A N A B A S I S

Thalatta ! Thalatta !

Kategorie-Archiv: Medienkritik

Die Politik der vollen Hosen

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28. August 2021: Bellarmin an Mephisto

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Es heißt, und von deutschen mit der Sache befaßten Politikern wird mit inbrünstiger Wonne im Chore darauf verwiesen, im Falle Afghanistans hätten sämtliche Geheimdienste versagt: Niemand hätte vorhersehen können, daß das Land derart schnell an die Taliban fiele.

Ich glaube, es gibt eine ganze Menge Menschen, die nach jener Definition Niemand heißen. Und auch ich kann mich dazurechnen, entgegen den mit der Sache befaßten deutschen Politikern zumindest Tage vor ihnen gewußt zu haben, daß man endlich in die Gänge kommen muß.

Um Menschen zu retten!

Die selber schon, und von Tag zu Tag verzweifelter, uns um Hilfe anflehten!

Während man von deutscher Seite sich tatsächlich darauf verstieg zu erklären, für die entsprechende Visa-Erteilung wäre ja die afghanische Seite zuständig, an der „hake“ es, man könne da gar nichts weiter tun…

Nach dem Einfall der Taliban in Kabul vernahm man aus den öffentlich-rechtlichen Medien den Bundeskanzlerkandidaten der SPD und auch den Bundeskanzlerkandidaten der CDU in jeweils blitzschnellen Sequenzen hingenuschelter Äußerungen mit anschließendem abrupten Schnitt, man werde den Fehler von 2015 nicht wiederholen…

Ich meinte, ich höre nicht recht!

Ohne jegliche Erörterung oder auch nur der bescheidensten Nachfrage eines Medienvertreters.

Was mit „dem Fehler von 2015“ denn explizit und vollkommen unhastig ausgesprochen gemeint sein könnte.

Wo man vereint doch all die Jahre über getönt hatte regierungsseitig: „Wir haben alles richtig gemacht“?

Statt daß 2015 ein Fehler gewesen wäre.

Denn solches hätte ja auch sicher ausführlich eine unüberhörbare Debatte gegeben in unseren kritischen öffentlich-rechtlichen Medien über den ominösen Fehler von 2015.

Und in welchem Zusammenhang selbiger 2021 urplötzlich mit dem Fall Kabuls stünde.

Was könnte denn das gewesen sein?

Anscheinend setzen die Politiker und Medienleute voraus, daß jedermann im Lande wüßte, was gemeint wäre, wenn sie „Fehler von 2015“ sagen?

Und einzig ich, der ja Niemand heißt statt Jedermann, steh wie die Kuh vorm neuen Tore?

Da fällt mir ein beim Grübeln: Könnte es vielleicht nicht auch sein, daß es sich um eine Art Abart eines „freudschen (Ver)sprechers“ handelte beim unkommentierten Nuscheln „Fehler von 2015“?

Und offenbarte demnach etwas aus einer tiefer sitzende Schicht in den nuschelnden Schädeln?

Einen dort kristallisierten Schreck?

Eine Art manifestierter Angst?

Die zu einer selbst im Wahlkampf (!), und noch dazu parteiübergreifend (!) in den Regierungsparteien, nachwirkenden Lähmung der politisch Handelnden führte?

Mit der Folge, daß sich in Kabul verzweifelte Menschen an die Fahrwerke startender Flugzeuge klammern und zwangsläufig in einen grausamen Tod gestürzt werden?

Weil Politiker in Deutschland aus Angst vor der Wahrheit die Augen verschlossen?

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Spart üch die kränz
Ihr künnt mich nit blende.
Die Betroffenheitsphrase sinn zynisch
Su falsch wie Krokodilsträne.

Ihr sitt widderlich
Nimieh zo erdraare

Ihr sitt penetrant
Wohre Asoziale

Ihr sitt ignorant.
Wat kammer vun üch schon erwaade?
Karrierejeil sitt ihr Versaager

Sonst nix.
Ihr sitt widderlich!

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Aus dem BAP-Song „Widderlich“ (Text: Wolfgang Niedecken)

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Flammen in Olympia!

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7. August 2021: Bellarmin an Mephisto

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Gestern, ich weiß nicht, ob Du es mitbekamst, erlebten wir hier einen historischen Tag in Deutschland. Zum ersten Mal berichteten die Medien bei uns von der verbrennenden Erde nicht mehr beiläufig, quasi unter der Rubrik „Was sonst noch passierte“, als letztes unmittelbar vor dem Wetterbericht. Dabei hatte ich es mir tatsächlich schon angewöhnt, mich darauf zu verlassen: Ah, ermahnte ich mich dann schon immer: aufwachen! Vorbei mit der hat dies gesagt und der hat das gesagt und die Welt im Lichte der SPD und der Anständigen mit der richtigen Meinung. Denn jetzt, hatte ich mir angewöhnt beim Wachrütteln, denn jetzt, und nicht selten als ein erstes Faktum der Nachrichten überhaupt, denn jetzt, wenn Australien brennt, dann kommt dahinter gleich der Wetterbericht mit seinen Wolkenzügen.

Denn in Sommertrockenheit brennende Wälder und Prärien, das paßt ja zum Wetter.

Nein, gestern hatten sogar gegenwärtige bundesdeutsche Nachrichtenredakteure gemeint, es sei wohl angebracht, die wichtigste Meldung, wenn überhaupt gemeldet, auch an die erste Stelle zu rücken. Statt einer Sprechblase über eine Äußerung über ein „Stätment“ eines in einem ganzen halben Satzfetzen womöglich indirekt Zitierten…

Ich meine, das ist ja auch ein Erkenntnisprozeß, ein hartes Ringen hierzulande! Das haben sie ja vielleicht nicht gelernt! Herauszufinden, was könnte denn heute wohl die wichtigste Nachricht gewesen sein… Und das Wesentliche zu scheiden vom Blablabla. Und daß ein Faktum, noch dazu nackt und ohne die umfängliche zuvorige Einschätzung eines richtigdenkenden Politikers am Beginn der jeweiligen Meldung, einfach so roh dem Bürger an seinen Kopf geschmissen werden kann. Als sei der mündig und könne, die Meldung selbständig einordnend, sich nun eine eigene Meinung formen.

Ich meine, das ist ja auch ein Vertrauensvorschuß!

Wie leicht kann das schiefgehen!

Dabei hat man sogar, als hätten die Nachrichtenredakteure dahingehend irgendwelche möglichen Zusammenhänge vermutet, es für erwähnenswert erachtet, die in Griechenland herrschenden Temperaturen anzugeben!

Zahlenmäßig!

Unvorstellbar, diese blanke Faktenfülle in einer bundesdeutschen Nachricht!

Statt bestenfalls, wie bisher in den Jahren zuvor, in einem Nebensatz zu erwähnen bei den Bränden in Kalifornien, Australien, Portugal, Spanien und Frankreich vielleicht, die Temperatur wäre gerade hoch in der betroffenen Region.

Bis 47° Celsius!

In Griechenland!

Flammen in Olympia, Feuer vor Athen!

Jawohl, das treibt mir die Tränen in die Augen!

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Simulierter Journalismus

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25. Juli 2021: Mephisto an Bellarmin

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Ich merkte es deutlich wieder im Zusammenhang mit ihrer sogenannten Sommerpressekonferenz in dieser Woche, bevor sie abdüste in ihren wohlverdienten Urlaub. Ich sage Dir, und übrigens bar jeglicher Ironie, ich bewundere die Frau! Oft staunte ich über ihr klaglos bewältigtes Arbeitspensum und halte die gewisse Häme, mit der man die hin und her Gehetzte einst im Bundestag filmte während ihres vollkommen übermüdeten Einnickens infolge der seinerzeitigen Tag- und Nachtsitzungen in Brüssel und Berlin, für mehr als despektierlich.

Da beehrte also unsere Bundeskanzlerin vergangene Woche die alljährliche Sommerpressekonferenz ein „mutmaßlich“ letztes Mal mit ihrem Besuch.

Auch das halte ich schon für eine Leistung!

Sich derart den harten Fragen der kritischsten Köpfe unserer journalistischen Elite aussetzen zu müssen.

Zumal die Crème de la Crème wieder auf Fragen kam, also Chapeau!

Wie sie denn den Abend der bevorstehenden Bundestagswahl zu verbringen gedenke!

Womit sie sich denn in ihrem Ruhestand beschäftigen werde.

Diese belanglosen Fragen und ihre belanglose Smaltalk-Beantwortung wurden tatsächlich einer ausführlichen nachrichtlichen Darstellung für Wert erachtet in der kostbaren Sendezeit. Beiläufig wurde immerhin noch für erwähnenswert erachtet, daß die Kanzlerin, „mutmaßlich“ sogar ungefragt, daß die Kanzlerin bedauere, nicht mehr für den Klimaschutz erreicht oder getan zu haben.

Ja, und das war sie dann wieder, wie jedes Jahr, die Hofberichterstattung über die Sommerpressekonferenz: das reinste byzantinische Huldigungszeremoniell.

Wenn man denn schon angelangt zu sein schien bei einer gewissen wehmütigen Rückschau über all die Jahre, scheint keinem unserer kritischen Köpfe und KöpfInnen die Frage eingefallen zu sein, ob es denn vielleicht noch etwas anderes gäbe, das sie bedauere – im Rückblick auf ihre Regierungszeit.

Kein einziger stellte etwa die Frage, was genau unsere Kanzlerin damals eigentlich gemeint haben könnte mit dem urplötzlich aus den Tiefen ihres Mundes blitzartig wie aus dem Nichts erst- und einmalig aufgetauchten Wort „Sekundärmigration“. Gegen die sie hinfort zu kämpfen beabsichtige. Und wie sie denn den allerdings kein zweites Mal erwähnten Kampf geführt habe. Und was sie erreichte. Und ob und in wieweit sie wenigstens dessen Resultat zufriedenstelle.

Oder etwas auch hier ihrem Bedauern anheimfiele.

Und dann noch jene von ihr ebenfalls entdeckte geheimnisumwitterte „illegale Migration“! Von der man ebenfalls zuvor nie etwas vernommen hatte, weder von ihr noch in unsern wahrheitslüsternen öffentlich-rechtlichen Medien.

