeugen für das normale Leben in der „Deutschen Demokratischen Republik“ befragt werden!

Des Staates, der unter der verlogenen Bezeichnung „antifaschistischer Schutzwall“ eine Mauer errichtete mit ihrer gegen Ausbruchsversuche gewinkelten Stacheldrahtkrone.

Dabei war ja nicht alles schlecht in der „DDR“! Das Bildungssystem! Mit der vormilitärischen Ausbildung! Und dem Unterrichtsfach „Wehrkunde“! Und die Kinderkrippen! Und jede Frau war gleichberechtigt! Und hatte monatlich einen bezahlten Hausarbeitstag! Für die Erledigung „ihrer Hausarbeiten“! Und der Führer hat ja auch die ganzen Autobahnen gebaut! Und die Leute in Lohn und Brot gebracht! Es war nicht alles schlecht in der „DDR“!

Und das Ampelmännchen!

Und man wühlt ja noch heute akribisch, was alles gut gewesen wäre in der „Deutschen Demokratischen Republik“!

„Ein Kessel Buntes“!

Doch dann kam plötzlich und buchstäblich über Nacht das Ende der deutschen demokratischen Diktatur…

Eine Wende wäre es gewesen, wenn die realitätsfernen Träume Bärbel Bohleys und ihrer Mitstreiter sich unglücklicherweise erfüllt hätten vom Fortbestand des deutschen Separatstaates mit seinem verlogenen Namen.

Zum Zwecke seiner sozialistischen Verbesserung! Mit Sinn für alles Gute und Schöne! Etwa auf dem Niveau:

Verfassungsmäßig garantierte Westlöhne und Ostmieten!

Nebst freier Marktwirtschaft mit Arbeitsplatzgarantie!

Im Westen gehörte beispielsweise der Oskar Lafontaine, SPD, zu den vehementen Mitträumern. Das war derjenige, welcher drauf und dran war zu Honeckers Zeiten, eine „DDR“-Staatsbürgerschaft anzuerkennen.

Mit all den fatalen Folgen für künftige „DDR“-Flüchtlinge…

Das entlarvende Kennzeichen war aber das bemerkenswerte Erschrecken jener Leute beim Fall des „antifaschistischen Schutzwalls“: Das Fortbestehen des „antifaschistischen Schutzwalls“ hätten sie schon noch gebraucht für eine Verbesserung der „Deutschen Demokratischen Republik“…

Sie hatten nicht begriffen, und manche begreifen es bis heute nicht, und die Partei Der Spalter bestärkt sie in ihrer Begriffsstutzigkeit:

Die „DDR“ war 1961 nicht mehr ohne und 1989 nicht mehr mit Mauer zu retten!

Doch die Mehrheit der deutschen demokratischen Leibeigenen hatte es 1989 glücklicherweise verstanden und übrigens 1990 auf demokratischem Wege ausdrückliche gewählt: Es sollte keine Wende sein!

Sondern ein Ende!

Seitdem das idiotische Gejammer, gewissermaßen eine Apotheose an Popanzen, getreu den verlogenen Einflüsterungen der Partei Der Spalter.

Da ist die Rede von der Behandlung Ostdeutscher als Menschen zweiter Klasse.

Und von ihrem Fühlen als Menschen zweiter Klasse, wegen, tatsächlich, wegen „verpaßter Lebenschancen“!

Die unvermeidliche Katrin Göring-Eckardt, einstige FDJ-Sekretärin für Agitation und Propaganda: Sie verstehe, daß sich viele (Ostdeutsche) immer noch als Menschen zweiter Klasse fühlen.

Ich nicht.

Ihre Lebensleistung würde nicht gewürdigt.

Ist konkret nie auch nur ein einziger Fall bekannt gemacht worden.

Und natürlich Matthias Platzeck, SPD, der banale „gelernte DDR-Bürger“. Jemand, der das deutsche demokratische Denken verinnerlichte und also die „Deutsche Demokratische Republik“ wahrhaft nie begriffen hat.

Und, nebenbei bemerkt, auch nie Russland und den jahrhundertalten russischen Chauvinismus.

Er gehörte ebenfalls zu denjenigen, die 1989 am liebsten die „DDR“ verbessert hätten und der nun verärgert war über den Fall des „antifaschistischen Schutzwalls“. Der „Wende“ sagt statt „Ende“. Der demzufolge tatsächlich die Wiedervereinigung als „Anschluß“ bezeichnete!

Analog Österreichs so genanntem Anschluß an Hitlerdeutschland.

Wie ein Wort manchmal die komplette Denkweise eines Menschen enthüllt!

Platzeck ist einer, der in seiner Welt- und Geschichtskenntnis offensichtlich von der Geschichte überrannt wurde. Matthias Platzeck also, der die „Deutsche Demokratische Republik“ bis heute nicht verstanden hat, mit dem Lied: Es gäbe zu wenig Ostdeutsche in Führungspositionen.

Ich kenne keinen einzigen Fall, daß ein Ostdeutscher aufgrund seiner ostdeutschen Herkunft von einer Führungsposition ausgeschlossen wurde.

Was gäbe das wohl auch für ein Geschrei!

Apropos, unsere immerhin als Ostdeutsche geltende Ex-Kanzlerin:

Sie habe aber auch Verständnis dafür, daß sich manche Menschen in Ostdeutschland als Bürger zweiter Klasse fühlten. Dafür gebe es Auslöser wie etwa verpasste Lebenschancen. Zugleich würdigte die Kanzlerin die Lebensleistung der Menschen aus der ehemaligen DDR…“

(Deutschlandfunk nachrichtlich)

Im Gegensatz zur ehemaligen Reagierungschefin habe ich kein Verständnis. Und kenne auch keinen einzigen Fall, daß Menschen aus Ostdeutschland als Menschen zweiter Klasse behandelt wurden. Im übrigen müßte selbst d* letzte* DeppIn inzwischen doch klar geworden sein, daß die „DDR“ ehemalig war.

Und es ist nicht zu fassen nach dem Fall der Mauer: Die verpaßten Lebenschancen!

Welch geradezu perverse Geschichtsklitterung!

Wegen der diktatorischen Beschränkung ihrer Lebenschancen hatten die Menschen die Mauer gestürmt!

Und die „Deutsche Demokratische Republik“ endlich beendet.

Allerdings, wenn man etwa davon träumte, freiwilliger Grenzhelfer zu werden oder einer aus dem stehenden Heer der über 90.000 hauptamtlichen Mitarbeiter der Geheimpolizei, hatten jene Leute tatsächlich etwas verpaßt.

Statt gewonnen.

Der Bundespräsident: Die Ostdeutschen fühlten sich benachteiligt.

Sie sind es doch aber nachweislich nicht, würde ich hinzufügen.

Mindestens!

Der seinerzeitige Fraktionsvorsitzende der CDU und normalerweise rational denkende Brinkhaus: Ostdeutsche litten unter dem „Verlust der eigenen Biografie“!!!

Was ebenfalls seit Jahren eine Arie ist der Partei Der Spalter. Im übrigen haben Biographien erstens die Eigenschaft eigen und zweitens unverlierbar zu sein.

Ebenso ist die Rede vom „Verlust der Legitimation der eigenen Identitäten“!!!

Verlust der „Legitimation der eigenen Identitäten“…

Usw. usf.

Man sieht, „vom Osten kann man viel lernen“:

OST

Respekt. Würde.

Anerkennung.

DIE LINKE

Das sollte, als Wahlplakat im Landtagswahlkampf (!) dreißig Jahre nach dem Überrennen des antifaschistischen Schutzwalls für DIE LINKE (!) in Brandenburg (!) und Sachsen (!), höchstwahrscheinlich bedeuten und dieser Partei Stimmen bringen: Irgend jemand, nämlich ein Feind, versage OST die Anerkennung von Respekt und Würde…

Unausgesprochen.

Und unausgesprochen: wer.

Ich kenne keinen.

Jemanden, der Frau oder Herrn oder Diversem OST Respekt und Würde versage.

Aber, nach nunmehr jahrzehntelanger Kampagne, kann es sich hier unausgesprochen nur um einen handeln:

Den Wessi!

Dieser Wessi, der hat die ganzen „DDR“-Biographien „entwertet“!

Die ganzen deutschen demokratischen Biographien!

Der Wessi erkennt die Lebensleistung von OST nicht an!

Der Wessi hat keine Ahnung von der „DDR“!

Und ihren gelernten Bürgern!

Der Wessi interessiert sich nicht für die „DDR“!

Der Wessi war noch nie im Osten!

Der Wessi besetzt im Osten alle Führungspositionen!

Als „Westimport“!