Und was ihnen nichtsdestotrotz keinerlei Frage wert gewesen war auf der „mutmaßlich“ letzten jährlichen Sommerpressekonferenz unserer in Wohlgefallen entschwindenden Kanzlerin…

Dabei hatten sie am Dienstag noch eigenhändig gemeldet:

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Dienstag, 20. Juli 2021, Deutschlandfunk:

… Seit Anfang 2020 steigt die Zahl der Migranten, die oftmals in überfüllten Schlauchbooten die Meerenge zwischen Frankreich und Großbritannien passieren. Im vergangenen Jahr zählte die britische Regierung rund 8500 auf diesem Weg illegal eingereiste Personen. Innenministerin Patel hat einen Gesetzentwurf eingebracht, der illegale Einreise härter bestrafen will: Die Höchststrafe soll von bisher sechs Monaten auf vier Jahre Haft angehoben werden. Menschenschmuggler sollen zu lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilt werden können.

Bereits am Dienstag zwei Wochen zuvor hatte derselbe Sender gemeldet:

Der Gesetzentwurf sieht unter anderem lebenslange Haftstrafen für Schleuser und Anklagen gegen illegal Eingereiste vor. Grenzbeamte sollen Boote auf offener See abfangen und zurückschicken dürfen.

Es wurde nicht berichtet, daß einem Vertreter unseres bundesdeutschen Qualitätsjournalismus beispielsweise die Frage zu stellen eingefallen wäre, welche Unterschiede unsere landeseigene Kämpferin höchstpersönlich sähe zwischen den „Flüchtlingen“ im Mittelmeer und den „illegal“ einreisenden „Migranten“, auf Deutsch „Zuwanderer“, im Ärmelkanal.

Und ob und inwieweit der Gesetzentwurf der Tochter indischstämmiger Einwanderer, der britischen Innenministerin Patel, entfernt auch irgendwie der Bundeskanzlerin unheimlich heimlichen Kampf tangiere gegen „illegale Migration“ und „Sekundärmigration“.

Da wir gerade bei dem Thema sind, fällt mir prompt eine weitere ungestellte Frage unseres Qualitätsjournalismus ein auf der wohlgefälligen „mutmaßlich“ letztmöglichen Sommerpressekonferenz unserer in Wohlgefallen entschwindenden Kanzlerin. Am Freitag, dem 9. Juli hatte Deutschlands seriöseste Radiostation ebenfalls in aller Unschuld immerhin gemeldet hinsichtlich der aktuellen Zustände an der Grenze zwischen Litauen und Weißrußland:

Nach offiziellen Angaben wurden bereits mehr als 1.500 Menschen aufgegriffen – von ihnen 37 innerhalb von 24 Stunden. Das teilte der Grenzschutz heute mit. EU-Kommissarin Johannson warf dem belarussischen Machthaber Lukaschenko vor, die Migranten für politische Zwecke zu instrumentalisieren. Es handle sich um einen unfreundlichen Akt.

Litauen hatte angekündigt, wegen der illegalen Grenzübertritte seine fast 680 Kilometer lange Grenze zu Belarus mit Militär und einer Barriere zu sichern.

Was willst Du wissen? Ach so, die ungestellte Frage… Also mir wäre eingefallen, ob und welchen Unterschied unsere Kanzlerin erblicke im Hinblick auf die „Barriere“ Litauens gegen „illegale Grenzübertritte“ von „Migranten“ und dem Grenzzaun Ungarns „gegen illegale Grenzübertritte“ von „Flüchtlingen“.

Ach Du Schreck! Daß wir auch noch angekommen sind bei Viktor Orban, dessen Freund man tatsächlich nicht sein muß.

Wiederum an einem Dienstag, nämlich am 22. Juni, hatte unser Qualitätsjournalismus im Deutschlandfunk sich tatsächlich hinreißen lassen zu der Meldung:

Streit mit Ungarn: Etwa die Hälfte der EU-Staaten fordern Vorgehen gegen Gesetz, das Homosexuelle stigmatisiert

Etwa die Hälfte der EU-Staaten, darunter Deutschland, haben die Europäische Kommission aufgefordert, gegen das ungarische Homosexuellen-Gesetz vorzugehen.

Das geht aus einer Erklärung der Länder hervor, die von Belgien, Luxemburg und den Niederlanden initiiert wurde. Die Kommission müsse alle ihr zur Verfügung stehenden Instrumente gegen das Gesetz nutzen, heißt es darin. Es diskriminiere Homosexuelle und Transgender-Menschen und verletzte das Recht auf freie Meinungsäußerung unter dem Vorwand, Kinder zu schützen.

Das vergangene Woche vom ungarischen Parlament gebilligte Gesetz sieht unter anderem ein Verbot von Büchern und Filmen vor, die Minderjährigen zugänglich sind und in denen Sexualität dargestellt wird, die von der heterosexuellen abweicht. Darüber hinaus soll Werbung verboten werden, in der Homosexuelle oder Transsexuelle als Teil einer Normalität erscheinen.

Sie merken nichts mehr: Etwa 14 Staaten der Europäischen Union schließen sich also nicht der hysterisch forcierten Hetzkampagne gegen das von der mit übrigens in einer unbeanstandeten demokratischen Wahl per lumpiger Zweidrittelmehrheit vom Volke ins Parlament gewählten Regierungsmehrheit verabschiedete Gesetz an, das, nach all den spärlichen Sachinformationen unseres Qualitätsjournalismus, ähnlich wie allgemein auf der Welt bei Kinofilmen Usus, offenbar eine Altersgrenze für die Zugänglichkeit zur Darstellung gewisser Inhalte festlegt.

Genau das ist die Meldung!

In etwa 14 Staaten sieht man das anders!

Und genau dafür müßte sich ein Qualitätsjournalismus interessieren!

Warum sieht man eventuell in etwa 14 Staaten ein Gesetz, das Homosexuelle und Transsexuelle stigmatisieren soll, weil man Minderjährigen Homosexualität und Transsexualtät nicht als Normalität darstellen will, anscheinend nicht als Diskriminierung Homosexueller und Transsexueller?

Und was meint denn unsere in Wohlgefallen entschwindende Kanzlerin dazu, wenn „etwa die Hälfte der EU-Staaten“ ein Vorgehen gegen das Gesetz eines demokratisch gewählten Parlamentes nicht mitträgt?

Und könnte unsere Kanzlerin bei selbiger Gelegenheit einer interessierten Öffentlichkeit einmal sachlich begründen, inwiefern das ungarische Gesetz diskriminiere?

Wenn seitens unseres Qualitätsjournalismus es schon vehement verabsäumt wurde aus irgend einem Grund, vielleicht aus Arbeitsüberlastung, den ideologisch verunglimpften Gesetzestext wenigstens einmal zu zitieren zwecks souveräner Urteilsbildung des mündigen Bürgers und, wenigstens einmal, ungarische Befürworter des Gesetzes sachdienlich zu befragen?

Wenigsten einen, gern aber auch mehrere.

Wegen der Meinungsvielfalt angesichts all der fleißig ins Bild gesetzten tapferen Regenbogenbindenträger…

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Die einen von diesen „Perversen“ haben sozusagen die Geschlechtsdifferenz aus ihrem Programm gestrichen. Nur das ihnen gleiche Geschlecht kann ihre sexuellen Wünsche erregen; das andere, zumal die Gechlechtsteile desselben, ist ihnen überhaupt kein Geschlechtsobjekt, in extremen Fällen ein Gegenstand des Abscheus. Sie haben damit natürlich auch auf jede Beteiligung an der Fortpflanzung verzichtet. Wir nennen solche Personen Homosexuelle oder Invertierte. Es sind Männer und Frauen, sonst oft – nicht immer – tadellos gebildet, intellektuell wie ethisch hochentwickelt, nur mit dieser einen verhängnisvollen Abweichung behaftet. Sie geben sich durch den Mund ihrer wissenschaftlichen Wortführer für eine besondere Varietät der Menschenart, für ein „drittes Geschlecht“ aus, welches gleichberechtigt neben den beiden anderen steht. Wir werden vielleicht Gelegenheit haben, ihre Ansprüche kritisch zu prüfen. Natürlich sind sie nicht, wie sie auch gern behaupten möchten, eine „Auslese“ der Menschheit, sondern enthalten mindestens ebensoviel minderwertige und nichtsnutzige Individuen wie die in sexueller Hinsicht anders gearteten.

Die psychoanalytische Forschung ist nämlich genötigt worden, sich auch um das Sexualleben des Kindes zu bekümmern, und zwar dadurch, daß die Erinnerungen und Einfälle bei der Analyse der Symptome regelmäßig bis in frühe Jahre der Kindheit zurückführen. Was wir dabei erschlossen haben, ist dann Punkt für Punkt durch unmittelbare Beobachtung an Kindern bestätigt worden. Und da hat sich dann ergeben, daß alle Perversionsneigungen in der Kindheit wurzeln, daß die Kinder zu ihnen alle Anlage haben und die in dem ihrer Unreife entsprechenden Ausmaß betätigen, kurz, daß die perverse Sexualität nichts anderes ist als die vergrößerte, in ihre Einzelregungen zerlegte infantile Sexualität.

Andererseits ist es der gemeinsame Charakter aller Perversionen, daß sie das Fortpflanzungsziel aufgegeben haben. In dem Falle halten wir eine Sexualbetätigung eben pervers, wenn sie auf das Fortpflanzungsziel verzichtet hat und die Lustgewinnung als davon unabhängiges Ziel verfolgt.

Die sexuellen Perversionen der Erwachsenen hingegen sind etwas Greifbares und Unzweideutiges. Wie schon ihre allgemein zugestandene Benennung erweist, sind sie unzweifelhaft Sexualität. Mag man sie Degenerationszeichen oder anders heißen, es hat noch niemand den Mut gefunden, sie anderswohin als zu den Phänomenen des Sexuallebens zu stellen. Um ihretwillen allein sind wir zur Behauptung berechtigt, daß Sexualität und Fortpflanzung nicht zusammenfallen, denn es ist offenkundig, daß sie sämtlich das Ziel der Fortpflanzung verleugnen.

Was die perverse Betätigung trotz aller Fremdheit des Objektes und der Ziele zu einer so unverkennbar sexuellen macht, ist der Umstand, daß der Akt der perversen Befriedigung doch zumeist in vollen Orgasmus und in Entleerung der Genitalprodukte ausgeht. Das ist natürlich nur die Folge der Erwachsenheit der Personen; beim Kinde sind Orgasmus und Genitalexkretion nicht gut möglich, sie werden durch Andeutungen ersetzt, die wiederum nicht sicher als sexuell anerkannt werden.