Nehmt den Wessis das Kommando!“

Das stand tatsächlich auf einem Wahlplakat der Partei Der Spalter im letzten Wahlkampf in Sachsen-Anhalt!

Deutschlandfunk:

Weiter erklärte Ramelow, wenn man den Osten wie eine Kolonie betrachte, baue sich ein risikoreiches Spannungsfeld auf.“

Wie eine Kolonie!

Man!

WENN MAN einmal unterstellte, ein Ministerpräsident sage solchen Satz nicht nur aus Jux und Tollerei, sondern, wenn er „WENN MAN betrachte“ sage, in Wahrheit meint „MAN betrachtet“, dann muß MAN allerdings zugestehen, daß Ministerpräsident Ramelow (DIE LINKE), selbst ein „Westimport“, höflich ist und ebenfalls keinen Namen nennt für jemanden, der den Osten als Kolonie betrachtet!

Obwohl eine derart kolonialistische Haltung gewiß namentlich an den öffentlichen Pranger gehörte!

Aber laßt uns raten:

Der Wessi!

Ja, isses möglich?

Und das Schwein hat noch nie Thüringen besucht!

Denn der Wessi interessiert sich nicht für die ostdeutschen Länder!

Dietmar Bartsch (DIE LINKE):

Die Treuhand hat aus dem Osten einen Ein-Euro-Laden gemacht.“

Björn Höcke (Alternative für Deutschland):

Die Verelendung und Heimatzerstörung hier bei uns hat einen Namen. Dieser Name lautet Treuhand.“

Ein Euro!

Verelendung!

Zerstörung!

Die Wessis, die haben die ostdeutsche Heimat zerstört!

Samt den beliebten Kultautos, diesen heimatlich riechenden Zweitaktern!

Man stelle es sich vor, wenigstens bundesdeutsche Journalisten fragten sich endlich einmal, vielleicht „investigativ im Rechercheverbund“: Welche wahren Interessen werden neben dem plötzlich arbeitslosen Großstadtheer an Geheimpolizisten mit ihren Spezialisten für Desinformation und Zersetzung die Mitglieder jener Partei Der Schamlosen wohl verfolgt haben und verfolgen nach dem Zusammenbruch ihrer totalitären Macht?

Tja, laßt uns mal überlegen…

Okay, hier inzwischen eine kleine Auswahl an Gegengiften zur Beseitigung künstlicher Probleme:

Wir, insbesondere Journalisten und Politiker, hören auf, uns die haßerfüllten Popanzbegriffe aufdrängen zu lassen wie „Besserwessi“, „Wessi“, „Ossi“.

Wir lassen uns in keine der zum Zwecke der Verhetzung konstruierten Gegnerschaften treiben wie beispielsweise: Sämtliche Führungspositionen werden von „Wessis“ besetzt.

Wir sind E I N Volk!“ lautete 1989 die Parole!

Warum soll im vereinigten Deutschland ein Buxtehuder nicht Chef sein in Pritz- oder Pasewalk?

Wird beispielsweise die doch eigentlich ungeheuerliche Behauptung in die Welt gesetzt, Ostdeutsche fühlten sich oder würden gar behandelt als Bürger zweiter Klasse, dann übernehmen Politiker und Journalisten, zumal in Zeiten extremer journalistischer Mutmaßlichkeiten, nicht unbekümmert jenes haß-schürende Feindbild, um das es sich in Wahrheit handelt, sondern recherchieren und fragen nach, woher der Wind wehe, und versuchen die- oder wenigstens denjenigen konkret zu benennen, der Ostdeutsche als Bürger zweiter Klasse kujoniere.

Oder entlarven die vordergründige Inszenierung eines Phantoms.

Und apropos zerstörte Biographien…

Man sollte tatsächlich die Biographien der vielgescholtenen „Ausreiser“ (zu „DDR“-Zeiten von der deutschen demokratischen Geheimpolizei kreierter haß-schürender Begriff!) und der aus diesem diktatorischen Regime Geflüchteten mehr berücksichtigen!

Übrigens, um es einmal ins Bewußtsein zu rücken, jede Flucht war ein Abschied und voraussichtlich für immer, von der Mama, von den Geschwistern, von den Freunden!

Und eben jene „Ausreiser“ waren es nämlich in Wahrheit, die den Staat zum Einsturz brachten und die Staatsmacht hinderte, auf die Demonstranten zu schießen bei der Leipziger Montagsdemonstration. Angesichts Zehntausender, die gleichzeitig schon auf dem Wege waren via tschechischer Grenze in den Westen!