Ich muß noch etwas hinzufügen, um die Würdigung der sexuellen Perversionen zu vervollständigen. So verrufen sie auch sein möge; so scharf man sie auch der normalen Sexualbetätigung gegenüberstellt, so zeigt doch die bequeme Beobachtung, daß dem Sexualleben der Normalen nur selten der eine oder andere perverse Zug abgeht. Schon der Kuß hat Anspruch auf den Namen eines perversen Aktes, denn er besteht in der Vereinigung zweier erogener Mundzonen an Stelle der beiden Genitalien. Aber niemand verwirft ihn als pervers, er wird im Gegenteil in der Bühnendarstellung als gemilderte Andeutung des Sexualaktes zugelassen. Gerade das Küssen kann aber leicht zur vollen Perversion werden, wenn es nämlich so intensiv ausfällt, daß sich Genitalentladung und Orgasmus direkt daranschließen; was gar nicht so selten vorkommt. Im übrigen kann man erfahren, daß Betasten und Beschauen des Objektes für den einen unentbehrliche Bedingungen des Sexualgenusses sind, daß ein anderer auf der Höhe der sexuellen Erregung kneift oder beißt, daß die größte Erregtheit beim Liebenden nicht immer durch das Genitale, sondern durch eine andere Körperregion des Objektes hervorgerufen wird, und Ähnliches in beliebiger Auswahl mehr. Es hat gar keinen Sinn, Personen mit einzelnen solchen Zügen aus der Reihe der Normalen auszuscheiden und zu den Perversen zu stellen, vielmehr erkennt man immer deutlicher, daß das Wesen der Perversion nicht in der Überschreitung des Sexualzieles, nicht in der Ersetzung der Genitalien, ja nicht einmal immer in der Variation des Objektes besteht, sondern allein in der Ausschließlichkeit, mit welcher sich diese Abweichungen vollziehen, und durch welche der der Fortpflanzung dienende Sexualakt beiseite geschoben wird. Sowie sich die perversen Handlungen als vorbereitende oder als verstärkende Beiträge in der Herbeiführung des normalen Sexualaktes einfügen, sind sie eigentlich keine Perversionen mehr.

Die perverse Sexualität ist in der Regel ausgezeichnet zentriert, alles Tun drängt zu einem – meist zu einem einzigen – Ziel, ein Partialtrieb hat bei ihr die Oberhand, er ist entweder der einzig nachweisbare oder hat die anderen seinen Absichten unterworfen.

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Sigmund Freud (1856 – 1939) Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse (XX. Vorlesung Das Menschliche Sexualleben und XXI. Vorlesung Libidoentwicklung und Sexualorganisationen)

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Wenn sich nur niemand fürchtete zu sagen, was die Sache ist, so würden alle Sachen besser gehen.“

Johann Gottfried Seume (1763 – 1810) Apokryphen

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Stille Post

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11. Juli 2021: Bellarmin an Mephisto

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Zum Interview der Woche dieser Woche hat man im Deutschlandfunk den Alexander Dobrindt geladen. Kann man ja machen. Zu keinem einzigen Interview in dieser Woche hat man Hans-Georg Maaßen geladen. Wohl aber etliche Leute, um sie zu ihren Befindlichkeiten über Hans-Georg Maaßen zu befragen. Und auch Kommentatoren hat man sprechen lassen und Berichterstatter über aus Zusammenhängen herausgeschnittene und in indirekter Rede zitierte Äußerungen (auf Dummdeutsch „Stätments“) Hans-Georg Maaßens. So daß der mit gespitztestem Ohr aufmerksamste Rezipient öffentlich-rechtlicher Medien bis zur Stunde nicht sicher sagen kann, ob beispielsweise das nachrichtlich verwendete pejorativ wertende Wort „Gesinnungsprüfung“, er habe eine „Gesinnungsprüfung“ gefordert, aus dem tatsächlich verwendeten Munde Hans-Georg Maaßens stammt oder, was Gott verhüte, aus der wahrhaftig unterrichtenden Feder einer, was Gott verhüte, eventuell sozusagen gewissermaßen quasi absichtsvoll tendenziös unterschiebenden Nachrichtenredaktion.

Was Gott verhüte!

Ich will nichts gesagt haben!

Gottseibeiuns! Das wäre ja, also das wäre ja sowas von sowas!

Vielleicht ist das auch nur dadurch entstanden, weil man, zwecks wahrhaftiger Unterrichtung der Öffentlichkeit, aus Sicherheitsgründen nur zitierte, was andere zitierten als Zitat von anderen.

Also Du versteht: als verzeihlicher Übermittlungsfehler!

Kennst Du eigentlich das Kinderspiel „Stille Post“?

Und vielleicht konnte man den „umstrittenen“ Mann, wie Jesus!, vielleicht konnten die Journalisten ihn auch deshalb nicht laden zum ausführlichen Interview zur Darlegung seiner Ansichten zwecks wahrhaftiger Unterrichtung der Öffentlichkeit, die ihnen erklärtermaßen am Herzblut liegt, weil der „umstrittene“ Mann heiser war. Und gesundheitliche Gründe, die könnte man ja aus Gründen deutschen Datenschutzes nun nicht hinausposaunen in die öffentliche Wahrhaftigkeit der wahrhaftigen Öffentlichkeit.

Also warten wir mal die nächste Woche und das nächste Interview der Woche ab!

Derweil erinnere ich mich, im März 2006, da hatte der SPIEGEL, ich habe den Mann schon zu Honeckers Zeiten als schlimm empfunden, da hatte der SPIEGEL den als links geltenden Oskar Lafontaine, den damaligen Fraktionsvorsitzenden der Linkspartei, noch zu einem Interview geladen zur wahrhaftig unterrichtenden Hinterfragung seiner öffentlichen Stätments. Weil:

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DER SPIEGEL vom 13. März 2006:

SPIEGEL: Im rheinland-pfälzischen Landtagswahlkampf haben Sie die Bundestagsabgeordneten als „Plapperfritzen“ beschimpft. Das ist der Ton, in dem sich die Nazis über die Weimarer Demokratie lustig gemacht haben.

Lafontaine: Ich wundere mich über solche Vergleiche. Das Wort „Plapperfritzen“ ist nun wirklich zulässig, insbesondere im Wahlkampf.

SPIEGEL: Sie haben auch gesagt, man könne „die ganze Bande im Bundestag“ in einen Sack stecken und draufhauen, man treffe schon immer den Richtigen …

Lafontaine: … das ist ein Sprachbild aus meiner saarländischen Heimat, das auch in Rheinland-Pfalz gut verstanden wird.

SPIEGEL: Von einer „Schweinebande“ war ebenfalls die Rede. …

Woran ich mich allerdings nicht erinnern kann, ist, daß die mehrmals umbenannte Partei DIE LINKE in all den Jahren bis heute auch nur einmal nachrichtlich als populistisch bezeichnet worden wäre…

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Gulliver im Lande der Einäugigen mit dem falschen Zungenschlag

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4. Juli 2021: Gulliver an Mephisto

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Am Mittwoch, dem 16. Juni 2021, stand bei Euch zu lesen in den verschriftlichten Nachrichten des Deutschlandfunks:

Bundeszentrale für politische Bildung: Nach „Shitstorm“ Linksextremismus-Eintrag laut TAZ auf Druck von Seehofer-Ministerium geändert – BMI widerspricht

Nachdem die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) ihre Definition von Linksextremismus geändert hat, ist weiter offen, in welchem Maße das Bundesinnenministerium (BMI) involviert war. Die „taz“ bezichtigt das BMI der Lüge.

„Im Unterschied zum Rechtsextremismus teilen sozialistische und kommunistische Bewegungen die liberalen Ideen von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit – interpretieren sie aber auf ihre Weise um.“ So lautete die Formulierung im Teaser des Online-Dossiers zum Thema „Linksextremismus“ der bpb bis Januar. Er stammt vom Politikwissenschaftler Hans-Gerd Jaschke, emeritierter Professor an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin.

Mitte Januar 2021 gab es plötzlich viel Gegenwind im Netz, unter anderem von einer Redakteurin der NZZ und dem ehemaligen Direktor der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, Hubertus Knabe, aber auch die „Bild“-Zeitung griff das Thema auf. Die Formulierung wurde als verharmlosend aufgefasst.

„Vor orchestrierter Empörungsaktion vom Konservativen bis Neurechten eingeknickt“

Dann änderte die bpb den Text auf Drängen des BMI hin. Die Bundeszentrale für politische Bildung ist als Bundesanstalt dem Innenministerium unterstellt. Wie die taz berichtete, strich sie zunächst das Wort „teilen“ und formulierte die Definition um, dass sich Linksextremisten auf die oben genannten Werte „berufen“. Diese Formulierung war dem BMI aber demnach nicht deutlich genug, sodass nach mehreren Änderungsschritten schließlich eine Formulierung auf der Seite der bpb landete, die mit den Worten beginnt: „Linksextremismus ist ein Sammelbegriff für alle gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung gerichteten Bestrebungen, die sich insbesondere in den Ideen von Anarchismus und Kommunismus ausdrücken.“ Diese Formulierung ähnelt der des Bundesamts für Verfassungsschutz.

Weder der wissenschaftliche Beirat noch das Kuratorium seien bei der Änderung einbezogen worden, berichtet die taz unter Berufung auf die bpb. Der Grünen-Abgeordnete Kai Gehring kritisiert, das BMI sei vor einer „orchestrierten Empörungsaktion von Personen aus dem konservativen bis neurechten Spektrum eingeknickt – mit Junger Freiheit, Bild und NZZ als Medienpartner.“

taz: Unionsfraktionsvize Frei auch involviert

Nun hat die taz das Bundesinnenministerium der Lüge bezichtigt. Im März hatte das BMI der Zeitung noch mitgeteilt, dass die Hausleitung in den Vorgang nicht eingebunden gewesen sei. Neue Dokumente, die der taz nach eigenen Angaben vorliegen, würden aber belegen, dass dies durchaus der Fall gewesen sei. Auf eine Anfrage des Deutschlandfunks teilte das Bundesinnenministerium lediglich mit: „Die Beantwortung erfolgte wahrheitsgemäß. Die der taz vorliegenden Mails stehen, unter Berücksichtigung der zeitlichen Abläufe, nicht im Widerspruch zu der an die taz übermittelten Auskunft.“

Die „taz“ berichtet zudem, dass der stellvertretende Unionsfraktionsvorsitzende im Bundestag, Frei, der zugleich Vorsitzender des bpb-Kuratoriums ist, nach einem Gespräch mit der „Bild“-Zeitung die Änderung durch das BMI entscheidend in Gang gebracht habe. Sein Büro habe sich beim Innenministerium dafür eingesetzt, die Formulierung zu überarbeiten.