Wegen verpaßter Lebenschancen!

Zumindest weil sie sich eben nicht danach sehnten, ihre Biographien in der durch „Wessis“ noch unzerstörten „DDR-Heimat“ fortzusetzen

Mit deren „Volkshelden“ der „sozialistischen Arbeit“ à la Adolf Hennecke.

Die Friedlichkeit der „friedlichen Revolution“: Sie war primär Millionen Fliehender zu verdanken und ihrer Jahrzehnte währenden Abstimmung mit den Füßen!

Und nicht humanitären Erwägungen eines Mannes mit den Zähnen eines Egon Krenz!

Sondern der Furcht dieser Kanaillen, durch ein Niederkartätschen der Demonstranten endgültig eine unaufhaltsame Lawine auszulösen Richtung Westen.

Und schließlich: Nicht nur, aber insbesondere ostdeutsche Politiker und Ministerpräsidenten versagen sich hinfort ihre nachplappernden Äußerungen und somit jedweder ideologischen Unterstützung der seit den neunziger Jahren von der Partei Der Spalter in Ostdeutschland geschürten dümmlichen Wagenburgmentalität. Die übrigens eine wesentliche Ursache ist von Fremdenhaß und für die überproportionale Ansammlung an militanten Nazis in ostdeutschen Gefilden.

Richtig, mittlerweile und spätestens seit dem Erstarken der AfD befindet sich die Partei Der Spalter insofern selbstverschuldet in der tragischen Position des goetheschen Zauberlehrlings.

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Mittwoch, 25. Januar 2023, Deutschlandfunk über den jüngsten Schwachsinn des sogenannten Ostbeauftragten der Bundesregierung Carsten Schneider, SPD:

Ostbeauftragter der Bundesregierung: Ostdeutsche in Führungspositionen von Bundesbehörden unterrepräsentiert

Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Schneider, macht darauf aufmerksam, dass gebürtige Ostdeutsche in den Führungspositionen von Bundesbehörden und Bundesgerichten unterrepräsentiert seien.

Obwohl ihr Anteil bei etwa 20 Prozent der Bevölkerung liege, stellten sie nur 13,9 Prozent der Führungskräfte, heißt es in einem Bericht, mit dem sich heute das Bundeskabinett befasst. Schneider sagte der Deutschen Presse-Agentur, nicht nur in Politik und Verwaltung, auch in Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft und Medien müssten mehr Ostdeutsche in Führungspositionen kommen. Um dies zu erreichen, schlägt Schneider verschiedene Maßnahmen vor. Unter anderem sollen Bundesbehörden Selbstverpflichtungen eingehen und Auswahlgremien sollen vielfältiger besetzt werden.

Für die erstmals erhobene Statistik wurden mehrere tausend Positionen in 93 Bundesbehörden untersucht.

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Donnerstag, 26. Januar 2023, BADISCHE ZEITUNG:

Schon die Grundlage des Ganzen ist hanebüchen. Als Ostdeutscher gilt demnach, wer in den neuen Ländern auf die Welt kam. Angela Merkel wäre somit nicht ‚ostdeutsch‘, weil sie zwar schon als Baby nach Brandenburg kam, allerdings in Hamburg geboren wurde. Das Problem des Geburtsorts würde auch jemand wie Bodo Ramelow nicht los – auch wenn sich der gebürtige Niedersachse seit Jahren als Ministerpräsident von Thüringen für ein ostdeutsches Bundesland engagiert. Der Begriff des Ostdeutschen ist im Konzept also eine künstlich konstruierte Fiktion, die außer Acht lässt, wie vielfältig die Lebenswege der Menschen sind.

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Die Ungeübten sind nicht fähig, frei zu sein … Man wird frei im Gebrauch der Freiheit.

Ludwig Marcuse (1894 – 1971)

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Eine „westdeutsche Befindlichkeit“ oder Die Vorführung eines präsidialen ordinären Spalters aus der Partei Der Spalter

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2. Mai 2021: Bellarmin an Mephisto

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Donnerstag, 11. März 2021, Deutschlandfunk:

Thüringens Ministerpräsident Ramelow spricht sich dafür aus, den russischen Corona-Impfstoff Sputnik V zu bestellen.

Den Zeitungen der „Funke-Mediengruppe“ sagte der Linken-Politiker, für ihn sei der Impfstoff eine große Chance, wieder schneller zur Normalität zurückzukehren. Die Bundesregierung solle gegenüber der EU deutlich machen, dass jetzt bei den Produzenten entsprechende Impfmengen geordert werden sollten. Mit Blick auf Vorbehalte gegenüber russischen Impfstoffen wie Sputnik V sprach Ramelow von einer westdeutschen Befindlichkeit. Der Einsatz in Deutschland könne zum Verständnis beitragen, dass osteuropäische Forschung nicht schlechter sei.

Die Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion, Weidel, sagte bei einem Besuch in Moskau, sie hoffe, dass jeder Impfstoff – egal woher er komme – die gleichen Chancen auf eine Zulassung in der EU habe. … Russland hatte Sputnik V bereits im vergangenen Sommer zugelassen, noch bevor die wissenschaftlichen Studien abgeschlossen waren. Dies stieß international auf Kritik.

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Donnerstag, 8. April 2021, Deutschlandfunk:

Die slowakische Arzneimittelbehörde hat Zweifel an der Sicherheit einer Charge des russischen Corona-Impfstoffs Sputnik V geäußert.

Die gelieferten Dosen seien nicht in allen Details identisch mit den zuvor in der Fachzeitschrift „The Lancet“ beschriebenen, erklärte die Behörde. Allein auf der Grundlage von Labortests sei es nicht möglich, auf die Wirksamkeit und Sicherheit beim Menschen zu schließen.

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Freitag, 9. April 2021, RZECZPOSPOLITA:

Russland hat nicht einmal genügend Dosen für seine eigenen Bürger. Aber Präsident Putin wird sich diese Gelegenheit, die EU zu spalten, nicht entgehen lassen. Angesichts des Falles Nawalny, der Vorbereitungen für eine Offensive in der Ukraine und der Cyber-Angriffe auf die USA wäre ein Impfstoff-Vertrag mit Berlin ein Signal dafür, dass Moskau wieder mit all seinen Sünden davonkommt.

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Freitag, 9. April 2021 FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG:

Doch noch immer fehlt es an der Zulassung durch die Europäische Arzneimittelbehörde Ema. Das ist auch gut so. Denn solange keine belastbaren Daten über die Wirksamkeit und die möglichen Nebenwirkungen vorliegen und solange das fachgerechte Zustandekommen von Datensätzen und Studiendesigns nicht von unabhängiger Seite gründlich überprüft werden kann, wäre es nachgerade lebensgefährlich, der russischen Regierungspropaganda von einem hochwirksamen Impfschutz zu trauen.

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Montag, 12. April 2021, RZECZPOSPOLITA:

Wieder einmal fällt auf, dass Deutschland und Frankreich abtauchen. Besonders bedeutsam ist das plötzliche Schweigen in Berlin, das seit 2014 der Hauptverantwortliche für die gesamte Situation in Osteuropa ist. Wenn man das kombiniert mit der wachsenden Begeisterung deutscher Politiker für den russischen Impfstoff Sputnik V, den Verkauf der Aluminiumwerke in Rheinfelden an die Russen und die Entschlossenheit, den Bau von Nord Stream 2 zu vollenden, dann wird das Bild der deutschen Ostpolitik sehr klar.

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Dienstag, 27. April 2021, Deutschlandfunk:

Brasiliens Aufsichtsbehörde hat die Einfuhr des russischen Impfstoffes Sputnik V wegen fehlender Daten zu Sicherheit und Wirksamkeit abgelehnt.

Man werde nicht zulassen, dass die Menschen einem Produkt ausgesetzt würden, dessen Qualität nicht angemessen überprüft worden sei, erklärte die Behörde.

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Mittwoch, 28. April 2021, Deutschlandfunk:

Russland und China versuchen einem EU-Bericht zufolge mit Desinformationskampagnen das Vertrauen in westliche Impfstoffe gegen das Coronavirus zu untergraben. Beide Staaten würden seit Monaten aggressiv auf der ganzen Welt für ihre staatlichen Impfstoffe werben, heißt es in dem Papier des Auswärtigen Dienstes der Europäischen Union.

Verbunden sei dies mit Manipulationsversuchen, um auch das Vertrauen in die EU-Institutionen sowie in westliche und europäische Impfstrategien auszuhöhlen. Dazu nutzten beide Länder staatlich kontrollierte Medien und soziale Netzwerke.