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Über dem Nachrichtentext fand sich zudem noch ein Foto mit der Bildunterschrift:

Protest, reden, diskutieren, aber auch Gewaltbereitschaft spielen für einen Teil der autonomen Antifa-Szene eine wichtige Rolle.

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Das ist so schön bei Euch im Lande mit Euren Sendern für „die wahrhaftige Unterrichtung der Öffentlichkeit“, so schön klar, oder, wie Eure Politiker und Eure Journalisten sagen würden, so schön transparent: man weiß immer sofort, wer die richtige Meinung vertritt! Nämlich die, deren Meinungen zitiert werden. In der Deutschen Demokratischen Republik lobten die mit der ebenfalls richtigen Meinung diese: sie stünden auf der richtigen Seite der Barrikade. Wie die „auf der richtigen Seite der Barrikade“ stehende sogenannte taz im obigen Beispiel der verschriftlichten Nachricht.

Während auf der Gegenseite einer „orchestrierten Empörungsaktion von Personen aus dem konservativen bis neurechten Spektrum … mit Junger Freiheit, Bild und NZZ als Medienpartner“ und der Historiker Hubertus Knabe unzitiert stehen.

Wegen ihrer falschen Meinung.

Am selben Tag meldete dieselbe Anstalt, und ich will wenigstens ansatz- und andeutungsweise versuchen, das gleich ein klein wenig so zurechtzurücken, wie man bei uns darüber berichten würde und wie man einst sogar bei Euch die mündigen Bürger in wahrhaftiger Weise unterrichtet hätte.

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Mittwoch, 16. Juni 2021, Deutschlandfunk:

Berlin: 60 Polizisten bei Eskalation vor besetztem Haus verletzt

In Berlin sind bei Angriffen von Unterstützern des besetzten Hauses ‚Rigaer 94‘ rund 60 Polizisten verletzt worden. Etwa 200 vermummte Linksradikale hätten die Beamten im Stadtteil Friedrichshain unter anderem von Dächern mit Steinen beworfen, erklärte die Polizei.

Etwa 200 vermummte Linksextremisten haben die Beamten im Stadtteil Friedrichshain unter anderem von Dächern mit Steinen beworfen, erklärte die Polizei.

„Die Einsatzkräfte seien attackiert worden, als sie brennende Barrikaden gelöscht und weggeräumt hätten.“

Die Einsatzkräfte wurden angegriffen, als sie brennende Barrikaden löschten und wegräumten.

Berlins Innensenator Geisel erklärte, die Straftaten würden konsequent verfolgt.“

Berlins Innensenator Geisel kündigte an, die Straftaten konsequent zu verfolgen.

Hintergrund ist eine für morgen angekündigte Brandschutzprüfung in dem Haus durch den Eigentümer. Die linksradikalen Besetzer und ihre Unterstützer hatten seit Wochen Widerstand angekündigt…“

Die linksextremistischen Besetzer und ihre Unterstützer hatten seit Wochen Widerstand angekündigt…

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Zwei Tage später, am Freitag, dem 18. Juni 2021, meldete der Deutschlandfunk:

Hausbesetzung Berlin: Protest nach Brandschutzprüfung

Nach gewaltsamen Auseinandersetzungen rund um eine Brandschutzkontrolle in einem besetzten Haus in der Rigaer Straße in Berlin demonstrieren Bewohner und Unterstützer.“

Nach den brutalen Angriffen auf die Polizei wegen einer Brandschutzkontrolle in dem besetzten Haus in der Rigaer Straße in Berlin: Keinerlei Konsequenzen für Gewalttäter

Nachdem die Polizei über 60 Beamte, darunter drei schwerverletzte, hatte verzeichnen müssen, genehmigte man den gewalttätigen Besetzern und ihren Helfern eine Demonstration.

Laut Polizeiangaben waren 150 Personen zu dem Protest angemeldet, es seien aber deutlich mehr gekommen. Die zum Teil schwarz vermummten Teilnehmenden wurden von der Polizei aufgefordert, einen Mund-Nasenschutz zu tragen und die coronabedingten Abstände einzuhalten.“

Laut Polizeiangaben waren 150 Personen zu dem Aufmarsch angemeldet, es waren aber deutlich mehr. Die zum Teil gegen das Vermummungsverbot verstoßenden Extremisten wurden aufgefordert, einen Mund-Nasenschutz zu tragen und die coronabedingten Abstände einzuhalten.

Am Vormittag hatte sich die Polizei gewaltsam Zutritt zu dem verbarrikadierten Haus verschafft. Bewohner aus der linksradikalen Szene bewarfen die Einsatzkräfte mit Farbe.“

Am Vormittag hatte sich die Polizei gewaltsam Zutritt zu dem rechtswidrig verbarrikadierten Haus verschaffen müssen. Bewohner aus der linksextremistischen Szene bewarfen die Einsatzkräfte mit Farbe.

Berlins Innensenator Geisel, SPD, verurteilte die Angriffe auf Polizisten durch Hausbesetzer. Er sprach im Abgeordnetenhaus von ‚äußerster Brutalität‘ und ‚offenem Gangstertum‘. Bundespräsident Steinmeier bezeichnete die Gewalt als nicht hinnehmbar. Bereits gestern waren 60 Einsatzkräfte bei Auseinandersetzungen mit den Bewohnern verletzt worden.“

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Tapfer, tapfer!

Und jetzt paß auf, hier folgt die Apotheose des nicht Hinnehmbaren einer amtlich beglaubigten äußersten Brutalität von amtlich beglaubigten Gangstern, und ich kommentiere:

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Freitag, 18. Juni 2021, Deutschlandfunk:

„Rigaer 94: Innensenator Geisel will teilbesetztes Haus räumen lassen

Im Zusammenhang mit den Angriffen und Ausschreitung in der Rigaer Straße in Berlin befürwortet Innensenator Geisel eine Räumung des teilbesetzten Hauses.

Der SPD-Politiker sagte, das Problem sei nur rechtsstaatlich zu lösen.“

Ja, was denn sonst, Himmel, Arsch und Zwirn?

Man könne nicht mit der Ramme hinein und alle herausholen.“

Aber na klar kann man, und es gäbe auch andere Möglichkeiten der Terrorismusbekämpfung, zum Beispiel die GSG9!

Prinzipiell sei er aber für eine Räumung, falls ein Gericht dieser Maßnahme zustimme. Dafür müsse der Eigentümer des Gebäudes tätig werden und bei Gericht einen Antrag stellen.“

„Prinzipiell“!

Diese Konsequenz ist nicht zu fassen!

Es ist prinzipiell nicht zu fassen!

Da sind mehr als 80 (in Worten: achtzig!), da sind mehr als 80 Polizeibeamte, in der Hauptstadt Deutschlands, anläßlich einer Brandschutzkontrolle, da sind über 80 diensttuende Polizisten verletzt worden von einem gewalttätigen Abschaum mit uminterpretierten „liberalen Ideen von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“, und der verantwortliche verantwortungslose Innensenator, SPD, hat geradezu dreigroschenopernhaft realsatirisch, wie der brechtsche Polizeichef Brown, die Stirn zu behaupten, er könne da gar nichts machen?

Und hat nicht einen einzigen Täter verhaftet?

Und kann keinen einzigen der menschenverachtenden Besetzer dingfest machen lassen?

Solange der Besitzer des widerrechtlich besetzten Hauses keinen Antrag ausfüllt???

Und mitten in der Hauptstadt bleibt es bei einem vollkommen rechtsfreien Raum?

In dem Rechtsbrecher mit ihrer Rechtfertigungsideologie tun und lassen können, was sie wollen?

Weil über all die Jahre keine Anzeige vorläge?

In der vergangenen Nacht war es in Berlin im Zusammenhang mit den Vorkommnissen in der Rigaer Straße erneut zu Brandstiftungen und Sachbeschädigungen gekommen.“

Erneut!

In der vergangenen Nacht war es in Berlin im Zusammenhang mit den brutalen Gewaltakten in der Rigaer Straße erneut zu Brandstiftungen und Sachbeschädigungen gekommen.

Unbekannte setzten im Bezirk Reinickendorf Autos und Müllcontainer in Brand und schlugen Schaufensterscheiben ein. In Tempelhof/Schöneberg zerstörten vermummte Täter die Scheiben einer Immobilienfirma. Auch im Bezirk Weißensee wurden Fenster eingeschlagen. Bei Angriffen Linksextremer waren in den vergangenen Tagen bereits mehr als 60 Polizisten verletzt worden.“

Also doch Linksextreme?

Aber Gott sie Dank, in jedem Fall wenigstens links! Wenigstens nur Irregeleitete mit ansonsten brüderlichen und guten Absichten…

Was wäre auch gewesen, wenn etwa Rechtsextremisten in der Hauptstadt Berlin oder in Hamburg oder in Leipzig Häuser besetzten und hunderte Polizisten angegriffen und über 80 Polizisten verwundet hätten bei einer Brandschutzkontrolle?

Wäre da der Innensenator, wenigstens aus dienstherrlicher Fürsorgepflicht, verantwortlicherweise vielleicht doch auf die Idee gekommen, selber Anzeige zu erstatten?

Wegen Körperverletzung und des Verdachts auf Bildung terroristischer Vereinigungen, Hausfriedensbruch, Behinderung der Dienstausübung und und und?

Oder hätte vielleicht sogar darauf gedrungen, Gewaltausübende eventuell einzukesseln und auf frischer Tat zu ertappen?

Wäre wenigstens am nächsten Tag angerückt mit einer Ramme?

Statt eine „Demonstration“ der nachweislich straffälligen Hausbesetzer nebst dem Pack ihrer „Unterstützer“ zu bewilligen?

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Freitag, 18. Juni 2021, Pressespiegel im Deutschlandfunk:

Mit Stimmen zu den linksradikalen Ausschreitungen in der Rigaer Straße in Berlin-Friedrichshain und den deutsch-polnischen Beziehungen. Zunächst geht es aber um die eher enttäuschenden Zwischenergebnisse des Corona-Impfstoffs des Tübinger Unternehmens Curevac.

Zu den Auseinandersetzungen zwischen Linksradikalen und der Polizei in der Rigaer Straße in Berlin schreibt die AUGSBURGER ALLGEMEINE: „…Leidtragende sind die Nachbarn, die terrorisiert und bedroht, deren Autos angezündet und Fensterscheiben eingeworfen werden. Wer die Linksradikalen kritisiert, muss fürchten, brutal angegriffen zu werden. Viele Anwohner haben den Eindruck, dass sie von den zuständigen rot-rot-grünen Politikern keinen Rückhalt bekommen“, bemerkt die AUGSBURGER ALLGEMEINE.

„Auf wie viel Freiheit müssen die Berliner verzichten, damit eine sehr kleine linke Minderheit ihren Traum von einem Leben ohne Kapitalismus weiter träumen darf?“, fragt die BERLINER MORGENPOST und führt aus: „Es wird Zeit, dass das Haus endlich geräumt wird. Das Problem Rigaer Straße 94 gehört nach den Wahlen im September auf die Dringlichkeitsliste aller Fraktionen im Abgeordnetenhaus. Das ist die Politik den Einsatzkräften der Polizei und den Berlinern schuldig. Zu viele Jahre wurde nur halbherzig und hilflos agiert.“

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Danach, nach zwei Tagen! Nach sage und schreibe von immerhin zwei ganzen Tagen wahrhaftiger Unterrichtung: Schluß mit der konsequenten Verfolgung der Straftäter und konsequentes Ende der journalistischen Berichterstattung mit der wahrhaftigen Unterrichtung der Öffentlichkeit. Seither schweigen die Vögelein konsequent wieder in Eurem Lande der Einäugigen mit den falschen Zungenschlägen. Und warten konsequent auf den Eingang eines Antrags einer Privatperson!

Und auf die kommenden Wahlen im September!

Und die Zeit bis nach der Regierungsbildung.

Eure Medien erweisen sich als konsequent unfähig, diesen gigantischen Skandal in seiner wahrhaftigen Bedeutung auch nur entfernt zu erfassen!

Ob jemand wohl, wenn es sich statt der verzeihlich linken Irregeleiteten mit den guten Absichten und leider etwas radikalen Ansichten um rechte Radikale handelte mit den falschen Ansichten, ob dann wohl jemand auf die Idee gekommen wäre, eine Anzeige zu erstatten?

Gegen den unglaublichen Innensenator?

Wegen konsequenter Unterlassung?

Wegen Untätigkeit im Amt?

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Donnerstag, 22. August 2019, Deutschlandfunk:

In den vergangenen Monaten hat es in Deutschland durchschnittlich zehn Gewaltattacken pro Monat auf Politiker gegeben.

Wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der AfD-Bundestagsfraktion hervorgeht, registrierte die Polizei von April bis Juni insgesamt 31 Fälle von Körperverletzung oder gefährlicher Körperverletzung. Die Gewalt habe sich vor allem gegen Politiker der AfD gerichtet. Sie seien in 24 Fällen betroffen gewesen. Die mutmaßlichen Täter kamen laut Polizeistatistik meist aus dem linken Spektrum.

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Gemeint ist natürlich: Die Täter kamen laut Polizeistatistik meist aus dem linken Spektrum.

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Mein abfälliger Blick

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5. Juni 2021: Bellarmin an Mephisto

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Morgen also die Landtagswahl in Sachsen-Anhalt…

Und wie die langjährig regierungsbeteiligte SPD mit regelmäßiger Plötzlichkeit stets neue „Gerechtigkeitslücken“ entdeckt vor Wahlen im Bund, werden im Osten vor Landtagswahlen in vehementer Empörung angebliche Defizite der Wiedervereinigung angeprangert. Gewissermaßen als einzuklagende Bringeschuld eines den Osten okkupierenden Westens. Wie vor wenigen Tagen unter anderem zum x-tenmal zu beobachten war anläßlich der Konferenz der Regierenden ostdeutscher Länder. Und im Westen, mit einer nach dem Ende des Kalten Krieges im Lauf der Zeit inzwischen bar jeder auch nur leisesten Kritikfähigkeit handzahm degenerierten Presse, rauft man sich dann ebenso regelmäßig das wirre Haar und schlägt sich schuldbewußt die Brust, wie blöde folgend diesem ursprünglichen Narrativ der Partei Der Spalter.

Die ja wohl ein gänzlich anderes Interesse trieb und treibt, als der historisch objektiv einmaligen Erfolgsgeschichte der Wiedervereinigung Deutschlands ihre Reverenz zu erweisen nach der vierzigjährigen Zwangs- und Mißwirtschaft der SED auf dem Territorium der heute auf höchstem Niveau jammernden Ministerpräsidenten.

Einer Erfolgsgeschichte, bei der übrigens innerhalb von weniger als drei Jahren der gesamte zweitaktige Fuhrpark eines Staates ausgetauscht worden war.

Gegenüber deutschen demokratischen Wartezeiten von neun Jahren auf ein nach dem Mauerfall zum „Kultauto“ stilisiertes Vehikel mit Lenkradgangschaltung.

Nach dem nicht nur ganz Ostberlin gestunken hatte.

Denn daß die Wirtschaft Ostdeutschlands im Wesentlichen „abgewickelt“ werden mußte, lag wohl eher weniger an einer böswilligen Treuhand, der man die Schuld gibt, sondern an der vorherigen vierzig lange Jahre währenden Planwirtschaft mit rollender Schicht samt Schulen der sozialistischen Arbeit.

Der man nicht die Schuld gibt.

Aber bei der, man stelle es sich vor, die Betriebe untereinander sogenannte Risikovereinbarungen abschlossen für den Fall, daß der im Rahmen der staatlich forcierten „Importablösung“ heimliche, weil natürlich widerrechtliche Nachbau westlicher Patente entdeckt werden würde im „NSW“.

Also im „nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet“.

Risikovereinbarungen des Inhalts, welche der beteiligten parasitären Firmen dann welchen Devisenanteil der anfallenden Strafzahlungen zu entrichten hätte ins „NSW“. Nach dem eventuell aufgedeckten betrügerischen Patentschwindel.

Und welche geheimen Verhandlungen sich dann gewöhnlich länger hinzogen als die Eigenentwicklung „heimischer Produkte“.

Um nur ansatzweise ein Detail „volkseigenen“ Wirtschaftens zu beschreiben.

Doch zurück zu den vor Stupidität strotzenden Vorwürfen gegen den Westen.

Also der „Wessi“, diese Haßfigur, der erkennt die Lebensleistung der Ostdeutschen nicht an.

Hast Du jemals einen Namen genannt gehört von einem nativen „Wessi“, der die Lebensleistung der Ostdeutschen nicht anerkennte?

Der Deutschlandfunk kommentierte letzten Mittwoch unter der Überschrift, tatsächlich, „Der westdeutsche abfällige Blick muß sich ändern“:

Lediglich 62 Prozent der Westdeutschen ist laut Deutschland-Monitor die Anerkennung der Lebensleistungen der Ostdeutschen wichtig.“

Ja und?

Hat man in Ostdeutschland jemals gezählt, wievielen Ostdeutschen die Lebensleistung, abgesehen mal von Erich Honecker und Oskar Lafontaine, wievielen Ostdeutschen also die Anerkennung der Lebensleistung von Saarländern wichtig ist?

Oder von Sauerländern?

Und:

Was es jetzt braucht: eine breite – und ehrliche – Anerkennung der Lebensleistung der Ostdeutschen von Westdeutschen.“

Was soll dieser unglaubliche linksparteiliche Propagandaschwachsinn?

Mein Blick wird immer abfälliger.

Dann, unglaublich aber wahr und ohne jede Kritik und inzwischen dreißig Jahre nach der Wiedervereinigung (!): Der „Wessi“ nehme den Ostdeutschen die Führungspositionen weg!

Hast Du jemals von einem Fall gehört, daß einem Ostdeutschen eine Führungsposition verweigert worden wäre auf Grund seiner Geburt?

Die in „Die Linke“ umbenannte Partei Der Spalter, die in bundesdeutschen Medien tatsächlich nachrichtlich und nichtnachrichtlich weder als populistisch noch als extremistisch etikettiert wurde und wird, und deren Wähler nicht als Abgehängte, läßt im Wahlkampf Leute mit Ganzkörperplakaten herumlaufen, auf denen zu lesen steht: „Nehmt den Wessis das Kommando“.

Tatsächlich!

Apropos Wahlkampf in Sachsen-Anhalt…

Obwohl der Deutschlandfunk gestern den Intendanten des Neuen Theaters in Halle zitierte mit der Äußerung zur morgigen Landtagswahl in Sachsen-Anhalt: „Die Frage für Sonntag sei: Demokratie oder Diktatur?“, Du hast richtig gelesen, gibt es eine Neuerung in der Berichterstattung.

Bisher war es üblich bei Landtagswahlen, daß der Deutschlandfunk in dem jeweiligen Bundesland während seiner mittäglichen Informationssendung im Lauf der Vorwoche täglich mit einer Kurzreportage eine der beteiligten Parteien begleitet und vorstellt.

Für die morgige Wahl in Sachsen-Anhalt galt das nicht…

Stattdessen brachte man kurze Reportagen über kommunale Probleme vor Ort. Die in das eine Ohr eines Außenstehenden mit seinem abfälligen Blick hineingingen und aus dem anderen Ohr eines Nichtbetroffenen mit seinem abfälligen Blick wieder hinaus.

Man stellte die für die morgigen Wahlen in Sachsen-Anhalt maßgeblichen Parteien in ihrem Wollen und Wirken diesmal also nicht in der üblichen Weise begleitend vor.

Aus irgend einem Grund.

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In China werden schlechte Nachrichten unterdrückt.“

Deutschlandfunk am 23. März 2020

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Freude, schöne Pressefreiheit!