Demnach preise China seine Impfstoffe als globales öffentliches Gut an und betone eine stabile Versorgung mit den Präparaten, die zudem geeigneter für Entwicklungsländer und auch die Staaten des westlichen Balkans seien. Dass die Corona-Fallzahlen in EU-Staaten stiegen, werde als Scheitern von Demokratien und offenen Gesellschaften dargestellt. Kremlnahe Medien griffen auch die Europäische Arzneimittelbehörde an und bezeichneten sie als politisch voreingenommen, die absichtlich die Bewertung des russischen Impfstoffs Sputnik V verzögere.

Die EU hatte China und Russland bereits im vergangenen Frühjahr vorgeworfen, die Corona-Krise für Propagandazwecke zu nutzen.

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Ein Gespenst geht um in Deutschland

 

8. Februar 2020: Bellarmin an Mephisto

 

Jetzt haben wie die Ärsche zu Offizieren gemacht, jetzt glauben die Ärsche, sie sind es auch…“ hieß es sprichwörtlich in den Internationalen Brigaden während des spanischen Bürgerkrieges.

Da hat man der mit der NSDAP gleichgesetzten und als „antisemitisch“ etikettierten stärksten Oppositionspartei des deutschen Bundestages aber ein verdammt scharfes Schwert in die Hand gedrückt in dieser Woche der Dümmlichkeiten. Damit wird es ihr hinfort leicht sein, in allen Stadt-, Kreis- und Landesparlamenten jeden ihr nicht passenden Politiker zu Fall zu bringen, in dem sie arithmetisch erkennbar in wahlentscheidenden Situationen für ihn stimmt. Zum Beispiel in Thüringen Bodo Ramelow bei der nächsten Wahl zum Ministerpräsidenten, wenn CDU und FDP sich enthielten.

 

Auch wenn alle einer Meinung sind, können alle Unrecht haben.“

Bertrand Russel (1872 – 1970)

 

Wie die Linkspartei das Land spaltet zum Nutzen der Nazis

 

7. Oktober 2018: Bellarmin an Mephisto

 

Zunehmend fragt man sich entsetzter, warum in Ostdeutschland die Nazis so stark sind.

Immerhin!

Das war nicht immer so!

Das ist ein Fortschritt!

Allerdings gezwungenermaßen. Man kommt nicht mehr umhin. Man kann nicht länger die Augen verschließen vor unliebsamen Fakten. Die man seit Jahren kennen könnte aber nie zur Kenntnis nahm in aller Konsequenz.

Das hat unter mehreren Gründen seinen besonderen Grund.

Und von dem will ich Dir reden!

Doch erst werde ich Dir ein Beispiel nennen, und vielleicht erinnerst Du Dich, obwohl es nun vier Jahre her ist. Da klagtest Du, daß nie eine Karte veröffentliche werde, in welcher die Anzahl rechtsextremer Gewalttaten aus den alljährlichen Verfassungsschutzberichten aufgeschlüsselt werde in ihrer Verteilung nach Bundesländern.

Worauf ich Dir antwortete am 3. Juli 2014:

Selbstverständlich existiert jene Karte aus dem diesjährigen Verfassungsschutzbericht, deren Fehlen Du so vehement bemängeltest in Deinem dritten Ärgernis! In der analogen Welt befindet sie sich kommentarlos im SPIEGEL vom 23. Juni. Quasi versteckt in einer Rubrik für Vermischtes und im Inhaltsverzeichnis, im Gegensatz zu den anderen Beiträgen der Rubrik, nicht erwähnt. Doch fand ich hier beim Blättern auf Seite 16 links unten die im vorigen Jahr verübten Gewalttaten mit rechtem Hintergrund aus dem Bereich „Politisch motivierte Kriminalität“. Für jedes Bundesland ist eingezeichnet ein brauner Kreis, der die entsprechende Anzahl enthält pro einer Million Einwohner. Die Spitzen liegen in Sachsen-Anhalt mit 26, Berlin mit 24 und Thüringen mit 20 Gewaltverbrechen. Die drei niedrigsten Raten gibt es in Bayern mit 5, Baden-Württemberg und Bremen mit jeweils 3 und Hessen und Saarland mit jeweils 2.

Mit der Ausnahme Hamburgs verteilen sich alle Höchstwerte auf die ostdeutschen Länder.

Aber an den braunen Kullern finden sich auch die Steigerungs- oder Minderungsraten hinsichtlich des Vorjahres. Wenn Du Dich nun noch verstellst und so tust, als wärst Du ein denkender Mensch, und Du rechnetest einmal unbekümmert, da dies kein anderer getan zu haben scheint, die Durchschnittszahlen jeweils für Ost- und Westdeutschland aus, was sich ja wegen der ins Auge fallenden Differenz anböte als Idee, fändest Du selbst zu Fuß mit Hilfe der vier Grundrechenarten heraus, daß 2012 der Unterschied Ostdeutschlands das knappe Zweieinhalbfache zum westdeutschen Resultat ausmacht. Während sich die Diskrepanz von 2012 zu 2013 inzwischen auf das Dreifache vergrößert hat. Man könnte natürlich auch von Abgrund reden.

Soweit ich es hörte oder sah, wurde von alldem nichts in den öffentlich-rechtlichen Anstalten der Republik verlautbart. Es ist nicht als berichtenswert eingestuft worden von den Redakteuren. Honi soit qui mal y pense!

Deutschland betäubt sich.

Aus irgend einem Grunde kommt mir der Verdacht, es handelt sich um eine kollektive Vermeidungsstrategie. Es soll die Ursachendiskussion umschifft werden, man befürchtet den Aufschrei der üblichen Verdächtigen mit DDR-Wagenburgmentalität.

Das kennzeichnet allerdings eine Kapitulation: Die üblichen Verdächtigen haben es geschafft, ein Klima zu erzeugen, in dem gewisse Tatsachen kritisch nicht mehr diskutiert werden. Und die öffentlich-rechtlichen Medien beteiligen sich an der Tabuisierung. Politische Korrektheit.

Und nach jener Würdigung der einmalig (!) erschienenen Karte setzte ich damals gleich noch eins drauf:

Ich könnte schließen mit: Soviel zu den Lehren, die man nach den Verbrechen des NSU gezogen zu haben vorgab. Aber zur Illustration juckt es mich, Dich wenigstens an ein interessantes Beispiel zu erinnern. Du weißt vielleicht noch, im Sommer 2007 kreiste bei einem Altstadtfest im sächsischen Städtchen Mügeln plötzlich eine Horde junger, dunkelgewandeter, kurzgeschorener Männer, bewehrt mit abgebrochenen Flaschenhälsen, mehrere Inder ein, griff sie an, schubste und schlug sie und stach nach ihnen. Als die Inder den Ring durchbrachen, wurden sie über den Marktplatz gehetzt und auf ihrer Flucht in eine nahegelegene Pizzeria verfolgt von etwa fünfzig Männern, zu denen sich noch rund zweihundert Schaulustige gesellten, „Ausländer raus!“ krakeelend. Amtlich registriert wurden auch Parolen wie: „Hier regiert der nationale Widerstand!“ und „National befreite Zone!“.

Hinzugerufene Beamte waren von der Menge angegriffen worden, bis endlich Bereitschaftspolizei anrückte. Mehrere der Inder hatten sich in ärztliche Behandlung begeben müssen.

Der SPIEGEL, eine Woche vor der Nummer mit der braunen Deutschlandkullerkarte, zitierte nun aus einer sehr dankenswerten Studie der Politikwissenschaftlerin Britta Schellenberg. Sie weist nach, wie entgegen eindeutiger Zeugenaussagen die Politiker von vornherein versuchten, die Hetzjagd als normale Dorfschlägerei abzutun, rechtsextremistische Zusammenhänge verwischten und direkt abstritten. Der Bürgermeister erklärte, Ausländer-raus-Rufe könnten doch jedem einmal über die Lippen kommen. Und Ministerpräsident Georg Milbradt äußerte, man solle doch nicht jede Auseinandersetzung zwischen Ausländern und Deutschen unter dem Stichwort Ausländerfeindlichkeit verbuchen. Und legte später nach, es wäre unerträglich, wenn ein ganzer Ort und ein ganzer Landstrich stigmatisiert würden.

Prompt wurden einige Tatverdächtige vom Staatsschutz nicht weiter erwähnt und die Staatsanwaltschaft Leipzig stritt jeden fremdenfeindlichen Hintergrund ab. Im sächsischen Verfassungsschutzbericht für das Jahr 2007 war der Fall als „politisch motivierte Kriminalität rechts“ nicht verbucht worden.

2008 zog die NPD in den dortigen Kreistag ein.