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8. Mai 2021: Bellarmin an Mephisto

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Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker auf einander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried‘ und Friedenszeiten.
Goethe: Faust. Eine Tragödie.

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Montag, 3. Mai 2021, Deutschlandfunk nachrichtlich zum „internationalen Tag der
Pressefreiheit“:

In der EU stehen einige Mitgliedsstaaten in der Kritik, weil sie in den vergangenen
Jahren die Medienfreiheit eingeschränkt haben. Die EU-Kommission hatte im März
ausdrücklich Ungarn, Polen und Slowenien in dieser Frage kritisiert.

O das tut gut! Vor Augen geführt zu bekommen, wie schön es doch ist, zu leben in
einem Lande, in dem die Pressefreiheit unbeschnitten ist im Gegensatz zu Ungarn,
Polen und Slowenien oder gar zur Türkei mit ihrem gesetzlich geschützten
Türkentum. Wenn es unter uns Pastorentöchtern bleibt (sonst möchten mich die
Leute wohl für eitel halten): Mir war die Pressefreiheit sogar schon einen ganzen Tag früher
aufgefallen als dem Deutschlandfunk!

Tatsächlich!

Nämlich als der nämliche Sender meldete:

Sonntag, 2. Mai 2021, Deutschlandfunk:

Hans-Georg Maaßen (CDU), der wegen seiner Haltung unter anderem zur
Flüchtlingspolitik der Bundesregierung umstritten ist, wurde in Suhl in Thüringen
zum Direktkandidaten für die Bundestagswahl im Wahlkreis 196 gekürt.

Bereits am Samstag hatte man in der gleichen Art und identischen Wortwahl, da kennen sie nix, seine Nominierung als Kandidat gemeldet und im Pressespiegel die Welt zitiert, welche zitiert, wie die Süddeutsche Zeitung Armin Laschet zitiert, und was er so meint über Hans-Georg Maaßen.

Das ist gelebte Pressefreiheit!

Und nicht, daß Du etwa denkst, damit hat sich’s!

Weit gefehlt!

Am Montag zitierte der Pressespiegel des Deutschlandfunks dann, was die
Zeitungsredakteure der Mitteldeutschen Zeitung zu Hans-Georg Maaßen meinen,
und was die Zeitungsredakteure der Süddeutschen Zeitung zu Hans-Georg Maaßen
meinen, und was die Zeitungsredakteure der Passauer Neuen Presse zu Hans-Georg
Maaßen meinen, und was die Zeitungsredakteure des Berliner Tagesspiegel zu Hans-
Georg Maaßen meinen, und was die Zeitungsredakteure vom Straubinger Tagblatt
zu Hans-Georg Maaßen meinen, und was die Zeitungsredakteure der Neuen
Osnabrücker Zeitung
zu Hans-Georg Maaßen meinen, und was die
Zeitungsredakteure der Allgemeinen Zeitung zu Hans-Georg Maaßen meinen.

Das ganze Meinungsspektrum über Hans-Georg Maaßen!

Und wie damals in der Deutschen Demokratischen Republik!

Vom NEUEN DEUTSCHLAND über jede Bezirkszeitung ausnahmslos hinab bis zur letzten Kreiszeitung!

Einhellig!

Das ist Pressefreiheit!

Da können die Ungarn, Polen, Slowenen und vor allem auch die Türken mit ihrem
gesetzlich geschützten Türkentum was lernen!

Und sich eine Scheibe abschneiden davon!

Von unserer bundesrepulikanischen Pressefreiheit.

Das Tollste ist aber, und das wissen die noch gar nicht: Ich bin mir sicher, die
verantwortlichen Redakteurinnen und Redakteure des Deutschlandfunks und der
übrigen öffentlich-rechtlichen Medien und der Allgemeinen Zeitung und der Neuen
Osnabrücker Zeitung
und des Straubinger Tagblatt und des Tagesspiegel und
der Passauer Neuen Presse und der Süddeutschen Zeitung und der
Mitteldeutschen Zeitung und der Welt und all die anderen, die werden natürlich
ihre Korrespondenten und Korrespondentinnen beauftragt haben: „Auf! Auf! Die
Pferde gesattelt! Die Stiefel gespornt! Und ab in den Wahlkreis 196! Da soll
tatsächlich einer sein in Deutschland, der eine umstrittene Haltung hat unter
anderem zur Flüchtlingspolitik der Bundesregierung! Und daß ihr nicht ohne den
Gekürten wiederkommt! Weil ihr ihn euch habt schnöde wegschnappen lassen vor
eurer Nase von einer der anderen Nasen, die darüber berichteten, was andere darüber
berichteten, was andere über Hans-Georg Maaßen meinten! Mag er noch so zappeln und zetern und
sich wehren und sich weigern! Bringt den Mann, der in Deutschland eine umstrittene Haltung hat unter anderem zur Flüchtlingspolitik der Bundesregierung ins Aufnahmestudio! Für ein ausführliches Interview! Denn das hat jeder Journalist gelernt auf seiner Schule und weiß jede Journalistin einer freien Presse: Ein Kerl, über den alle berichten, was andere darüber berichten, was andere über ihn meinen, ist einfach die Sensation fürs Publikum!

Und das dient sogar einer wahrhaftigen Unterrichtung der Öffentlichkeit!

Und steigert nebenbei die Auflagen und Einschaltquoten und ist Gold und alle Mühe wert!

Und es war getan, fast eh gedacht! Und nun reiten sie durch Nacht und Wind und
Corona und halten ihn warm in ihrem Arm und reiten und reiten und reiten.

Und sind bestimmt schon auf dem Rückritt.

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Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden.“

Rosa Luxemburg (1871 – 1919)

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Das ist die Frage aller Fragen und die Antwort aller Antworten

 

20. März 2021: Bellarmin an Mephisto

 

Stell Dir vor, was diese Woche geschehen ist:

Da wurde in Washington ein Bericht der amerikanischen Geheimdienste veröffentlicht, demzufolge auch bei den letzten Wahlen von russischer Seite versucht worden sei, den Wahlkampf zugunsten Donald Trumps zu beeinflussen mittels des Streuens von Unwahrheiten und Irreführungen sowie erneuten Angriffen auf „wichtige Sektoren der Wahl-Infrastruktur“.

Davon nicht das geringste Sterbenswörtchen in der sich als das seriöseste Nachricht-Medium Deutschlands verstehenden 20-Uhr-Tagesschau!

Einen Tag später, da sagt der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika ins Angesicht unseres Planeten, daß er den ruhmredigen Präsidenten des größten ruhmredigen Staates der Erde für einen Mörder hält – und die gebührenfinanzierte 20-Uhr-Tagesschau bringt davon kein Wort!

Infolge jenes in der Weltgeschichte einmaligen Vorgangs ruft der Auftraggeber seinen Botschafter aus den Vereinigten Staaten von Amerika zurück ins ruhmredige Rußland – und die laut bundesdeutschem Pressekodex zur wahrheitsgemäßen Unterrichtung der Öffentlichkeit verpflichtete 20-Uhr-Tagesschau meldet darüber nicht ein einziges Wort!

In den Folgetagen in Deutschland außer eines wie immer erfreulich klartextlichen Kommentars von Marcus Pindur und eines Interviews der wie immer erfreulich kompetenten, klugen und kenntnisreichen Marieluise Beck von den Grünen, beide im Deutschlandfunk, keinerlei Behandlung oder gar eine den Tatsachen entsprechend angemessene Gewichtung, weder von politischer Seite noch in den öffentlich-rechtlichen Medien, dieser im wahrsten Sinne ungeheuerlichen Phänomene nach dem Zweiten Weltkrieg!

Auf die freilich unmöglich von einem bundesdeutschen Journalisten gestellte Frage, ob er Putin für einen Mörder halte, antwortet der US-amerikanische Präsident also offenherzig, daß er das tue. Hätte er hingegen auf die freilich nie einem deutschen Journalisten in seinen politisch korrigierten Sinn gekommene Frage des journalistischen Vertreters einer freien Presse mit einem Nein geantwortet, hätte sich der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika doch aber entweder als fahrlässig dumm oder als fahrlässig verlogen offenbart (geautet im ordinären Dummdeutsch deutscher Journalisten).

Gottseibeiuns!

Was sollte man denn nun machen in der Redaktionsstube der ARD? Na klar: Dasselbe wie der Leiter des Deutsch-Russischen Forums Matthias Platzeck (SPD) im Einklang mit den Genossen der Linkspartei: Schweigen. Denn der Biden in den USA, der hat ja keine Beweise vorgelegt, daß Wladimir Wladimirowitsch etwas gewußt habe über das Ableben Litwinenkos oder der Politkowskaja oder Nemzows oder die plötzlichen Erkrankungen der Skripals oder Nawalnys, dessen Namen der Wladimir, als kennte er (als Staatschef!) ihn nicht im Gegensatz zum Rest der Welt, dessen Namen bis vor kurzem er überhaupt nur einmal in seinen Mund zu nehmen sich hütete aus irgend einem Grund. Und aus der Linkspartei und von Matthias Platzeck hieß es ja auch prompt, also wenn da Geheimdienste im Spiel wären bei Nawalnys seinerzeitigem Zusammenbruch im Flugzeug, dann könnte man gar nichts mehr dazu sagen.

Denn dann wäre ja alles möglich.

Was nahe legen soll: Dann wäre es wohl die CIA, die ihre Hände im Spiel hatte.

Mit dem Ziel der Verbreitung antisowjetischer Propaganda.

Und was will man denn? Der Verbrecher Nawalny befindet sich inzwischen rechtmäßig russisch verurteilt im russischen Gewahrsam des russischen Straflagers IK-2 in Pokrow, Franz-Stollwerck-Straße Nr. 6. Weil er hat ja seine Meldepflicht verletzt! Und da wird er, damit ihm solches nicht wieder passiert, selbst jede Nacht von einem neben ihm sitzenden Wärter überwacht und jede Stunde geweckt und fotografiert und der Anwesenheitsnachweis meldepflichtig nach draußen gemeldet. Also sicherer geht es kaum, da soll er sich noch mal beschweren!

 

Donnerstag, 18. März 2021, Deutschlandfunk:

Beck: Wir haben es ja in Deutschland selber erlebt. Mein Büro übrigens war im Februar 2014 das erste, das gehackt worden ist – wie wir jetzt wissen von genau derselben Gruppe des russischen Auslandsgeheimdienstes, die auch die Clinton-Kampagne gehackt hatten. Das ist vollkommen klar belegt.