2009 wurde die indische Pizzeria erneut angegriffen und dabei einem Mitarbeiter das Nasenbein gebrochen. Aber erst 2013 gaben die Sicherheitsbehörden zu, daß 2007 drei der Angreifer tatsächlich der rechtsextremistischen Szene angehörten.

Und jetzt paß auf, jetzt kommt der Satz der Sätze! Die Politikwissenschaftlerin stellt fest: „Eine kritische Thematisierung von extrem rechter Gewalt ist in Mügeln unmöglich geworden.“

Ende eines Beispiels.

Also wie kommt es nun dazu, daß im Osten die Nazis, „Beine krumm doch deutsch von Rasse, ungebildet aber stolz“ (Horst Lommer), um ein mehrfaches stärker sind als im Westen?

Das hat mehrere Gründe. Der von dem ich heute rede, hört sich relativ harmlos an, und doch erscheint er mir als der wichtigste.

Der Partei Der Spalter, die sich derzeit Die Linke nennt, ist es tatsächlich über die Jahre gelungen, in Ostdeutschland flächendeckend ein Klima zu erzeugen, das geprägt ist durch eine vehemente Wagenburgmentalität. Vor der selbst gestandenste Politiker des bundesrepublikanischen Spektrums, also von der SPD sowieso bis hin zur CDU/CSU, nicht nur aus vielleicht wahltaktischen, also ordinär niederen Beweggründen, kapitulieren, sondern die sie unbewußt und unüberlegt und nicht selten aus Dummheit oder empörendster Spdämlichkeit noch bestärkten und bestärken.

Und die „eine kritische Thematisierung“ unliebsamer Fakten unmöglich machte.

Das begann beispielsweise mit der „Besserwessi“-Kampagne, ging über „Die DDR war kein Unrechtsstaat“ hin aktuell zu „Westimporten“ für Menschen aus dem Westen, die sich in Ostdeutschland ansiedeln und dort in bestimmten Positionen wirken und angeblich sich arrogant und herablassend verhalten gegenüber den ehemaligen, den „gelernten DDR-Bürgern“.

Wer übrigens behauptet denn hier, etwas besser zu wissen?

Man muß es sich vorstellen: Rund dreißig Jahre nach der Wiedervereinigung zählt man vor und trennt vorwurfsvoll und bitterböse, daß zu viele Westdeutsche in Ostdeutschland führende Positionen inne hätten, und das müsse anders werden!

Man lasse es sich auf der Zunge zergehen!

Und ostdeutsche Politiker, vornehmlich linke und spdämliche, erheben Vorwürfe derart erbärmlicher Qualität! Worauf alle anderen sich tatsächlich zerknirscht geben…

Und merken nicht, wie sie allesamt der Partei Der Schamlosen auf den Leim gehen.

Die sich als Vertretung der Ostdeutschen geriert!

„Die dicksten Hunde, gerade die…“, hatte Biermann einst gesungen.

Hautnah erlebte ich es in Erfurt am diesjährigen Tag der Einheit bei einer Podiumsdiskussion zwischen dem thüringischen Ministerpräsidenten Bodo Ramelow, dem Präsidenten des Thüringer Landtags Christian Carius und dem Oberbürgermeister Erfurts Andreas Bausewein. Einer sogenannten Podiumsdiskussion, denn zwischen den Herren existierte auch nicht der geringste Meinungsunterschied: Also diese Westdeutschen! Also die würdigen überhaupt nicht die Lebensleistung der Ostdeutschen! Also diese Westdeutschen! Viele seien noch nicht ein einziges Mal nach Ostdeutschland gereist! Also diese Westdeutschen! Am Feiertag der Wiedervereinigung fahren die herzlos ins Grüne und scheren sich nicht drum! Aber wir Ostdeutsche! Uns verdankt Deutschland die friedliche Revolution! Und deshalb brauchen wir uns von nichts und niemandem belehren zu lassen und verbitten uns jegliche Kritik und erst recht von Westdeutschen!

Und wir lassen uns nicht stigmatisieren!

Auch in Westdeutschland gibt es Rechtsextreme!

Dann stand man auf und sang „Einigkeit und Recht und Freiheit“ „brüderlich mit Herz und Hand“!

Und nun ahnst Du vielleicht, warum verschämt nur ein einziges Mal die Karte mit den braunen Kullern verteilt auf Bundesländer veröffentlicht und nie diskutiert wurde.

Und deshalb tappt man heute noch immer über die Ursachen im Dunkeln und schwätzt Berge von Unsinn!