Heckmann: Frau Beck, bisher ist ja unklar, ob diese Hacker-Angriffe und Desinformationskampagnen von irgendwelchen russischen Hackern kommen, die irgendwo sitzen, oder von Aktivisten, oder ob der Auftrag aus dem Kreml kommt. Den US-Diensten stellt sich diese Frage offenbar nicht mehr. Sie sagen, entweder hat der Kreml diese Aktivitäten selbst durchgeführt, oder andere damit beauftragt. Wie sicher sind Sie, dass die russische Regierung hinter diesen Aktivitäten steckt?

Beck: Ich kann das für Deutschland ganz klar sagen. Es handelt sich um zwei Gruppen des russischen Auslandsgeheimdienstes. Die heißen APT28 und APT29, Cozy Baer und Fancy Baer. Diese Hacker-Angriffe sowohl in den USA als auch bei mir im Büro, sind ganz eindeutig diesen beiden Gruppen zugeordnet worden. Das ist auch vom deutschen Geheimdienst und vom Innenministerium und vom Bundesamt für die Sicherheit von Informationstechnik in keinster Weise bestritten worden, sondern im Gegenteil. Das ist die Auskunft dieser Stellen.

Heckmann: Und das heißt?

Beck: Das heißt, es gibt massive Versuche, tatsächlich auch in einen Nerv von modernen Gesellschaften einzudringen. Aber wie gesagt, ich halte für eigentlich noch gefährlicher die systematische Politik der Beeinflussung mit Botschaften, mit Propaganda, durch Verwirrung, so dass zum Schluss Bürgerinnen und Bürger sagen, nichts Genaues weiß man nicht, und diese Netzwerke, die aufgebaut werden.


Heckmann: Wie könnte man sich dagegen schützen als Land oder auch der einzelne? Was ist da Ihr Rat?

Beck: Ich glaube, dass wir sehr viel genauer hinschauen sollten zu Finanzströmen, auch wenn es selber weh tut. Ich glaube, dass wir einfach eine wirklich aufmerksame Medienlandschaft brauchen. Wir brauchen auch eine Politik mit geradem Rücken. Wer, wie jetzt in Mecklenburg-Vorpommern, Gazprom die Möglichkeit gibt, eine Fake Umweltstiftung zu gründen, die nichts anderes ist als ein Gazprom-Geschäftsinteresse, der handelt nicht im Sinne von Demokratie und Aufklärung, die wir in der Demokratie brauchen – Wahrheit und Aufklärung.

 

 

Das Unbehagen, das viele in Deutschland bei solch klaren Worten verspüren, ist fehl am Platz. Denn dem liegt die falsche Vorstellung zu Grunde, man könne den Kreml-Herrscher durch freundlichen Ton zur Kooperation bewegen. Alle Erfahrungen der letzten zehn Jahre sprechen dagegen. Die Bundesregierung könnte dazu beitragen, Putin die Grenzen aufzuzeigen, indem sie die unselige Nord-Stream-2-Pipeline endlich ad acta legt. Putin ist, wer er ist. Biden hat dies lediglich offen ausgesprochen.

Marcus Pindur, Donnerstag, 18. März 2021, Deutschlandfunk

 

Endlich!

Alternative für nützliche Idioten

 

13. März 2021: Bellarmin an Mephisto

 

Am Donnerstag, dem 28. Januar 2021, meldete der Deutschlandfunk:

Russland hat Lieferprobleme beim Corona-Impfstoff Sputnik-V eingeräumt.“

Am Freitag, dem 29. Januar 2021, meldete der Deutschlandfunk:

Im Streit um die Lieferschwierigkeiten des Herstellers AstraZeneca hat Russland angeboten, der EU mit seinem Corona-Impfstoff Sputnik V auszuhelfen.

Am Sonntag, dem 7. März 2021, stand in der kroatischen Zeitung JUTARNJI LIST zu lesen:

Immer mehr Länder versuchen nun, mit Russland zusammenzuarbeiten und dabei eine größere Menge des russischen Sputnik-V-Impfstoffes zu beschaffen. Doch auch dies wird nicht die Lösung der Probleme sein. Russland kann nämlich nicht einmal genug Vakzin produzieren, um den eigenen Bedarf zu decken.

Am Dienstag, dem 9. März 2021, meldete der Deutschlandfunk mündlich in den Nachrichten:

Deutschland steht einer Untersuchung der Europäischen Union zufolge wie kein anderes EU-Land im Fokus russischer Desinformations-Kampagnen.

Es gebe systematische Vorgänge sowohl durch politische Ebenen als auch durch Medien, die dem Kreml nahe stehen, heißt es in einem Bericht, den der Auswärtige Dienst in Brüssel veröffentlichte. Bei diesen Desinformations-Kampagnen werde ein Bild von Deutschland gezeichnet, wonach hierzulande eine irrationale Russophobie verbreitet werde. Seit Ende 2015 seien mehr als 700 Fälle in einer Datenbank gesammelt worden. Frankreich wurde demnach nur gut 300 Mal, Italien 170 Mal und Spanien 40 Mal attackiert.

Daraus wurde dann typischerweise anstelle der mündlichen in den verschriftlichten Nachrichten des nämlichen Tages als verbleibende Meldung zurechtgestutzt:

EU-Bericht: Russland weist Vorwürfe gezielter Desinformation zurück

Russland hat Vorwürfe wegen gezielter Desinformationskampagnen gegen Deutschland als „lächerlich“ zurückgewiesen.

Der Westen solle lieber eigene politische Kampagnen gegen Russland untersuchen, sagte eine Sprecherin des Außenministeriums in Moskau der Deutschen Presse-Agentur. Sie reagierte damit auf eine Untersuchung der Europäischen Union. Danach steht Deutschland wie kein anderes EU-Land im Fokus russischer Desinformations-Kampagnen. Es gebe systematische Vorgänge sowohl durch politische Ebenen als auch durch Medien, die dem Kreml nahe stünden, heißt es in einem Bericht, den der Auswärtige Dienst in Brüssel veröffentlichte. Danach werde ein Bild gezeichnet, wonach in Deutschland eine irrationale Russophobie verbreitet werde.

Typischerweise herrschte über den Bericht des Auswärtigen Dienstes der Europäischen Union in den folgenden Tagen ein wie gleichgeschaltetes einhelliges Stillschweigen der bundesdeutschen Journalisten, der bundesdeutschen Politiker und der bundesdeutschen Politologen. Ist nicht weiter wichtig. Auch die doch eigentlich hochinteressante Frage, warum ausgerechnet Deutschland „wie kein anderes Land im Fokus russischer Desinformations-Kampagnen“ steht, scheint keinem Medienvertreter eingefallen zu sein. Und mit welchen Absichten, und wer wohl der Auftraggeber gewesen sein könnte für dieses völlig neue Phänomen russischer Politik.

Soweit reicht die Phantasie nicht mehr.

Dafür noch am selben Tag auf demselben Sender:

Drei Monate nach dem umstrittenen Russland-Besuch führender AfD-Politiker häst [sic!] sich erneut eine Delegation der Partei zu Gesprächen in Moskau auf.

An der Reise nehmen Fraktionschefin Weidel sowie die Abgeordneten Bystron und Schlund teil, wie die Fraktion mitteilte. Es gehe darum, den Gesprächsfaden zwischen Deutschland und Russland nicht abreißen zu lassen, erklärte Weidel. Auf dem Programm stehen unter anderem Gespräche im Außenministerium sowie mit Vertretern des Parlaments. Zudem ist ein Besuch des Forschungszentrums Gamaleja vorgesehen, in dem der Corona-Impfstoff Sputnik V entwickelt wurde.

Der Moskau-Besuch von AfD-Abgeordneten Anfang Dezember hatte in Deutschland für Kritik gesorgt. Parteichef Chrupalla hatte bei einem Treffen mit Außenminister Lawrow die politischen Verhältnisse in Deutschland moniert und die Sanktionen gegen Russland verurteilt.

Das deutsch-russische Verhältnis ist derzeit vor allem wegen des Vorgehens gegen den Oppositionspolitiker Nawalny belastet.

Ach ist das schön, daß die Alice Weidel von der Partei mit den dubiosen Parteispenden aus dem Ausland kompetenterweise den Gesprächsfaden zwischen Deutschland und Rußland nicht abreißen läßt, das bringt uns weiter. Das ist gelebte deutsch-sowjetische Freundschaft und, Ernst Jandl hat es schon immer gewußt, es ist ein Illtum zu glauben, lechts und rinks könne man nicht velwechsern: Die Erklärung mit dem Gesprächsfaden, die könnte wortgleich auch von Dietmar Bartsch aus der umbenannten Partei mit dem in irgendein Ausland entschwundenen Parteivermögen stammen und identisch ebenso von Matthias Platzeck aus der Partei des vom Ausland dotierten Gerhard Schröder.

Ob lechts, ob rinks, all die Unberufenen fühlen sich berufen aus irgend einem Grund, für den Gesprächsfaden kämpfen zu müssen.

Und das freut den Auftraggeber.

 

Die Zerstörung des öffentlichen Diskursklimas

 

6. März 2021: Bellarmin an Mephisto

 

Eine der drei elementaren Regeln kommunikativer Dialektik läßt sich etwa so formulieren: Ich mache meinem Gegner, mit dem ich jedoch irgendwie ins Gespräch kommen möchte oder muß, und infolgedessen er wohl oder übel mein Kommunikationspartner wird, nur derartige Gesprächsangebote, die jener auch akzeptieren kann. Meinem strategischen, also meinem übergeordneten Interesse an jenem Dialog, sei es zwecks grundlegender Verständigung, sei es zwecks Situations- oder Positionsklärung, sei es überhaupt nur zwecks eines „ins erste Gespräch kommen“, ordne ich alle meine Vorurteile unter und erst recht alle Unsachlichkeiten. Was bedeutet, ich scheide genau das aus, was dem Selbstverständnis meines Gegenübers widerspräche und ihm somit den Eintritt in einen sachlichen Dialog verwehren könnte.

Früher gab es das. Da konnten sich Bahr mit Barzel, Brandt mit Breshnew unterhalten.

Es war einmal…

Es war also Anfang Mai 2016 seitens des Zentralrates der Muslime, nämlich höchstpersönlich von ihrem Vorsitzenden Mazyek, die AfD in die Nähe der NSDAP gerückt worden. Dann hat selbiger die AfD-Spitzenvertreter unter propagandistischem Tamtam für ein Gespräch zu sich gebeten. Die Einladung trug allerdings bereits den Ruch einer Einbestellung. Am sonntäglichen Vorabend des geplanten Diskurses bekräftigte Mazyek seine Vorwürfe. Am Montag meldeten dann die Gazetten im Einklang mit den öffentlich-rechtlichen Medien triumphierend, die Zusammenkunft sei „von der rechtspopulistischen AfD“ nach kurzer Zeit abgebrochen worden mit der Begründung, Vertreter des Zentralrates hätten die Partei in die Nähe des Dritten Reiches gerückt.

Dieser Begründung des Gesprächsabbruchs wurde vom Zentralrat in keiner Weise widersprochen.

Am letzten Sonntag im Mai 2016 folgte dann die Inszenierung „Gauland hätte geäußert, er wolle Boateng nicht als Nachbarn haben.“

In der Mittagsinformationssendung des Deutschlandfunks vermeldet anfänglich ein aufgeregter Journalist, der Alexander Gauland von der AfD habe Jérôme Boateng beleidigt! Gauland hätte geäußert, er wolle Boateng nicht als Nachbarn haben. Erst am Schluß der Sendung klang das dann etwas anders: Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung zitiere Gauland unter der Überschrift „Gauland beleidigt Boateng“ mit den beiden Sätzen: „Die Leute finden ihn als Fußballspieler gut. Aber sie wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben.“

Diese beiden aus jedem weiteren Kontext gelösten Sätze wurden nun unentwegt von sämtlichen Medien, ohne erneute wörtliche Zitierung, in einen Strom der Entrüstung gestellt, vielfach in einem Atemzug mit der Wiederholung, Gauland habe Boateng beleidigt! Meist mit der triumphierenden Einleitung: „Boateng ist Deutscher, Nationalspieler, engagiert sich für soziale Projekte. Er ist in Berlin geboren, Vater Ghanaer, Mutter Deutsche.“ (Bild)

Über Twitter, dem Medium der inkompetenten Inkontinenten, meldeten prompt SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann und Linken-Chef Bernd Riexinger fast wortgleich, Gauland sei ein Rassist!

Ohne das geringste anderweitig als sonst so politisch korrekt empfundene und jedem Mörder zugebilligte „Mutmaßlich“.

Und natürlich fügte die unvermeidliche Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckard ihren Senf hinzu, ihr sei Boateng in der Nachbarschaft viel lieber als Gauland. Ebenfalls fast wortgleich mit der Landesvorsitzenden der CDU in Rheinland-Pfalz, Julia Klöckner.

Der seinerzeitige Vizekanzler, also ein Regierungsvertreter, Sigmar Gabriel meinte sagen zu müssen: „Gauland ist nicht nur gegen Fremde, sondern auch gegen das Gute an Deutschland“!

Und der damalige Rechtspfleger und Rechtshüter, Justizminister Heiko Maas, den man offensichtlich vergaß bei seinen juristischen Studienabschlüssen zu examinieren über die Unschuldsvermutung, der Heiko Maas also, ein Regierungsvertreter, nannte „Gaulands Äußerung“ „niveaulos und inakzeptabel“.

Der Deutschlandfunk frohlockte: „Im Internet schwillt unter dem Schlagwort ‚Nachbar‘ die Empörung über AfD-Vize Alexander Gauland zum Shitstorm an.“

Unverhohlene Freude eines öffentlich-rechtlichen Mediums über fremdsprachlich verklausulierte Fäkaliensprache gegenüber einem deutschen Oppositionspolitiker!

Und meldete nachrichtlich: „Bundeskanzlerin Merkel hat die Äußerung von AfD-Vizechef Gauland im Zusammenhang mit dem Fußballnationalspieler Jérôme Boateng verurteilt. Der Satz, der gefallen sei, sei niederträchtig und traurig, sagte Merkels Sprecher Seibert in Berlin.“

Die Regierungschefin!

Niederträchtig und traurig“.

Indessen muss ich traurig zugeben, dass meine Kenntnisse aristotelischer Logik und mathematischer Schlußweise nicht ausreichen, aus den beiden Sätzen „Die Leute finden ihn als Fußballspieler gut. Aber sie wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben.“, wenn sie denn so gefallen sein sollten, eine „Beleidigung“ Boatengs oder einen „Rassisten“ Gauland zu folgern.

Und über das „Richtig“ oder „Falsch“ dieser Thesen eventueller Befindlichkeiten der deutschen Bevölkerung (und eben nicht der Gauland unterstellten!) wäre früher in einer Sonntagsrunde des „Frühschoppen“ bei Werner Höfer in der ARD völlig normal debattiert worden.

Als interessantes und wichtiges Diskussionsthema.

Doch stattdessen erweckten die Reaktionen den Anschein einer konzertierten Inszenierung mit dem Zweck der unbedingten Nachweisführung einer nazistischen Gesinnung.

Und erinnerte wieder an die des Chefkommentators der „Deutschen Demokratischen Republik“, also an Sudel-Edes Inszenierung von Hetzkampagnen gegen eine unterstellte „revanchistische“ Gesinnung der „Beärrdee“.

Um mich nicht noch weiter in die Vergangenheit zurückzudenken.

Um das Wort „faschistoide Stimmungsmache“ noch einmal zurückzuhalten.

Der gesamte Staat totalitär gegen ein Individuum!

Gauland = Rassist!

AfD = rassistische Partei!

Keine einzige journalistische Stimme, die den Rufmord Rufmord nannte! Und noch heute wird kolportiert, Gauland hätte gesagt, er würde Boateng nicht zum Nachbarn haben wollen.

Erbärmlich!

Widerlich!

Beängstigend!

Nur ganz vereinzelt blieb ein allerdings folgenloses Quäntchen Vernunft (Hervorhebungen von Bellarmin):

 

Montag, 30. Mai 2016, Deutschlandfunk:


Müller: Viele Fans finden die „ausländischen Spieler“, die Migrantenspieler, sehr, sehr gut, aber in der politischen, gesellschaftlichen Realität haben sie massive Vorurteile?


Eilenberger: Ja! Das glaube ich, dass es da eine kognitive Dissonanz gibt, auch gerade bei vielen Fußballfans, auch aus dem mutmaßlichen Wählerpool der AfD. Ich denke, wir müssen uns einfach eingestehen, dass es ein hohes Maß an Alltagsrassismus in Deutschland nach wie vor gibt. Darauf hat Herr Gauland auch angespielt. Und ich glaube, wenn es eine Deskription war, dass viele Menschen nicht neben farbigen Mitbürgern leben wollen, dann ist das leider nicht falsch. Das Interessante ist, dass Herr Gauland das nicht bedauert, sondern einfach festhält und daraus politisches Kapital schlagen will, und das ist die Unverantwortlichkeit im Diskurs. Und wenn Sie mich fragen, ob viele Fußballfans vielleicht Herrn Boateng bejubeln und andererseits aber sagen, na ja, so neben ihm wohnen wollte ich nicht, dann ist das eine sehr hässliche Wahrheit. Aber ich glaube, es ist deskriptiv nicht falsch und trifft auf 30 bis 40 Prozent der Bevölkerung immer noch zu.



Müller: Jetzt müssen wir, Herr Eilenberger, auch nochmal diesen Einwurf zumindest machen, wir haben vor gut einer Stunde auch mit unserem Korrespondenten Stephan Detjen in Berlin darüber gesprochen, dass das ja offenbar gar nicht so klar ist, was Alexander Gauland nun definitiv, also wortwörtlich gesagt hat. Die beiden Reporter, Korrespondenten der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ haben es eben so zitiert, und er hat gesagt, er weiß gar nicht, ob er Boateng genannt hat, aber vielleicht doch. Ist für Sie alles Taktik und keine legitime Erklärung, Entschuldigung?


Eilenberger: Soweit ich über diesen Fall informiert bin, hat Herr Gauland das im Bereich eines weiten Gesprächs, das er nicht eigens autorisieren ließ, gesagt. Und ich muss sagen, ich bin mit der Skandalisierung der „FAS“-Kollegen sehr unzufrieden. Ich finde auch wirklich schäbig, dass man dann zu den Nachbarn von Herrn Boateng geht und da eigens eine Umfrage startet. Das ist auch eine Form von Skandalisierung, die ich journalistisch nicht befürworten kann und die sehr viel zur Zerstörung des öffentlichen Diskursklimas beiträgt. Ich muss sagen, der journalistische Umgang der „FAS“-Kollegen mit diesem Faktum, der lässt mich auch sehr unzufrieden zurück.

 

Müller: Es hilft jetzt der AfD?


Eilenberger: Es wird sicher die Stammwählerschaft der AfD nicht verschrecken, sondern bestätigen, und es bringt ein neues Thema in einer sehr hässlichen und sehr sachfernen Form in den öffentlichen Diskurs, das eigentlich wichtig ist und dem wir alle offenen Auges entgegensehen sollten.


Müller: Der Philosoph Wolfram Eilenberger, Chefredakteur des Philosophie-Magazins.

 

Dienstag, 19. April 2016, STUTTGARTER NACHRICHTEN:

Derzeit geht es allzu oft darum, Sätze von AfD-Größen zu skandalisieren, auch um eine Beobachtung der Partei durch den Verfassungsschutz herbeizureden. Die jüngste Aussage der AfD, der Islam sei unvereinbar mit dem Grundgesetz, ist aber wahrlich nichts Neues. Das sagen selbst Rechtsexperten seit vielen Jahren. Auch das von der AfD angestrebte Verbot von Minaretten oder Burkas ist noch kein Grund, sich an Hitler-Deutschland erinnert zu fühlen, wie dies der Zentralrat der Muslime tat. Es sei denn, man würde Länder wie Frankreich, Belgien oder die Schweiz ebenfalls als Nazi-Diktaturen bezeichnen wollen. Dort gibt es nämlich schon solche Verbote.

 

 

In der Tat muss man kein AfD-Anhänger sein, um das Vorgehen des Verfassungsschutzes fragwürdig zu finden.“
Samstag, 6. März, 2021, SÜDKURIER